Abends im Mondscheine Dem Andenken meines Bruders geweiht. Schon seh' ich Phöbus Stralen sinken Mit schnellem Flug' ins Abendmeer, Und Luna mir zur Ruhe winken Vom hochgewölbten Himmel her. Sie steigt herauf voll ernster Feier, Gekrönt mit einem Sternenkranz, Und bricht des Abends dunklen Schleier Mit ihrer Stralen lichtem Glanz. So kommt sie über Meereswogen, Mit stiller Ruh' im ernsten Blick', Wie eine Göttin hergeflogen, Und scheucht den späten Tag zurück. Beim lauten Fest in trunkner Freude Schwimmt sie im schäumenden Pokal, Auch leuchtet sie auf öder Haide Beim einfach ländlich-frohen Mahl. Sie theilet treuer Liebe Schmerzen Und Trost mit blassem Silberblick, Träuft stille Ruh in wunde Herzen Und Hofnung auf zukünft'ges Glück. Aus den gestirnten goldnen Kreisen Verschönt sie jeden Blüthenbaum, Streut Schlummerkörner um den Weisen, Zum langen süßen Morgentraum. Sie wallt um die bemoosten Hügel Der Todten in dem stillen Hain, Und weilt mit ihrem Silberflügel Bei'm Aschenkrug, und Leichenstein. – Dort, wo an Seelands weißer Küste Mein hochgesinnter Bruder ruht, Umschwebt sie dessen kalte Büste, Und spiegelt sich in Meeres-Fluth. Nicht Erde aus dem Vaterlande Deckt meines Albrechts Hülle zu, Am weit entfernten Meeresstrande Fand seine müde Seele Ruh! Getrost! – ein Tag wird uns vereinen! Einst seh' ich dich verklärt und schön In Edens Lichtumfloßnen Hainen Mir sehnsuchtsvoll entgegen gehn!