Friedrich Spee Trutznachtigall Dem Gottliebenden Eiffrigen Christlichen Leser, vvünschet Heil vnd glückseligen gebrauch dieses gegenvvertigen Büchleins VVilhelmus Friessem Buch-händler in Cöllen Demnach der vrheber dieses geistlichen/ oder vielmehr geistreichen Lustgärtleins P. FRIDERICVS SPEE, von Langenfeldt/ im Jahr Christi 1635. am 7. tag Augstmonats/ seines alters im 44: Geistlichen lebens im 25. Jahr/ zu Trier auß vnverdrossener geist-vnd leiblicher verpflegung der bresthafften Soldaten/von Gott zur himmlischen rhu vnd vergeltung dermassen vrplötzlich hinweg genommen/ daß er seine vielfältige lucubrationes vnd Schrifften dem allgemeinen wesen zum besten/ selbst vnnd persönlich in offentlichen Truck zu geben nicht vermögt/ Als ist einem auß der Societet JESV anjetzo dißfals seine statt zu vertretten/ vnnd ein so nützliches werck zu vollentziehen von seiner lieben Obrigkeit nicht ohne sonderbaren trost seines hertzens gestattet worden; Alldieweil jhme nemblich hiedurch ein fast gewünschte anlaß zu handen gestossen/ wolgemeltem Patri (denckwürdigster gedächtnuß) als seinem vormalen in allerhandt Welt- vnnd Geistlichen künsten gewesenem Professori einiger massen gebührenden schuldigen danck zu erweisen/ in dem er sich mit möglichstem fleiß seine hinderlassene Schrifften/ so schon längst/ehe vnnd bevor sie auch von depudtirten Censoribus vberlesen vnd gut geheißen/ dermassen jederman gefielen/ daß sie eines theils mit vieler mühe/ deß anderen nicht ohne gefahr vielfältiger fehler zum öffteren außgeschrieben/ vnnd mit grossem gelt erkaufft worden/ anjetzo endlich ordentlicher weise reuidirt vnd approbirt / zu befürderung Göttlicher ehr vnnd deß nechsten heils (welche zwey stuck ehrengemelter Pater jederzeit zum höchsten eiferte) der gantzen welt durch offentlichen Truck zu communicieren /vnterfangen. Welches Gott sey lob/ jetzo geschehen/vnd ich mich sehr erfrewe/ daß ich in diesem werck ein mit-arbeiter hab sein mögen. Wil aber meinen günstigen Leser nicht länger auffhalten/ sonder den zu hören/ vnnd zu lesen frey fahren lassen/ den alle sehr loben vnd preisen/ vnd du selber auch loben vnd preisen wirst/ wann du jhne wirst anhören. Vorred deß Authoris 1. Trvtz Nachtigal wird diß Büchlein genandt/ weiln es trutz allen Nachtigalen süß/ vnnd lieblich singet/vnnd zwar auffrichtig Poetisch: also daß es sich auch wol bey sehr guten Lateinischen vnnd anderen Poeten dörfft hören lassen. 2. Daß aber nicht allein in Lateinischer sprach/ sondern auch so gar in der Teutschen/ man recht gut Poetisch reden vnnd dichten könne/ wird man gleich auß diesem Büchlein abnehmen mögen/ vnd mercken/ daß es nicht an der sprach/ sondern vielmehr an den personen/ so es einmal auch in der Teutschen sprach wagen dörfften/ gemanglet habe. Derohalben hab ich solchen zu helffen vnderstanden/ vnd befliessen mich zu einer recht lieblichen Teutschen Poetica die baan zu zeigen/ vnd zur grösseren ehren Gottes einen newen geistlichen Parnassum/ oder kunstberg algemach anzutretten. 3. Solt nun solches dem Leser/ wie verhoffentlich/ wolgefallen/ so sey Gott zu tausentmahl gelobt vnd gebenedeyet: dan je anders nichts alhie gesucht noch begehrt wird/ als daß Gott auch in Teutscher sprach seine Poeten hette/ die sein lob vnd namen eben so künstlich/ als andere in ihren sprachen singen vnd verkünden könten; vnd also deren menschen hertz/ so es lesen oder hören werden/ in Gott vnd Göttlichen sachen ein gnügen vnd frolocken schöpffen. 4. Vnd zwar die Teutsche wörter betreffend/ solle sich der Leser sicher drauff verlassen/ daß keines passirt worden/ so sich nicht bey gut Authoren finden lasse/oder bey gute Teutschen bräuchlich seye/ ob schon alle vnd jede wörter nit bey einer Statt oder Landt zu finden seyn; sonder ist das Privilegium oder Volmacht Dialecten zu gebrauchen in acht genommen. 5. Neben dem ist fleiß angewendet worden/ daß so gar nichts vngleiches/ hartrauh- oder gezwungenes je dem Leser zun ohren komme/ wann nur der rechte schlag vnd thon/ im ablesen der Versen beobachtet vnd getroffen wird/ welches insonderheit in acht muß genommen werden. Nemblich in den sprunck-Reym-oder Versen in Teutscher sprach/ die sonstē Trochaische Verß bey den Gelehrtē genant werden/ sonsten seind es Jambische Verßen/ dan dieser arten/ sich am meisten in vnser Teutschen sprach fügen. Vnnd werden die Trochaische Reym also gelesen wie daß Pange lingua gloriosi , etc. oder Mein zung erkling vnd frölich sing: wie hie mit Schlägen gezeigt stehet/ mit den anderen hats kein besondere beschwehrnuß. 6. Soll aber der Leser gute acht geben/ daß er im lesen keinen buchstaben oder syllaben zusetze oder außlasse/ damit die Poetische zahl vnd maß der Verßen nicht verändert/ vnnd der Schlag vnnd Klang vnartig werde. Dann keine Sylbe zu viel oder zu wenig ist/wan nur im abschreiben/ oder im Truck nichts verfehlet ist. Darumb mercke wol ob exempel weiß geschrieben sey/ drauffdarauff drumdarum ganggange treibtreibe creutz odercreutze tagstages gehngehen stehnstehen vnd dergleichen andere wörtlein/ welche jeweilen eine Syllabe machen/ vnd andersmahl zwo. 7. Was aber die quantitet/ mensur oder maß an kürtze vnnd länge der Syllaben angeht/ wird dieselbe am füglichsten geno ien auß gemeinem vnnd bewehrtem brauch der recht- vnd wol redenden Teutschen/ also daß hie ein delicat oder zart gehör von nöthen ist/ vnd accents vrtheil. Dan in gemeiner sprach die Syllaben für lang gehalten werden/ auff welche der accent fällt/vnd die anderen für kurtz. Zum exempel: bruder hat zwey Syllaben/ die erste ist bey den Teutschen lang/dann ja ein Teutscher nicht sagt brudér/ etc. Doch muß man in den Trochaischen Verßen (wil es rund bekennen) zu zeiten nachsehen/ vnd die außsprach etwas glimpflicher lencken/ nach dem sprūg derselben versen; ist aber also lind angeordnet/ daß entweder der Leser es gar nicht vermercken noch achten/ vnd auch die ohren nicht verletzen wird. Vnd auß diesem merck-puncten entstehet die liebligkeit aller Reym-versen/ welche sonsten gar vngeschliffen lauten/ vnd weiß mancher nicht/ warumb sonst etliche verß so ungeformbt lauten/ weil nemblich der Author kein acht hat geben auff den accent. Widmung Dem newen Teutschen Poeten zu lieb vnd ehren: wie dan auch dem Christlichen Leser zu guter nachrichtung. Ad Musas. Sicelides Musae sacrum decorate Poëtam, Qui vos Germano nunc facit ore loqui. 1. O Du mit scharpffen sinnen Begabter Iungfravv-Chor: Ihr, die gleich als Göttinnen, Den Künsten stehet vor, Den Reymen-Dichter zieret, Erzeigt ihm evvre Gunst: Zur Teutschen Schul er führet Gantz zierlich evvre Kunst. 2. Auff scharpffem hirn hat schliffen Der rauhen vvort gar viel, Die SEITEN recht hat griffen Im NEVVEN MUSIC-SPIEL. Kein syllbe vvird gezvvungen Zu seinen Versen rein, Ihm alles vngetrungen Zun Reymen fliesset ein. 3. Er jetz in thäl- vnd VVälden Den vöglen spielet auff: Er jetz nach heid- vnd Felden Zun Hirten nimbt den lauff, Sein Kunst bey ihnen zeiget In stücklein allerhandt, Die seiten hoch besteiget Durch noten vnbekandt. 4. Er auch sich vvol darff vvagen Zum Himmel vveit hinein, Die höchst Geheimnus schlagen Auff harpff- vnd Lauten sein, VVas er Poëtisch dichtet, Mit zierde führet ein, Auff GOTT fein ALLES richtet, Vnd IHN vermeint ALLEIN. 5. Die Göttlich Lieb gezielet Auff jhn hat manchen pfeil; Mit dem er vvidrumb spielet Den Seelen nur zum heil. Er vieler hertz gerühret, Der vvelt hat zogen ab; Biss jhn der Todt entführet, Vnd endtlich legt ins grab. 6. Sein schuldt hat also zahlet. Ob zvvar jhms leben kost: In Schrfftein doch gemahlet Sein Bildtnuss steht zum trost. VVer dan begehrt zu sehen Den lieb- vnd vvehrten man, Darff vveiter nicht zu gehen, Man HIE jhn schavven kan. 7. Sein Hertz von lieb entzündet, Sein Seelen eyffer gross Fast jeder Verss verkündet, Gibt da sich aller bloss. Du nun auff sein begehren, Brauch alles pur ALLEIN Zu GOTTES lob vnd EHREN Zum heil der Seelen dein. Approbatio & Facultas R.P. Prouincialis Ego Godefridus Otterstedt Societatis Iesu per Prouinciam Rheni inferioris Præpositus Prouincialis potestate mihi facta ab Admodum Reuerendo P.N. Vincentio Carafa Societatis Iesu Præposito Generali, facultatem do Wilhelmo Friessemio iuxta priuilegium Cæsareum Societati concessum typis mandandi Librum, cui titulus Philomela, Trutz Nachtigall. Item Librum, cui titulus, Gülden-Tugendbuch oder vbung der fürnembsten Tugenden Glaubens/ Hoffnung vnd Liebe. Authore P. Friderico Spee eiusdem Societatis conscriptos, & per deputatos ad id Patres lectos & approbatos. Coloniae 13. Martij. 1649. Godefridus Otterstedt. Eingang zu diesem Büchlein/ Trutz Nachtigal genant 1. Wan morgenröth sich zieret Mit zartem rosenglantz/ Vnd sitsam sich verlieret Der nächtlich Sternentantz: Gleich lüstet mich spatziren In grünen Lorberwald: Alda dan musiciren Die pfeifflein mannigfalt. 2. Die flügelreiche schaaren/ Daß Federbürschlein zart In süssem Schlag erfahren/ Noch kunst noch athem spart: Mit Schnäblein wolgeschliffen Erklingens wunder fein/ Vnd frisch in Lüfften schiffen Mit leichten rüderlein. 3. Der hole Waldt ertönet Ab jhrem kraussen sang: Mit Stauden stoltz gekrönet Die Krussten geben klang: Die Bächlein krumb geflochten Auch lieblich stimmen ein/ Von Steinlein angefochten Gar süßlich sausen drein. 4. Die sanffte Wind in Lufften Auch jhre Flügel schwach An Händen/ Füß/ vnd Hüfften Erschüttlen mit gemach: Da sausen gleich an Bäumen Die lind gerührte Zweig/ Zur Music sich nit säumen; O wol der süssen streich! 5. Doch süsser noch erklinget Ein sonders Vögelein/ So seinen Sang vollbringet Bey Mon- vnd Sonnenschein. Trutz-Nachtigal mit namen Eß nunmehr wird genant/ Vnd vielen Wildt- vnd Zahmen Obsieget vnbekandt. 6. Trutz-Nachtigal mans nennet/ Ist wund von süssem Pfeil: Die lieb eß lieblich brennet/ Wird nie der Wunden heil. Gelt/ Pomp/ vnd Pracht auff Erden Lust/ Frewden eß verspott/ Vnd achtets für beschwerden/ Sucht nur den schönen Gott. 7. Nur klinglets aller Orten Von Gott/ vnd Gottes Sohn; Vnd nur zun Himmelpforten Verweisets allen thon: Von Bäum- zun Bäumen springet/ Durchstreichet Berg/ vnd Thal/ Im Feldt vnd Wälden singet/ Weiß keiner Noten zahl. 8. Es thut gar manche Fahrten/ Verwechßlet Ort/ vnd Lufft: Jetzt findet mans im Garten Betrübt an holer Klufft; Bald frisch vnd frewdig singlet Zusampt der süßen Lerch/ Vnd loben Gott vmbzinglet Den Oel- vnd andren Berg. 9. Auch schwebets auff den Waiden/ Vnd wil beyn Hirten sein/ Da Cedron kombt entscheiden Die grüne Wisen rein; Thut zierlich sammen raffen Die Verßlein in bezwang/ Vnd setzet sich zum schlaffen/ Pfeifft manchen Hirtensang. 10. Auch wider da nit bleibet/ Sichs hebt in Wind hinein/ Den lären Lufft zertreibet Mit schwancken Federlein: Sich setzt an grober Eichen/ Zur schnöden Schedelstatt; Wil kaum von dannen weichen/ Wird Creutz/ noch peinen satt. 11. Mit jhm wil mich erschwingen/ Vnd manchem schwebend ob Den Lorber-Crantz ersingen In deutschem Gottes lob. Dem Leser nicht verdriesse Der zeit/ vnd Stunden lang: Hoff jhm es noch erspriesse Zu gleichem Either-sang. Die gesponß Jesu lobet jhren geliebten mit einem Liebgesang 1. Die reine Stirn der Morgenröth War nie so fast gezieret/ Der Frühling nach dem Winter öd War nie so schön muntiret/ Die weiche brust der Schwanen weiß War nie so wohl gebleichet/ Die gülden Pfeil der Sonnen heiß Nie so mit glantz bereichet: 2. Alß Jesu Wangen/ stirn/ vnd mundt Mit gnad sein vbergossen; Lieb hat auß seinen äuglein rundt Fast tausent Pfeil verschossen; Hat mir mein Hertz verwundet sehr/ O wee der süssen peine! Für Lieb ich kaum kan rasten mehr/ Ohn vnderlaß Ich weine. 3. Wie Perlen klar auß Orient Mir Zähr von Augen schiessen: Wie Rosenwässer wolgebrent Mir Thränen vberfliessen. O keusche Lieb/ Cupido rein/ Alda dein hitz erkühle; Da dunck dein heisse flüttig ein/ Daß dich so starck nit fühle. 4. Zu scharpff ist mir dein heisser brand/ Zu schnell seind deine Flügel: Drumb nur auß Zähren mit verstand Dir flechte Zaum vnd Zügel. Kom nit so streng/ mich nit verseng: Nit brenn mich gar zu Kohlen; Halt zihl vnd maß/ dich weisen laß/ Dich brauch der linden stralen. 5. O Arm vnd Hände JESV weiß/ Ihr Schwesterlein der Schwanen/ Vmbfasset mich nit lind/ noch leiß/ Darff euch der griff ermahnen. Starck hefftet mich an seine Brust/ Vnd satt mich lasset weinen: Ich ihn erweich/ ist mir bewust/ Vnd wär daß Hertz von steinen. 6. O JEsu mein/ du schöner Heldt Lang warten macht verdriessen: Groß lieb mir nach dem leben stelt/ Wan soll ich dein geniessen? O süsse Brust! O Frewd vnd Lust! Hast endtlich mich gezogen: O miltes Hertz! All pein vnd schmertz Ist nun in Wind geflogen. 7. Alhie wil ich nun rasten lind/ Auff JESV brust gebunden: Alhie mag mich Cupido blind Biß gar zu todt verwunden. Am Hertzen JESV sterben hinn/ Ist nur in lüsten leben; Ist nur verlieren mit gewinn/ Ist todt im leben schweben. Die gesponß Jesu klaget jhren hertzenbrand 1. Gleich früh wan sich entzündet Der silber weiße tag; Vnd vns die Sonn verkündet/ Waß nachts verborgen lag: Die lieb in meinem hertzen Ein flämlein stecket an; Daß brint gleich einer kertzen/ So niemand leschen kan. 2. Wan schon Ichs schlag in Winde/ Gen Ost- vnd Norden brauß; Doch ruh/ noch rast ich finde/ Last nie sich blasen auß. O wee der qual/ vnd peine! Wo soll mich wenden hin? Den gantzen tag ich weine/ Weil stäts in schmertzen bin. 3. Wann wider dann entflogen Der Tag zur Nacht hinein/ Vnd sich gar tieff gebogen Die Sonn/ vnd Sonnenschein; Daß Flämlein so mich queelet Noch bleibt in voller glut; All stundt/ so viel man zehlet/ Michs je noch brennen thut. 4. Daß Flämlein daß ich meine/ Ist JESV süsser nam; Eß zehret Marck vnd Beine/ Frißt ein gar wundersam. O süssigkeit in schmertzen! O schmertz in süssigkeit! Ach bleibe doch im Hertzen/ Bleib doch in Ewigkeit. 5. Ob schon in pein/ vnd qualen Mein Leben schwindet hinn/ Wan JEsu Pfeil vnd Stralen Durchstreichet Muth vnd Sinn; Doch nie so gar mich zehret Die Liebe JESV mein/ Alß gleich sie wider nehret/ Vnd schenckt auch frewden ein. 6. O Flämlein süß ohn massen! O bitter auch ohn ziel! Du machest mich verlassen All ander Frewd/ vnd Spiel; Du zündest mein gemüthe/ Bringst mir groß Hertzen leidt/ Du kühlest mein Geblüthe/ Bringst auch ergetzligkeit. 7. Ade zu tausent Jahren/ O Welt zu guter nacht: Ade laß mich nun fahren/ Ich längst hab dich veracht. In JESV lieb Ich lebe/ Sag dir von Hertzen grund: In lauter Frewd Ich schwebe/ Wie sehr ich bin verwund. Die Gesponß Jesu spielet im VValdt mit einer Echo oder vviderschall 1. In grünem waldt ich newlich saß/ Gen einer steinen Klausen; Da kam durch zartes laub vnd graß/ Ein sanfftes windlein sausen. Ein brünlein klar/ Bey seiten war/ So frisch/ vnd frölich spritzet/ Ein Bächlein rein Auch eben sein Von holem Felsen schwitzet. 2. Der schöne Frühling schon begund/ Eß war im halben Mertzen/ Da seufftzet ich von Seelen grundt/ Der brand mir schlug vom hertzen. Ich JESVM rieff Auß hertzen tieff/ Ach JESV thet ich klagen: Da hört ich baldt Auch auß dem Waldt Ach JESV / deutlich sagen. 3. Gar laut eß mir zun Ohren kam; Dacht jemand wär im Walde: Michs drumb nit also wunder nam/ Noch merckets also balde. Ich sah mich vmb/ Vnd wider vmb/ Ach JESV rieff beyneben: Alßbaldt in eil/ Wie schneller pfeil/ Ach JESV rieff eß eben. 4. Ich dacht eß wurd auch jemandt sein/ Den JESV lieb möcht brennen; Vnd sprach: nun bin ichs nit allein/ Ach möcht jch ihn dann kennen! Ich rieff/ Hola! Vnd schnell/ VVer da? Ob Leuth furüber giengen: Da thäts Hola! / Vnd schnell/ VVer da? Im selben Thon erklingen. 5. Ich sprach hieher / hieher gar hell/ Vermeint zu mir solls kommen: Da sprachs hieher / hieher gar schnell/ Doch niemandt hab vernommen. Ich dacht bey mir: Er ruffet dir/ Mich ließ nach jhm entführen; Trat auff die Bein Zum Wald hinein; Da kont ich niemand spüren. 6. Ach laß dich sehn; Ich suche dich / Rieff abermahl behende: Da rieff eß nur/ Ich suche dich / Die letzte Wort vom Ende. Ich widerum In kurtzer summ; Weil suchest mich/ komb here: Da gab eß nur/ Alß wie zuvor/ Die letzte Wort von fehre. 7. Ey/ dacht ich dan/ ist wunderlich: Ruff ich; rufft er mir wider; Such ich nun Ihn/ so sucht er mich: Mein Haupt ich sencket nider. Da fiel mirs ein; Eß möchte sein Mein JESVS den ich liebe/ Dems brechte lust/ Daß vnbewust Er mich in schertz vmbtriebe. 8. Ich sprach: bistu dan JESVS nicht? Vnd seufftzet auß dem grunde. Da sprach eß deutlich JESVS nicht: Vnd seufftzet auch zur stunde. Ey wer bist dan? Mir zeig es an / Gar freundtlich thet ich fragen; Doch nichts gewan: Weil/ zeig es an / Zu mir eß auch thät sagen. 9. Bald JESV rieff ich vberlaut/ Ach JESV / mehr/ vnd mehre. Da rieff eß JESV gleich so laut/ Ach JESV / gleich so sehre. Gschwind ich gedacht: Man deiner lacht/ Nur hebe dich von hinnen: Weil jederzeit/ Ohn recht bescheidt/ Man hie mag nichts gewinnen. 10. Ich sprach: was werd ich machen dan? Weil nie wilt recht bescheiden. Drauff bald (alß viel ich kond verstan) Eß riethe mir zu scheiden. Ja scheiden zwar Ich muß fürwar/ Bey dir ich nichts erjage: Doch eines dich Muß fragen ich: Nur dieses mir noch sage. 11. Mein/ wo dan JEsum treff ich an? Ist dirs halt vnverborgen? Da seiner wolts kein wissen han; Gab nur daß wort verborgen? Ey dan dich troll/ Rieff ich im groll/ Fahr hin in Gottes nahmen: Ich auch tratt an/ Vnd wolte gahn/ Da klang von weitem Amen. 12. Alßdan mit hellem Ach vnd Ach Die Brust ich schlug in schmertzen: Gleich selbe wort/ mit selbem schlag Schien thät eß auch von hertzen. Ich sprach zu letzt/ Hab gnug geschwetzt/ Wer auch soll dich thun schweigen? Drauffs endtlich noch/ Mit halbem poch/ Gar deutlich sagte; Schvveigen. 13. Wolan so schvveige schnell ich rieff: Schnell rieff eß auch; so schvveige. Da mach ich mir gedancken tieff; Daß haupt hinunder neige: Daß haupt ich senck/ Vnd endlich denck/ Ob wohl (wan mich wurd wenden) Es auch bereit Von solcher seit Mir antwort solte senden. 14. Drum kehr mich vmb/ vn schawen wil/ Ruff hin mit gantzer stärcke: Da bleibts an jener seiten stil/ Kein wörtlein ich vermercke. Drauff wider wand Zur ander hand/ Recht zu den holen steinen; Dan hört ich städt/ Alß offt ich redt/ Ein stimm/ fast gleich der meinen. 15. Har/ har/ ich nun hab funden dich/ Rieff laut/ weil ichs verstunde. Da rieff eß auch; hab funden dich / Nur Wort auß meinem Munde. Alß dan zu handt: Hab erst erkandt/ Weils einerseits nur redte/ Daß nur der schall: Mit gleichem hall Mit mir gespielet hette. 16. Ich rieff bistu der VViderschall? Hieß wilkom jhn beyneben: Da rieff es laut der VViderschall. Auch wilkom mir thäts geben. Als dan bereit Wir alle beyd Noch weiter thäten spielen: Weil ohne maß/ Ohn vnderlaß/ Die Fugen vnß gefielen. 17. Wolan/ wolan/ O widerschall/ Weil einmahl dich hab funden; Ich spielen will mit dir im Ball Hinfürter manche stunden. Der Ball so dir Dan kompt von mir/ Soll heißen JESVS name/ Der Ball so du Solt schlagen zu/ Soll sein auch JESVS name. 18. In diesem Wald/ bey diesem Thall Gar offt ich wil spatziren/ Vnd mich mit dir/ O Widerschall/ Gar freundlich verlustiren. O süßer Schall! O schöner Ball! Mit dir wil vilmahl spilen; Biß zu dem Grab Nit laß ich ab/ Wan schon all Himmel filen. 19. Mein JEsum wil nun tausentmahl In Wälden lahn erklingen: Mit mir auch sollen vberal Die Bäum vnd Stauden springē. Daß Laub vnd Graß/ Wans mercken daß Mit müssens auch zum Reyen: Vnendtlich mahl/ Durch Berg/ vnd Thal Wil JESVM frölich schreyen. 20. O JESV/ liebster JESV mein/ Wie brint mir mein geblüte! Nun bit ich dich/ Ey laß es sein Durch deine große güte: Daß tag/ vnd nacht In stäter wacht/ Die Welt von dir nur singe; Vnd immerdar Daß gantze jahr Vor dir auß frewden springe. Die gesponß Jesu seufftzet nach jhrem Bräutigam, vnd ist ein spiel der Nachtigalen mit einer Echo vnd vviderschall 1. Ach wan doch JESV liebster mein/ Wan wirft dich mein erbarmen: Wan wider zu mir kehren ein? Wan fassen mich in armen? Was birgest dich? Was kränckest mich? Wan werd ich dich vmbfangen? Wan reissest ein/ All meine pein? Wan schlichtest mein verlangen? 2. O wilkom süße Nachtigall Kombst mir zu rechter stunde: Erfrisch den lufft mit bestem schall Erschöpff die kunst von grunde. Ruff meinem Lieb/ Er nit verschieb; O JESV ruff mit kräfften; Ruff tausendtmahl/ Ruff ohne zahl/ Wer weiß es je mögt häfften. 3. Ach ruff/ vnd ruff. O Schwester zart Mein JEsum zu mir lade: Mir trewlich hilff zu diser fahrt; Dan ich in zähren bade. O schwester mein/ Sing süß vnd rein: Ruff meinem Schatz mit nahmen. Dan kurtz/ dan lang/ Zieh deinen klang: All Noten greiff zusamen. 4. Wolan; scheint mich verstanden hatt Die Meisterin in Wälden: Ihrs albereit geht wol von statt/ Die Färblein schon sich melden. In starker zahl Nun manches mahl/ Den Thon sie schon erhebet/ Weil auch der Schall Auß grünem Thall Ihr freundlich widerstrebet. 5. Da recht du fromme Nachtigall/ Du jenem schall nit weiche: Da recht/ du trewer widerschall/ Du stäts dich jhr vergleiche. Zur schönen wett Nun beyde trett/ Mein JESVM last erklingen; Ob schon im streit Der schwächsten seit Am Leben solt mißlingen. 6. Die Nachtigal den Schall nit kendt/ Vnd helts für jhr gespielin: Verwundert sich wies mög behendt So gleichen Thon erziehlen. Bleibt wenig stumm: Schlägt widerum: Denckt jhr bald obzusiegen: Doch widerpart Machts gleicher art/ Kein Pünctlein bleibt verschwiegē. 7. Bald steiget auff die Nachtigall Je mehr/ vnd mehr/ vnd mehre; Gleich folget auch der Widerschall/ Wans je noch höher wehre. Drumb zierlich fecht: Vnd starcker schlegt Daß Fräwlein reich von stimmen/ Steigt auff/ vnd auff/ Gantz ohn verschnauff: Doch thuts der Schall erklimmen. 8. Alßdan gehts vber Zihl/ vnd Schnur; Daß Hertz möcht sich zerspalten; Sie sucht eß in B moll/ B dur/ Auff allerhandt gestalten: Thut hundertfalt Den Baß/ vnd Alt/ Tenor/ vnd Cant durchstreichen; Doch Stimm/ vnd Kunst Ist gar vmbsonst/ Der Schall thuts auch erreichen. 9. Da kitzlet sie dan Ehr/ vnd Preiß Mit garzu scharpffen Sporen/ Erdenckt noch schön- vnd schöner weiß; Meint sey noch nicht verlohren. All muth/ vnd blut/ Vnd Athem gut Versamlet sie mit hauffen Wil noch zum Sieg/ In schönem krieg Mit letzten kräfften lauffen. 10. Ey da kracht jhr so mütigs hertz Gleich thon/ vnd Seel verschwindē Da leschet sich die gülden kertz/ Entzückt von starcken winden. O mütigs hertz! O schöne kertz! O wol/ bist wol gestorben. Die Lorber Cron/ Im letzten thon Du doch noch hast erworben. 11. Dan zwar ein Seufftzerlein gar zart Im todt hast lan erklingen/ Daß so subtil dein widerpart Mit nichten mögt erschwingen: Drumb ja nit lieg; Dein ist der Sieg; Daß Cräntzlein dir gebüret/ Welchs dir allein Von blümlein fein/ Ich schon hab eingeschnüret. 12. Ade dan falbe Nachtigal/ Von falbem todt entferbet: Weil du nun ligst im grünen thal/ Sag/ wer dein Sti ilein erbet? Könts ie nit seyn Eß würde mein? O Gott könt jchs erwerben! Wolts brauchen stät So früh/ so spät/ Biß auch im sang thet sterben. 13. Nun wil ich doch in diesem Wald/ Bey deinem grab verbleiben; Hoff mich mit jhren pfeilen bald Begierd/ vnd lieb entleiben. Will ruffen starck Zum todten sarck Biß mein Geliebter komme: Ein halten wil Mich in der still Biß letzt ich gar verstumme. Die Gesponß Jesu beklaget sich daß sie nimmer ruhen könne 1. Die Lieb/ ohn Wehr vnd Waffen Mich hat genommen ein: Gibt jmmer mir zu schaffen/ Mag nie zu frieden sein. Doch nur mir kombt von oben/ Von JESV solcher streit/ Hab weit von mir geschoben Die Weltlich üppigkeit. 