An meine Harfe Für mich floß aus Peru's Schachten Weder rothes Gold, noch Silber, Auch ermangeln meine Wände Jedes Glanzes seidner Hülle, Meine Augen täuschen keine Schildereien großer Meister, Kein Tokaier schäumet perlend Für mich im kristallnen Glase, Auch verrathen würz'ge Düfte Nicht des Mahles leckre Speisen, Und mich wiegt kein sorgenfreier Schlummer sanft in frohe Träume! Weisheitsvoll entzogen alles Dieses mir die guten Götter. Aber dennoch sing' ich ihnen Mit Entzückung frohe Lieder, Denn sie gaben mir dich , meine Hochgeliebte sanfte Harfe; Mit dir flieh' ich in den Kreisen Ungeheurer Schöpfungs-Räume, Vom Orion bis zur Sonne, Bis zu ihren lezten Stralen, Daß ich glüh' in ihrer Flamme, Daß ich bebe laut vor Wonne, Und die heißen Freudenthränen Dem verklärten Blick' entströmen. Selig froh greif ich in deine Saiten, wenn der holde Frühling Mir im Veilchenkleide nahet, Oder, wenn in süßen Tönen Filomelens einz'ge Lieder Durch die Abendlüfte schallen. Auch entschweben dir Gesänge An der Seite edler Freunde! Dankbarkeit und Liebe weinen Thränen auf die goldnen Saiten; Wenn die Schwermuth mir den Busen Aengstlich preßt, und Schmerzgefühle Mein gesenktes Auge trüben, O wie tönst du dann so leise Trost in meine bange Seele! Ruhiger blickt dann mein Auge Auf in selige Gefilde, Wo die Garben reicher Saaten Jenem großen Tag' entgegen Unter'm Palmensäuseln reifen. Wenn auch mir die Stunde nahet, Die zur ew'gen Ruhe winket; Dann müß' ich, von deinen Tönen Eingelullt, hinüber schlummern! Und wenn ich am großen Morgen Hoffnungsvoll und froh erwache, O dann müsse dich mein Engel Mir in Edens Palmenhainen Jubelvoll entgegen tragen!