An meine Schwester Schön ist's, unter blüthenvollen Zweigen Blasse Sterne langsam schwinden sehn, Wenn die blauen dämmernden Gebirge Sanft geröthet von Aurora stehn; Wenn die grosse Königin des Tages Die Natur mit Flammenblicken grüsst; Wenn die Fackel ihres Abendgoldes Prachtvoll in des Meeres Wellen fliesst! Schön ist's hier, wo schattiger Platanen Silberthau den grünen Boden tränkt, Wo mir an des See's umschilftem Ufer Ruhe hold zu höhern Freuden winkt; Wo der Lenz im weissen Blüthenkranze Einen Teppich blauer Veilchen webt, Luna magisch um die dunklen Tannen Wie ein Geist aus andern Welten schwebt! Schön ist's, wenn des Maien Silberglocke Zwischen seidnen Blättern duftend blüht, Und die volle frischbethaute Rose In dem Morgengold der Sonne glüht! Aber schöner sind die Eichenwälder, Wo ich einst mit meiner Lina gieng; Wo das Abendlied der Nachtigallen An geweihter Grotte uns umfieng; Wo der Waldstrom über Sand und Kiesel In die Silberfluten niedersank; Wo so manches liebe blaue Blümchen Thränen treuer Schwesterliebe trank; Wo ich Arm in Arm mit Dir im Grünen Unterm Schatten hoher Eichen sass, Und des nahen bangen Trennungstages Im Gefühle meines Glücks vergass! Wie auf Wetterwolken sank er nieder Dieser folgenschwere bange Tag, Wo ich sprachloss mit zerrissnem Herzen Dir zum letztenmal am Busen lag! Tröstend rief die goldne Hoffnung leise: »Fasse dich, du wirst Sie wiedersehn, An der Ostsee blühenden Gestaden Wirst du deine Lina wiedersehn!«