2. Nur JESV Lieb mich zehret; Nur JESVS kräncket mich: Waß qual mir widerfähret/ Von JESV reget sich. Von ihm waß pein ich leide/ Waß fewr/ vnd hertzen-brandt/ Ich niemand recht bescheide/ Wers nit hat selbst erkandt. 3. Wan früh vor hellen tagen Die Morgenröth auffgaht/ Vnd kaum jhr pferd/ vnd wagen Mit Rosen kleidet hat: Dan auch in vollen stralen/ Wan Sonnenliecht besteht/ In lauter pein/ vnd qualen Ichs treib zum abend späth. 4. Ja solt ich je noch hoffen Als dan auch rast/ vnd ruh/ Wan müd/ vnd matt geloffen/ Der tag sich riglet zu: Wan lieblich vbergossen Die thier mit süssem schlaff/ Wan arbeit all beschlossen/ Wan feyret alle straff. 5. Da wolt ich leyd/ vnd klagen Fast halber legen ab/ Noch sols mich also plagen Waß nun zu tragen hab. Nun ist eß ja vergebens Ich nimmer kom zu rast; Die tag ich meines lebens Verzehr in stätem last. 6. So vngestümb nichts finde/ Daß nicht eins höre auff: Man merckets an dem winde/ Wie er so offt verschnauff: Wan er ein weil geflogen/ Die schläg er schüttlet auß/ Helt sich drauff eingezogen; Ohn ruh nit scheidt von hauß. 7. Daß Meer wans wüht ohn massen/ Mags doch nit lang bestahn: Pflegt bald sich niderlassen/ Nimbt ruh begierlich ahn: Ich newlich merckets toben/ Wehrt etlich stunden kaum; Da war all macht zerstoben/ Zerschmoltzen aller schaum. 8. Der wandersman ermattet Auff starck- vnd stäter reiß; Beym grünen bäumlein schattet/ Streicht ab den sawren schweiß/ Ja frey/ sols anders gelten/ All arbeit in gemein/ Mit ruh/ nit also selten/ Pflegt vnderbrochen sein. 9. Warumb thut mich dan plagen Die lieb ohn vnderlaß? Daß nie kein punct mag sagen/ Wan ich ohn schmertzen waß. Ohn vnderlaß ich klage/ Für stätem hertzen-leyd: Bey nacht/ vnd auch bey tage/ Scheint mir nur sawre zeit. 10. Die lieb mich setzt in leiden/ O JESV liebster mein! Wer wil von dir gescheiden Nit stäts in qualen sein? Der feynd mich kombt vmringen/ Er meiner lacht/ vnd spott/ Fragt hönisch auch mit singen/ Wo sey mein schöner Gott? 11. Drumb stätig naß von zähren/ Die seufftzer steigen auff: Sie stündtlich sich vermehren/ Vnzahlbar wird der hauff. Die thränen mich ernehren/ Seind meine speiß/ vnd tranck/ Von zähren muß ich zehren/ Weil bin von liebe kranck. 12. Ach wan doch wird erscheinen Der schön vnd weiße tag? Wan eins nach stätem weinen/ Ich stät/ vnd sicher lach? Wan schmertzen/ Krieg/ Alarmen Wird sein in fried verzehrt/ Wan JESV dich mit armen Ich frölich binden werd? 13. O wan/ vnd wan wird scheinen Daß rein/ vnd liechtes liecht/ Daß alle klag/ vnd peinen In mir zumahl vernicht? O Gott nun laß eß scheinen/ Laß scheinen vberal/ Daß wir nit ewig weinen In diesem zähren thal. Die Gesponß Jesu klaget noch ferner jhre lieb 1. Wan morgenröth Die nacht ertödt Mit jhren gülden stralen/ Wach ich zu Gott/ Zu meinem Gott/ Ruff jhn zum offtermahlen. 2. Ich wach zu Gott/ Zu dir mein Gott Mein Augen zu dir kehre/ Vnd ruff dan frey/ Mit mattem schrey/ Mich dürst nach dir so sehre. 3. Ich wein zu dir/ Seufftz mit begier/ O liebster meines hertzen! Mein trewer Gott/ Ist mir kein spott/ Die lieb mich setzt in schmertzen. 4. Bin matt vnd müd/ Fast ohn geblüt/ Die kräfften seind erlegen: Die gantze nacht Hab viel gewacht/ Ich kaum die zung mag regen. 5. Mein hertz von mir/ Weicht gar zu dir/ O gott mein trost alleine! Seufftz also viel/ Ohn maß vnd ziel/ O wee der schwären peine! 6. Mit starckem brand/ Ist dir bekand/ Bin ich so gar befangen: O süsses band: Laß ab zuhand/ Sonst tödt mich groß verlangen. 7. Drumb Gott nur eil/ Dan deine pfeil Recht spielen mir zum leben/ Ich sterbe schir/ Daß glaube mir/ Mit noth ich bin vmbgeben. 8. Wan ich nit bald/ Bey dir erhalt Daß deiner mög geniessen/ Wird also stracks/ Wie weyches wachß/ Daß hertz in mir zerfliessen. 9. Mit wahrem mund/ Auß hertzen grund/ Ich sprich mit thewren wohrten/ Hab ruh/ noch rast/ Ich leb im last/ Fast aller end/ vnd orten. 10. Ich wohnet stät In wüsten öd/ Da meint ich ruh zu finden; Nun ist kein land So vnbekandt/ Da nicht die lieb kom hinden. 11. Wan ich vermein/ Weit weg zu sein/ Gefreit für jhren pfeilen; Da rüst sie sich/ Verfolget mich/ Vnd wärens tausent meilen. 12. O, Gott vnd Herr/ Waß wär so serr/ Da sie nit gleich solt kommen? Kein rast/ noch ruh/ Nun finden thu/ Lieb hat mich vbernomen. 13. Wan dein begird/ Mein hertz regirt/ Für leidt kan ich nit sprechen; Für süsser noth/ Für süssem todt/ Daß hertz möcht mir zerbrechen. 14. Süß ist der schmertz/ Gesund daß hertz/ Für frewd ich muß ermatten: Ja kranck daß hertz/ Herb ist der schmertz/ Bey Sonnenschein ist schatten. 15. Bald diese stundt Ich bin verwundt/ Vnd sinck für todt darnider; Bald selbe stundt Ich bin gesundt/ Steh auff/ vnd lebe wider. 16. O wunder Dunst! O kühle Brunst! Wer wolt es je vermeinen/ Daß brenn/ vnd kühl Alß jetzt ich fühl/ Die lieb daß marck in beinen. 17. Die lieb ist fewr/ O abenthewr! Ist wasser auch im gleichen: Bringt hertzen leid/ Bringt hertzen frewd/ Muß eins dem andern weichen. 18. Offt mannigfalt/ Ich bin mißstalt/ Werd vmb/ vnd vmb getrieben/ Hett nie gedacht An solche macht/ Alß ich fieng an zu lieben. 19. All mein gemüth/ All mein geblüt Mir thut für frewden wallen/ So nur allein/ O Gott/ mir dein Gedächtnüß ein kombt fallen. 20. Dein edler stamm/ Dein süsser nam Verwund mir mein gemüthe. Dein angesicht/ Dein augen-licht/ Entzünd mir mein geblüte. 21. Wan ich zu nacht Von dir betracht/ Mit lieb/ vnd last beladen; Mein augen beyd/ Für frewd vnd leyd In warmen zähren baden. 22. O starcke lieb! O hertzen dieb! Waß wilt mit mir viel pochen? Vergebens mich Setz wieder dich: Mein Seel hast du durchstochen. 23. Nim vollends hin/ All meine sinn; Nim alles weg zur stunden: Bin lauter dein/ Vnd gar nit mein; Geb gantz mich vberwunden. 24. Ach/ ach/ wie geh Wird mir so weh! Kan reden mehr noch dichten/ Die sprach besteht/ Vnd krafft vergeht/ Begierd mich hin wil richten. Liebgesang der Gesponß Jesu, im anfang der Sommerzeit 1. Der trübe winter ist fürbey/ Die Kranich widerkehren; Nun reget sich der Vogel schrey/ Die Nester sich vermehren: Laub mit gemach Nun schleicht an tag; Die blümlein sich nun melden. Wie Schlänglein krumb Gehn lächlend vmb Die bächlein kühl in Wälden. 2. Der brünnlein klar/ vnd quellen rein Viel hie/ viel dort erscheinen/ All silber-weiße töchterlein Der holen Berg/ vnd Steinen: In großer meng Sie mit gedreng Wie pfeil von Felsen ziehlen; Bald rauschens her/ Nit ohn gepleer/ Vnd mit den steinlein spielen. 3. Die jägerin Diana stoltz/ Auch wald- vnd wasser-Nymphen/ Nun wider frisch in grünem holtz Gahn spielen/ schertz- v schimpffen. Die reine Sonn/ Schmuckt jhre Cron/ Den kocher fült mit pfeilen: Ihr beste roß/ Läst lauffen loß/ Auff marmer glatten-meilen. 4. Mit jhr die kühle Sommer-wind/ All jüngling still von sitten/ Im lufft zu spielen seind gesinnt/ Auff wolcken leicht beritten. Die bäum vnd näst Auch thun das best/ Bereichen sich mit schatten; Da sich verhalt Daß Wild im waldt/ Wans pflegt von hitz ermatten. 5. Die meng der Vöglein hören last Ihr Schyr- vnd Tyre-Lyre; Da sauset auch so mancher nast/ Sampt er mit musicire. Die zweiglein schwanck Zum vogelsang Sich auff/ sich nider neigen; Auch höret man Im grünen gahn Spatziren Laut- vnd Geigen. 6. Wo man nur schawt/ fast alle Welt Zun frewden sich thut rüsten: Zum schertzen alles ist gestelt/ Schwebt alles fast in lüften. Nur ich allein/ Ich leide pein/ Ohn end ich werd gequeelet/ Seit ich mit dir/ Vnd du mit mir/ O JEsu/ dich vermählet. 7. Nur ich/ O JESV/ bin allein Mit stätem leyd vmbgeben; Nur ich/ muß nur in schmertzen sein/ Weil nit bey dir mag leben/ O stäte klag! O wehrend plag! Wie lang bleib ich gescheiden? Von großem wee/ Daß dich nit seh/ Mir kombt so schwäres leiden. 8. Nichts schmäcket mir auff gãtzer welt/ Als JESV lieb alleine: Noch spiel/ noch schertz mir je gefelt/ Biß lang nur Er erscheine: Vnd zwar nun frey Mit starckem schrey Ruff im so manche stunden: Doch nie kein tritt/ Sich nahet nit; Solt michs nit hart verwunden? 9. Was nutzet mir dan schöne zeit? Was glantz/ vnd schein der Soñen? Waß Bäum gar lieblich außgebreit? Waß klang der klaren Bronnen? Waß Athem lind Der kühlen wind? Waß Bächlein krum geleitet? Waß edler Mey/ Waß vogelschrey? Waß Felder grün gespreitet? 10. Waß hilft all frewd/ all spil/ vn schertz? All trost/ vnd lust auff Erden? Ohn jhn ich bin doch gar in schmertz/ In leyd vnd in beschwerden. Groß hertzen band Mich tödt zuhandt/ Weil JESV dich nit finde; Drumb nur ich wein/ Vnd heul/ vnd grein/ Vnd seufftzer blaß in winde. 11. Ade du schöne Frühlingszeit/ Ihr Felder/ wäld/ vnd wisen/ Laub/ graß/ vnd blümlein new gekleid/ Mit süßem taw berisen: Ihr wässer klar/ Erd/ himmel gar/ Ihr pfeil der gülden Soñen; Nur pein vnd qual/ Bey mir zumahl Hat oberhandt gewonnen. 12. Ach JEsu/ JEsu/ trewer heldt/ Wie kränckest mich so sehre! Bin je doch hart/ vnd hart gequeelt; Ach nit mich so beschwere. Ja wiltu sehn/ All pein vnd peen Im Augenblick vergangen? Mein augen beid/ Nur führ zur weid/ Auff dein so schöne wangen. Die Gespons Jesu sucht jhren geliebten, vnd find jhn im Garten, alda er gefangen vvird 1. Heint spät auff braunen Rappen Der Mon in starckem lauff/ Gundt mitternacht erdappen/ Mit ernsten triebe drauff: Nit manglets an Trabanten/ An Sternen klar/ vnd hell/ An gleichen Liechts-verwanten/ Welch jhn begleitet schnell. 2. Da fand ich mich entlassen/ Von wunder schwärem traum; Blickt auff zun blawen strassen/ Kent Mon/ vnd Sternen kaum. Baldt JESV dir von hertzen Ich schickt ein seufftzer tieff/ So gleich zun Hi iel-kertzen/ Recht auff in lüfften lieff. 3. Ach trewe Mon/ vnd Sternen/ Zeigt an den schönen Heldt; Von Euch ich mögt erlernen/ Wo schlaget er die Zelt? Mir thut von JESV sagen/ Wo rastet er zur ruh? Denck nit ohn grauß/ vnd zagen/ Waß mich geträumet nu. 4. O tochter jung von jahren/ Zu mir ein flä ilein sprach; Er seinen weißen Scharen/ Den Schäfflein folget nach: Er treibet sie zur waiden/ Zum grünen Erdgemüß/ Zum wasen vnderscheiden Mit vilen blümlein süß. 5. Schaw dorten jetzt im Garten/ Am Oel- bekandten Berg/ Er jhnen auß thut warten/ Vnd weidets vberzwerch. Dort findens vnverdrossen Auch tranck bey schönem graß/ Weil Cedron kombt geflossen Zu nechst in feuchter straß. 6. Danck habt jhr schöne Sternen/ Ihr gülden fräwlein rein/ Von euch daß möchte lernen/ Wo sey der liebste mein. Treibt er die Schaaff zur waiden/ Zum grünen Erd-gemüß? Zun wasen vnderscheiden/ Mit vielen blümlein süß? 7. Vnd treibet ers in Garten/ Am Oel-bekandten Berg? Thut er dort jhrer warten/ Vnd weidets vberzwerch? Wolan in eyl geschwinde Mich wil dan machen auff: Den jüngling biß ich finde/ Wil reysen ohn verschnauff. 8. Zum Garten alß ich kame/ O wee/ was angst vnd noth! Der Hirt schon vrlaub nahme/ Sich schickt sogar in Todt. Daß leben auff der schwellen/ Auff offnen lefftzen saß/ Sich that zum scheiden stellen/ Gesann der duncklen straß. 9. Ab falber Stirn/ vnd Wangen/ Füß/ händen marmer-weiß/ Die tropffen anher drangen/ Von weiß/ vnd rothem schweiß. O liebster mein auff Erden O JESV schöner hirt! Ach wie nun/ was geberden? Sag an/ waß immer wird? 10. Wer thäte dich erschröcken? Sag an/ was dir geschehn? Ich schwör bey deinem stecken/ Bei dir wil trewlich stehn. Bei dir ich wil verbleiben/ Sag an wers dir gethan? Vnd solt man mich entleiben/ Von dir nit wil ich lan. 11. Drauff band ich jhn in Armen/ Küßt jhn mit süßem truck; Gleich schallet ein Alarmen; Da wand ich mich zu ruck/ Alß vil mich kond vmbgreiffen Mit meinen augen beyd/ Ich mörder sah durchstreiffen Die Felder weit und breit. 12. Beyn Fackeln/ vnd Laternen/ Ein Rott gewaffnet gantz/ Von waffen gab von fernen Gar breiten eysenglantz. Bald ruckten sie zum Garten/ O wee dem liebsten mein! Mit Spiessen/ Beyl/ vnd Barten/ Zur thür sich drangen ein. 13. Zugleich mit zähnen kirrten/ Grißgrammten vngeschewt: Den halber todten hirten Sie grieffen an zur Beut. O wee/ mir nun geschwindet/ Mirs hertz in stuck zerbricht; Ach nit/ nit jhn doch bindet/ Den jüngling greiffet nicht. 14. Ach schonet seiner haaren/ Der gülden haaren sein: Ach schonet seiner Schaaren/ Der zarten Lämmerlein. Wer will nach ihm dan weiden Die Schäfflein silber-weiß? Nun wird vnunderscheiden/ Daß wüllen völcklein preiß. 15. Schaw dorten schon ins wilde Die wollgebleichte Schaar/ Sich gar ohn schutz/ vnd schilde Verwicklet in gefahr. Ach schonet nur der herden/ Der Hirt auch selber schrie: Mit mir laß euch gewerden/ Sprach Er/ mich schawet hie. 16. Mich greiffet/ schleiffet/ schlaget/ Ja mich nun schlachtet gar: Nur nit/ ach nit verjaget Die reine wüllen schaar. Nur mich zum todt/ vnd leiden/ Mich reisset ohn verbott/ So nur mag friedlich weiden Die Silber-schöne Rott. 17. Last frey die Schäfflein lauffen Die Schwanen-weiße zucht/ Last gehn den schönen hauffen/ So nur man mich gesucht. Den Todt ich mir wil kiesen Für meine Lämmerlein: Ade nun waid/ vnd wiesen/ Eß muß gestorben sein. 18. O JESV du so wunder/ Vnd wunder guter Hirt! O warlich mit besonder Begird/ vnd lieb geziehrt: Wiltu den todt erkiesen Für deine Lämmerlein? Vnd lassest waid/ vnd wiesen/ Weils muß gestorben sein? 19. Ey da will dich begleiten/ Du gut- vnd bester Hirt: Weich nit von deiner Seiten Gott geb waß widerfihrt. Waß nemblich ich erblicket Zuvor in schwärem traum/ Walt Gott/ sichs nunmehr schicket Zum Creutz vnd galgenbaum. Die gesponß Jesu sucht jhren Bräutigam/ vnd findet jhn auff dem Creutzvveg 1. Die reine Sonn zu morgen In sanften haaren blos/ Den brand noch trug verborgen In ihrem purpur schos: Da gab ich mich zu Felde/ Laut rieffe meinem Schatz/ Der vber gold/ vnd gelde Bey mir gefunden platz. 2. Auff grüner Heyd vnd Matten Bey krausem Lorbeerbaum/ Ich spreitet mich in Schatten/ Sanck ab in süssen traum: Bald wider ich erwachet/ Mein JESVM fande da/ So lieb- vnd freundtlich lachet/ Zu mir tratt aller nah. 3. Er gleich zu mir thät ziehlen Mit reinem augenblitz: Auff mich mit hauffen fielen Die Stralen voller hitz: Die pfeil da kamen loffen Von seinen äuglein thewr/ So mir das hertz getroffen/ Mit bitter-süssem fewr. 4. Von seinen gläser-bogen Zu mir mit süssem schein Die süsse Flämlein flogen/ Auß beyden fensterlein. O wee! wan ich der stunden/ Wan ich der zeit gedenck/ Auß frisch-genetzter wunden Ich hertz/ vnd wangen tränck. 5. Ich dachte sein geniessen/ Den ich so lang gesucht/ Wen wolt es nicht verdriessen? Von mir er nam die flucht. Er sprang durch feld vnd wisen Frisch fertig wie der windt; Den lauff möcht jhm erkiesen/ Ein frisches hirschen-kindt. 6. Ihr töchter keusch/ vnd reine/ Von Sion wol bekandt/ Zu todt ich mich noch weine/ Für lieb/ vnd hertzen-brandt. Nun saget mir in trewen/ Wo dan sich finden laß/ Der seither mich geht schewen Mit je zu starckem paß? 7. Ich aller ort/ vnd plätzen Dem jüngling streiche nach/ Ach woltet jhr nur schwetzen/ Wen weg er schleissen mag? Ach woltet mich nur weisen/ Den Pfad mir zeigen an: Nach jhm ich wolte reisen/ Durch hoch- vnd niderbaan. 8. Ja du zuvor vermelde/ Wer ist der liebste dein? Sag vnß/ von diesem Helde/ Sag an/ wer er mag sein. Vns laß den jüngling wissen/ Vns mach denselben kund; So dir steht abgerissen In deinem hertzen wund. 9. O Töchter hoch geprisen/ Nembt war den liebsten mein/ Nach balsam süß/ vnd bisem Riecht jhm der athem fein; Sein haupt auch raucht/ vnd windet Nach Zimmet/ vnd Zibeth: O seelig wer nur findet JESVM von Nazareth. 10. Die Morgenröth erbleichet/ Vnd scheinet gleich dem koth/ So nur man sie vergleichet Gen seine wänglein roth. Sonn/ Mon han jhm entstolen Von seiner stirnen rein All jhren glantz vnd strolen/ Den golt- vnd perlen-schein. 11. Corall/ vnd purpur/ seyden Gleich jedes auch erwarb Von seinen lefftzen beyden Die schöne rosenfarb. Ist weiß vnd roth bey-neben/ Von rotem trauben-schaum/ Den er erpreßt von reben Mit schwärem kelter-baum. 12. Händ/ füß hat er gefarbet In außgepreßtem wein/ In roth hat er verarbet So weisses helffenbein. Ach zeiget mir die strassen/ Sich wo nun Er verhelt; O Gott/ wer möcht vmbfassen Den weis- vnd rothen held! 13. O mägdlein wir dich fragen/ Ist er dan roth/ vnd weis? Thut er die farben tragen Von rothem trauben-schweiß? Hat er händ/ füß gefarbet In außgepreßtem wein? Hat er in roth verarbet So weisses helffenbein? 14. Wol da dan/ wir dir zeigen/ Wer orten er mag sein; Zum Creutzweg thu dich neigen/ Dort findest jhn allein. Alda pflegt er zu schwitzen In rothem kelterhauß/ Alda die brünnlein spritzen/ Mit sanfft- vnd lindem sauß. 15. Alda pflegt Er auch brechen. Die rothe röselein: Ob schon die dörner stechen/ Sich tröstet Er der pein/ O Töchter hoch beflissen Soll ich zum Creutzweg gan? Ja frey dan sollet wissen/ Will dapffer tretten an. 16. Gleich ich zum Creutzweg kame/ Gleich rieff dem liebsten mein; Gleich dort ich jhn vername Bezecht in Bitter-wein. Die stirn er hat bestecket Mit rothen Blümelein/ In händen außgestrecket Er trug zwo Rosen fein. 17. Den ruch alß ich empfande Von beyden Rosen roth Im eylen mir geschwande/ Bey viel zu süsser noth. Er leinet mich in armen/ Mich hälfet ohn verdruß/ Vnd freundlich thät erwarmen Mit manch- vnd manchem kuß. 18. Die Bäcklein er mir klebet Auff meine wangen beyd/ Mich gütlich legt/ vnd hebet An seine purpur seit. Da gund ich mich erholen/ Kam wider zu verstandt/ O wee! doch lag in kohlen In herb- vnd süssem brand. 19. O süssigkeit in peinen! O pein in süssigkeit! Alhie doch wil ich leinen Biß gar in Ewigkeit. Alhie nun wil ich rasten/ Mit JESV meinem Heldt: Ade golt/ gelt in kasten/ Ade nun alle welt. Spiegel der Liebe, in Maria Magdalena, da sie nach dem Judischen Osterfest am grossen Sabbath morgens früh jhren Jesum in dem Grab gesucht Joan. am. 20. cap. 1. Die Sonn sampt jhren Rossen Späth Oesterlich bezecht/ Mit schlaff noch vbergossen Wolt früh kaum wachen recht: Da fand ich schon bey zeiten Am grab in trawren stehn/ Vnd salb/ vnd büchs bereiten Die weinend Magdalen. 2. Zwar gleich/ wan je zu weilen/ Zur Frühlings morgen-stund/ Mit ersten Sonnen-pfeilen/ Mit erster hitz verwund/ Herab von berg- vnd steinen/ Von felßen hoch/ vnd geh Zerfleust in sanfftes weinen Der lind entlassen schnee: 3. Fast eben gleicher massen Das weib von lieb verwund/ In lauter zähr zerlassen/ Zerfloß in thränen rund: Begierd mit heissen pfeilen Ihr beyde augen schmeltzt/ Vnd abwerts beyder theilen Die runde tröpfflein weltzt. 4. O wee/ der schwachen Mergen! O wee/ dem hertzen wund! Kond lieb/ noch brand verbergen/ Sie sprach von Seelen-grund: Ach Sonn dich heb mit machten/ Zum grab nun herwarts leucht. Auff/ auff/ mach kürtzer nachten/ Der tag zu lang verzeucht. 5. Leucht her/ zur linck- vnd rechten/ Spreit vberal mit fug Die gülden haar/ vnd flechten/ Daß ich mein liebsten such. Leucht her mit striem/ vnd stralen/ Leucht her zum holen grab; Wer weiß/ ob ich der qualen Möcht heut noch kommen ab. 6. Drauff sie zum felßen rücket; Wil da mit augen drein; Zur klufften einher bücket; Wird wund mit frischer pein. Den liebsten sie nit findet; Für jhn da thut ersehn (O schier nun jhr geschwindet) Nur seiner Englen zween. 7. Ach nit/ nit euch/ jhr knaben/ Ihr jüngling flügelreich/ Ach euch wil sie nit haben/ Weicht ab von dannen gleich. Nur JESVM sie den einen/ Vnd einen sucht allein: Wil sonst vnd liebet keinen; Ohn jhn sie nit kan sein. 8. In eyffer ohn verweilen Sie ruffet jhm zur stundt; Mit süßlich-herben pfeilen/ Laufft/ geht/ vnd steht verwundt. Am grab sie drauß/ vnd drinnen/ Dort/ hie/ sucht dran/ vnd drumb; Noch scheidet je von hinnen/ Lugt/ schawt nach jhm hinumb. 9. Doch freylich sie mit nichten/ Vnd freylich nit versteht; Verwirrt in blinden pflichten/ Wen/ wo sie suchen geht. Mit lieb ist jhr vergeben/ Mit blinden hertzen gifft: Sie sucht im grab daß leben/ Zum Zweck beiseiten trifft. 10. Sie sucht in schwartzen kohlen Ein purpur-schönen glantz; Von zweigen welck wil holen Ein grünen Lorber-Crantz; Sie Rosen wil von Reben/ Von Dörnen lesen Wein; Von scherben goldt erheben/ Von schatten klaren schein. 11. O weib so gar verblendet! So gar von lieb entäugt! Die schrifft bleibt vnverwendet/ Die warheit nimmer leugt: Wan du noch suchst in steinen/ Im grab/ vnd todtenruh/ Schon geht auff besten beinen/ Vnd mehr nit stirbet nu. 12. Der todt kont jhn entleiben/ Vnd einmal stechen ab: Im todt kont er nit bleiben/ Nit saumen in dem grab: Dem todt er ist entwichen/ Dem haut- vnd beinen-knecht; Hat jhm so gar durchstrichen Daß falb- vnd bleiches Recht. 13. Er jhm von falben grentzen Entlieff mit vollem trab/ Vnd stachel/ pfeil/ vnd sensen Ihm stahl gantz redlich ab. Den bogen auch/ vnd kocher Er jhm gleich warff zu fewr; Lacht auß den stoltzen pocher/ Sampt seinem grab-gemäur. 14. Drumb nur dir laß gesagen/ Nur laß von trawren ab; Laß ab/ laß ab von klagen/ Nochs leben such im grab. Ach/ ach/ sie doch thut klagen/ Laßt nicht von trawren ab/ Laßt jhr so gar nit sagen/ Sie doch noch sucht im grab. 15. Doch wer wils jhr nit schencken/ Vnd freundtlich vbersehn? Jhrs niemand soll verdencken/ Bey straff der gleichen peen; Von lieb ist jhr gestohlen/ Von lieb all sinn/ vnd witz; Verdollt auff süssen kohlen/ Sie tobt in grosser hitz. 16. Verstandt sampt hirn/ vnd sinnen/ Gedancken/ hertz/ vnd mut/ Im grab mit JESV drinnen Sie ließ/ in seiner hut: Weil er nit mehr nun drinnen/ Weil er nun zogen drauß; O wee nun jhrer sinnen! Auch sie seind flogen auß. 17. Ohn sinn/ vnd ohn gedancken/ Die Merg/ ohn seel/ vnd hertz/ Bald hin/ bald her geht wancken/ Geht schweben allerwerts. Sie selbsten geht verlohren/ Vnd forschet mit geschrey/ Sampt jhrem außerkohren/ Wo sie wol selber sey? 18. Doch selber sie von hertzen Wolt schon verlohren gahn/ Nur jhn kans nit verschertzen/ Nur jhn wils wider han. Für jhn wolt sie verlohren Wol ewig bleiben auß; So nur den außerkohren Man jhr doch brächt nach hauß. 19. Sie seufftzet/ achtzet/ weinet/ Klagt/ heulet immerdar; Erd/ himmel sie vermeinet Wol möcht zerspringen gar. Sie leiden möcht von oben Die runde Tempel schön Nur kämen gar gestoben Heraber mit gethön. 20. Sie sprach: weil mir entzogen Ist hertz/ vnd lieb/ vnd frewd/ Ihr himmel rund gebogen Möcht ab noch tummlen heut. O Sonn/ du deinen wagen Magst heut noch stürtzen vmb/ Ichs wohl wil übertragen/ Im dunckeln still/ vnd stumm. 21. Weil einmahl mir entstohlen Mein einigs hertzen-liecht/ Darff ich nun deiner strohlen/ Darff ich nun deiner nicht. Ade liecht/ lufft vnd leben/ Ade schnee-weisser tag/ Mich deiner wil begeben/ Dich mehr nit schöpffen mag. 22. Drauff müd/ vnd matt zur erden Sie sittlich nidersitzt/ Vnd kläglich in gebärden Hin/ her mit augen blitzt: Verliebt/ verwirrt/ verworren Sie leidet fewr/ vnd pein/ Marck/ blut/ vnd bein erdorren/ Die zähr auch trucknen ein. 23. Bald wider doch von wangen Ein dopples Bächlein wischt/ Daß hertz mit hitz befangen/ Mit feuchtem guß erfrischt. Die seufftzer auch sich heben/ Vnd wider winden starck/ Sie wider thut sich geben Zum grab/ vnd lären Sarck. 24. Ach liebster mein von Ehren/ Mir schier es wird zuviel; Wirst bald nit widerkehren/ Geb ich verlohren Spiel. Ohn leben ich noch lebe/ Bin todt ohn Todt zugleich/ Todt Lebend immer strebe/ Wo nur ich dich beschleich. 25. O Todt/ O menschen-prasser/ O vngeheures thier/ Auch fewr/ lufft/ erd/ vnd wasser Ihr Elementen vier: Auch Stätt/ vnd landt/ vnd felder/ Was mehr ich nennen mag/ Laub/ graß/ vnd bäum/ vnd wälder Gebt ohren meiner frag. 26. Ey wo? was ort/ vnd landen Möcht je zu finden seyn Die leich noch frisch in banden/ Das todte leben mein? Wer? wo doch? kan mir zeigen Den Cörper wunden voll? Ach nit/ nit wollet schweigen/ Weß mich getrösten soll. 27. Erhebet schall/ vnd stimmen/ Vnd jhm doch machet kund/ Er mich mit süssem grimmen/ Mit kühlem brandt verwund. Von kühlem fewr/ vnd flammen/ Von bitter-süßer glut/ Von lieb vnd leyd zusammen Mir schmeltzet hertz vnd mut. 28. Bald/ bald mich vnderstützet Mit laub/ vnd blümlein zart/ Mit zweiglein abgenützet Von Oepfflen bester art: Auß rosen mir bereitet Gar weich die ligerstatt; Auch Lilgen häuffig spreitet/ Ich sinck zur erden matt. 29. Von jhm ich hatt geglaubet/ Daß nie zu keiner weil Solt werden mir geraubet Der best erwehlte theil. Schaw da/ wie schon hats fehlet! Wie schon zu dieser weil/ Ist weg/ wen ich erwöhlet/ Der best/ vnd eintzel theil. 30. Nun war von jhm geschrieben: Zu jhm wer wachet früh/ Er gleich/ auff sein belieben/ Solt finden jhn ohn müh. Schaw da/ bey guten stunden Ich hab gewachet früh; Doch jhn ich nit hab funden/ Nach viel gepflegter müh. 31. Er zwar vor wenig tagen War mir nit wenig holdt: Weiß nit waß zugetragen Sich seither haben solt: Weiß nit/ noch mags entrichten/ Wo? wan? womit? vnd wie An meinem fleiß/ vnd pflichten Ichs ließ erwinden je? 32. Beym Creutz mich hab lan finden/ Hab jhm die purpur-Füß Gekühlt mit hertzen winden/ Mit meinem Athem süß: Zum Grab hab jhn getragen Mit vollem todten Recht/ Vnd nach vollbrachtem klagen Hab jhn da nider legt. 33. Dan wider bin gelauffen Vom Cörper wol versarckt/ Mehr salben einzukauffen/ Am besten Myrrhen marckt. Nurs fest ich hab verehret Mit Osterhafften ruh/ Gleich heut bin widerkehret Gantz früh zum Grab hinzu. 34. Vnd wie dan habs verschuldet? Womit hab jn entrust? Daß aller gnad enthuldet Ich jhn verlieren must? Was war nun mein verbrechen? Waß meine fehl/ vnd sünd? An mir ich wolt sie rechen/ So nur ichs wissen kündt. 35. Ja warlich doch hab fehlet/ Es jetzt mir kombt in sinn/ Die schuld bleibt nit verhälet Ich dran selbst schuldig bin. Alß wir den schatz begraben/ Die wunden-reiche Leich/ Versperrt ich solt mich haben Ins grab mit jhm zugleich. 36. Mich solt han lassen schieben Mit jhm zur klufft hinein; Mit jhm ich solt verblieben Im Sarck/ vnd Felsen sein. Wer jhn dan hät entstohlen/ Wer jhn getragen wegk/ Gleich dem dan auff die sohlen Ich wär gefolget keck. 37. Von dem hett nie gelassen/ Hett allweg heulet nach/ Vnd aller ort/ vnd strassen Erklungen ach/ vnd ach. Dem räuber ich mit greinen Hett hertz/ vnd muth erweicht/ Er mir auff stätes weinen Den Raub hett hergereicht. 38. Nun ist/ vnd bleibt entwendet/ Bleibt auß ohn widerkehr/ Nach wem ich abgesendet So manch- vnd manchen zähr. Seit jhn ohn mich versperren Hab lan in Felsen ein/ Mir lufft vnd windt zerzerren Die zähr vnd seufftzer mein. 39. Mein stätes heul- vnd klagen Vnfruchtbar hin vnd her/ Von winden wird zertragen/ Vnd trieben vber meer. In Stätten er/ noch felden Ist nu zu treffen an; Vmbsonsten auch in wälden Wol würd ich suchen gahn. 40. Doch wil nit gar verzagen/ Im grab wil suchen bas/ Vnd einmahl noch durchschlagen Den Sarck in guter mas. Vielleicht er war noch drinnen/ Villeicht habs vbersehn/ Allweil von stätem rinnen Mein augen fast vergehn. 41. Villeicht er lag verschoben Da drunden irgent wa/ Daß nicht in eyl von oben Ich jhn kont mercken da. Villeicht er war verborgen Mit Leinwath bas bedeckt/ Welch jhm zu mehrer sorgen Hett jemandts auffgelegt. 42. Villeicht mir auch gestanden Im weg die jüngling seyn/ Daß nit waß ja verhanden Ich recht hab nommen ein. Villeicht auch gar zu morgen Im grab nit leuchtets gnug: Es freilich steht zu sorgen; Ist werth ich weiter such. 43. Die wort hett kaum vollendet Die weinend Büsserin/ Zum grab sich wider wendet/ Lugt jmmer hin/ vnd hin. Der Leib doch war entzogen/ Der sarck noch lähr vnd bloß/ All Hoffnung schier entflogen/ Daß leyd noch eben groß. 44. Nur jene knaben beyden/ So droben zogen an/ Sie fragten gar bescheyden/ O weib/ waß weinest dan? Sie sprach: fragt jhr noch beyde/ Waß ich mög weinen dan? Man mir (euch recht bescheyde) Nahm ab den schönen man. 45. Drumb jüngling frisch/ vnd lebend/ Euch hebet auß dem grab: Sucht vberall durchschwebend Wen ich verlohren hab. Auff/ eylend/ auff/ jhr knaben/ Ihr schöne diener sein/ Nach jhm thut zeitlich traben/ Nit lasset jhn allein. 46. Gleich drauff sie sich entwendet Vom felsen/ mit verdruß; Auffs new die zähr verschwendet/ Mit noch so starckem guß. Alß dan jhr kam erscheinen So lang gewünschter heldt; Für jhr er stund auff beinen/ Doch frembd/ vnd vnuermeldt. 47. O weib/ waß lauffest greinen? Sag an/ was dir gebricht. Vnd ach/ solt ich nit weinen? Daß weib hin wider spricht. Hastu nun jhn entstohlen? Wo brachtest jhn doch hin? Ich jhn wil dannen holen/ Kom sonst vmb hirn vnd sinn. 48. O weib/ vnd woltest holen/ Vnd woltest heben du. Den Cörper dir entstohlen Auß seiner todten-ruh? Vnd wie? wan er dan eben In kett- vnd banden läg? Sie sprach/ ich jhn wolt heben/ Die ketten ich zerbräch. 49. Vnd wie; wan er solt stecken In dörnen gantz vmringt? Sie sprach: von dorn/ vnd hecken Man doch die Rosen bringt. Vnd wie? wan er vmbgeben Mit fewr/ vnd flammen wär? Sie sprach: michs fewr ließ leben/ Die lieb mich brennet mehr. 50. Vnd wie? wan Er von Bären Vnd Löwen wurd verwacht? Sie sprach: wolt mich erwehren Auch wol der wilden macht. Vnd wie? wan er wär tragen In schiffen vber Meer? Sie sprach: ich nach wolt jagen Mit gleichem schiff-gewehr. 51. Vnd wie? wan Er versuncken Dan läg im wasser-sauß? Sie sprach: seind viel ertruncken/ So doch man fischet auß. Hör auff: ich deiner fragen/ Hör auff/ bin sauber satt: Sag du/ wer mich zu plagen Den Cörper stohlen hat? 52. Hast du nit jhn entstohlen? Dich zwar hab in verdacht; Sags an/ ich jhn muß holen/ Hab schon es offt gesagt: O recht/ vnd recht hats troffen/ Daß weib hats troffen fein: Recht wol ist eingeloffen Der pfeil zur scheiben ein. 53. Er/ Er/ hat jhn entstohlen/ Vnd Er hat jhn entführt: O weib sey dirs befohlen/ Die rechnung jhm gebührt. Du fehlend ja nit fehlest/ Die sach nit wissend weist: Wen du verdechtig zehlest Ist schuldig allermeist. 54. Er selbst es vngelogen/ Vnd ers in warheit ist/ Wer dir den schatz entzogen/ Gen wen verwundet bist. Nur schnell fall jhm zun füssen/ Halt an den thäter fest; Leg jhn/ den raub zu büssen/ Mit armen in arrest. 55. O JESV nit verschiebe/ Den dunst beyseiten treib: Dich kund nun einmal gibe Dem höchst betrangtem weib. Nur bald/ nur laß erschallen/ Laß jhr zum höchsten lust Ein kleines wörtlein hallen/ Ein wörtlein dir bewust. 56. Er schon jhm läst gesagen; Vnd wie zum morgen gut Der blitz mit zarten schlagen/ Ein flämlein zeigen thut: Mit namen er sie rühret/ Er nur Maria klingt: Gleich sie das flämlein spüret/ Gleich auff in frewden springt. 57. Ihr marck in beinen wallet/ Vnd widerlebend blut In süssem sod erbrallet/ Vnd farbet hertz vnd muth. O Gott/ vnd wer mit worten Möcht je nun zeichnen ab/ Waß jubel mancher sorten Alsdan sie trieben hab? 58. Mir stimm vnd Zung erstarren/ Mir bresten red/ vnd wort/ Ichs nimmer auß würd harren; Würd finden grund/ noch bort. Die feder schon sich sencket/ Die dinten trücknet ein: Wen je die lieb gekräncket Mags nur betrachten fein. 59. Den boltz wer je gefühlet/ Geschmidt in süssem brand: Im brand/ so wärmt/ vnd kület/ Mags greiffen mit verstand. Allein/ allein mags wissen/ Vnd jhm recht bilden ein/ Wem je die lieb durchrissen Leib/ Seel/ vnd marck/ vnd bein. Ermahnung zur buß an den Sünder/ daß er die Burg seines hertzens Christo auffmache/ vnd einraume 1. Thu auff/ thu auff/ du schönes Blut/ Sich Gott zu dir wil kehren. O sünder greiff nun hertz/ vnd mut/ Hör auff die sünd zu mehren. Wer buß zu rechter zeit verricht Der soll in warheit leben/ Gott will den todt deß sünders nicht/ Wan wiltu dich ergeben? 2. Vergebens ist all rath/ vnd that/ Waß wiltu länger saumen? Es sey nun gleich früh/ oder spath/ Die festung mustu raumen. O armes kind! O sünder blind! Was hilfft daß widerstreben? Dein stärck verschwind/ alß wie der wind/ Laß ab/ es ist vergeben. 3. Thu auff/ thu auff/ mirs glaub fürwar Gott laßt mit jhm nit schertzen/ Dein arme seel/ steht in gefahr/ Vnd wird dichs ewig schmertzen. Kehr wider/ O verlohrner sohn/ Reiß ab der sünden banden. Ich schwer dir bey dem Gottes thron Die gnad ist noch fürhanden. 4. Geschwind/ geschwind/ all vhr vn stund Der todt auff vnß kombt eylen: Ist vngewiß wen er verwund Mit seinen bleichen pfeilen. Wen er nit find in gnaden zeit/ Wär nützer nie geboren: Wer vnbereit von hinnen scheidt/ Ist ewiglich verlohren. 5. O ewigkeit/ O ewigkeit? Wer wird dich können messen? Seind deiner doch schon allbereit Die menschen kind vergessen. O Gott von höchstem himmel gut/ Wan wird es besser werden? Die welt noch jmmer schertzen thut Kein sinn ist mehr auff erden. Conterfey des menschlichen lebens 1. Ich newlich früh zu morgen/ Zur edlen sommer zeit/ Hett abgespannt all sorgen/ Vnd war geschefften queit. Alß nun spatzirt im garten/ Stund auff ein blümlein zart/ Da wolt ich je noch warten/ Biß es vollkommen ward. 2. Die morgenröth verschwunde/ Weil jhren purpurschein Der helle tag vmbwunde Mit klarheit noch so rein. Die Sonn mit sanfften stralen Daß blümlein vbergoß/ All blättlein thet sie mahlen/ Sampt blüets in jhrem schoß. 3. Da gund es lieblich blicken/ Gab auch so süssen ruch/ Ein krancken möchts erquicken So läg im letzten zug. Ein lüfftlein lind von Athem Rührt an daß Blümelein. Da schwebts/ alß an ein Fadem Gebundnes vögelein. 4. Auff seinem stiel so mütig Sich wand es hin/ vnd her/ So säfftig/ vnd so blütig/ Alß wär der Todt noch sehr. O blümlein schön ohn massen/ Weil bist in deiner zier/ Von dir wil nu nit lassen Biß zu dem abend schier. 5. Ey wer mag auß- dan- sprechen Dein schön- und lieblichkeit? An dir weiß kein Gebrechen/ Bist voller zierlichkeit. Ja Salomon der mächtig/ War nie so schön bekleid/ Wan schon er leuchtet prächtig In pomp/ vnd herrligkeit. 6. Vmb dich die Bienlein brummen/ Vnd hönig samblen ein/ Zu saugen sie da kommen Die weiche wänglein dein. Die menschenkind im gleichen Mit lust dich schawen an/ All schönheit muß dir weichen/ Spricht warlich jederman. 7. Wolan/ magst nun stoltziren Du garten Sternelein/ Must endlich doch verlieren All dein gefärbten schein. Dich bald nur wirft entferben/ Gestalt wirst reisen ab/ Noch heut wjrst müssen sterben Denck zeitlich nur zum Grab. 8. Ich zwar will dich nit brechen/ Will dich wol bleiben lan: Die sonn dich wird erstechen/ Wirst nicht so lang mehr stahn. Halt/ halt/ wird schon bald werden/ Schon dopplets jhre pfeil/ Vnd richts gerad zur erden/ Wie lauter fewrig keil. 9. Starck hats gespannt den bogen Schießt ab den besten schein/ Groß hitz da kompt geflogen/ Vnd dringt mit machten ein. Ey waß will nun beginnen So zartes garten-blut? Die blätlein gar erbrinnen/ Von heisser sonnen-glut. 10. Da neigt es sich zur stunde Verwelckt/ vnd sincket hin/ Daß jetzt noch auffrecht stunde Mit also stoltzem sinn/ Daß blümlein/ jung von tagen Sein hälßlein nidersenckt; Ach/ ach/ nun muß ich klagen Schon gar es ist erkrenckt. 11. Die seel hats auff der zungen Alweil wirds blasen auß: Nun muß es sein gerungen Mit todt/ vnd letztem strauß. O wee der kurtzen stunden! O wee! da schläfft es ein; Jetzt/ jetzt ist schon verschwunden Mein zartes blümelein. 12. O mensch hab dir gemahlet So gar ob augen dein/ Recht wie der todt vns holet/ Wan wir in wolstand seyn. O nie/ nit traw der schöne Dem fleisch vnd blut nicht traw/ Dich nur mit Gott versöhne/ Auff jhn alleinig baw. 13. Wan schon all man dich preisen/ Vnd stehst in voller blut/ Die blätlein doch bald reisen/ Noch eh mans träumen thut. Ein fieberlein kompt stechen Mit seinen stralen spitz/ Da muß all krafft zerbrechen/ O wee der gschwinden hitz? 14. Ey waß dan will brauiren Ein schwaches pfläntzelein? Der Todt wird bald citiren/ Fort/ fort/ dan muß es seyn. Wan schon bist jung von jahren/ Wan schon bist hüpsch/ vnd fein/ Doch must von hinnen fahren/ Fort/ fort/ muß dennoch seyn. Das Vatter vnser Poetisch auffgesetzt Ach Vatter hoch entwohnet/ Ob allen lüfften weit/ Alda dir Sonn/ vnd Monet Gar tieff zun füssen leit: Nim auff von mir geringen/ Ja nim die seufftzer an/ So mir von hertzen dringen/ Durch läre Wolcken-baan. Ach würd nur stäts gepriesen Nur dein so schöner Nahm/ Wan späth sich hat gewiesen Der nächtlich sternen kram! Wan früh dan auch erschienen Der täglich glantz/ vnd glast/ Vnd vns mit frewden dienen Sonn/ Mon ohn ruh/ vnd rast. Dich alle stund/ vnd vhren/ Ich wölt von hertzen mein/ All deine Creaturen Recht lobten in gemein. O Gott laß dir zu Ehren Erd/ Himmel springen auff/ Will ja mich nit beschweren Jchs mit dem halß erkauff. Nun stincket mir auff Erden Die welt/ vnd weltlich pracht: Nach Wagen/ Gutsch/ vnd Pferden/ Goldt/ geldt nit geitzig tracht. Ach nur daß Reich dort oben/ Die runde Tempel dein/ Vns raum doch vnuerschoben Nach diesem leben ein. Weil vnder deß wir niessen/ Den süssen Sonnen-schein Wolt ich/ wir nie verliessen Den minsten willen dein. Gar offt ich wünsch von hertzen Gestrenger Herr/ vnd Gott/ Nie keiner wöll verschertzen Auff erden dein gebott. Dich auch wir weiters bitten Vmb nahrung/ speiß/ vnd brod; Daß je doch bleib vermitten Die saure taffel-noth. Auß deiner hand ja prasset Die nackend Raben-zucht/ Vnd weiß/ auff dich gepasset/ Von keiner mangelsucht. Nit ruck zu sinn mit grimmen Die sünd/ vnd sünden-schuld/ Vnß mach in zähren schwimmen/ Hab wenig noch gedult. O Gott/ so du mit augen Die sünd wolst schawen an Würd gar für vns nit taugen/ Nie könten wir bestahn. Daß fleisch mit süssen pfeilen Vns trifft in süssem blick: Die welt von seiden seilen Vnß macht gar sanffte strick: Der Sathan vnß mit ehren/ Mit Cron/ vnd Scepter ladt/ Versuchung thut sich mehren/ Hilff/ hilff/ gib rath/ vnd that. Ja milt/ vnd frommer Vatter/ Ja Vatter/ vatter from/ Der höllisch drach/ vnd Natter Schaff nie zu kräfften ko i. Vor seinem gifft vnd flammen/ Vor seel vnd leibs gefahr/ Erhalt vns allesammen/ Ohn übel jmmerdar. VVahre buß eines recht zerknirschten hertzens 1. Wan abends vnß die braune nacht Im schatten schwartz verkleidet/ Vnd ich dan meine sünd betracht/ Groß noth mein hertz erleidet. Von lauter leyd/ von trawrigkeit/ Mein augen mir fast rinnen Zun Sternen auff/ so seind im lauff Ich schaw mit trüben sinnen. 2. Halt/ halt/ jhr scheinend perlen klar Ihr tausend liecht/ vnd fackel: Halt/ halt/ jhr wolgezündte schar/ Ihr fewr vnd flamm ohn mackel: O schöne Stern/ nit lauffet fern/ Hört an waß euch wil klagen: Du schöner Mon auch bleibe stohn Hör an mein leyd vnd zagen. 3. Ach/ ach/ was angst/ vnd hertzen-leid! Bin gar mit sünd befangen: Auff/ auff/ jhr heisse brünlein beid/ Nun rauschet mir von wangen. Ach schöne Stern/ wolt ich so gern Wär nie von Gott gewichen: Ach schöner Mon/ was hab ich thon? Mein Seel ist todts verblichen. 4. Fließ ab/ fließ ab/ du thränen bad/ Für leyd kan dich nit halten: Wäsch ab all sünd/ vnd missethat/ Daß hertz ist schon gespalten. O trewer Gott! hab dein gebott In wind/ vnd lufft geschlagen: O frommer Herr! von dir so ferr Die sünd mich hat getragen. 5. Ey wie nun wil ichs greiffen an? Mit Recht mags nie beschönen: Ey wie wil ich vor dir bestahn? Dein angesicht versöhnen. O Schöpffer mein/ ichs nit vernein/ Vor dir ich muß erstummen/ Bins freilig werth/ mich Fewr/ vnd Schwerd Reib auff in gleicher summen. 6. Doch nit/ wan brinst in eyffermut/ Dir stell mein sünd zugegen: O nit/ wan bist in voller glut/ Mich laß mit straff belegen. Bedeck mit gnad all meine that; Nit mehr der sünd gedencke/ Ach nur ins Meer/ nur weit vnd ferr Sie tieff in grund versencke. 7. Schaff Herr/ daß ich mit zähren heiß Den grimmen dein vergüte; Mich mach recht schnee- vnd Schwanen-weiß Wäsch ab das alt geblüte; Achs ist geschehn! kans nit vmbgehn: Nun kränckets mich von hertzen/ Vnd ich von leyd fast jederzeit Zerfließ gleich einer kertzen. 8. Ach dörfft ich nur zun augen dein Mein augen auffrecht schlagen/ Dörfft nur dich nennen vatter mein/ Wie zärtlich wolt ich klagen! O vatter mein/ wolt nur allein/ O vatter mein wolt sprechen: Da würd alßbald/ mit gnaden spalt/ Dein hertz in stuck zerbrechen. 9. Da würd dein miltes ingeweid Wie wachs vom fewr zerfliessen/ Da würdest mich mit armen beid An deine wangen schliessen. Ach nur nim an wolt sprechen dan/ Nach deiner grossen milte; Nim an geschwind/ dein armes kind/ So gangen war ins wilde. 10. Gleich würdest den verlohren sohn Mit frewden groß empfangen/ Vnd geben jhm die vorig Cron/ Mit kleinod viel behangen. Auch wurdest bald/ ohn auffenthalt Gar prächtig bancketiren/ Vnd wurdest frey/ mit jubelschrey/ All höffling dein tractiren. 11. Nun bin ichs je mit nichten werth/ Darff dich kein Vatter nennen: Auch du/ weil alles hab verzehrt/ Wirst mich kein sohn mehr kennen/ Ach wo muß dan ichs greiffen an? Wem/ wie dan muß ichs klagen? Ach/ ach was rath/ ist zimlich spath: Jedoch nit will verzagen. 12. O sternen still/ O stiller Mon/ Deß elends laßt euch dauren. Mein leyd euch laßt zu hertzen gan Mit mir thut kläglich trawren. Ach haltet ein den halben schein/ Euch halber thut zerspalten Vnd halt zu nacht nur halbe wacht/ Laßt finsternuß halb walten. 13. Ja freylich/ freylich gar/ vnd gantz All augen thut beschliessen/ Verleschet allen schein/ vnd glantz/ Kein eintzen stral last schiessen. Zur rew/ vnd leyd bin ich bereit; Ade/ Sonn/ Mon/ vnd sternen. Nur trawren gar ich muß fürwahr/ Vnd spiel vnd schertz verlernen. 14. Ade dan/ eins vnd abermahl/ Ihr liechter schön gezündet/ Ade/ verleschet alle stral; Euch gantz hab auffgekündet. In dunckler nacht/ ich bin bedacht Mein tag/ ohn tag volbringen; Nur trawr-gesang/ mein leben-lang Bey mir soll stäts erklingen. 15. In finsternuß gewunden ein/ Ich meine jahr werd schliessen. Mein speiß/ vnd tranck mir sollen sein Die zähr/ so werd vergießen. Mein kranckes hertz ich leg in schmertz/ In schmertzen laß ichs rasten: Wans dan verscheidt ist schon bereit Der schmertz zum todten-kasten. 16. In schmertzen/ qual/ vnd trawrigkeit Mein leben soll passiren: In wee/ vnd ach/ vnd stätem leidt Wil meine zeit verlieren. In holem wald/ der deutlich schallt, Ein hüttlein werd ich schlagen; Da soll vor all der Echo schall Mit mir mein jammer klagen. 17. Mit seufftzen viel in grossem hauff Die wund ich wil vermehren: Die bächlein sollen schwellen auff/ Von meinem vielen zähren. Die bäum/ vnd stein/ sie mögen sein/ Die Felsen hart vnd Eichen/ Mit thränen heiß/ mit augenschweiß Ich hoff noch werd erweichen. 18. Wer weiß ob nit der fromme Gott Die gnaden brust erschliesse? Wer weiß ob nit Herr Sabaoth Daß gnaden-meer ergiesse? Die schrifft vermeld/ der glaub es helt/ Wer Buß mag redlich tragen/ Find je noch gnad/ ist nit zu spath: Vnd wer dan wolt verzagen? Ein ander Bußgesang eines zerknirschten hertzens 1. Gleich früh wan zarter morgenschein All gipffel hoch vergüldet/ Mich zeitlich daß gewissen mein Der sünden viel beschüldet: Auch abends/ wan die braune nacht Den tag zu ruh getragen/ Es mirs kein härlein besser macht/ Ja schärpffer thut michs nagen. 2. O Gott wan ich mein laster all Mit Ziffer solt befangen/ Weit schrittens vber zihl vnd zahl: Solt ich noch gnad erlangen? Nit minder haar/ ich schetz fürwar/ Mein feuchtes hirn bedecken/ Als vil der sünd/ vnd fauler sünd In meinem busen stecken. 3. O schöpffer mein! für augen dein Darff nie so bald erscheinen: Mein vnuerstand ist dir bekandt/ Nur seufftzen wil vnd weinen: Auff äuglein/ auff/ rüst euch zum lauff/ Ihr brünlein reich an feuchte/ Nur haltet ein den glantz/ vnd schein/ Kein augenstral mehr leuchte. 4. Spritzt eilend auff euch mischt zu hauff/ Thut liecht vnd flam vertauschen: Für stralen rein/ für augenschein Die bächlein heiß laßt rauschen. Du tieffes hirn/ du flache stirn/ Euch badet gantz in zähren. Ichs/ endlich halt/ werd euch noch bald In starcke flüß verkehren. 5. Ach du so from/ vnd trewer Gott/ Du schöpffer der naturen! Warumb dan ließ ich dein gebott? Schlug mich zun Creaturen? Vom brunnen fern hab mir Cistern Mit arbeit groß ergraben; Nun find ich ja kein tröpfflein da/ Daß nur die zung möcht laben. 6. Ach/ ach/ wan ich zu sinnen faß/ Wie bald all frewd entflogen. Von thränen werd ich sauber naß; O wee/ bin gar betrogen! Hab vbels than/ werd nit bestahn: In leyd ich muß verderben. Wer nur mich sicht/ mich bald zerbricht/ O wee der schwachen scherben! 7. Vnd wie doch thät michs kommen an/ Daß meinem Gott so milde Ich dörffte frey zu wider gan/ Mit meinem wandel wilde? Hab gleich in schertz sein trewes hertz Mit sünden vil gequeelet: Fast alle stund hab ichs verwund/ O wee/ wer hats gezehlet! 8. Vnd doch waß hattest mir gethan/ O Gott so reich von güte! Daß mich zur sünd hab führen lan? Hab kräncket dein gemüte? Wan rieffest mir/ lieff ich von dir; Vom fleisch ward vberwunden; Wan suchest mich/ hab flohen dich: O wee der blinden stunden! 9. Wolan/ wil doch verzagen nit/ Wil büssen mein verbrechen: Wil meinem Gott mit starcker bitt Die milte brust erbrechen. Zum gnaden-thron/ mit jenem Sohn/ Wil heut noch widerkehren: Gnug sol mir sein/ beym vatter mein Die zahl der knecht vermehren. 10. O Sohn/ vnd Vatter namen süß! Wie gar hab euch mißhalten? Wil werffen mich an seine füß/ Mein händ anmütig falten: Wil schleichend bey mit starckem schrey Sein weiches hertz erspalten: Ach vatter mein/ beyn knechten dein Mich laß nur platz erhalten. 11. Wil sprechen: O du Vatter fromm Laß fließen gnad vnd güte/ Zu dir ich je doch widerkomm/ Vnd bin doch dein geblüte: Bin zwar vnwerth/ mich lufft vnd erd In jhrem schos ertragen; Doch zieh mich ein/ zun knechten dein/ Erbarm dich meiner klagen. 12. Wer weiß er möcht entgegen gan Dem lang verlohren kinde? Mich möcht mit armen hefften an An seine brust geschwinde? Wer weiß ob nit mit schnellem tritt Er schon zu mir kombt eilen? Zwar seine gnad ohn end bestaht/ Sich thut ohn maß ertheilen. 13. Sohn. O da/ da vatter/ vatter mein! O wee mir schönem kinde! Vater. O kind/ O kind/ kehr wider ein/ O wol/ daß dich noch finde! Sohn. Ach vatter/ ichs bekennen muß/ O wee mir frech- vnd stoltzen! Vater. Ach kind/ mein hertz ob deiner buß/ Ist schon für lieb zerschmoltzen. 14. Sohn. Ach vatter/ mich nim wider an; Bin sonsten gar verlohren. Vater. Ach kind/ waß magst in zweiffel stan? Mein ingeweid erkohren. Sohn. Ach vatter/ wil zun knechten gan/ Mein lieb ist gar erfroren. Vater. Ach kind/ solt ich beyn knechten lan/ Mein fleisch/ von mir geboren? 15. Sohn. Ach vatter/ bins mit nichten werth/ Mich laß bey deinen füssen. Vater. Ach kind/ dein hab ich lang begerth/ Muß dich nun hertzlich grüssen. Sohn. Ach vatter/ liebster vatter mein/ Wan ich der sünd gedencke! Vater. Ach liebes kind nit also wein: Ich dirs von hertzen schencke. 16. Geschwind/ geschwind/ in aller eyl/ Her/ sammet her/ vnd seyden/ Her waß von bester purpur feil/ Wil gantz mein kind bekleiden. Bringt her gold/ perlen/ Edelstein/ Wil frey dich prächtig zieren; Richt zu die tisch/ laßt frölich seyn/ Laßt vnß nun jubiliren. 17. Sohn. O vatter/ vatter/ vil zu from! O gnad gantz vnermessen! Für wunder schier ich bleibe stumm/ Die sprach ist fast ersessen. Ach sünder all/ auß aller welt/ Last euch bey zeiten sagen. In eyl/ in eyl euch vnderstellt/ Wolt nie/ ach nie verzagen. Ein Christliche Seel muntiert sich auff im abgang jhrer travvrigkeit 1. O trawrigkeit deß hertzen/ Wan wirstu nemmen ab? Aprill kombt auff den Mertzen/ Der winter geht zu grab. Natur war auch im schmertzen Den trüben winter-tag/ Nun wend sie sich zum schertzen Allweils die zeit vermag. 2. Die vöglein schön erklingen/ Die Sonn sich strälet auff/ Die kühle brünlein springen/ Die bächlein seind im lauff. Die blümlein zart erspriessen/ Zur Erden kriechens auß/ Laub/ graß/ herfür auch schiessen/ Die pfläntzlein werden krauß. 3. Ade last trawren fahren Zur wilden wüst hinein/ Bald wagen her/ vnd kahren Lad auff all qual/ vnd pein/ Führt hin so schnöde wahren Weit auß dem hertzen mein/ Wil fröligkeit nit sparen Beym lieben Sonnen-schein. 4. Ey wer doch wolt verlieren So schöne Frühlings zeit? Weil doch melancoliren Hilfft warlich nit ein meit. Ich heut noch will spatziren Zum nechsten grünen waldt/ Vnd da dan musiciren/ Daß lieblich widerschallt. 5. An einem holen Felsen Sich last ein Täublein sehn/ Ein Creutzlein thuts vmbhälsen Heist büssend Magdalen. Pflegt lieblich offt zu spielen Auff diesem Psälterlein/ Daß nie so süß bey vilen Noch harpff/ noch Cither seyn. 6. Mit jhr will ich dan singen Dem lieben Gottes Sohn: Mehr lust es mir wird bringen Alß aller ander thon; Im Creutz allein/ mag sagen/ Ist frewd/ vnd fröligkeit: Wers wil mit JESV tragen/ Find endlich süssigkeit. 7. Wolauff/ wolauff/ im herren Ich wil recht frölich seyn. In weltlich schrey/ noch plerren Mag ich nicht stimmen ein. All meine frewd verborgen In JESV seiten ligt/ Da find ich heut/ vnd morgen Noch manches rein gedicht. 8. Mein harpff/ so mir wil schlagen/ Mein geig/ vnd cither-sang/ Mein lied in frewden-tagen/ Mein Laut- vnd psalter-klang Sol sein als lang ich lebe/ Creutz/ nägel/ speer/ vnd blut/ Biß ich mein seel auffgebe Bleibt mir wol solcher muth. 9. O Creutz gar schön gezieret Mit JESV meinem lieb! Wer stäts bey dir psalliret/ Wol stäts in frewden blieb. Möcht nur zu dir ich steigen Ein Music richten an! Zwar vber alle Geigen Es müßt in warheit gahn. 10. Kom nur auß deinem steine/ Du büssend Magdalen/ O Täublein daß ich meine/ Dich laß nur kecklich sehn. Vns laßt nun musiciren Mit hellem frewden-thon/ Vns last nun jubiliren Dem lieben Gottes Sohn. 11. In frewden wil ich leben/ Der winter ist fürbey: Die sünd mir seind vergeben/ Bin frisch/ vnd vogel-frey. O wol/ vnd wol der stunde/ So mich zur buß gebracht/ Daß nit ich gieng zu grunde Hat JESV Creutz gemacht. 12. Nit lang/ nit lang mags wehren In diesem jamerthal/ In eyl sich wird verzehren All meiner stunden zahl. Warumb wolt ich dan klagen/ Weil doch in ewigkeit Nach diesen kurtzen tagen Die frewd ist vns bereit? 13. Hab ich schon waß verlohren Auff dieser schnöden erd/ Ichs dort gantz außerkohren Bald wider finden werd; Auff/ auff dan/ laßt erschallen All frewd/ vnd fröligkeit/ Dem Herren wirds gefallen Fort/ fort/ O trawrigkeit. Jubel einer Christlichen Seelen nach vbervvundener travvrigkeit 1. O wie scheinbar trost von oben Endtlich durch die Wolcken bricht! Nie noch keine Stralen gaben/ Noch Crystall so reines liecht; O wie wol wird meinem hertzen! O wie klar mein angesicht! Weichet/ weichet angst vnd schmertzen/ Darff nun ewer weiter nicht. 2. Euch hinaussen trollt mit hauffen/ Fliehet hin zur Finstren nacht: Lauter frewden kommen lauffen/ Lufft/ vnd wetter wider lacht. Kelt/ vnd winter ist gebrochen/ Trübsäl ist nun sauber hin/ Trawrigkeit ist gar erstochen/ Fröligkeit ist mein gewin. 3. Eya lasset vns spatziren/ JESV viel geliebter mein/ Weil die gärten sich nun zieren/ Weil die Blümlein offen seyn/ Weil die grüne wiesen lachen/ Weil die pflantzen voller zweig/ Weil die vögel nester machen/ Kinderbettlein zart vnd weich. 4. Schaw die reine Brünlein springen Hoch in lären lufft hinein; Schaw die zarte vöglein singen Wunder/ wunder süß/ vnd rein; Schaw die Bächlein lieblich sausen/ Klar wie lauter Silberschein; Schaw die Bienen ernstlich hausen Rauben/ klauben honig ein. 5. Ach ihr Bienlein/ ach jhr fehlet/ Ledig fahret jhr nach hauß: Nur von JESV lefftzen stehlet; Dannen klaubet honig auß: JESV lefftzen/ mund/ vnd augen Voll deß besten safftes seyn. Da thut nun hinfürter saugen: Noch so viel es bringet ein. 6. Newlich ich in trawren stunde/ Ware voller bitterkeit: JESVM da gecreutzigt funde/ Klaget jhm daß hertzen-leyd: Lieblich thät ich jhn vmbhälsen/ Küsset seine wangen beyd; Gleich mir sprang von diesem Felsen Brunn/ vnd bach der süssigkeit. 7. Warlich war ich gar zerschlagen/ War von lauter trawren matt: Bin nunmehr in frewden-tagen/ Bin von lauter lüsten satt. Trübnuß hatte mich vmbzogen/ Ware mehr dan halber todt: Nunmehr hab ichs leben sogen Nur auß JESV lefftzen roth. 8. Drumb jhr Bienlein/ last euch sagen/ Kombt mit hauffen/ kombt hinzu: JESV lefftzen sollet nagen/ Mercket was ich rahten thu. Wil die warheit nit verhälen/ Nirgend besser blumen sein: Dorten wollet waidlich stehlen/ Rauben/ klauben honig ein. 9. Weidet jene süsse wangen/ Euch nur freundlich klebet an/ Sauget/ hauchet/ bleibet hangen/ Bessers niemand rahten kan. Von den augen JESV fallen Runde thränen silber-weiß/ Von der stirnen roth corallen; Beyde seind euch geben preiß. 10. Da thut sauber honig machen/ Lauter süß- vnd liebligkeit/ Labung so für kranck- vnd schwachen/ Dienen mag zu jeder zeit; Wan dan werd in ängsten stecken/ Brauchen wil ich solchen safft/ Weiß fürwar es wird erklecken/ Zweiffel nit ich finde krafft. Poetisch Gedicht von dem H. Francisco Xavier der Gesellschafft JESV, alß er in Jappon schiffen vvollte, alda die Heidnische Völcker zu bekehren 1. Alß in Jappon weit entlegen Dachte dieser Gottes man/ Alle waren jhm entgegen/ Fielens jhn mit worten an/ Wind/ vnd wetter/ meer/ vnd wällen Mahltens jhm für augen dar/ Redten vil von vngefällen/ Von gewitter/ vnd gefahr. 2. Schweiget/ schweiget von gewitter/ Ach von winden schweiget still: Nie noch warer held/ noch Ritter Achtet solcher kinderspiel. Lasset wind/ vnd wetter blasen/ Flam der lieb vom blasen wächst: Lasset meer/ vnd wällen rasen/ Wällen gehn zum himmel nächst. 3. Ey doch lasset ab von schertzen/ Schröcket mich mit keiner noth; Noch Soldat/ noch Martis hertzen/ Förchten immer kraut/ vnd loth. Spieß/ vnd pfeil/ vnd blosse degen/ Rohr- pistoll- vnd Büxsen-spieß. 1 Macht Soldaten mehr verwegen/ Vnd sie lockt zum ehrenpreiß. 4. Lasset nur jhr hörner wetzen Wind/ vnd wetter vngestumm/ Laßt de brummend wällen schtzen/ Vnd die Trommen schlagen Nord/ vnd Suden/ Ost/ vnd Westen/ Kämpffen last auff saltzem feld; Nie wirds dem an ruh gebresten/ Wer nur frid im hertzen helt. 5. Wer wils vber Meer nit wagen/ Vber tausent wässer wildt/ Dem es mit dem pfeil/ vnd bogen Nach viel tausent Seelen gilt? Wem wil grausen vor den winden? Förchten jhre flügel naß? Der nur seelen denckt zu finden/ Seelen schön ohn alle maß? 6. Eia starck/ vnd freche wällen/ Eia starck vnd stoltze windt/ Ihr mich nimmer sollet fellen/ Euch zu stehn ich bin gesinnt/ Seelen/ seelen/ muß ich haben Sattlet euch nur höltzen Roß/ 2 Ihr must vber wällen traben/ Nur von vfer drucket loß. Fußnoten 1 Pulver. 2 Schiff. Die Gespons Jesu lobet Gott bey dem gesang der vögel 1. Offt morgens in der kühle/ Noch vor dem Sonnen-schein/ Wan JESV pfeil ich fühle Zu scharpff/ vnd hitzig sein/ Mit frewden mich verfüge Zum grünen wald hinein; Wolt Gott/ nun dapffer schlüge Der klang der vögelein. 2. O vöglein jhr ohn sorgen/ Alß newlich kam hinein/ Ein liedlein must euch borgen; Wil nun bezahlet sein. Nun mahnet auff zur stunde Den besten athem gut; Nun schöpfft von hertzen grunde/ Vom best-gesiebten blut. 3. Mit bester stimm laßt klingen/ Den höchst- vnd besten thon: Durch wolcken soll sichs dringen/ Biß zu dem Gottes thron. Nun da/ da thuts erklingen/ Nun da/ da recht/ vnd fein: Ja so/ so musset singen/ Ihr lautbar vögelein. 4. O Nachtigal du schöne! Verdienest rechter weiß/ Man dich fürnemblich cröne/ Mit höchstem Ehrenpreiß. Wie magst es je doch machen So sauber/ glatt/ vnd rund. Daß hertzlein dir möcht krachen Förcht ich/ wans geht zu bund? 5. Thust wunder/ wunder zwingen Den athem hundertfalt/ Kein vöglein ist im singen/ So dir die farben halt. Wan man dich mercket kommen/ Offt zum gemeinen hauff/ Fast alle gleich erstummen/ Die zünglein zäumens auff. 6. Doch jetzet sie nit schweigen/ Nit feirens dieser frist/ Jetzt alle sie sich zeigen Weil Gott zu loben ist. Keins will jetz andern weichen/ Sich brauchens groß/ vnd klein; Laut spielend gehn durchstreichen Daß frölich wäldelein. 7. O süßigkeit der stimmen! Wie pfeiffens also rein! Im lufft wie lieblich schwimmen/ Die flügend psälterlein: Wie zierlich thuts erschallen Im krauß- vnd holen holtz? Wil mirs ja bas gefallen Als alle music stoltz. 8. Die bäumlein reich von zweigen Auch sang-weiß sausen gan/ Zum Gotteslob sich neigen/ Vom wind geblasen an. Die bächlein auch thun rauschen/ Vnd frölich klinglen zu/ Nit bald den thon vertauschen/ Bleibt gleicher klang ohn ruh. 9. Ey wo nun seind im gleichen/ Wo seind all menschen spiel? Ach woltens ja nit weichen/ Sich samblen eben viel! Ach woltens gleicher massen Bey dieser music seyn/ Sich auch mit hören lassen/ Vnd sämptlich stimmen ein! 10. O Gott waß frewd im hertzen/ Waß lust ich schöpffen thät? Wan heut zur Prim/ vnd Tertzen/ Sext/ Non/ vnd Vesper späth Zu wegen ich könd bringen Dem lieben Gottes Sohn/ Vor jhm daß möcht erklingen So starck gemischter thon! 11. Her/ her/ all jnstrumenten/ So seind in gantzer welt/ All Fugen/ vnd Concenten So vil die music zehlt: Her/ her/ all menschen stimmen/ Laßt immer/ immer gan/ Mans nie doch wird erklimmen/ Waß Gott gebühren kan. 12. Je mehr man jhn erhoben/ Gelobt/ vnd ehret hat/ Je mehr man jhn zuloben Noch allweg lasset statt. Drumb spielet/ vnd psalliret/ Was je nur spielen kan. Springt/ jauchtzet/ jubiliret/ Lust/ frewd jhm stellet an. Anleitūg zur erkandtnuß vnd liebe deß Schöpffers auß den geschöpffen 1. Daß meisterstuck mit sorgen Wer nur wilt schawen an/ Ihm freilich nit verborgen/ Der meister bleiben kan. Drumb wer nun heut vnd morgen/ Erd/ himmel schawet frey/ Denck nachts mit gleicher sorgen/ Wie je der meister sey. O mensch ermeß im hertzen dein/ VVie vvundermuß der Schöpffer sein. 2. Von oben wird vnß geben Daß liecht/ vnd gülden schein/ In stätem lauff/ vnd leben/ Sonn/ Mon/ vnd himmel sein. Deß tags biß auß den abend/ Die Sonn gar freundtlich lacht/ Zu nacht der Mon Gott lobend/ Führt auff die sternen wacht: O mensch ermeß im hertzen dein/ VVie vvunder muß der Schöpffer sein. 3. In etlich tausent jahren/ Vil tausent sternen klar. Kein härlein sich verfahren; Gehn richtig immerdar. Wer deutet jhn die strassen? Wer zeiget jhn die weg? Daß nie nit vnderlassen? Zu finden jhre steg. O mensch ermeß im hertzen dein/ VVie vvunder muß der Schöpffer sein. 4. In lauter grüne seyden/ Gar zierlich außgebreit/ Daß erdreich thut sich kleiden/ Zur werthen Sommerzeit. Die pfläntzlein in den felden/ Sich lieblich mutzen auff/ Die grünen zweig in wälden/ Auch schlagen auß mit hauff. O mensch ermeß im hertzen dein/ VVie vvunder muß der Schöpffer sein. 5. In gärten merck ich eben/ Die schöne blümelein/ Wie frewdig sie da schweben/ Wan windt nur spielt hinein; O frölich garten jugend! O frisch/ vnd zartes blut! Ohn zahl hast farb/ vnd tugent/ Wers denckt in stillem muth. O mensch ermeß im hertzen dein/ VVie vvunder muß der Schöpffer sein. 6. Vnd wie werd dan gemohlet Ihr blümlein tausend-falt? Weil alles jhr doch holet Auß schwartzer erden kalt; All safft/ vnd krafft/ vnd wesen/ Ihr nembt von schlechter Erd/ Vnd doch wer euch geht lesen/ Nicht zierlichers begehrt. O mensch ermeß im hertzen dein/ VVie vvunder muß der Schöpffer sein. 7. Die brünlein sich ergiessen/ Vnd jhre wässer klar/ Wie silber stralen schiessen Von felsen offenbahr: Die Sonn es bald erblicket/ Drin kühlet jhren schein. Die thier es auch erquicket/ Wans heiß vnd dürstig seyn. O mensch ermeß im hertzen dein/ VVie vvunder muß der Schöpffer sein. 8. Frisch hin vnd her gehn wancken Die klare bächlein krumb/ Vnd mit den steinlein zancken/ Wans müssen fliessen vmb. Allweg sie süßlich sausen/ Zum sang vnd gang gewohn/ Daß gantze jahr ohn pausen Man höret jhren thon. O mensch ermeß im hertzen dein VVie vvunder muß der Schöpffer sein. 9. Die flüß vnd breite wässer In still/ vnd sanfftem trab Schiff/ nachen/ pack/ vnd fässer Lan führen auff vnd ab. So pur vnd rein sie lauffen (Muß kecklich sagen daß) Wers will gar zierlich tauffen/ Der nents geschmoltzen glaß. O mensch ermeß im hertzen dein/ VVie vvunder muß der Schöpffer sein. 10. Vnd wütet ungestüm: Daß wilde meer nun brauset/ Nun still es wider sauset/ Ligt vest in runder krümm/ Gar lieblich thuts bestralen/ Die Sonn/ mit sanffter glut/ Wan sie zum offtermalen/ Sich drin erspieglen thut. O mensch ermeß im hertzen dein/ VVie vvunder muß der Schöpffer sein. 11. Wer will die bäum nun zehlen/ In jen- vnd jenem wald? Seind deren doch ohn fehlen So tausent/ tausent falt. Gar hoch die gipffel klimmen/ In klaren lufft hinauff/ Vnd gleich den Wolcken schwimmen/ Wan stoßt ein windlein drauff. O mensch ermeß im hertzen dein/ VVie vvunder muß der Schöpffer sein. 12. Der zweig vnd näst seind tausent/ Vnd tausent/ tausent viel. Mehr tausent/ tausent/ tausent Der blättlein/ vnd der stiel. Doch äderlein bey neben/ Noch mehr man zehlen thut/ Da nehret sich daß leben/ Vnd seel in grünem blut. O mensch ermeß im hertzen dein/ Vvie vvunder muß der Schöpffer sein. 13. Wan dan schallt auff den zweigen Gesang der vögelein/ Noch Laut/ noch Harpff/ noch Geigen Klingt also süß/ vnd rein: Ihr lieblichs musiciren Mich dünckt so sauber gut/ Ihr künstlichs coloriren / Bringt lauter frewden muth. O mensch ermeß im hertzen dein/ VVie vvunder muß der Schöpffer sein. 14. Die Nachtigal ob allen Steigt immer auff/ vnd auff; Gar frewdig thuts erschallen/ Wans geht in vollem lauff. Man sagt daß etlich starben/ Zu hoch wans wolten gahn/ Vnd mit zu starcken farben/ Ihr stimlein streichen an. O mensch ermeß im hertzen dein/ VVie vunder muß der Schöpffer sein. 15. Wer wolt nun vberdencken/ Der vielen vögel zahl? Die Sonn sich würde sencken/ Eh man sie nennet all. Wer wolt jhr federn zehlen/ Vnd feder-farben zart? O Gott/ muß dirs befehlen/ Eß seind vnzahlbar art. O mensch ermeß im hertzen dein/ VVie vvunder muß der Schöpffer sein. 16. Von thieren muß ich schweigen/ Vnd lassens vngezehlt: Ins meer wil auch nit steigen/ Daß ich von fischen meldt: Von mensch- vnd menschen kinden Wil gar nit regen an/ Kein end ich da könd finden/ Wils in der still vmbgan. O mensch ermeß im hertzen dein/ VVie vvunder muß der Schöpffer sein. 17. Elphanten/ sampt Camelen/ Roß/ Löwen/ hirsch/ vnd Bär/ All würm/ vnd alle Seelen So seind im wilden meer/ Wer mensch mags je beschreiben/ Ihr eigenschafft vnd art? Thut weißlich wers laßt bleiben/ Wer wort vnd feder spart O mensch ermeß im hertzen dein/ VVie vvunder muß der Schöpffer sein. 18. O schönheit der naturen! O wunder lieblichkeit! O zahl der Creaturen! Wie streckest dich so weit? Wer wolt dan je nicht mercken Deß schöpffers herrligkeit/ In allen seinen wercken Gantz voller zierlichkeit. O mensch ermeß im hertzen dein/ VVie vvunder muß der Schöpffer sein. Lob Gottes auß beschreibung der frölichen Sommerzeit 1. Jetzt wicklet sich der himmel auff/ Jetzt bwegen sich die räder/ Der Frühling rüstet sich zum lauff Vmbgürt mit rosen-feder. O wie so schön/ wie frisch vnd krauß! Wie glantzendt Elementen! Nit mügens gnugsam streichen auß Noch Redner/ noch Scribenten. O Gott ich sing von hertzen mein/ Gelobet muß der Schöpffer sein. 2. Du schnelle post/ O schöne Sonn! O gülden Roß/ vnd Wagen! O reines rad auff reinem bronn Mit zartem glantz beschlagen! Jetz schöpffest vns den besten schein/ So winters war verlohren/ Da Rad/ vnd Eymer-schienen sein Von kält gar angefroren. O Gott ich sing von hertzen mein/ Gelobet muß der Schöpffer sein. 3. O reines jahr! O schöner tag! O spiegel-klare zeiten! Zur sommer-lust nach winter-klag Der Frühling vns wird leiten. Im lufft ich hör die music schon/ Wie sichs mit ernst bereite/ Daß vns empfang mit süssem thon/ Vnd lieblich hin begleite. O Gott ich sing von hertzen mein Gelobet muß der Schöpffer sein. 4. Für vns die schöne Nachtigal Den Sommer laut begrüsset/ Ihr sti ilein vber berg vnd thal Den gantzen lufft versüsset. Die vöglein zart in grosser meng Busch/ heck/ vnd feldt durchstreiffen/ Die nester schon seind jhn zu eng/ Der Lufft klingt voller pfeiffen. O Gott ich sing von hertzen mein Gelobet muß der Schöpffer sein. 5. Wer legt nun jhn den thon in mund/ Dan laut/ vnd dan so leise? Wer circklet jhn so rein vnd rund/ So mannigfältig weise? Wer messet jhn den athem zu/ Daß mögens vollenführen Den gantzen tag fast ohne ruh So frewdigs tute-lüren? O Gott ich sing von hertzen mein Gelobet muß der Schöpffer sein. 6. Jetz lauffen wider starck/ vnd vest/ So winterzeits gestanden All flüß/ vnd wässer in arrest/ Bestrickt mit eyßes banden: Jetz kalter lufft/ vnd stawre wind/ Vns wider seind versöhnet/ Der taw mit weissen perlen lind Die felder lieblich crönet. O Gott ich sing von hertzen mein/ Gelobet muß der Schöpffer sein. 7. Jetz öffnet sich der Erdenschoß/ Die brünnlein frölich springen; Jetz laub vnd graß sich geben blos/ Die pfläntzlein anher dringen. Wer wird die kräuter mannigfalt/ In zahl vnd ziffer zwingen. Welch vns der Sommer mit gewalt Ans liecht wird stündlich bringen? O Gott ich sing von hertzen mein Gelobet muß der Schöpffer sein. 8. Die blümlein/ schaw/ wie trettens an/ Vnd wunder schön sich arten! Violen rosen/ tulipan/ All kleinod stoltz in garten/ Jacynthen/ vnd Gamanderlein/ Dan saffran/ vnd Lauendel; Auch schwertlein/ gilgen/ nägelein/ Narciß/ vnd sonnenwendel. O Gott ich sing von hertzen mein/ Gelobet muß der Schöpffer sein. 9. Ey da/ du gülden Keysers Cron/ Auß vilen außerkohren/ Auch tausentschon/ vnd widerton/ Nasturtz/ vnd rittersporen/ Je lenger lieber/ sonnentaw/ Basilien/ Brunellen/ Agleyen auch/ vnd Bärenklaw/ Dan Monsam/ glock/ vnd schellen. O Gott ich sing von hertzen mein/ Gelobet muß der Schöpffer sein. 10. Mein saget an/ jhr blümlein zart/ Vnd laßt michs je doch wissen/ Weil jhr an euch kein farb gespart/ Wer hat euch vorgerissen? Wo nahmet jhr das muster her/ Davon jhr euch copeyet? Das fürbild wolt ich schawen ger/ Welchs jhr hatt conterfeyet. O Gott ich sing von hertzen mein/ Gelobet muß der Schöpffer sein. 11. Wer mag nun je gebohren sein/ So reich von scharffen sinnen/ Der auch das gringste pfläntzelein/ Nur schlechtlich dörfft begi en. Die warheit sag ich rund/ vnd glatt/ Dan würd all sinn zerrinnen/ Wer auch nur dächt ein eintzig blat/ Auß menschen kunst erspinnen. O Gott ich sing von hertzen mein/ Gelobet muß der Schöpffer sein. 12. Daß feld/ vnd wiesen feucht/ vnd feist/ Mit bächlein vil zerspalten Die Sonn wan sie vorüber reist/ Mit jhrer schön auffhalten: Nun wundert sich der himmel selb/ Wie zierlich vnderstralet Mit gras/ vnd früchten/ grün/ vnd gelb Daß erdreich sich gemahlet. O Gott ich sing von hertzen mein/ Gelobet muß der Schöpffer sein. 13. Wer treibet auß getreid/ vnd gras/ Wer lockets an die Sonnen? Weils in der erd verwirret saß/ Wer hats hinauß gesponnen? Wer scherpfft den ähren jhre spitz? Wer thut die körnle zehlen? Wo nemmens doch die kunst/ vnd witz/ Daß nie der art verfehlen? O Gott ich sing von hertzen mein/ Gelobet muß der Schöpffer sein. 14. Die stoltze bäum in wälden wildt/ Seind zierlich außgebreitet/ O nur auß erd geschnitzte bildt! Ohn werck vnd zeug bereitet! Wer that in lufft euch richten auff? Wer gab daß grün den zweigen? Wo war so viel der farb zu kauff? Für wunder muß ich schweigen. O Gott ich sing von hertzen mein/ Gelobet muß der Schöpffer sein. 15. Bald auch die zahm/ vnd fruchtbar bäum Sich frewdig werden zieren/ Mit weichem obs/ mit kinder träum/ Nuß/ äpffel/ kirsch- vnd biren. Die biren gelb/ die äpffel roth/ Wie purpur die Granaten/ Die pfersich bleich wie falber todt/ Die kirschen schwartz gerathen. O Gott ich sing von hertzen mein/ Gelobet muß der Schöpffer sein. 16. Deß obs ich schier ohn zahl erblick/ Vnd thuts sich jmmer mehren/ Citronen/ quitten/ pflaumen dick/ Fast alle näst beschwären: Pomrantzen gülden von gestalt/ Seind viel in warmen landen/ Da leucht mit gold wol mancher waldt/ Alß newlich hab verstanden. O Gott ich sing von hertzen mein/ Gelobet muß der Schöpffer sein. 17. Der Rebenstock voll trauben schwär An pfählen lieblich scheinet/ Alß gleich ein wolgewaffnet heer/ An spiessen angeleinet. Da samblet sich daß reben blut/ Zu süssen trauben zähren; Die machen vnß den frischen mut/ Waß will man mehr begehren? O Gott ich sing von hertzen mein/ Gelobet muß der Schöpffer sein. 18. Die reine flüß Crystallen klar/ Verbremt mit grünen weiden/ Von schatten schier bedecket gar/ Die Sonnen-hitz vermeiden. Sich üben dort mit schwimmen viel/ In schnee gefärbte Schwanen. Dort haltens jhre frewden-spiel/ Auff glatten wasser planen. O Gott ich sing von hertzen mein/ Gelobet muß der Schöpffer sein. 19. Die thier auff grünen felden breit/ Sich frisch vnd frewdig zeigen. Daß wildt in dunckel wälden weit/ Dem Jäger zeigt die feigen: Die vögel auch in freyem zug: In lufften frewdig spielen/ Mit hin vnd her gewendtem flug Zum ehren-Cräntzlein zielen. O Gott ich sing von hertzen mein/ Gelobet muß der Schöpffer sein. 20. Wo nur daß aug man wendet hin/ Mit lüsten wirds ergetzet; Ergetzet wird fast jeder sinn/ Vnd alles wunder schetzet; Ohn maß ist alle welt geschmückt/ Wer künstler möchts erdencken? Wers recht bedenckt/ wird gar verzückt/ Das haupt thut nidersencken. O Gott ich sing von hertzen mein/ Gelobet muß der Schöpffer sein. 21. Drumb lobet jhn jhr menschen kind/ Bey nun so schönen zeiten: All trawrigkeit nur schütt in wind/ Spa t auff die beste seyten: Auff Harpff/ vnd Lauten tastet frey/ Schneid an die süsse Geigen/ Mit reiner sti i/ vnd Orgel schrey/ Thut jhm all ehr erzeigen. O Gott ich sing von hertzen mein/ Gelobet muß der Schöpffer sein. Lob deß Schöpffers darin ein kleines vvercklein seiner vveißheit, nemblich die vvunderliebliche handthierung der Immen oder Bienen beschrieben vvird 1. Mit deiner lieb vmbgeben/ O schöpffer aller ding/ Im trawren muß ich leben/ Wan ich von dir nicht sing. Von wercken deiner hände/ Von wercken auch gering/ Von bienen ich dir sende/ Waß ich heut new erkling. 2. Wan ich bey deinen wercken/ Die wunder dein betracht/ Zur lieb sie mich erstärcken/ Der eyffer schöpffet macht/ O Gott wan dich zu loben/ Ich nit von hertzen denck/ Mich lebend vnuerschoben/ In tieff vnd grund versenck. 3. Wolan will heut erklingen/ Ein wercklein deiner händ/ Wil zarte verßlein zwingen/ Von jmmen wol bekändt. Nembt war/ jhr menschen seelen/ Dem schöpffer dencket nach/ Wil sauber nichts verheelen/ Waß euch belusten mag. 4. Auff/ auff/ jhr kleine bienen/ Der Winter ist fürbey: Schon gaffen jetz/ vnd gienen/ Die blümlein allerley. Auff/ auff/ die blümlein gaffen/ Zu feld noch flieget heut/ Auff/ auff/ mit wehr/ vnd waffen/ Euch schickt zur blumen-beut. 5. Ey da sie schon erbrommen/ Zu feld sich stellens ein/ Starck rühren sie die trommen Die gelbe kriegerlein. Sie weit/ vnd breit mit sorgen Erforschen jhren raub/ So draussen ligt verborgen In weichem blumen-laub. 6. Vom raub sie nur sich nehren/ Nur leben sie der beut/ Doch jemand nit beschweren/ Verschonen landt vnd leuth. Sie zihlen scharpff mit augen/ Zum reichsten blümlein zart/ Von jhnen schätz ersaugen/ In blättlein eingeschart. 7. Sie gleich daß best erheben/ Daß beste blumen-blut/ Vnd bleiben doch beyneben/ Die blümlein wolgemuth: Gar starck vnd immer zahlen Die blümlein jhren zoll/ Vnd bleiben allemahlen/ Jedoch noch eben voll. 8. Ob schon die schätz erhoben/ Ob schon sie plündert auß/ Doch schwebens je noch oben/ Verbleiben eben krauß. Jhr zänlein wolgewetzet Die Bienlein schlagen an/ Doch allweg vnverletzet Die blümlein lassen stahn. 9. Kein blättlein sie zerbeissen/ Kein härlein kränckens nicht/ Kein äderlein zerspleissen/ Alß wie mans täglich sicht. O wol wie friedlichs rauben! Wie süsser blumen krieg! In honig/ muß ich glauben/ Verwendt sich aller sieg. 10. In lauter wachs/ vnd hönig Verwendt sich alle beut/ So mancher Fürst/ vnd König Geneust mit hertzen frewd. Von blumen waß sie schaben/ Waß da sie frücklen auß/ Wird gleich zur honig waben/ Wans jhnen kombt nach hauß. 11. Drumb zeitlich dan sie rühren Die schwancke federlein/ Den süßen raub entführen/ Vnd heimwarts kehren ein. Mit flügeln dünn gezogen Von gülden pergamen/ Sie dickmals (vngelogen) Zwo kleiner meylen gehn. 12. Man wil daß etlich storben/ Von viel zu stätem flug/ Weils sich zu gar beworben/ Wan sie nit funden gnug. In stein vnd felsen-rissen/ An örten steinig-hart/ Offt habens abgeschlissen/ Wol halbe flügel zart. 13. Sie fleissig aller enden/ Vnd orten späth/ vnd früh/ Den gelben safft entwenden/ Von bäum- vnd hecken blüh. Wo nur sich bloß erweisen/ Die glitzend blümelein/ Da werdens gleich zur speisen/ Den honig-vögelein. 14. Wan wol dan hat gezehret/ Daß völcklein honig süß/ Es mit dem rest beschweret/ Die beyden hinderfüß/ In lufft sie mütig tretten/ Mit brommen vnd gesauß: Bey trommel/ vnd trompetten/ Sie fahren reich nach hauß. 15. Offt förchtens vnderwegen/ Daß nit von jhrem zweck/ Wan wind sich gunt zu regen/ Er sie mögt blasen wegk. Sich drumb dan bas beladen/ Mit kleinen steinelein; So schwebens ohne schaden/ Weil dan sie schwärer sein. 16. Offt wan sie sich verweilet/ Auff gar zu blosem feldt/ Vom abend übereilet/ Ohn vnderschleiff vnd zelt/ Fürnemblich dan sie sorgen/ Für jhre flügel zart/ Daß die biß auff den morgen/ Für feuchte sein bewahrt. 17. Damits dan je nit werden/ Berürt von feuchtem taw/ Sich legen sie zur erden Mit vortheil gar genaw: Sich legens auff den rucken/ Vnd also schlaffen ein: So bleiben je noch trucken Die gülden flitterlein. 18. Bald wan die morgenstunden Mit rosen roth vmbgürt: Den süssen schlaff entbunden/ Gleich fassens jhre bürd! Gleich wider sie dan schwingen Die flachen federlein/ Nach hauß die beuten bringen/ Bey kühlem purpur-schein. 19. Wan endlich dan sie kommen Zur edlen wächsen-burg/ Für frewden stärcker brommen/ Sich tu ilens durch vnd durch: Gleich rüstet sich zum grüssen Waß blieben war daheim/ Den gästen streicht von füssen/ Daß honig/ wachs/ vnd leim. 20. Wer mags dan je ersinnen/ Mit welcher zierd/ vnd kunst Daß werck sie da beginnen In lauter schwartzem dunst. Viel wunder von gebäwen/ Viel häußlein auff das best Im duncklen gar ohn schewen/ Sie da dan gründen fest. 21. Die klare Sonn dort oben/ Der himmlisch augenball/ So sonsten hoch erhoben Sich wirblet vber all. Mit seinen starcken pfeilen Mag da nit bohren ein/ Muß draussen ja verweilen/ Nimbt nie den augenschein. 22. Dem tag sie weichen ferne/ Verkleben jhm die riß/ Daß niemand nichts erlerne/ Noch jhre stücklein wiß. Die schöne kunst verborgen Bißher bleibt in geheim; Der leser muß mirs borgen/ Kombt nicht in meine reim. 23. Ein König doch erwölen/ Die stoltze bürgerschafft: Wie der dan thut befehlen/ Verwirckens jhren safft. All ämpter er ertheilet/ Gibt alles weißlich an/ Gleich niemand sich verweilet/ Seind jhm gantz vnderthan. 24. Gleich die dan jhn begleiten/ Vnd lauffen jhm zur hand: Gleich die dan draussen streitten Für jhre Burg vnd Land: Gleich die den pöffel führen/ Versorgen alle wacht: Gleich die den lufft erspüren Auffs wetter gebend acht. 25. Gleich die zu felde fahren/ Mehr arbeit führen bey: Gleich die/ die flügel spahren Daheim sich brauchen frey: Gleich die daß honig tragen/ Gleich die den feuchten taw: Gleich die den mörtel schlagen/ Vnd mawren jhren baw. 26. Daß völcklein vnverdrossen Starck bawt ohn vnderlaß/ Vnd brauchets ohn verstossen Noch bley/ noch winckelmaß. Von bretter/ holtz/ noch steinen/ Kein splitter brauchens nicht/ Vnd doch (wer wolt es meinen) Der schöne baw geschicht. 27. Von blümlein ist erwöhlet Der bawzeug nagel new/ In häußlein vngezehlet Sich theilt daß gelb gebäw. Von wachs gar dünn getrieben Seind alle mawr vnd wänd; Balliert/ vnd glatt gerieben/ In zeltlein abgetrennt. 28. Dort nemens dan besonder Zur wohnung jhre plätz: Dort samlens auch mit wunder/ Vnd mehrens jhre schätz. Auch örtlein jhn erkiesen Da ziehlens jhre zucht/ Biß die recht vnderwiesen/ Auch gleiche nahrung sucht. 29. Die zimmer vnderscheiden/ Versüssens mit geruch; Sie stanck noch wust erleiden/ Er draussen fält im flug. Dan drinnen sie sich sparen; Sich halten pur vnd rein; Recht sauber sie bewahren Die zelt- vnd kämmerlein. 30. Sie häuffig sich vermehren/ Doch keusch/ ohn heyrath sein; Ohn lieb sie sich beschwären Mit süssen kinderlein. Sie nur von blumen lesen Die kleinen jhrer art; Da findet sich daß wesen All jhrer Erben zart. 31. Wan dan die schöne jugent Sich nehret allgemach; Sie gleich der vätter tugent/ Vnd freyheit strebet nach. Sie sich von mitgenossen Im schwarm zertheilen ab/ Von hauß mit frewden stossen In vollem flügel-trab. 32. Starck blasen sie zum lermen/ Gar schwirig von geblüt: In stoltzem zug vnd schwermen/ Daß munter bürßlein wüt. Ade du süsses heimet; Ade du mutter-schoß; Hinaussen vngezeimet Sich waget vnser stoß 33. Schaw da/ wie schön muntiret/ Wie schön gebutzter hauff! In lüfften er braviret/ Zun wolcken schwebet auff. Frisch hin vnd her sich schwencket Die gülden-gelbe schaar/ Nach frembdem land gedencket/ Ihr hauß verlasset gar. 34. Her/ her nun pfann/ vnd becken/ Schlagt auff daß gütlich kling/ Vnd last den schwarm erschröcken/ Daß nit er gar entspring. Schlagt auff ting-tang: ting-tyren: Ting-tang: ting tyren-tang: Laß jhm noch baß hoffiren Mit lindem becken-klang. 35. Gleich da laßt jhm gesagen Der stossend bienen schwarm/ Schon kühlet/ vnd zerschlagen Ist jhm das müthlein warm/ Er herwarts thut sich lencken/ Wil schon sich kleben an; Schaw dorten er bleibt hencken/ Man jhn dort fassen kan. 36. Der hüter sich bereite Zum newen bienenstock/ Da drein dan er sie leite/ Sie sanfft- vnd süßlich lock: Der stock soll sein bestriechen Mit edlem Thymian/ Wans nur das kräutlein riechen/ Sie gern sich halten lan. 37. Gleich hebens an zu wohnen In also frischem sitz/ Vnd reichlich den belohnen/ Der sie nimbt in besitz/ Die jung/ vnd alte Bienen Gar häuffig ohne zahl Den menschen trewlich dienen/ Zur süssen speiß/ vnd mahl. 38. Gar sparsam sie sich nehren/ Gar leben sie genaw: Nur wir/ wir jhn entlären Die körb/ vnd reichen baw. Sie nur den frembden gästen Die reichthumb haben spart/ Vnd vns gethan zum besten So manche blumen fart. 39. Wer wil nun vberdencken/ Waß hoch- vnd schwären tax/ Der welt sie jährlich schencken/ An honig/ vnd an wachs? Mit vielmahl tausend/ tausend Ducaten roth von goldt/ Vnd je noch tausend/ tausend Mans nie bezahlen solt. 40. Wer mensch mags auch erdencken/ Was jährlich ohn verzug Dem lieben Gott sie schencken Auß jhrem blumen-flug? Sie tausend/ tausend/ tausend Ihm liechter zünden an/ So tag vnd nacht in tausend/ Vnd tausend kirchen stahn. 41. Dem Schöpffer sie zun ehren In lind gewircktem flachs Vnzahlbar fewr ernehren/ Von gelb- vnd weissem wachs. Vnzahlbar jhm laternen Erhaltens tag zu tag. In warheit sie den sternen/ Mit nichten gebens nach. 42. O schöpffer der naturen! Hoch schwellet mir der mut/ Wan dich der Creaturen Man danckbar loben thut: Nun dancken wir von hertzen Den schöpffer lieb vnd werth/ Dem sie so manche kertzen Verehren vnbeschwert. 43. Ihr völcker vil auff erden/ Ihr menschen allegar; Frisch/ frölich in geberden Vor jhm euch stellet dar: Im dancket seiner gaben/ Der vöglein wunder fein/ Deß wachs/ vnd honig waben So wunder süß/ vnd rein. 44. Steigt auff/ vnd steigt hinunder In allen wercken sein: Rufft vberall/ wie wunder Muß er doch selber sein! Rufft vberall wie wunder Seind alle wunder sein! Wie wunder/ vnd wie wunder Muß er dan selber sein! Anders lob Gottes; vnd ist der 48. Psalm Dauids Poëtisch auffgesetzt 1. Nun lobet Gott von himmel ab Ihr Gottes edel knaben/ Euch er den Geist vnd wesen gab/ O wol der schönen gaben! Euch er mit lauter frewden fla i Mit lüsten thät vmbgeben; Für frewden groß jhr allesamm Ohn vnderlaß thut beben. 2. Auch lobe Gott du gelbe schaar/ Ihr sternen wolgezündet: Du Sonn/ vnd Mon/ jhr kuglen klar/ Ihr circkel wolgegründet. Ihr himmel/ weit/ vnd breit erleucht Ihr tempel wol gezieret/ Rund vber euch mit wasser feucht Von aussen verglasieret. 3. Nun preiset jhn mit klarem schein Thut jhm der gnaden dancken: Waß er gebeut muß fertig sein/ Muß ewiglich nit wancken. Er sprach so gar ein kleines wort Klein vnder alle massen/ Da spranget jhr auß nichten fort/ Vnd liefft in runden strassen. 4. Drinn lauffet jhr noch heut zu tag/ Vnd webet vnß die zeiten/ Thut mit geschecktem vnderschlag Den tag/ vnd nacht bereiten. Er zeichnet euch die zihl vnd maß/ Er weiset euch mit sinnen; Da wircket jhr ohn vnderlaß/ Waß Sonn/ vnd Sternen spi en. 5. Auch lobet Gott von erden auff Jhr Drachen auß den klufften; Ihr Walfisch/ tieff auß saltzem sauff; Wind/ sauß/ vnd brauß in lufften: Auch hagel weiß/ auch flocken greiß Von schnee vnd eyß entzogen: Auch dämpff/ vnd fewr/ blitz ungehewr/ Zusampt dem regen-bogen. 6. Auch lobet jhn jhr stoltze berg/ Ihr hoch/ vnd starke risen: Auch kleine bühlein/ kleine zwerg/ Auch flaches feld/ vnd wisen. Auch grüne stauden/ bäum/ vnd zweig/ Von früchten tieff gebogen; Auch Ceder-holtz den wolcken gleich/ In lüfften hoch erzogen. 7. Ihr thier/ gewürm/ vnd wilde rott/ Mit keiner zahl zu greiffen/ So weit in wälden ohn verbott Die grüne baan durchstreiffen: Auch du so schwanckes feder-vieh/ So thust in lüfften schiffen/ Vnd zierlich trillest je/ vnd je Die zünglein rein geschliffen: 8. Ihr König/ Fürsten/ Richter groß/ Ihr völcker vngezehlet/ Ihr kleinen auff der Mutter schoß/ Ihr jüngling vnvermählet/ Ihr Töchter auch noch vnversagt/ Noch blos in gülden haaren/ Dan auch jhr alten hoch betagt/ Bewandert weit in jahren. 9. Recht preiset jhn mit jubelschall/ Mit händen schlagt zusammen/ Springt auff vnd schreyet vberall/ Erhebet jhn mit nahmen. Fült an den lufft mit süssem sang/ Mit harpffen/ laut- vnd geigen/ Mit noten kurtz/ vnd noten lang Thut auff zun wolcken steigen. 10. Er immerdar hat gütlich than/ Den Schäfflein seiner herden/ Er setzet endlich oben an Die liebsten sein auff erden. Drumb lobet jhn mit bestem thon/ Den psalter hoch erhebet: Sein ist der Scepter/ sein die Cron; Vor jhm erd/ himmel bebet. Anders lob auß den vvercken Gottes 1. Ein liedlein süß wolt stimmen an/ Ihr wolgespante seiten/ Ihr Lauten/ Geigen/ Dulcian / Ihr Cymbel/ harpff/ vnd fleuten/ Posaun/ Cornet/ Trompeten klar/ Auch hörner krum gebogen/ Gott loben sollet jhr fürwar/ Sagt an waß euch will frogen. 2. Wer hat in gold- vnd silber-stück/ Die Sonn/ vnd Mon gekleidet? Wer hats gemacht so schnell/ vnd flück/ Daß nie kein pfeil erleidet? Wer hat die sternen zündet an? Wer hats gezehlt mit namen? Wer hats mit wesen angethan! Da sie von nichten kamen? 3. Wer läret auß den vollen Mon? Wer schleiffet jhm die spitzen? Wer heist die flüß von felsen gahn? Wer macht die brünlein spritzen? Wer wicklet hoch in wolcken ein/ Die spitz der wilden bergen? Wer thut den lieben Sonnenschein/ Mit schwartzer nacht verhergen. 4. Wer färbet vns die morgenröth/ Mit purpur zart gerieben? Wer thut/ waß vnß die nacht getödt/ Ans liecht bald wider schieben? Wer heißt von wolcken springen ab Die blitz in eyl entflogen? Wer zuckt die wind in vollem trab? Wer spannt den regen-bogen? 5. Wer wirfft auß beyden händen voll Reiff/ hagel rund gefroren? Wer spinnet vns die winter-woll/ Den schnee so rein geschoren? Wer zäumet auff mit eyß vnd kält Die stoltze wasser-wogen? Wer ist ders meer in züchten hält/ Wans komt in gri i gezogen. 6. Wer gibt der erden lebens krafft Daß nie von alter sterbe? Wer träncket sie mit wolcken safft/ Daß nie von hitz verderbe? Wer nehret wild/ vnd zahmes vieh? Wer sorget jhn die speisen? Daß endlich doch noch manglet nie/ Wie deutlich steht zu weisen? 7. Allein/ allein ist vnser Gott/ Der thaten groß verrichtet: So bald nur schallet sein gebott; All streit ist schon geschlichtet. Da lauffens jhm in eyl zuhand Geschöpff nach seinen sinnen; Voll seiner krafft wird alles land/ Viel wunder da beginnen. 8. Sein will/ vnd werck im selben schritt/ Im selben glid passiren/ Kein härlein eins vors ander tritt/ Mag ihm ja nichts falliren. Waß er dan wil/ thut er behendt In gleichem punct verrichten: Was er auch wil/ thut vnverwendt In gleichem punct zernichten. 9. Drumb nur zu loben fanget an Ihr wolgespante seiten/ Ihr lauten/ geigen/ dulcian / Ihr cymbel/ harpff/ vnd fleuten/ Posaun/ cornet/ trompeten klar/ Auch hörner krum gebogen/ Gott loben sollet jhr fürwar/ Waß wil man weiters frogen? Die geschöpff Gottes vverden zu seinem lob ermahnet 1. Wolauff/ jr hole seiten-spiel/ Stimmt an die silber-zungen/ Die seiten stimmet an subtil/ Sti it an waß je geklungen; Sti it an dem werth- vnd lieben Gott/ Euch laßt in frewden mercken: Singt immer/ immer ohn verbott/ Vnd singt von seinen wercken. 2. Er setzet vnß die tag/ vnd jahr: Er spaltet ab die zeiten: Dort stellet er den sommer klar/ Den winter dort beyseiten; Dan auch den herbst/ vnd Frühling beyd/ In gleicher läng durch-schnitten/ Er jhnen stellt zum vnderscheid/ Recht dort/ vnd dort in mitten. 3. Zu nacht er vns den himmel blaw/ Mit flämmlein schön bespritzet/ Die glantzen wie der stoltze Pfaw Wan er voll spieglen glitzet. Zu tag er vnß mit schönem schein/ Gar freundtlich vberschwimmet/ Wan Phoebus mit den stralen sein/ Den höchsten grad erklimmet. 4. Er schicket auß die vögelein/ Auff läre wolcken straffen; Er mahlet jhn die federlein/ Schön vber alle massen; Er schleiffet jhn die schnäbelein/ Er löset jhn die zungen/ Da singlen sie dem namen sein/ Gar hoch in lufft erschwungen. 5. Daß grosse meer/ vnd wässer klein/ Heißt er die welt befeuchten: Die wässer all mit lindem schein Wie glas/ vnd silber leuchten: Da nehret er die nasse burß/ In schüppen glatt bekleidet/ So stumm/ ohn stimmen/ ohn discurs / Die feuchte reich zerschneidet. 6. Grün färbet Er den erdenklotz/ Mit blümlein vntermahlet; Die bieten auch den sternen trotz/ Nur wären sie bestralet. Die kräuter auch vnzahlbar vil Beruffet er mit namen/ Bestimmet jhnen maß vnd zihl An wurtzel/ vnd an samen. 7. Er richtet auff die felsen stoltz/ Die berg er hoch erhebet; Er krönet sie mit cederholtz/ Daß gleich den wolcken schwebet. Er züglet auff so manchen wald/ Mit nästen wol bekleidet; Er da dem wild schafft vnderhalt/ So feld/ vnd menschen meidet. 8. Er speist die junge raben-kind/ Wan d'alten sie verhassen; Vnd/ weils noch vngeferbet sind Die zarte frucht verlassen. Er speiset mensch/ vnd alles vieh/ Laßt kraut/ vnd früchten wachßen; Gibt wolfeyl alles dort vnd hie/ Gar träglich sein die taxen. 9. Dem vieh sampt vns hat er bereit Die felder/ berg/ vnd wiesen/ Gibt jhm das graß/ vnd vns getraid Oel/ trauben hoch gepriesen. Die trauben geben jenen tranck/ Der in vns trawren labet/ Der vns/ wan schon wir ligen kranck/ Mit frischem sinn begabet. 10. Er heist die wind auß Norden kalt Daß hohe meer bestraffen: Da klinglē starck/ das grausam schallt/ Die klare wasser-waffen: Da springet in stück gar manche flut/ Das Vfer laut erbrüllet: Den Lufft er gantz in eyffermut Mit schaum/ vnd klang erfüllet. 11. Er spannet auch die schnelle wind An seinen wolcken-wagen: Da laufft das schnauffēd lufft-gesind/ Vnd jhn mit frewden tragen: Er schiesset ab die rothe stral/ In brausen eingeflochten: Das meer gab nie so starcken schall/ Wan schon all wällen pochten. 12. Da bebet wild vnd zahmes holtz: Die straff er zückt von leder: Vor jhm fleugt her der wetter-boltz/ Mit seiner gülden feder. Er thut mit stoltzer wolcken-stimm/ Den lufft in zorn zerreissen; So kühlet er dan seinen grimm/ Macht berg/ vnd felsen spleissen. 13. Drumb nur jhr hole seitenspiel/ Sti it an die silber zungen: Die seiten sti iet an subtil Sti it an waß je geklungen. Sti it an dem werth- vnd lieben Gott/ Euch laßt in frewden mercken; Singt jmmer/ jmmer ohn verbott/ Vnd singt von seinen wercken. Andere ermahnung zum lob Gottes in seinen vvercken 1. Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/ Der Schöpffer hoch von ehren: Unß laßt die Laut vnd Harpffen rein/ Mit seiten süß vermehren. Die Sonn mit edlem stralen-crantz/ Den Schöpffer täglich weiset/ Der Mon mit rundem sternen-tantz/ Den Schöpffer nächtlich preiset. 2. Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/ Der Schöpffer groß von machten; Ich bey dem Sonn- vnd sternen-schein Thu seinen glantz erachten. Wie klar muß er dan leuchten selb/ Wie wunder/ wunder glitzen? Weil jene fackeln gülden gelb/ So reines liecht besitzen. 3. Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/ Du blawes feld/ vnd wasen: Euch himmel ich dort oben mein/ Ihr zelt von glas geblasen: Auch jhr vnsichtbar wässer klar/ So droben aller wegen Von aussen bleibet jmmerdar/ Den himmlen vberlegen. 4. Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/ Ihr erd- vnd himmel-globen: Ihn loben alle Geister sein/ Im Tempel sein dort oben. Fast alles voller seiner macht Laut vberall erschallet; Das meer in stäter wällen-jagt Mit brüllen weit erknallet. 5. Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein: Ihn loben wind/ vnd regen/ Ihn loben blitz/ vnd wetterschein/ Zusampt den donner-schlägen: Ihn lobet auch der regen-creiß/ Der bogen bunt gefärbet; Reyff/ wetter/ wind/ vnd sommer-eyß In kisel klein zerkerbet. 6. Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein; Der lufft auch musiciret: Die morgenröth sich stellet ein/ Mit rosen roth gezieret: Die wolgemahlte vöglein schwanck Ihr zünglein süßlich stimmen/ Dem Schöpffer sagens lob vnd danck/ Auff/ ab/ in lüfften klimmen. 7. Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/ Laß jhn mit frewden preisen. Schaw da die krauße vögelein Den Lufft mit sang durchreisen; Vns laden sie bey schöner zeit Zum gleichen jubiliren: Vns wincken sie mit flügeln beid/ Mit bestem coloriren. 8. Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/ Laßt jhn mit lüsten preisen. Geschöpff/ vns laden groß vnd klein/ Zum Lob vns vnderweisen. Laut vberall in aller welt Daß Gottes-lob sich höret; Wer nunmehr sich nit vnderstellt Ist freylich ja bethöret. 9. Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/ Ihm lilgen schön/ vnd rosen In gelb vnd purpur mäntelein/ Gar lieb- vnd freundlich kosen. Sie lächlen jhm gar schön geferbt In kraut- vnd blumengärten; Von jhm die schönheit han ererbt Sampt jhren mitgefärten. 10. Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/ Ihr kräuter/ staud- vnd hecken: Ihn loben alle blümelein/ So nur nach jhm thun schmecken. Ihn lobet alle kräuter krafft/ Mags niemand nit verneinen/ Auch Oel/ getreid/ vnd Reben-safft/ Den vns die trauben weinen. 11. Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/ Wil sein von unß gepriesen: Ihn loben alle berg/ vnd stein/ Ihn felder all/ vnd wiesen. Ihm alles holtz in wälden grün/ Gar mütig außgerecket; So freylich aller keck/ vnd kün/ Daß haupt in wolcken strecket. 12. Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein; Ihn loben flüß/ vnd brunnen/ Ihn wässer all/ vnd wässerlein/ So gang/ vnd lauff gewunnen. Schaw da waß reines wasser-glas/ Mit frewden kompt gezogen? Waß manche fliessend silber-gas? Waß bächlein krum gebogen? 13. Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/ Ihr warm- vnd heisse bäder; Ihr wolgesotten stralen fein/ Du schwebelreichs geäder. Ihn lobet auch daß Ertz/ vnd stahl/ Ihn silber/ gol/ vnd eysen/ Ihn alle Berg-werck/ vnd Metal Auß holer Erden preisen. 14. Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/ Bey schönen Sommer-tagen: Laßt vnserm Gott/ laßt jhm allein Die Laut/ vnd Harpffen schlagen/ Fewr/ wasser/ lufft/ erd/ aller endt Die wunder sein verkünden; Vns alle Welt/ vnd Element Zu seiner lieb entzünden. Die Geschöpff Gottes vverden ausführlicher jhn zu loben angemahnet 1. Die Engel Gottes. Wolauff/ wolauff nun lobet Gott/ Ihr himmel-volck dort oben; Ihr Engel Gottes Sabaoth/ Der euch so gar erhoben. Stäts schawet jhr sein angesicht/ O lust/ in lustes brunnen! All frewd/ v wu / all glantz/ vnd licht/ Euch kompt von jhm gerunnen. 2. Ach daß nur alles weit/ vnd breit Mit seinem lob erfüllet/ Voll krafft/ vnd macht/ vnd herrligkeit Von schall/ vnd hall erbrüllet: Ach preiset jhn mit höchstem schall/ Mit starck/ vnd starckem singen/ Ob schon die welt von hellem knall Auch solt in stück zerspringen. 3. Die Himmel vnd jhre Liechter, etc. Ach lobet Gott jhr himmel klar/ Gewölbet von Crystallen: Mit sambt den flüssen alle gar/ Welch vber euch noch wallen; Dan jhr mit wasser wurd bedeckt/ Mit wällen hoch bezogen/ Als euch der Schöpffer außgereckt/ Vnd in die ründ gebogen. 4. Ey wie so weit/ vnd breites feldt/ Mit fewr/ vnd flamm besaamet! Ey wie so groß/ vnd reiche zelt/ Die doch auß nichten kamet! Ey wie so schöner fackel-pracht/ Wie schöne liecht/ vnd sternen/ Wan jhr euch zeiget in der nacht Im besten schmück von fernen. 5. Nun lobe Gott du gülden schein/ Du silberglantz im gleichen: Jch euch O Sonn vnd Mon vermein/ Die welt jhr geht vmbstreichen: Er euch mit liecht gefüllet hat/ Mit schönheit hoch gezieret: Drumb billig jhr dan früh/ vnd spat Ihm allweg jubiliret. 6. Ach lobet jhn jhr sternelein/ Zur schiltwacht außgeschicket: So droben ligt in fensterlein/ Vnd fleißig nunder blicket: Dan er hat euch/ weil er gewolt/ Gemacht zu klaren liechten: Wan anders er auch wollen solt/ So würdet jhr zu nichten. 7. Der Lufft, vnd vvas im Lufft zu finden ist. Ach lobe Gott du reiner lufft/ Du web gar zart gesponnen! Zu nachts bist nur ein schwartzer tufft/ Biß zu der morgen sonnen: Da zeigest dich in klarem schein/ Viel weisser als die Schwanen/ Wan schon gleich außgespannet sein Ihr breite feder-fahnen. 8. Zu dir viel tausend vögelein Mit frewd/ vnd jubel schweben/ Zur sang-schul zu dir kommen ein/ Vnd nach dem Cräntzlein streben/ Wer wil die stücklein zehlen all/ So die dan figuriren? Concerten/ Fugen/ Madrigall/ Auff hundertfalt maniren. 9. In dir auch fliegen rein vnd zart Fast aller ding gestalten/ So seind von farben aller art Vnmercklich abgespalten: Auch athem süß von blumen all/ All ruch/ vnd krafft der Erden; All sang/ vnd klang/ all thon vnd schall In dir gezielet werden. 10. Seind vnvermischt/ ja doch vermischt/ Vereinigt/ vnd entscheidet: Der thon/ dem ruch/ v liecht entwischt Je eins daß ander meidet. Waß nur zum jeden sinn gericht/ Waß zum gefühl/ vnd hören/ Waß zum geschmack/ waß zum gesicht Sich last von keim zerstören. 11. Auch lobet Gott jhr lufft-gewächß/ Ihr wolcken hoch geboren/ Ihr wind/ zween/ vber fünffmal sechß/ Ihr hagel rund gefroren. Ihr fliegend flammen/ donner/ blitz/ Comet vns nit gewogen/ Schnee/ reiff/ vnd regen/ kält/ vnd hitz/ Vnd du gefärbet bogen. 1 12. Der schnee da kombt wie sanffte woll/ Von wolcken abgekaimet/ Der hagel wie die perlen voll/ Von kälte starck gelaimet. Dan weil die tropffen seind im fall/ Vom frost ertappet werden; Der backt/ vnd härtets wie Crystall/ Da kuglens ab zur erden. 13. Der weisse taw/ vnd regen klar Gar lieblich kombt gefliessen; Der regen-bogen immerdar Sich spannet ohne schiessen. Den klaren blitz wir förchten mehr/ Wan groß gewölck sich weget; Doch lobe Gott nun eben sehr Waß nur im lufft sich reget. 14. Er legt den winden flügel an/ Er gürtet jhn die lenden/ Die blitz er heist mit kräfften gan/ Er schüttlet sie von händen. Mit wetter/ vnd vnwetter starck Sein allmacht er erzeiget; Vor jhm erschreckt all bein vnd marck/ Vor jhm sich alles neiget. 15. Das Meer vnd alle Fisch vnd Schiff etc. Ach lobe Gott du tieffer grund/ Ohn zaum so gar ergossen: Du weites meer/ du breiter schlund/ Ohn rigel weit entschlossen. Ihr grosse walfisch vngeschlacht/ Ihr drachen groß ohn massen/ Die jhr mit vngezäumter macht Bezwingt all feuchte strassen. 16. O groß vnd klein geschüptes vieh/ An zahl bist vnermessen: Der sand am vfer war noch nie Dir jemahl vbersessen. Her/ her jhr feucht/ vnd nasse rott/ Die wässer schnell thut spalte/ Vnd jhm/ dem werth- vnd lieben Gott Nur frewden spiel kombt halten. 17. Ihr wasserfräwlein wolbekandt/ Den reyen sollet führen: Auff Harpffen/ Geigen allerhandt/ Die beste seiten rühren. Wan dan die schön gemahlte schiff In eyl fürüber fliegen/ Zum Gottes lob wend alle griff/ Da strebet obzusiegen. 18. Ey da nun jhr vnzahlbar schiff/ (O wasserwald beschoren!) Euch eben recht ich jetzt betriff/ O bäum zu land geboren! Ach zäumet auff den vollen trab/ Legt hin die flache sporen/ 2 Die flächsen feder 3 spannet ab/ Die zeit bleibt vnverlohren. 19. Zum frewden Fest nun haltet ein Mit müsset jhr zum Reyen/ Der Schöpffer wil gelobet sein/ Euch wirds zum heyl gedeyen. Nun hebet an die Lauten griff/ Ihr fräwlein reich von stimmen. Auch hebet an/ jhr hole schiff/ Gar sänfftiglich zu schwimmen. 20. Die frembde waaren bringt zu hauff/ Weit vber Meer geholet: Die frewden fähnlein stecket auff/ Mit farben viel bestrolet. Da crönet euch mit lorber krauß/ Mit perl/ vnd edelsteinen/ Die bunte täppich spreitet auß/ Vnd herrlich thut erscheinen. 21. Die Erd vnd alle Erdgevvächs. Auch lobe Gott mit höchstem preyß/ O kugel wol geründet! Du tausend-schöner Erden-kräyß/ Im lären lufft gegründet. Lobt jhn jhr berg/ vnd flaches land/ Lobt jhn jhr stoltze felßen/ Wan euch so gar mit feuchter hand Die wolcken hoch vmbhälßen. 22. Auch lobet jhn jhr Ceder-bäum Auff Bergen hoch entstanden: Noch holtz/ noch höltzlein sich versäum/ Von ferr/ vnd nächsten landen. Die zarte zweig nun breitet auß/ Die blättlein last erschiessen; Euch zeigt in grünen haaren krauß/ So gar zun füssen fliessen. 23. Auch lobet jhn jhr blümelein/ Viel tausentfalt entsprossen: Ihr wild/ vnd zahme pfläntzelein/ Mit kühlem taw begossen: Auch laub vnd graß/ vnd auch getraid/ All früchten auff den felden/ All grün gewächß ohn vnderscheid/ Verborgen weit in wälden/ 24. Ja lobet jhn auch jederzeit Ihr ertz- vnd glocken-speisen/ Der Erden reiches ingewaidt/ Gold/ silber/ stahl/ vnd eysen. Dan auch daß kupffer/ zinn/ vnd bley/ Dan schwebel/ stein/ vnd kolen/ So täglich wir gantz keck/ vnd frey Von klufften tieff erholen. 25. Nun hetten wir vergessen schier Der perl/ vnd edelsteinen/ Her/ her Carbunckel/ vnd Sapphir/ Auch müsset jhr erscheinen: Türckoisen/ vnd Schmaragden rein/ Demanten außerkohren/ Vnd jhr Crystallen mehr gemein Wie sauber eyß gefrohren. 26. Auch lobet Gott jhr brünnlein klar/ Ihr bächlein krumb gebogen/ In stätem sprung das gantze jahr/ In stätem gang erzogen. O stoltze quellen mannigfalt/ O feuchte brüst der erden/ Bey stätem fliessen/ ohn enthalt/ Soll Gott gelobet werden. 27. Gelobet sey der Schöpffer gut/ Von dem all wässer fliessen; Der früchten- Oel- vnd Trauben-blut Den menschen gibt zu niessen. Er schafft der erden fruchtbarkeit/ All Seelen er ernehret/ Von jhm allein vns allezeit Groß wolthat widerfähret. 28. Drumb lobet jhn/ du zahmes vieh/ Du wilde zucht beyneben; Ihr vögel schnell/ so dort/ vnd hie/ Bald hoch/ bald nider schweben: Ihr König stoltz/ jhr völcker vil/ Ihr Jüngling grün von jahren; Ia auch kombt her zu diesem spiel Ihr Alten greiß von haaren. Fußnoten 1 regenbogen. 2 Ruder. 3 Segel. Das geheimnuß der Hochheiligen Dreyfaltigkeit/sovvol Theologisch als Poëtisch, vvie viel geschehen können/ entvvorffen 1. Ihr schöne Geister Seraphim In glantz/ vnd fewr bekleydet/ Ihr schnelle knaben Cherubim/ Zum Gottes lob vereydet/ Stimmt ein zur besten harpffen mein/ Zur harpffen frisch beschnüret/ Zun glatt-gezielten versen rein/ Auß höchstem thon entführet. 2. Vom Herren groß/ Gott Sabaoth Erd/ Himmel starck erschallet: Dem Einsam-drey/ drey-einem Gott Daß Meer in brausen wallet. Ey da laßt vns mit stimmen ein/ Laßt vns die Seiten rühren/ Laßt vns bey süssen versen rein Die zarte noten führen. 3. Der Vatter/ Sohn/ vnd heylig Geist Ist eines nur zusamen/ Doch drey mans je verscheiden heist Mit eygenschafft/ vnd namen. Selb-ständig seind personen drey/ Sols niemand nit verneinen/ Daß diese drey doch eines sey/ Mit schrifft mans kan bescheinen. 4. Man zehlet die selb-ständigkeit Vnd bleibet vnter dessen Ein vngezehlte wesenheit/ Vnd Gottheit vnermessen. Ist eine macht/ vnd herrligkeit Ist eine krafft/ vnd stärcke/ Ist eine größ/ vnd ewigkeit/ O nur mich recht vermercke. 5. Der Vatter/ Gott vnd alles ist/ Allein ist er von keinem: Der Sohn/ auch Gott vnd alles ist/ Allein ist er von einem: Der Geist auch Gott vnd alles ist/ Allein ist er von zweenen: Doch alles aller eigen ist/ Thut keiner nichts entlehnen. 6. Der Vatter kam auß niemandt zwar/ Dich laß noch bas bescheiden/ Vom Vatter kam der Sohn fürwahr/ Der Heilig Geist von beyden/ Der Sohn ist von dem Vatter sein/ Nicht ohn geburt entsprossen/ Der Geist von beyden in gemein/ Doch ohn geburt entflossen. 7. Der Sohn auß seines Vatters schoß Von ewigkeit gebohren/ Ist end- beginn- vnd Mutter-loß: Verstand gibt hie verlohren. O Sohn/ du deines Vatters glantz! O Liecht/ vom Liecht gezündet! Deß Vatters wesen/ vnd substantz Vnendlich/ vnergründet. 8. Daß wesen sein/ dir höret zu/ Daß deinig ist das seine/ Bist nur was Er/ vnd Er was du/ Gar fest ichs also meine: Doch du nit bist/ wer eben Er/ Auch Er wer du mit nichten/ ### Wers anders meinet fehlet ferr/ Der glaub es muß entrichten. 9. Von beyden bist/ O beyder Geist/ Gleich beyden fürgetretten/ Von beyden gleichsam hergereist/ Gleich beyden anzubetten. Dem Sohn vnd Vatter/ beyden gleich In gleich- vnd selbem wesen: Gantz eben mächtig/ eben reich: O wolstand außerlesen! 10. Dasselbig/ waß der Vatter ist/ Was auch der Sohn im gleichen/ Du selber auch natürlich bist; Thut keiner keinem weichen: Doch wer der Sohn/ vnd Vatter ist/ Selb-ständig in personen/ Derselbig du mit nichten bist/ Wiewol bey selber Cronen. 11. Waß du dan bist/ Sohn/ Vatter ist/ Das wesen aller beyden: Wer du doch bist/ jhr keiner ist/ Personen seind verscheiden. Von dem/ was eben selber bist/ Ein Gott von Gott sich rühret: Von denen/ deren keiner bist/ Dein Vrsprung sich entführet. 12. Ach führe mich in hohem lauff/ Begleite mich in lüfften; Erhebe mir von Erden auff/ Die schwäre füß/ vnd hüfften. Mich laß noch ferner machen kund Dem Leser vnverdrossen/ Wie Sohn/ vnd Geist/ jhr alle stund Seid ewiglich entsprossen. 13. Der Vatter sich von Ewigkeit Nothwendiglich betrachtet/ Sein wesen/ pracht/ vnd Herrlichkeit Er mit verstandt erachtet. Sich selbsten er jhm bildet ein/ Vnendlich sich begreiffet; In jhm Geschöpff/ so müglich sein/ Im selben blick durchstreiffet. 14. Er gründet seine tieffe macht. Wiewol doch vnergründet: Beschawet seine pomp/ vnd pracht/ Sein wesen er erkündet. Die Gottheit sein/ vnd gantzen gwalt Von ewig-alten tagen Er deutlich fasset in gestalt Was wil man weiter sagen. 15. Wie klar dan er sich selbst erkendt/ Wie selbst sich er mag wissen/ Also steht er von jhm behend Im hertzen abgerissen/ Das hertzen wort/ vnd hertz-concept/ Von jhm/ gleich jhm gezeuget/ Auch gleich mit jhm in warheit lebt: Der glaub vns nicht betreuget. 16. Weß wesens nun der concipist/ So selb sich concipiret; Der schön concept auch selber ist/ Vnendlich gleich formiret. In jhm dieselbe krafft/ vnd macht Sich zeiget vngefehlet/ Geschöpff in jhm/ als obgesagt/ Auch bleibens vnverhälet. 17. Schaw da dan zeiget sich das bild/ Ein Gott/ von Gott gestaltet: Ein Sohn/ von seinem Vatter mildt/ Im wesen vnzerspaltet: Ein red/ von seinem mund gezihlt/ Ein hertz/ von seinem hertzen/ Ein bild/ von jhm recht abgebildt/ Ein liecht von seiner kertzen. 18. Ein Stern/ von eben seinem Stern/ Die Sonn/ von seiner Sonnen/ Der wahre kern von seinem kern/ Der bronn/ von seinem bronnen/ Der schein/ von eben seinem schein/ Der stral von seinem stralen/ Die weißheit/ von der weißheit sein/ Kan besser dirs nit mahlen. 19. Gleich wie der Vatter/ so der Sohn/ Seind eines nur sie beyden/ Ein einig Gott/ vnd zwo persohn/ All jrrthumb soll man meyden. Nicht scheidet sich die wesenheit/ Natur bleibt vnzerspaltet; Sohn/ Vatter selben Scepter beyd Wie der/ so der verwaltet. 20. Der Vatter gar in sich verzuckt/ Bleibt ewiglich im wesen/ Sein helles Wort/ hell abgetruckt Er ewiglich thut lesen/ Er ewig in beschawligkeit Ob seinem pracht erstarret/ Drumb folgends auch in ewigkeit Das hertzen-Wort verharret. 21. Wer wil nun zierlich reissen dar/ Vnd mahlens nach dem leben/ Wie dan sie beyden also gar In lust vnd frewden schweben? Wer wil beschreiben ohn verstoß/ Wie wunder dan getrieben/ Mit außgespanter flammen groß Sich beyde gleich verlieben? 22. Der Vatter in so werthem Sohn Die Schönheit sein betrachtet/ Den Vatter auch in seinem Thron Der Sohn ohn massen achtet: Da reget sich mit starckem trieb/ Von ein- vnd einer seiten Ein hoch- vnd hoch gespante lieb/ Ohn Anfang/ End/ vnd Zeiten. 23. Der Vatter seufftzet ohne ruh Zu seinem Sohn verliebet: Der Sohn jhm wider seufftzet zu/ Sich gleichem fewr ergibet. Zu gleich dan er/ zu gleich dan der Mit gleichem brand befangen/ Mit seufftzen hin/ mit seufftzen her Bezeugens jhr verlangen. 24. Ahà der Vatter seufftzen thut Zu seinem Sohn geschwinde; Ahà der Sohn auch seufftzet gut Mit eben selbem winde. O schöner Sohn! du schönes Bild! Nun lieb ich dich so sehre. O schöner Vatter! Vatter milt! Zu dir mich eben kehre. 25. O schöner Sohn/ du morgenschein/ Die Lieb ist vnermessen: O schöner Vatter/ Vatter mein Auff dich bin gar erseßen. Ach schöner Sohn du klares liecht/ Für Lieb ich gar erbrinne: Ach Vatter mein/ ich freylich nicht/ Dem Fewr ich nicht entrinne. 26. Ahà nun da du schöner Sohn/ Für Lieb kan mich nit lassen: Ahà nun da du meine Cron/ Ahà laßt vns vmbfassen. O Sohn du mein: du Vatter mein. Du meine krafft/ du meine: Vnd ich dan dein: vnd ich bin dein. O wollust in gemeine! 27. Schaw da dan kräfftig windet ab Der seufftzer jhrer beyden. Der süsse Geist/ die süsse gab/ O frewd/ ob allen frewden! Der Sohn/ vnd Vatter; der/ vnd der Gar lieb- vnd freundlich hauchet: Auß einem hertzen her/ vnd her Der athem süßlich rauchet. 28. Von beyden kompt der hertzenwind/ Von beyden gleich gewindet: Ist beyder Geist/ vnd seufftzer lind/ Ahà so nie verschwindet: Ist beyder vnzertrenntes Band/ So niemal sich entbindet: Ist beyder Glut/ vnd hertzenbrand/ Ohn maß/ vnd ziel gezündet. 29. Der Sohn/ vnd Vatter ewiglich/ Ohn end/ vnd ohn beginnen/ Mit gleichem hertzen inniglich In gleicher Lieb erbrinnen. Sie beyde zween/ vnd eines beyd/ Sich ewiglich vmbfassen/ So sauset auch in Ewigkeit/ Der Geist/ ohn vnderlassen. 30. O süsser wind/ O süsser Blast! Von beyden her geblasen: Erleuchte meinen Sünden-last/ Heil meine Wund/ vnd Masen. Ach mache mich der Sünden loß/ Der Bürden vnerträglich: Blaß auff die ketten/ band/ vnd schloß/ Mit seufftzen vnaußsprechlich. 31. O gülden Regen/ gülden-fluß! Von beyden gleich ergossen: O gülden stral/ O gülden-schuß! Von beyden fürgeschossen! Thu nur die dürstend hertzen dein Mit deiner gnad befeuchten; Thu nur mit deinem klaren schein Die Kinder dein erleuchten. 32. Deß Sohns/ vnd Vatters einig kuß/ In Beyden vnzertheilet; O starck- vnd reicher gnaden guß! So gleich all schaden heilet. Vns deine Kinder spahr gesund/ Das leben vns erstrecke/ Vnd aller vnser hertz/ vnd mund Zu deinem lob erwecke. 33. Gelobet sey der einig Gott/ Zu tausent/ tausent mahlen/ Zu tausentmahl Gott Sabaoth/ Vnd noch zu tausentmahlen. Gelobet die Dreyfaltigkeit/ Dreyfältig in personen/ Gelobet die Drey-Einigkeit Drey-Einig in der Cronen. 34. Dir sey lob/ ehr/ vnd preiß geleist/ Als nun/ von zeit/ zu zeiten/ O Vatter/ Sohn/ vnd heilig Geist/ In folgend-ewigkeiten. Dich loben deine Seraphim/ In glantz vnd fewr bekleydet/ Dich loben deine Cherubim Zu deinem lob veraydet. Eine Ecloga, oder Hirten-gespräch, darin zvveen Hirten, einer Damon, der ander Halton genant, je einer vmb den andern in die vvett spielen, vnd zu nacht Gott loben, dievveil Mon, vnd Sternen scheinen Der Mon auff runder heyden war/ Vnd hütet seiner Sternen; Zween Hirten jhm da spielten zwar/ Auff Harpffen/ vnd Quinternen. Sie fuhren fort mit nichten blödt Jhm freundlich lieb-zu-kosen/ Biß gar die schöne Morgenröth Sich crönt mit frischen Rosen. Der Damon/ vnd auch Halton from/ Auß süß-gedänten seiten Zur wett sich trieben vmb/ vnd vmb/ Wers Cräntzlein möcht erstreiten/ Drauff eylends ich mich vnderstund Es klüglich auffzufassen: Doch alles ich nit setzen kund/ Must vil noch hinden lassen. O schöner Mon/ du bester Hirt Auff blaw-gefarbten weyden/ Groß vortheil dir da widerfihrt/ Doch wil dich nit beneyden. Nur sing/ v kling dem schöpffer dein/ Dem Schöpffer hoch-gepriesen; Der dir so frey geraumet ein So weit geründte Wiesen. O schöner Mon du bester Hirt Bey deinen besten Schaffen/ Bey deinen Sternen wolgeziert/ Wan thier/ vnd menschen schlaffen. Auch ich wil dir nit neydig sein/ Noch tragen dir den grollen/ Wan schon die stern/ v schäfflein dein Seind voll der gülden wollen. Nur lobe nur den Schöpffer dein/ Der dir ist wol gewogen/ Vnd dir die gülden Lä ierlein/ Er selbst hat aufferzogen. Sie nie noch keine mütterlein/ Noch keine brüst gesogen/ Der Schöpffer nur/ nur Er allein/ Er selbst hats aufferzogen. Er spritzet ab ein kräfftigs wort Von lind gerührter zungen/ Gleich deine Schäfflein mancher sort In blawen felden sprungen: Gleich kleidet ers in gülden woll Auff rein glasierten wasen/ Vnd hieß alda daß Bürßlein toll Dir stäts ob augen grasen. Wan vnser herden dort/ vnd hie Gar offt in wälden irren/ Die deinen noch verlauffens nie/ Noch jemahl sich verwirren: Auch vngenanter Bösewicht Dir nie die zahl mag schwächen: Auch hund/ noch steckē brauchest nicht/ Mag dir ja nichts gebrechen. Ach lobe noch den schöpffer werth/ Der gütlich thät erachten/ Daß auch er deine gülden Herd Nur weiden ließ bey nachten. Dan weil an hirn/ vnd häupter blöd Sie keine Sonn vertragen/ Vnzweifflich würdens all getöd In Sonnen-liechten tagen. Ja lobe noch den Schöpffer milt/ Der fridlich sie macht grasen: Der alle wind vnd brausen stillt/ Daß nie so kräftig blasen. Er schonet immer deiner Herd/ Beschirmets aller-wegen/ Daß nimmer sie berühret werd Vom Wetter/ Schnee vnd Regen. Er schaffet jhn gesunde Weid/ Gesunden lufft/ vnd speisen/ Daß ledig sie von allem leid/ Die runde baan durchreisen/ Er leitets gleichsam an der schnur/ Auch selbst ist er nit ferren: Nur lobe dan/ vnd lobe nur So milt- vnd frommen Herren. Ja lobe noch so milten Gott/ So milt- vnd frommen Herren/ Dem freylich deine gülden Rott Mit gülden zungen plerren. Doch wir so ferr erhörens nicht/ Weil wir die ohren spahren; Wer hertz/ vnd sinn hinauffen richt/ Wirds je noch wol erfahren. Die gantze gülden Schäfferey Stäts jhm bas lob verkündet: Stäts preisen jhn mit stillem schrey Die Sternen glatt geründet. Still ruffen sie die gantze nacht: Er vvarlich, Er vnfehlber, Er, Er allein hat vns gemacht, Vnd vvir vns ja nit selber. O Mon/ du frommer Sternen-hirt/ Vns lasset beyd zusammen/ Alweil die Sonn gewecket wirdt/ Erheben Gottes namen/ Vns laßt mit süssem jubel-schrey Den Schöpffer hoch verehren: Laßt jhn von hertzen preisen frey; Der tag wil wider-kehren. Die Morgenröth schon wachet gar/ Wil schon die Nacht verleiten/ Schon flechtets jhre purpur-haar/ Vnd wil den Tag bereiten. Vns laßt noch preisen allezeit Den Schöpffer groß von machten/ Laßt feyren jhm in fröligkeit/ Zu Morgen/ wie zu Nachten. Andere Ecloga oder Hirtengesang, darin jetz gemelte beyde Hirten zu morgens früh Gott loben, allvveil die schöne Sonn scheinet Schon ist in rothem Carmesin Die Morgenröth erstanden: Schon glantzend wie der best Rubin Die Sonn sich zeigt verhanden/ Nur fort jhr meine Geiger beyd/ Der Sayten gar nit fehlet; Vnd bey beliebtem Reimen-streit Die Geigen süßlich strelet. O schöne Sonn du klares goldt Magst wol den Schöpffer preysen/ Der jmmer dir sich zeiget holdt Auff deinen circkel-reisen/ Er streichet dir die stralen an Mit bester gelben farben/ Alß wol sich nie gefärbet han Die gelbest weitzen-garben. Er schärpffet dir die gülden pfeil/ Mit flä ilein zart befedert: Er führet dich viel tausent meil/ Auff straßen starck berädert. Er schäncket dir die silberbaan/ Die gülden Roß/ vnd Wagen/ So dich den runden steeg hinan Von Ost- in Westen tragen. Er lasset dir die müde Roß (Als gut Poeten sagen) Zu nacht mit allem wagen-troß In grossem kübel zwagen: Drauff weidet er sie rosen satt/ In edlem blumen-garten/ Biß früh sie wider frisch vnd glatt Volführen jhre fahrten. So bald in frischem purpur-schein Dich hebest nur zu morgen/ Dir zeiget er die Wunder sein/ Dir nichts helt er verborgen: Er zeiget dir auff deiner Reyß Den gantzen himmel-bogen/ Den gantzen grünen Erden-kreyß/ Daß Meer/ vnd wasser-wogen. Er zeiget dir die schöne Welt/ Die vögel all in wolcken; Auch vnser schaff vnd küh zu feld Gleich eben frisch gemolcken. Auch menschen all/ vnd alle thier/ Waß nur von wild- vnd zahmen/ Der schönen welt zum schmück/ v zier/ Man treiben mag zusamen. Auch stätt/ vnd mauren/ thürn/ palläst/ Der alten viel/ vnd newen; Dan schlösser auch/ vnd häuser fest/ Gar wunder von gebäwen: Auch allen frid- vnd kriegs-gerüst/ Gelt/ pracht/ vnd wehr/ vnd waffen/ Vnd was noch deß ich mehr gewüst Eh dan ich kam zun schaffen. O schöne Sonn du klares goldt/ Magst wol den Schöpffer preisen/ Der jmmer dir sich zeiget holdt/ Auff deinen circkel-reisen. Er weiset dir den rechten streich/ All örter zu beschleichen: Da mag dā sand/ noch land/ noch reich Vor deinem glantz entweichen. Er leitet dich in deinem glantz Im hin- vnd widerkehren/ Alß wie zur hochzeit/ vnd zum tantz Den Breutigam von ehren: Er führet dich bey seiner hand/ Weicht nie von deiner seiten/ Gibt nahrung deinem Fackelbrand/ Ohn zahl der jahr vnd zeiten. Er schicket dir die vögelein Zu morgen gleich entgegen/ So dir den wilkom bringen ein/ Vnd stimm alß Flügel regen. Er heisset sie dir spielen schön/ Daß weit/ vnd breit erschallet/ Daß auch von felsen ein gethön Im widerschlag erhallet. Er spreitet dir die felder grün/ Dir mahlet er die garten/ Da manch erhebte blumenbün Dir scheinet auffzuwarten: Er laßt von dir getreid vnd graß Daß leben süß erlangen/ Auch Bäum/ vnd Reben gleicher maß Von deinem glantz empfangen. Durch jhn besaamest alle welt Mit deinen stral- vnd strämen: Ohn jhn hingegen alle welt Von dir gar nichts könt nehmen. Ohn jhn all deine fla ien-flüß Längst wären schon verronnen; Noch flüssen mehr die stralen-güß Auß deinem stralen-bronnen. Ohn jhn kein halbes augenblick/ Dort oben würd verbleiben Ein füncklein einer Linsen dick Von deiner gelben scheiben: Ohn jhn das gantze wesen dein/ Vnd was noch dich mag zieren/ In pur/ vnd lauter nichts hinein Geschwind sich würd verlieren. Drumb schöne Sonn/ du klares goldt/ Magst wol den Schöpffer preisen/ Der jmmer dir sich zeiget holdt Auff deinen circkel-reysen/ Ich helffen dir wil jederzeit Den schönen Gott verehren/ Vnd dich von jhm auff grüner weid Noch manches liedlein lehren. Auch ich dan wil dich eben vil Derselben Liedlein lehren/ Vnd freylich auch zu selbem zihl Den Fidel-bogen kehren. Ja solt ich sein der Geigen müdt/ Von stunden wil ich greiffen/ Mit frisch geschöpfftem hertz-geblüt/ Zu meinen holen pfeiffen. Andere Ecloga oder Hirten-gesang, darin gemelte Hirten Gott loben bey jhren Schäfflein, vnd jhr lieb zu Gott anzeigen Wan offt von klarem hi iel-schweiß An schönen Sommer-tagen/ Die morgen perlen rund/ vnd weiß Gar schön zertröpfflet lagen: Die Sonn schoß ab so manchen stral/ Vnd mehr vnd mehr erglitzet/ Da schwanden eylends ohne zahl/ Die tröpfflein gar erhitzet. Auff/ auff/ alsdan der Damon sprach/ Auff/ auff zun grünen wasen: Laßt vnser Schäfflein allgemach In flachen Heyden grasen. Drauff Halton bließ auff süssem halm: Gleich der/ gen den/ sich bäumet/ Vnd beyd in gleichem Hirten-psalm Noch der/ noch der sich säumet. O Damon schöner mitgespan/ Den pfeiffen/ vnd schalmeyen Vns lasset heut auff grünem plan Den athem süß verleyhen. Vns laßt mit bestem hirten-klang; Mit best-gefügten reymen/ Daß meisterlich zun ohren prang/ Auff hirtisch weidlich leimen. Ach Halton/ ich von hertzen gern Den pfeiffen/ vnd schalmeyen Wil heut/ daß es erschallet fern/ Ein lüfftlein süß verleyhen. Nur lasset vns auff diesem plan Dem Schöpffer weißlich dancken/ Alweil die Schäfflein weiden gahn/ In jenen grünen schrancken. Den Schöpffer lob ich alle tag/ Noch vor der Sonnen-wagen/ Noch ehe sie recht sich schmücken mag Mit gülden kröß vnd kragen/ Noch ehe die morgenstunden klar Von warmer Osten-seiten Entbinden jhr die gelben haar/ Vnd breit in lüfften spreiten. Den Schöpffer lob ich auch zumahl Wan klar die Sonn sich zeiget/ Vnd frewdig mit so manchem stral Das blaw gewölb ersteiget. Wan sie geschmückt mit vollem glantz Volführet jhre reyen/ Vnd wir erspielen manchen Crantz/ Besteckt mit grünen meyen. Den Schöpffer lob ich eben sehr/ Wan Sonn sich wider bieget/ Vnd auff gesenckter niderkehr Den matten Wagen wieget. Wan wir bey sanfftem abend-sang Nach hauß die Schäfflein treiben/ Vnd wachsen alle schatten lang/ Gezielt von kurtzen leiben. Den Schöpffer lob ich gleicher weiß/ Wan ich zu nacht gewecket Schick auff nit wenig seufftzer leiß Zun Sternen angestecket/ Wan friedlich vnser Herd/ vnd schaff Nach späthem widerkawen/ Bereuschlet mit gelindem schlaff/ Die süsse Weid verdawen. Dem Schöpffer frey nun trettet her/ Trett her jhr wüllen schaaren: Vnd jhn auch preiset mit geplerr/ Euch thut zum tantz verparen: Vor jhm nur frisch v frewdig springt Nun flechtet jhm den Reyen/ Euch weil der schöne Damon klingt/ Vnd Halton auff Schalmeyen. Frisch auff jhr zarte Lämmerlein/ Springt auff/ auff grünen wasen/ Frisch auff jhr weisse Brüderlein/ Wir euch nun lieblich blasen. Wir euch noch wollen ebenfals Mit bestem schmuck hoffiren/ Vnd euch die reine stirn/ vnd halß Mit grünen Cräntzlein zieren. Alsdan mit bester zier geschmuckt Noch bas in frewden springet: Dem Schöpffer feyret vnverzuckt/ Vnd jubel groß volbringet. Zu jhm noch bas mit plerren rufft/ Zu jhm euch thut erheben/ Der euch gerückt an süssen lufft An süsses liecht vnd leben. Er kleidet euch die Röcklein an/ Zu seinem wolgefallen: Gleich schawet man im grünen gahn Die weisse wüllen ballen. Mit weissen wüllen Federlein Er euch die Fell verbrämet. Von weichem schnee gantz oben rein/ Als wärens abgefämet. Er wicklet euch in sanffte Beltz/ Frisch new/ noch vnbeschoren: Vmbzinglet euch die nackent hälß Mit lind-gekä iten haaren/ Er härtet euch die kläwlein zart Gar sittlich auffgesplissen; Da trettet jhr auff grüner fahrt Nach weid/ vnd grünen bissen. Er euch zur nahrung thal vnd berg Vnd felder hinderlasset/ Da schlagen wir euch in die pferch/ Vnd jhr gar friedlich prasset. Er giesset auß die bächlein schwanck/ Er macht die brünnlein spritzen: Da nehmet jhr dan kühlen tranck Bey warmer Sommer-hitzen. Er schencket euch gar manchen baum/ Da drunden jhr euch schattet/ Wan jhr den stralen machet raum/ Weil euch die Sonn ermattet. Er euch vor vnbenantem fraß Mit seiner hand beschirmet; Sonst würdet jhr auff grüner straß Wol blütig offt gefirmet. Er segnet euch/ jhr mütterlein/ Mit säugling wol ersprossen: Er segnet euch/ jhr Lämmerlein/ Mit gleichen brust-genossen. Er quellet auff die dütten rund/ Mit süß- vnd weissen gaben: Da machet jhr dan süssen mund Jhr zarte wüllen-knaben. Er schaffet allen jhre speiß/ Er nehret alle seelen: Deß geben wir jhm ehr/ vnd preiß/ Vnd mögens nit verhälen. Wir jhm auff hälmen vnd geröhr Durch alle noten schweiffen/ Vnd (so villeicht mans lieber hör) Auch auff gesäckten pfeiffen. Wir jhm zu lob auff grünem feldt Je späth/ je zeitig feyren/ Vnd je dan eintzel/ je gesellt Auch brauchen Harpff/ vnd Leyren/ Wir auch die gelbe seiten schwanck Mit süsser stimm vermählen/ Wan wir mit reinem brunnen-tranck Erfrischen halß/ vnd kehlen. Ach! daß nur jhm/ daß nur allein/ Ach! nur daß jhm gefiele/ Was ich zu lob/ vnd ehren sein Bey meinen Schäfflein spiele; Ja frey/ den besten Hammel mein Noch heut ich drumb wolt geben/ Vnd ja die schönsten Lämerlein Noch drey/ vnd drey darneben. Vnd solt nun auch dem Schöpffer gut Nit eben gar mißfallen/ Was ich bey meiner Herden hut Auch hertzlich pflag erschallen; Ja frey/ den besten Hirten-hundt Auch ich noch drumb wolt geben/ Vnd ja der längsten pfeiffen rund Noch dreymahl drey darneben. Ach Damon/ wan die Schaff zu hand Den grünen grund bescheren/ Fühl ich so süssen hertzen-brand: Zu Gott steht mein begeren/ Von jhm kombt mir so reines fewr In marck vnd bein gekrochen/ Das quälet mich fast vngehewr/ O wee/ kans nit verkochen! Ach Halton/ wan die Schaff zuhand Der kühlen Born verkosten/ Auch mich laßt er in gleichem brand/ Auff gleichen kohlen rosten. Von jhm auch mir ko it gleiches fewr In blut/ vnd mut geschleichen/ Daß wütet eben vngehewr/ O wee/ kan jhm nit weichen! Nun schaw/ die Sonn zu gnaden geht/ Vnd wil zu wasser tauchen: Die Schloot/ vnd Kä iig eben späth Rings vmb jhn dörffen rauchen. Man kochet vns die nachten-speiß/ Vns laßt nun heimwarts kehren/ Der brand in meinem hertzen heiß Sich wird noch wol vermehren. Ja/ lieber/ ja/ laßt kehren heim/ Vnd laßt die Schäfflein zehlen Zu recht/ ich kan doch sagen keim/ Wie Lieb mich stäts thut quälen. O schöner Gott/ weil dich nit seh/ Zumahl ich bin in peinen/ Nach dir ist meinem hertzen wee/ Wan sonn/ vnd sternen scheinen. Christmeß gedicht, darin ein Engel die geburt Christi, den Hirten verkündigt 1. Vom kindlein frisch geboren/ Vom klein-vermenschten Gott/ Im kripplein halb erfroren/ Erschall der hi ilisch bott. Der hi ilisch bott von oben Durch lufft/ vnd wolcken drang/ Vnd frewdig vnverschoben Also zun hirten sang. 2. Auff/ auff nun/ anzubetten Das gülden schönes Kind: Auff/ auff/ zur hirten-Metten/ Du frommes feld-gesind. Jhr fromme schäffer-schaaren/ Zusampt der weissen zucht/ Euch/ euch soll widerfahren Das Heyl vorlängst gesucht. 3. Auff/ eilend auff/ zur Krippen/ Zum kleinen Schäfferlein/ Küßt jhm die purpur-Lippen/ Das purpurs-Mündelein. Küst jhm die Rosen-wangen/ Die Winter-Blümelein/ So trutz dem Frühling prangen/ Obs wol erfroren sein. 4. Das kleinlein halb erfroren/ Doch auch nit minder brinnt/ In kaltem Frost geboren/ Es Fewr im Busen findt/ Lind hebets nur in armen/ Vnd pressets mit verstandt/ Es bald euch wird erwarmen Mit süssem hertzen-brandt. 5. Es liebet Schaff/ vnd Hirten Das hirtisch Kindelein: Es leitet her von Hirten Den Stand/ vnd Stammen sein. Ein Lä ilein auch ohn flecken Es führt in seinem schildt/ Zusampt eim Hirten-stecken/ Gar zierlich abgebildt. 6. Ach tragets nur zun Herden/ Zun süssen Lämmerlein/ In warheit es auff Erden Wird nirgend lieber sein/ Mans freylich wird erfahren Es künfftig werden wirdt/ Wans kombt zu seinen jahren Ein gut- vnd bester Hirt. 7. O wol dem schönen Hirten/ Dem künfftig-Hirten gut! Ach/ ach mich in begierden Der zeit verlangen thut. Als dan er wird erwecken/ Vnd treiben auff zu feldt/ Mit bestem Hirten stecken Die völcker aller welt. 8. Er wird auff besten weiden Sie schlagen in die pferch/ Vnd ja mit nichten leiden/ Man jhm die zahl verherg. Er/ er wird seinen stecken Den Sonnen-stralen gleich Gantz vberall erstrecken/ In alle Land/ vnd Reich. 9. Wer dan wolt seine schaaren In zieffer schliessen ein/ Nit wenig der erfahren Muß in der kreiden sein. Der muß die Sternen zehlen/ Das gelb-gewaffnet Heer: Der kreiden auch befehlen Den sand am wilden Meer. 10. Alsdan mit schönem frieden Die schöne welt gecrönt/ Wird sehn vnvnderschieden Die Thier/ vnd Thier versöhnt. Mit wilden Löw- vnd Bären/ Gleich werden in gemein/ Auß einer krippen zehren Die zartest Lä ierlein. 11. Auff einem grund vnd wasen Zur schönen sommerblüh/ Mit Wölffen werden grasen Die Rinder/ Schaff/ vnd Küh; Ja selbe dütten lären Auch werden vngezehlt/ Vnd selbe Wiesen scheren Die Thier auß aller welt. 12. Als dan an Tann/ vnd Linden/ An Buch- vnd Eschen-laub Wird häuffig sich lan finden Wol manch/ vnd mancher Traub. Auch wird von Eichen-bäumen Sichs honig pressen lan/ Vnd/ wie sichs kaum ließ träumen/ Das Oel von Felsen gahn. 13. Erd/ Himmel wird sich wenden In wesen aller new/ Vnd jhre schätz verschwenden Gar häuffig/ vnd ohn schew. Ohn vndergang wird schweben Die Sonn in klarem brandt/ Der Winter sich begeben Zun wüsten vnbekandt. 14. Der Frühling wird sich schmucken/ Vnd werden mit gewalt Zur Erden außer gucken Die Blümlein tausendfalt. Auch werdens gahn heru ier/ Spatziren immerdar/ In ewig grünem Summer/ Die wanckend Wässer klar. 15. Ja gar von Honig-waben/ Von süsser Milch/ zu hand Die Bächlein werden traben/ Durchs new gelobte Land. Von Wolcken ab wird fliessen Der lieblichst Götter-tranck/ Die Schäfflein werdens niessen/ Vnd sämptlich sagen danck. 16. Auff/ auff dan/ an zu betten Daß gülden schönes Kindt: Auff/ auff zur Hirten Metten/ Du frommes feld-gesindt. Jhr fromme Schäffer-schaaren/ Zusampt der weissen zucht/ Euch/ euch soll widerfahren Daß heyl vorlängst gesucht. Christnächtliche Ecloga, oder Hirten-gespräch, darin zvveen Hirten Damon vnd Halton das Christkindlein besucht haben, vnd gegen jhm mit Liebe befangen, auch jhren Brandt entdecken Ach Halton/ lieber Halton mein/ Wen schatz han wir gefunden? Wen schatz im holen krippelein/ In windlein eingewunden? O Gott/ wie schönes kindelein! Wie gülden-gelb an haaren! Wie perlen-weiß an äugelein! Kein zung mags offenbahren. Ach Damon/ liebster Damon mein/ Als wir den schatz gefunden/ Den schatz in holem krippelein/ In windlein eingewunden. Das kleinlein ich in armen band/ Wolt jhm die wänglein küssen/ Da netzet ich die wieg zu hand Mit zarten augen-flüssen. Auch ich als jhm wolt pressen ein Auff seine purpur wangen Ein dreyfach dupples mündelein/ Mir zähr von augen sprangen/ Doch ließ ich nit mich schröcken ab/ Mit keinen augenflüssen; Ja mehr ich jhm der bäcklein gab Vnd mehr/ vnd mehr thät küssen. Auch ich nit hab mich treiben lan Von seinen wänglein beyden: Ich satt ließ meine lefftzen gan Aldort in Rosen weiden. So frisch die saugend Lämmerlein Noch nie zun brüsten sprangen/ Als lieffen frisch die lefftzen mein Zur weid auff seinen wangen. Ach Halton als ich jmmerdar Das kind wolt lieblich pressen/ Vnd jhm die wänglein also gar Mit bäcklein ab wolt messen/ Es gleich mit süssem honig-mund/ (O wee waß freundlich possen!) Mich hat mit süssem pfeil verwund/ Mit süssem pfeil durchschossen. Ach Damon als auch ebenfals Das kleinlein ich thät fassen/ Vnd jhm von augen/ stirn/ vnd halß Der bäcklein satt wolt prassen/ Es mir mit gleichem hertzen-fewr Thät marck/ vnd bein verletzen/ Dem Brand nun find ich keine stewr An keinen ort- noch plätzen. Jhr Hirten auff gemeinem Feldt/ Solt jemand Fewr begehren: Nur mir es gleich werd angemeldt/ Will jhm dan gnug bescheren. Deß Fewrs ich gnug im Busen trag/ Vnd lebts in rothen Kohlen/ Wer sein bedarff/ mirs kecklich sag/ Mags hie zur notturfft holen. Jhr Hirten/ solt auch jemand sein/ So reinen 1 Born käm suchen? Weist jhn gerad zur Hütten mein/ An jener grünen Buchen. Alsbald ich jhm dan geben wil Born/ vber Born zu niessen/ So stündlich mir in aller still Von Augen ab kombt fliessen. Daß Fewr in meinem hertzen süß/ Daß Fewr in Marck vnd Beinen/ Wolt Gott michs ewig quälen müß/ Mit seinen süssen peinen. Gantz wol mir ist bey solcher pein/ Bey süssem Brand/ vnd Wunden/ So mir gemacht daß Kindelein/ Im Kripplein eingebunden. Die flüß von meinen augen beyd Die beissend wasser-stralen/ Auch kräncken mich mit süssen Leyd Mit sanfft- vnd süssen qualen/ Wolt Gott auch bliebens allemahl In stätem lauff vnd rinnen/ Gantz wol mir ist bey solcher qual/ Bey feuchtem Hirn/ vnd Sinnen. O Gott/ wie schönes Kindelein! Ich sein werd nie vergessen: Ich stäts werd in verlangen sein/ Wer liebt mags mir ermessen. Nach jhm nun werd ich seufftzen stäth/ Wan früh die Sonn sich hebet/ Auch wan sie späth zu gnaden geht/ Vnd müd in Westen schwebet. O Gott/ wie schönes Kindelein! Nach jhm ich werd verlangen/ Wan Mon/ vnd alle Sternen rein Auff runden Wiesen prangen. Nach jhm ich werd mit Lieb verwundt Beyd arm/ vnd hertz erstrecken/ Wan zeitlich auch die Rosen-stundt Den tag vns an kombt stecken. Von jhm bey meiner weissen Heerd/ Bey meinen Schaff- vnd Geissen/ Ich offt/ vnd offt nun spielen werd/ Vnd manche seiten schleissen. Mit Seiten wil ich kleiden an Die Leyren/ Harpff/ vnd Geigen/ Vnd jhm zu lieb auff grünem plan Der stücklein vil noch zeigen. Auch ich zu lieb dem Gottes Kind Wil offt auff runden pfeiffen/ Mit süssem blasen manchen wind Zu runden liedlein schleiffen. Der pfeiffen ich noch sieben hab/ Von lauter horn/ vnd beinen: Ein hirt sie mir zur letzen gab/ Vnd warlich weichens keinen. Wan dan die Geissen steigen an Zun felsen hoch vnd hauffen/ Vnd weiches laub/ so für thut gahn/ Von zarten stauden rauffen: Wil nur von Jesu spielen dar/ So werd ichs wunder locken/ Vnd werdens klimmen ohn gefahr Auff jhren hörnen socken. Wan dan die Schäfflein ebenfals Den flachen grund bescheren/ Or jenseit eines holen thals Gahn weiden in der ferren/ Wil auch von Jesu spielen ich/ Wil nur von jhm erklingen/ So werdens gleich versamblen sich Vnd mir zun händen springen. Wan auch zur heissen Sommerzeit Begrillt mit Hirnen-mücken/ Die Böck in stoltzem stirnen-streit Mit Köpffen sammen rücken/ Wil ich von jhm noch spielen auff/ Nit werdens weiter zörnen: Ich weiß dan gebens besser kauff/ Der streit fält ab von hörnen. Wan auch der bößwicht vngehewr Solt je zum weiden kommen/ Die Schäfflein mir zu machen thewr/ Vnd kürtzen mir die summen; Von Jesu will ich spielen schnell/ Der Schalck wirds lassen bleiben; Vnd ob noch hund/ noch hündlein bell/ Wil jhn doch gnugsam treiben. Wan auch dan werden je zu mahl Die warme Wolcken brommen/ Vnd rother Blitz/ vnd Donnerstral Gen vnß mit kräfften kommen/ Von Jesu wil ich spielen gleich/ Die Schäfflein ihm befehlen; So werd ich jhrer nach dem streich Wol eben viel noch zehlen. Wan auch die Schäfflein vbel auff Sich jemahl solten legen/ And auff dem Feld mit holem bauch Der Weid noch Brunnen pflegen/ Wil ich von Jesu spielen an/ Bald werdens wider grasen; Bald wider weidlich scheren gahn Auff Blumen-reichen wasen. Von Jesu wil ich vberall In Feld/ vnd Wälden singen: Von jhm soll schall/ vnd widerschall In Lufft/ vnd Klufften ringen. Doch Halton schaw/ dan meine Reym Zusampt dem Tag ermatten: Laßt vnser Herd nun führen heim/ Vnd jhr die ruh gestatten. Ja Damon/ schaw dan meine Reym Schon auch es mir versagen/ Drumb so nur du wilt treiben heim/ Nit muß es mir mißhagen. Auff/ auff/ jhr meine lautbar Hund/ Die Schaff thut sammen bellen: Vnd allgemach bey guter stund Begleitet sie zun Ställen. Fußnoten 1 quellendes Wasser. Ein kurtz Poëtisch Christ-Gedicht, vom Ochß, vnd Eselein bey der Krippen 1. Der Wind auff lären strassen Streckt auß die flügel sein: Streicht hin gar scharpff ohn massen/ Zur Bethlems krippen ein; Er bru ilet hin/ vnd wider Der fliegend winter-bott/ Greifft an die gleich/ vnd glieder Dem frisch vermenschten Gott. 2. Ach/ ach/ laß ab von brausen/ Laß ab/ du schnöder wind: Laß ab von kaltem sausen/ Vnd schon dem schönen kind. Vielmehr du deine Schwingen Zerschlag im wilden Meer/ Alda dich satt magst ringen Kehr nur nit wider her. 3. Mit dir nun muß ich kosen/ Mit dir/ O Joseph mein/ Daß futter misch mit rosen Dem Ochß/ vnd Eselein/ Mach deinen frommen Thieren So lieblichs misch-gemüß/ Bald/ bald/ ohn zeit verlieren/ Mach jhn den athem süß. 4. Drauff blaset her/ jhr beyden/ Mit süssem Rosen-wind; Ochß/ Esel wol bescheiden/ Vnd wärmets nacket kind. Ach blaset her/ vnd hauchet/ Ahà/ ahà/ ahà. Fort/ fort/ euch weidlich brauchet/ Ahà/ ahà/ ahà. Ecloga, oder Hirten gespräch, darin zvveen Hirten Damon, vnd Halton jhre gaben erzehlen: so sie dem Christkindelein schencken vvöllen 1. Als nach verbrachten Reysen Bey frembden sternen-brand/ Die König drey/ die Weisen/ Gar fern auß Morgen-land/ Dem Kindlein new geboren Zum opffer brachten dar/ Die dreyfach außerkohren Vnd außerlesen wahr. 2. Gleich auch gezogen kamen Zween frommer Hirten werth/ Mein Halton/ vnd der Damen/ Mit wol bewollter Heerd: Auch dachtens darzubringen Dem schönen Kindelein Gar viel der schönen dingen So Sie gesa ilet ein. 3. Die Gaben all mit namen/ Die Bäurisch Hirten Schätz Verfaßten sie zusamen In süsses Reym-geschwätz; Jetz/ jetzt wil ichs erholen Frisch/ frewdig von gemüt/ Vnd spielens offtermohlen Wan ich der Schäfflein hüt. Wolan ich jhm wil schencken Ein silber-weisses Lamm: Als vil mich kan bedencken/ Kein edlers nie bekam. Jhm kombt an lincker seiten Von blut ein schöner fleck/ Weis nit waß mög bedeiten/ Waß je darhinden steck. Auch ich wil jhm dan schencken Ein saugends Kälbelein/ Mit bänden vberschrencken Wil dem die Füßlein sein: Vnd also dan wils tragen Gefüg auff meinem halß; Ich weiß wird jhm behagen; Wil wetten jhm gefalls. Vnd ich wil jhm noch schencken Ein Kitzlein sampt der Geiß/ Die muß es je noch träncken Auß jhren Dütten weiß. Die Brüst es selber findet/ Vnd kan sie lären schon; Ja schon sichs vberwindet/ Vnd wird der Weid gewon. Vnd ich wil jhm noch schencken Ein rothes Hirschen-kalb. An Schenckel/ vnd Gelencken Es ist vollwachsen halb. Es mir auff grüner Gassen Im Wald entgegen kam/ Sichs ließ mit Stricken fassen/ Gieng mit/ vnd wurde zahm. Vnd ich wil jhm noch schencken Ein 1 Hasen-königlin/ Es ist von tausent räncken/ Von frisch/ vnd leichtem sinn. Es lauffet/ springt/ vnd spielet/ Auch tro ilets eigentlich/ Die streich zum boden zihlet Mit füssen meisterlich. Vnd ich wil jhm noch schencken Ein schöns Eichhörnelein; Ist auch von manchen schwencken Ein hurtigs meisterlein/ Ich seiner offt muß lachen/ Wans nur die Nüßlein pact/ Vnd schnell sie thut erkrachen/ Trick/ track/ wol just zum tact. Vnd jch wil jhm noch schencken Ein zahmes Häselein; Sichs last mit händen fencken Wil stäts bein menschen sein. Es wird beym kripplein lauffen/ Wird spielend jmmerdar Hin/ her/ zu/ ab/ vnd auffen Recht/ munter springen zwar. Vnd ich wil jhm noch schencken Ein wachtsams Hündelein: Daß lernet zancken/ zäncken; Die Schaff auch treiben ein. Wans kombt zu seinen tagen/ Wirds freilich sein gefaßt Von Schaffen zu verjagen Den vnbenandten gast. Vnd ich wil jhm noch schencken Ein mausigs Kätzelein: Kein härlein jhm darff kräncken/ Halton/ dein hündelein. Sichs hat noch nie lan beissen/ Sichs allen widersetzt: Sichs bürsten thut vnd spreissen/ Bleibt allweg vnverletzt. Vnd ich wil jhm noch schencken Ein stücklein gleicherley: Mein/ soltest wol gedencken Was je dan solches sey? Zu deinem Kätzlein eben Auch ich wil jhm zugleich Ein peltzen Maußfall 2 geben; So wird es noch so reich. Vnd ich wil jhm noch schencken Ein munters Täubelein/ Das laufft auff tisch/ vnd bäncken Mit seinem schwesterlein. Auß pflaum- vnd feder seyden/ Von farben vnbewust/ Ein ringlein jhnen beyden Bezircklet halß/ vnd brust. Vnd ich wil jhm noch schencken Zwo Turtel-tauben keusch: Die spreiten/ heben/ sencken Die flügel ohn gereusch. Jhr stimm/ so vil man spüret/ Nur lauter seufftzer sein: Wer weiß waß leyd sie rühret/ Waß lieb/ vnd hertzen-pein? Vnd ich wil jhm noch schencken Ein grossen Hüner-Han; Der haupt/ vnd halß geht schwencken/ Als nie kein edler Schwan. Mit bunten füß- vnd sporen Er tritt gar stoltz herein; Wan schon er wär verloren/ Man kent die farben sein. Vnd ich wil jhm noch schencken Ein Finck/ vnd Nachtigal; So kopff/ vnd ohren lencken Zu meinem hirten-schall. Wan jhnn ich vor wil singen/ Drey/ vier/ or fünffmahl nur/ Sie gleich mir nach thun springen In selben noten spur. Vnd ich wil jhm noch schencken Drey Meysen/ Lerch/ vnd Specht: Ich habs von einem Encken/ Von einem Acker-knecht. Er glücklich hats gefangen/ Doch nit ohn list/ vnd müh/ Als newlich er war gangen Zum holtz in aller früh. Vnd ich wil jhm noch schencken Ein weisses körbelein: An balcken soll mans hencken/ Vol kleiner vögelein. Ich selber habs geschnitzet/ In siebenthalben tag: Ist new/ noch vnbeschmitzet; Nit gnug mans loben mag. Vnd ich wil jhm noch schencken Ein starcken Hirten-steck: Mit farben jhn wil sprencken/ Gebrennt mit fewr/ vnd speck: Die kunst ich newlich lernet/ Wie recht mans machen soll/ Daß gantz er werd besternet/ Mit bunten flecklein toll. Vnd ich wil jhm noch schencken Ein gelben Sonn-Compaß/ Daß zünglein sich verrencken Laßt nie von seinem spaß. Sichs reget stäts/ vnd neiget Zur just geraden schnur/ Biß lang der faden zeiget Die rechte stund/ vnd vhr. Vnd ich wil jhm noch schencken Viel schöner sachen mehr: Ja schencken/ vnd noch schencken Je mehr/ vnd je noch mehr. Auch Oeppfel/ Nüß/ vnd Bieren Milch/ honig/ butter/ käß. Vnd waß noch mehr möcht zieren Die Taffel mir gemäß. Wol da dan/ laßt vns reysen Zum schönen Kindelein: Vnd laßt die Gaben weisen Dem kleinen Schäfferlein: Jhms alles auff soll heben Die Mutter/ mit bescheidt/ Daß jhm es werd gegeben Hernach zu seiner zeit. Fußnoten 1 kneinlein. 2 Katz. Der Euangelisch gute hirt sucht das verlohren Schäfflein 1. O Schäfflein vnbeschoren/ Du zartes wüllen Kind: Ach wo dan gehst verlohren/ Daß dich so gar nit find? In holen Felß- vnd Klufften/ Feld/ Wiesen/ Berg/ vnd Thal/ Auff müden bein- vnd hufften Dich such ich vberall. 2. Mit seufftzen vngezehlet Ich Lufft/ vnd Wolcken spalt/ Daß Leyd/ mit leyd vermählet Sich mehret hundertfalt: Die zähr mir han zerschlissen Wol halbe wangen beyd/ Weil nie von dir mag wissen; Wer jrr-weg dich verleyt. 3. Vnd ach! was auch muß dencken Der fromme Vatter mein/ Sich weil so späth last fencken Das wüllen Wiltprat sein? Daß Thierlein er/ das eintzig Kurtzumb wil wider han/ Ob wol noch neun vnd neuntzig Auff grünem wasen gahn. 4. Wolan/ wolan/ dort eben In jenem Bircken-waldt/ Mich dünckt sichs thut erheben/ Ey da/ da lieber halt. Halt/ halt/ ichs muß ertappen/ Wil sehn mirs nit entspring: Nun soll mirs nicht entschappen/ Wil wetten mirs geling. 5. O wee doch meiner lenden! O wee/ werd schwach/ vnd kranck! Mich streiffen aller enden Die Bircken-gerten schwanck: Vnd ach der pein/ vnd qualen! Daß Thierlein ist entwischt; Mir bleiben allemahlen Das glück/ vnd spiel vermischt. 6. Doch dort in jener hecken/ Da dannoch düncket mich/ Da bleibets gar bestecken; Dort hör ichs regen sich. Ja wärlich da/ da drinnen Da möchts in warheit sein: Wils greiffen da mit sinnen/ Wil schleichen sanfft hinein. 7. Ach aber/ ach mit nichten/ Ach aber nein/ ach nein/ Als vil ichs kan entrichten/ Ist nit nochs Thierlein mein. Vergebens nur verletzet Mich hab in dörnen spitz/ Das haupt mir gar zerfetzet Ist voller fewr/ vnd hitz. 8. Ey dorten doch/ dort oben Auff jener schedel-statt/ Ein Creutz-baum frisch erhoben Die näst ersträcket hat. Da düncket mich gar eben Dörffts haben seinen gang/ Jhm da denck nach zu streben/ Hoff dort ichs endlich fang. 9. Doch müd mich auff den beinen Ich mehr mag halten kaum: An dich dan muß ich leinen/ O starcker Eichen-baum. Ach Schäfflein außerkohren/ Ach kämest/ kämest noch! Mit mir dochs ist verlohren/ Muß ich wol sterben doch. 10. Mit armen außgestrecket/ Wil deiner warten hie; Mirs leben mehr nit schmecket/ Alweil noch seumest je. O Vatter dir zun händen Mein Seel von hinnen reist; Zu dir wol muß ich senden/ Schaw da dan/ meinen Geist. Vorgehende Ode findet der Leser im Psälterlein PP. Societ. Jesu schier auff selbigen sinn, aber mit anderen vvorten gestellt, pag. 246. Cöllnische Trucks, mit dem Titel: Christus sucht das verlohrne Schäfflein: Ein Schäfflein usw. Travvr-Gesang von der noth Christi am Oelberg in dem Garten 1. Bey stiller nacht/ zur ersten wacht Ein stimm sich gund zu klagen. Ich nam in acht/ waß die doch sagt; That hin mit augen schlagen. 2. Ein junges blut von sitten gut/ Alleinig ohn geferdten/ In großer noth fast halber todt Im Garten lag auff Erden. 3. Es wahr der liebe Gottes-Sohn Sein haupt er hat in armen. Viel weiß- vnd bleicher dan der Mon Eim stein es möcht erbarmen. 4. Ach Vatter/ liebster Vatter mein Vnd muß den Kelch ich trincken? Vnd mags dan ja nit anders sein? Mein Seel nit laß versincken. 5. Ach liebes kind/ trinck auß geschwind; Dirs laß in trewen sagen: Sey wol gesinnt/ bald vberwind/ Den handel mustu wagen. 6. Ach Vatter mein/ vnd kans nit sein? Vnd muß ichs je dan wagen? Wil trincken rein/ den Kelch allein/ Kan dirs ja nit versagen. 7. Doch sinn/ vnd muth erschrecken thut/ Sol ich mein leben lassen? O bitter Tod! mein angst/ vnd noth Ist vber alle massen. 8. Maria zart/ Jungfräwlich art/ Soltu mein schmertzen wissen; Mein leiden hart zu dieser fahrt/ Dein hertz wär schon gerissen. 9. Ach mutter mein/ bin ja kein stein; Das hertz mir dörfft zerspringen: Sehr große pein/ muß nehmen ein/ Mit todt/ vnd marter ringen. 10. Adè/ adè zu guter nacht Maria mutter mildte! Ist niemand der dan mit mir wacht/ In dieser wüsten wilde? 11. Ein Creutz mir für den augen schwebt/ O wee der pein/ vnd schmertzen! Dran soll ich morgen wern erhebt/ Daß greiffet mir zum hertzen. 12. Viel Ruthen/ Geissel/ Scorpion In meinen ohren sausen: Auch kombt mir vor ein dörnen Cron; O Gott/ wem wolt nit grausen! 13. Zu Gott ich hab geruffen zwar Auß tiefen todtes banden: Dennoch ich bleib verlassen gar/ Ist hilff noch trost vorhanden. 14. Der schöne Mon/ wil vndergohn/ Für leyd nit mehr mag scheinen. Die sternen lan jhr glitzen stahn/ Mit mir sie wollen weinen. 15. Kein vogel-sang/ noch frewden-klang Man höret in den Lufften/ Die wilden thier/ trawrn auch mit mir/ In steinen/ vnd in klufften. Eine Ecloga oder Hirten-gesang, von Christo dem Herren im Garten, vnder der persohn des hirten Daphnis, vvelchen der Himmlisch Sternen-Hirt, das ist der Mon, allvveil er seine Sternen hütet, kläglich betravvret. Seind aber Trochaische oder Springverss, so nach jhrem sprung vvollen gelesen sein also: vvie oben Eingang. 1. Mon des Himmels treib zur weiden Deine Schäfflein gülden-gelb/ Auff geründter blawen heiden Laß die Sternen walten selb/ Ich noch newlich so thät reden/ Da zu nacht ein schwacher hirt/ Aller wegen/ steeg/ vnd pfäden Sucht ein Schäfflein mit begirdt. 2. Gleich der Mon jhm ließ gesagen/ Nam ein lind gesti ites rohr: That es blasend zärtlich nagen/ Spielet seinen Sternen vor. Der Mon. Auff jhr Schäfflein/ auff zur Heyden/ Weidet reines himmel-blaw: Dannenhero wan wir scheyden/ Schwitzt jhr ab den morgen-taw. 3. Ach! wer aber dort im garten Ligt mit seinem hirtenstab? Wer wil seiner dorten warten? Schawt jhr sternlein/ schawt hinab. Haltet/ haltet/ ich nit fehle: Ist der Daphnis wolbekandt: Eia/ Daphnis / mir erzehle/ Daphnis / waß wil dieser standt. 4. Weidet/ meine Schäfflein/ weidet/ Ich mit jhm noch reden muß. Weidet/ meine Sternen/ weidet/ Daphnis ligt in harter Buß. Daphnis / thu die Lefftzen rühren/ Eia/ nit verbleibe stumm: Daphnis / laß dich dannen führen/ Eia nit verbleibe tumm. 5. Weidet/ meine Schäfflein/ weidet/ Daphnis ligt in ängsten groß: Daphnis pein/ vnd marter leidet/ Wölt/ er läg in mutter-schoß! Er dem felsen ligt in armen/ Ligt auff harten steinen bloß: Ach wer dorten jhn wil warmen? Förcht/ er da das haupt zerstoß. 6. Weidet/ meine Schäfflein/ weidet/ Daphnis spaltet mir das hertz! Wer mag haben jhn beleidet? Weinen möchten stein vnd ertz: Kalte wind halt ein die flügel/ Rühret nicht daß krancke blut: Meidet jenen berg/ vnd hügel/ Daphnis ligt ohn schuch vnd hut. 7. Weidet/ meine Schäfflein/ weidet/ Daphnis leidet angst vnd noth: Daphnis dopple thränen leidet/ Weisse perl/ corallen roth. Perlen jhm von augen schiessen/ Schiessen hin ins grüne gras: Von dem leib corallen fliessen Fliessen in den boden bas. 8. Weidet/ meine Schäfflein/ weidet/ Niemand hats gezehlet gar/ Niemand hat es außgekreidet/ Ob auch zahl der tropffen war. Nur der boden wol genetzet/ Für den weiß- vnd rothen schweiß/ Jhm zu danck heraußer setzet Rosen roth/ vnd lilgen weiß. 9. Weidet/ meine Schäfflein/ weidet/ Daphnis voller ängsten ligt: Ruch/ noch farben vnderscheidet/ Achtet keiner blümlein nicht. O was marter dir begegnet? Hör zu schwitzen einmahl auff: Gnug es einmahl hat geregnet/ Nit in rothem bad ersauff. 10. Weidet/ meine Schäfflein/ weidet/ Wer doch hat es jhm gethan? Niemand meine frag bescheidet: Du mir Daphnis zeig es an. Daphnis kan für leyd nit sprechen/ Seufftzet manchen seufftzer tieff/ Jhm das hertz wil gar zerbrechen: Ach daß jemand helffen lieff. 11. Weidet/ meine Schäfflein/ weidet/ Schon ein Englisch Edel-knab Starck in Lüfft- v Wolckē schneidet/ Eylet hin in vollem trab. Er jhm singlet süsse Reymen/ Mit gar süssem sti ilein schwanck/ Auch den Kelch nit thut versäumen/ Zeiget einen kräuter-tranck. 12. Weidet/ meine Schäfflein/ weidet/ Alles/ alles ist vmbsonst: Er doch allen trost vermeidet/ Achtets wie den blawen dunst. O du frommer Knab von oben/ Du nur mehrest jhm die pein: Doch ich deine trew muß loben. Gott! dirs muß geklaget sein; 13. Weidet/ meine Schäfflein/ weidet/ O wie schlecht/ vnd frommer Hirt! Er den Becher jetzet meidet/ Morgen jhms gerewen wirdt. Er sich jetzet gar wil freyen/ Weigert was man trincket zu; Dörfft villeichten morgen schreyen/ Ach wie sehr mich dürstet nu! 14. Weidet/ meine Schäfflein/ weidet/ Daphnis bleibet schmertzenvoll: Euch befehl ich/ euch entkleidet/ Reisset auß die gülden Woll. Nur euch kleidet pur in kohlen Pur in lauter schwartzes wand/ Von der scheitel auff die sohlen Euch gebühret solcher standt. 15. Weidet/ meine Schäfflein/ weidet/ Daphnis führet starckes leyd: Ist vom Vatter hoch veraydet/ Hoch mit wolbedachtem ayd/ Er doch wolte widerbringen/ Ein verlohren Schäfflein sein; Ach wan solte das mißlingen/ Er ja stürb für lauter pein. 16. Weidet/ meine Schäfflein/ weidet/ Daphnis wird verfolget starck: Böß gesindlein jhn beneydet/ Trachtet jhm nach blut/ vnd marck. O waß dorten! waß von stangen/ Wehr/ vnd waffen nehm ich war? O villeicht man jhn kompt fangen! Warlich/ warlich/ ist gefahr. 17. Weidet/ meine Schäfflein/ weidet/ Sprechen wolte bleicher Mon: Ja nit weidet/ sonder scheidet/ Er da sprach/ vnd wolte gohn. Scheidet/ scheidet/ meine schaaren/ Kan für leyd nit schawen zu: Dich nun wolle Gott bewahren/ Daphnis / wer kan bleiben nu? 18. Drauff adé der Mon wolt spielen/ Da zersprang das matte rohr: Augen tropffen jhm entfielen/ Wurde wie der schwartze Mohr. Vnd weil eben dazumahlen Er tratt an in vollen schein/ Gleich vertauschet er die stralen/ Vollen schein gen volle pein. 19. Auch die sternen weinen kamen/ Flötzten ab all jhren schein/ Schein/ vnd thränen flossen samen/ Recht zum blawen feld hinein; Machten eine weisse gassen/ So noch heut man spüren mag: Dan der milch-weg hinderlassen/ Ist wol halb von solcher bach. Andere Ecloga oder Hirten-gespräch, von der gefängnuß Christi vnder der person des hirten Daphnis Eingang. 1. Newlich seine Schäfflein weidet Damon sehr berü ibter hirt Ich die Sonn zu weit vermeidet/ Wurd im nechsten wald verwirrt. Weil ich jhn doch pfeiffen höret/ Tratt gerad zum klang hinan/ Da war alle forcht zerstöret/ Dan ich kam auff rechte ban. 2. Damon süß/ vnd lieblich spielet/ Damon mir auch wincken thät/ Mir jhr süsse vers gefielet/ Euch zu lieb mich hab verspäth. Vnd weil da nichts war zu finden/ Da man euch könt schreiben auff/ Nahm ich eine grüne rinden/ Zeichnet euch mit dörnen drauff. 3. Damon spielte nur allarmen Vber seinen mitgespan/ Der von Lauren/ ohn erbarmen/ War gefänglich zogen an. Daphnis hieß man jhn mit namen War mit reichem sinn geziert; Kam von altem edlen samen/ War der best/ vnd schönest Hirt. 4. Der Hirt Damon spielet. Höret/ meine Schäfflein höret/ (Hub er an/ auff grüner heyd) Daphnis war von lieb bethöret/ Liebe führet jhn ins leyd. Mörder nahmen jhn gefangen/ Als die lieb jhn führet auß; O villeichten muß er hangen! Ach was gieng e doch von hauß! 5. Hundert Schäfflein/ jung von jahren Weidet er in stäter hut: Hundert hett er in verwahren/ An gestalt/ vnd wollen gut. Ja nit het ers in verwahren/ Alle warens eigen sein/ So sein eigen alle waren/ Waren all Crystallen rein. 6. O der schönen silber-schaaren! O der schönen wüllen Rott! Daphnis / o laß trawren fahren/ Daphnis aller hirten Gott. Dir auch ist der Mon gewichen/ Dir auch seine Sternen herd/ Sie sich nie mit dir verglichen/ Nie mit deinen Schäfflein werth. 7. Nur ein einigs war entgangen/ War vom hauffen kommen ab: Bald mit liebe starck befangen/ Daphnis griff zu seinem stab. Tag/ vnd nacht auff grüner heyden Lieff/ vnd rieff Er Ach/ vnd Ach/ Neun vnd neuntzig ließ er weiden/ Nur dem einen trachtet nach. 8. Armes Thierlein! O dir armen! Daphnis rieff auff grünem feld: Armes Thierlein! O dir armen! Daphnis lieff in alle welt. Er es allen thäte klagen/ Sorget ob es jemand fünd. Er ein jeden thäte fragen/ Ob mans jrgend spüren künt. 9. Ohn gesellen/ ohn geferden Er da lieff in blinder lieb: Dachte keiner ander herden/ Förchtet jhnen keiner dieb. Schier ohn sinn/ vnd ohn gedancken/ Offt er auch ohn leben schier Geht in wilden wälden wancken/ Nur beklagt diß einig thier/ 10. Thränen jhm heraber weltzen Von beschenckten wangen beyd/ Er vor ängsten möcht zerschmeltzen/ Er sich wend auff alle seit. Jhm die kräfften gar entweichen/ Er läßt fallen hut vnd stab/ Vnd geleint an holer Eichen/ Offt erwöhlet jhm das grab. 11. Blinde lieb/ nun mag ich sagen/ Blinde pfeil/ vnd bogen blind! Dich ich freilich muß beklagen Daphnis hoch verliebtes kind: Ach! wie möchtest je doch lieben Nur das einig Schäfflein arm? Wo der ander hauff ist blieben? Ach/ vnd ach/ das Gott erbarm? 12. Ey laß lauffen/ laß nur lauffen Schaw die sach nit ärger werd/ Bleibe bey dem grösten hauffen/ Schone dein/ vnd deiner herd. Er doch schleisset seine strassen/ Merckt nit/ was man wendet ein: Er das thierlein wil nit lassen/ Laufft bey Sonn- vnd Mone-schein. 13. Endtlich stürtzet er in nöthen/ Fält zur erden aller kranck; Lieb/ vnd leyden jhn wil tödten/ Schencken jhm gar herben tranck. O der wunder falschen thaten! Judas gar ein falscher hirt/ Jhn alldorten geht verrathen/ Er alldort gefangen wirdt. 14. Ach jhr stille fewr vnd flammen/ Bleicher Mon/ vnd bleiche Stern/ Leuchtet her/ vnd leucht zusammen Bleiche facklen/ vnd latern. Leuchtet her/ dem armen kinde; Leuchtet jhm zur nacht hinauß/ Daß er weg/ vnd strassen finde/ Ob villeicht er käme drauß. 15. Aber ach! seind schon verrathen Alle winckel/ weg/ vnd gaß: Schon die Schergen vnd Soldaten Schliessen jeden steeg/ vnd paß. Sie den knaben greiffen/ binden/ Wüten wie die Tartar-hund. Jhn in seyl/ vnd ketten winden/ Jhn mit stricken machen wund. 16. Daphnis freundlich in geberden Seufftzet mit gar sanfftem sinn/ Bald man reisset jhn zur Erden/ Tretten/ fallen vber jhn. O der hart- vnd schwären bürden! Nie doch Daphnis klagen thut: Seyl- vnd ketten schamroth würden/ Schamroth auch von frembdē blut. 17. Gnug jhr banden seidt geröthet/ Euch nit weiter trincket voll; Schier die Rott hett jhn getödtet; Ach wie blind! wie frech/ vnd toll! Ach was hüpffen! jauchtzen! juchtzen! Ruffen! schreyen! vber laut Frewdig schwingens arm vnd vchtzen/ Fahren schier auß eigner haut. 18. Sie da fechten/ schlagen/ balgen/ Toben ohn verstandt/ vnd sinn: Je nur pochen/ creutz/ vnd galgen/ Führen jhn zu schlachten hin. O! wan deiner ich gedencke Daphnis / Daphnis / viel zu fro i! Satt ich meine wangen träncke; Ruffend/ schreyend/ schaw mich v i. 19. Daphnis/ Daphnis / ich muß trawren: Wo bist hin geführet dan? Wil zerschlagen schloß/ vnd mawren/ So nur solches helffen kan. Cron der hirten außerkohren/ Daphnis vnser mit-gespan; Dich noch zimblich jung von johren Gnugsamb niemand loben kan. 20. Daphnis / O du zier der felden/ Daphnis hoch berühmbter knab/ Dein war alles wild in wälden/ Wan die pfeil nur schicktest ab. Deine pfeil/ von deiner sennen Kaum nur hettest abgesetzt/ Da war mitten auch im rennen Schon das lauffend wild verletzt. 21. Du die beste schäfflein hättest/ Schäfflein wie die schwanen weiß/ Recht vom rauber du sie rettest/ Alle gaben dir den preiß. Du den bären/ löwen/ drachen Fertig warest auff der haut/ Rissest jhnen schlund/ vnd rachen/ Nahmest jhnen allen raub. 22. Wind/ vnd wetter/ feld/ vnd wiesen/ Freundlich dienten deiner herd; Mon/ vnd sternen hochgepriesen Dir auch schienen vnbeschwärt. Doch was wil mich lang verweilen? Waß wil rühmen jenen stand? Weil ja nunmehr gar in eylen/ Gar ist alles vmbgewand. 23. Dir nun alle schäfflein greinen/ Daphnis / o du frommes kind! Dich auch alle flüß beweinen/ Dich beseufftzen alle wind. Dich auch alle bäum besausen/ Dich auch schall/ vnd widerschall: Dir auch meer/ vnd wällen brausen/ Dir auch trawret berg/ vnd thal. 24. Beschluß. Mir dan solches dazumahlen Damon aller trawrig sang/ Biß die schöne sonnen-stralen Sich geneigt zum vndergang. Damon/ Damon/ cron der sänger/ O wie wunder süsse reym! Gern ich wölte bleiben länger/ Schaw die nacht mich treibet heim. Andere Ecloga oder Hirten-gesang, von selbiger materi, darin der bach Cedron Poëtisch eingeführt vvird, so die gefängnuss Christi vnder der person des hirten Daphnis beklaget: Seind abermahl Trochaische versen, müssen gelesen vverden vvie das Pange lingua, oder Mein zung erkling, usw 1. Da nun abends in dem garten Daphnis vberfallen war/ Vnd nun keinen grimmen spahrten Starck bewehrte mörder-schaar. Hube süßlich an zu weinen Ein so gar berühmbter bach; Ließ die liebe sternen scheinen/ Er dem Daphnis trawret nach. 2. Cedron hieß der bach mit namen/ Wohnt an einem holen stein: Offt zu jhm gesellschafft kamen/ Damals war er doch allein. Saß in seiner grünen krufften/ Strälet seine bintzen-haar/ Spielet mit gar sanfften lufften/ Dacht an keine kriegs-gefahr. 3. Rohr/ vnd graß/ vnd wasserblätter Deckten seine schulter bloß/ Starck er sich bey feuchtem wetter Leint auff seinen eymer groß. Doch weil er fast müd gelauffen Dazumahl in starckem trab/ Er ein wenig wolt verschnauffen/ Goß den eymer langsam ab. 4. Nahm ein Röhrlein wol-geschnitten/ Spielet seinen wässerlein/ Sie zum schlaffen thät erbitten/ Wolt sie süsslich sausen ein. Eia meine wässer schlaffet/ Schlaffet meine wässerlein. Nit mit augen jmmer gaffet/ Eia schlaffet/ schlaffet ein. 5. Kaum nun waren eingeschlaffen Seine matte wässerlein/ Bald erklungen wehr/ vnd waffen/ Fla i/ vnd Fackel gaben schein/ Nur von doll- vnd vollen knechten/ Voll war alles vberall/ Nur von jauchtzen/ springen/ fechten/ Thal vnd vfer gaben schall/ 6. Cedron erstens gar erschrecket/ War der waffen vngewohn/ Bald er seine wässer wecket/ Wolte der gefahr entgohn. Wie die pfeil von bogen zihlen/ Lieff er ab auff nasser meil/ Rohr/ vnd eimer jhm entfielen/ Fiel auch selbst in blinder eyl. 7. Doch weil nachmals er verspüret/ Es nit wider jhn gemeint/ Vnd nur Daphnis würd geführet/ Daphnis von bekandtem feind; Ließ er ab von strengem lauffen/ Fasset eine weiden rut/ Seine wässer trieb zu hauffen/ Vnd beklagets junge blut. 8. Trawrig hub er an zu klagen/ Bließ auff einem holen ried/ Hertz vnd muth jhm war zerschlagen/ Sang mit schmertzen folgends lied: Ach/ vnd ach/ nun muß ich klagen/ Daphnis / o du schönes blut! Ach/ vnd ach/ bin gar zerschlagen; Brochen ist mir hertz/ vnd muth. 9. Daphnis / o du schöner knabe/ Daphnis mir so lang bekandt/ Offt bey mir du schnittest abe Ried/ vnd röhrlein allerhandt. Viel du deren hast verschlissen/ Wan du spieltest deiner herd; Seind im blasen vil zersplissen/ Waren mehr dan geldes werth. 10. Offt bey mir die weide nahmen Deine schäfflein silber-weiß. Offt zu mir auch trincken kamen/ In den sommer-tagen heiß. Wan dan spieltest deinen schaffen/ Vnd die röhrlein bliesest an/ Gundten meine wässer schlaffen/ Wanckten offt von rechter bahn. 11. Auch die wind sich gundten legen/ Banden jhre flügel ab/ Kaum den athem thäten regen/ Wie dan offt gespüret hab. Auch die schaff mit lüsten assen/ Süsser wurden laub/ vnd graß/ Ja deß weidens offt vergassen/ Deine stimm vil süsser was. 12. Auch die vöglein kamen fliegen/ Kam auch manche nachtigal/ Deinem spielen (wil nit liegen) Hörten zu/ mit grosser zahl. Sassen gegen deiner geigen/ Sassen gegen deinem rohr/ Thäten jhnen freundlich neigen Dan das linck/ dan rechtes ohr. 13. Schöne sonn/ du deinen wagen Liessest in gar lindem lauff/ Wan bey reinen Sommer-tagen Dir nur Daphnis spielet auff. Schöner Mon/ du deine Sternen Morgens führtest ab zu späth/ Wan auch Daphnis dir von fernen Je zu nachten spielen thät. 14. Schöne So / magst nunmehr trawre Daphnis dir nit spielet mehr. Daphnis ist von bösen lauren Hingeruckt ohn widerkehr. Schöner Mon/ magst nunmehr klagē/ Daphnis rastet in verhafft: O den schweren eisen kragen! O der kalten ketten krafft! 15. Mon/ vnd Daphnis jhr allbeyden Offt enthieltet euch vom schlaff: Kamet in gesellschafft weiden/ Du die Sternen/ Er die Schaff. Nit hinfüro wacht allbeyden/ Schlaff/ O matter Mon/ entschlaff/ Nie zusammen werdet weiden/ Du die Sternen/ Er die Schaff. 16. Ach jhr Schäfflein/ wer wird hüten/ Wer soll euch nun treiben auff? Hirten solcher milt- vnd güten Seind nit also guten kauff. O deß jung- vnd schönen knaben! Hirt- vnd Schützen gleichen gut; Wer soll seinen stecken haben? Taschen/ horn/ vnd winter-hut? 17. Wer soll haben seinen bogen? Wer den kocher? pfeil/ vnd boltz? Böltz mit welchen (vngelogen) Er nit fehlet im geholtz. Wer soll haben seine Geigen? Cither/ Leyr/ vnd Dulcian? Ach für trawren muß ich schweigen! Ach adè/ muß fliessen gahn. Poëtisch gedicht, vber das Ecce Homo, nach der Geißlung, vnd Crönung Christi 1. Schavv den menschen / O du schnöde/ Frech/ vnd stoltze/ böse welt. Ach nit Jesum vollens töde/ Schaw wie gar ist er mißstellt! Schaw die wunden sich entschliessen/ Schaw der safft herausser bricht/ Schaw die rothe bächlein fliessen/ Färben leib/ vnd angesicht. 2. Schavv den menschen / gar zergerbet/ Gar mit ruthen rissen auff: Viel zu starck er ist gefärbet; Purpur war zu guten kauff. O der viel zu scharpffen ruten! O was wunder vberal! Ach nun höret auff zu bluten Heisse brünlein ohne zahl. 3. Schavv den menschen / den die liebe Viel zu starck am hertzen brann: Lieb vom himmel jhn vertriebe/ Nacket er zur erden rann. Er zun menschen vnverdrossen Sprang vom seinem gülden saal/ Jhn die menschen gar verstossen/ Hassen/ meiden vberal. 4. Schavv den menschen / der die menschen Suchet ohne massen sehr: Schaw den menschen/ den die menschē Fliehen ohne widerkehr: Ach wie brennet er von liebe! Bleibet stäts gezündet an! Ich für wunder mich ergibe/ Kaum ich mehr gereden kan. 5. Schavv den menschen / der vom vatter Wurd gebohren ewiglich/ Ich erzitter/ vnd ertatter/ Wan ich recht bedencke mich. Gott von wahrem Gott geboren/ Liecht von wahrem liecht gezünd/ Steht verspottet gleich den Toren/ Büsset lauter frembde sünd. 6. Schavv den menschen / der auß nichten Erd/ vnd himmel schaffen thät: Wunder thaten vnd geschichten/ Kamen her von seiner redt. Nur mit einem wort alleine Schuff er alle wunder groß/ Thier/ vnd menschen ich vermeine/ Sampt geschöpffen lebenloß. 7. Schavv den menschen / der auß nichten Mon/ vnd sternen zündet an. Der die baanen thäte richten/ Eh die sonn im circkel rann. Gleich die reine tag/ vnd nachten Mahlten vns den erden-creiß/ Vnd von Ost- vnd Westen brachten Braune schatten/ stralen weiß. 8. Schavv den menschen / der zun wolcken Hoch aufführet dämpff/ vnd meer/ Der auch alle wind vnd wolcken Tummlet in den lüfften lär: Der mit seinen stralen schröcket Alles feucht/ vnd trocken-landt: Schaw nun er in ängsten stecket/ Leidet spott/ vnd narren-tand. 9. Schavv den menschen / den die Engel Tieff gebogen betten an; Schaw nun jhm die galgenschwengel/ Jhm die Schergen widerstahn. Schimpfflich habens jhn gecrönet; Zeugets jener dörnen hut: Ernstlich habens jhn verhönet; Zeugens jene streich/ vnd blut. 10. Schavv den menschen / schaw den waren Spiegel der Dreyfaltigkeit/ Alle klarheit ist entfahren/ Aller schein/ vnd herrligkeit. O wie vor so reine Fackel! O wie reiner augen-brandt! Ist nun worden voller mackel/ Voller speichel/ voller schand. 11. Schavv den menschen / schaw den brunnē Aller lust/ vnd lieblichkeit: Schaw die wässer seind entrunnen/ Alles voller speichel geit. O wie vor so schöne wangen! O wie vor so lefftzen rein! Alle schönheit ist entgangen/ Aller glantz/ vnd augen-schein. 12. Schavv den menschen / der vnschuldig Wird verdampt zum galgen-todt. O wie friedsam/ vnd gedultig Leidet er die wunden roth. Schaw den menschen der von Heiden/ Der von Juden wird veracht: O wie spöttlich er von beyden Wird verwisen/ vnd verlacht! 13. Schavv den menschen / der zu richten Kombt gewiß an jenem tag/ Dan wird er all schuld/ vnd pflichten/ Vnd anhören alle klag. Er die todten wird erwecken/ Jhn das leben blasen ein; Wird mit jhrem fleisch bedecken All/ vnd jede menschen-bein. 14. Er alsdan in fewr/ vnd flammen Wird ersäuffen alle Land/ Er die sünder wird verdammen Zu dem blawen höllen-brand. O was heulen! o was klagen/ Er wird haben da bereit! Da nach diesen schnöden tagen/ Brennt das fewr in ewigkeit. 15. O wir arme menschen-kinder/ Wie dan werden wir bestahn? Weil wir also schnöde sünder Jhn so gar zergeißlet han? Wir auch haben jhn gecrönet/ Wir die dörn gepresset ein/ Wir auch haben jhn verhönet/ Jhm gesponnen alle pein. 16. Jesu/ wir zu deinen füssen Werffen arm/ vnd ancker ein: Wir da deine wunden grüssen; Wir da hoffen sicher sein. Ach den frieden vns doch schencke/ O du roth gewaffnet held! Ach in deinem blut versencke Sünd vnd laster aller welt. 17. Jesu du für vns geboren/ Du für vns gegeben dar/ Nit laß sein an vns verloren Deine marter alle gar. Mach doch vns in zähren schwimmen/ Mach doch vns mit deinem blut Leschen deines vatters grimmen/ Seinen zorn vnd hertzen-glut. Ein travvriges gespräch, so Christus an dem Creutz führet Eingang. 1. Da mit peinen gar vmbgeben/ Schier in todt gewicklet ein/ That an seinem balcken schweben Jesus der geliebte mein/ Er noch beyde lefftzen rühret/ Beide lefftzen bleich vnd fahl/ Er noch manche klagen führet/ Weinet/ seufftzet ohne zahl. 2. Ach jhr seine lefftzen beyden/ Beyde purpur-schwesterlein/ Jhr noch wenig vor dem leyden Waret wie Corallen-stein. Euch der falbe todt bestreichet/ Färbet euch mit bleicher noth: Jhr nun keiner purpur gleichet/ Keinen jhr Corallen roth. 3. Jhr zum reden euch thut regen/ Seelig wer es hören könt/ Wil nun beyder ohren pflegen/ Ob noch etwas ich verstünd. Kommet her zu disem stammen/ Kommet alle menschen-kindt/ Höret Jesum allesammen/ Er zu klagen starck beginnt. Jesus spricht zu den Nägeln. 4. Ach jhr nägel/ stumpffe kägel/ Soltet jhr mich hefften an? Jhr mich plagen? jhr durchschlagen? Ach was hab ich euch gethan? Ich auß nichten alle waffen/ Eisen/ kupffer/ ertz/ vnd stahl. Euch/ vnd anders hab erschaffen/ Alles berg-werck/ vnd metal: 5. Ach wie waret jhr vergessen Aller wolthat in gemein? Ach wie waret jhr vermessen/ Mir zu geben solche pein? Ach wie köndtet mich verwunden? Euch was hab ich leyds gethan? Ach wie gar zu lange stunden Jhr mich nunmehr haltet an? 6. Jhr mich ohne massen quälet/ Jhr mich aller schöpffet auß/ Jhr mir alle kräfften stehlet/ Denck es nit ohn starcken grauß. Ach jhr viel zu rauche nägel/ Ach der starcken marter mein! Meine glieder zart/ vnd hägel Jhr erfült mit höchster pein. Antvvort der Nägel. 7. Ach vns armen! vns ellenden! Ach was haben wir gethan? Jesu wir vns hoch verpfänden/ Wir nit waren schuldig dran. Da wir zu den händen kamen/ Da wir zu den füssen dein; Wir ein grausen warlich nahmen/ Wolten da nit wülen ein. 8. Deinen cörper halb erfroren/ Deine zarte füß vnd händ/ Wir mit nichten dörfften bohren/ Hetten schon vns abgewendt; Bald ein grober eysen flägel/ Vber alle Flegel hart/ Trieb vns arme stumpffe nägel. Starck in deine glieder zart. 9. Ach was wurden wir getrungen/ Als wir wolten widerstahn? Wären schier in stuck zersprungen/ Biß wir endlich musten gahn. Drumb nit laß es vns entgelten/ Wir es dir nit haben than: Jesu/ thu den hammer schelten/ Thu den hammer klagen an. Jesus spricht zum Hammer. 10. O du grober eisen hammer/ Soltest du mich hefften an? Du mir schaffen solchen jammer? Dir was hab ich immer than? Ich doch hab dein lob vermehret/ War gen dir so wol gesinnt/ Daß man freylich hoch verehret Dich in meiner bibel findt. 11. Dan mit dir ich hab verglichen Meine red/ vnd Gottes-wort/ Hab dich herrlich außgestrichen An gar wol bekantem orth; Wie dan köntest mich beneyden/ Mich an diesen balcken schlan? Wie dan hilffest meinem leyden? So dir nichtes hab gethan. Antvvort des Hammers. 12. Ach mir armen/ vnd ellenden! Ach was hab ich böses than? Jesu/ kan mich auch verpfänden/ Ich nit ware schüldig dran. Ich von wesen/ vnd naturen Bin ein blosser menschen-knecht/ An gestalten/ vnd figuren Vber alle massen schlecht. 13. Bin von grobem holtz/ vnd eysen Ohn discurs/ vnd ohn verstandt: Laß mich führen/ laß mich weisen/ Wer mich hebet in der hand. Ich mich selber nie mag regen/ Noch zum schlagen heben auff/ Mich ein ander thät bewegen/ Nahm die nägel/ schluge drauff. 14. Er mit kräfften/ er thät schlagen/ Er da führet alle streich: Mir es thäte sehr mißhagen/ Bin für schrecken worden bleich. Gleich die warme purpur spritzet/ Mich in eylen färbet roth; Ich vom heissen safft erhitzet Wurd geweicht ab deiner noth. 15. Hab mich weiter nicht gerühret; Mich nit wollest fahren an; Schelte den/ der mich geführet/ Schelte nur den zimmerman. Jesus spricht zum Zimmerman. O du freylich eysen-harter/ Vngeschlachter zimmerman: Ach was brachtest mich zur marter? Dir was hab ich leids gethan? 16. Ich das handtwerck hab erhoben/ Aller handtwerck vnveracht: Da sambt meinem Vatter droben Wir die schöne welt gemacht. Erd/ vnd himmel/ wir in zeiten Han gezimmert/ vnd gebawt/ Selber thaten wirs bereiten/ Habens keinem anvertrawt. 17. Auch auff Erden ich da niden Wöhlet einen Zimmerman/ Den ich nahm vor all/ vnd jeden Mir zu meinem pfleger an. Wer dan thäte dich verblenden? Wer dan hatte dich verruckt? Da zu meinen füß- vnd händen Du den hammer angetruckt: Antvvort des Zimmermans. 18. Armer JESV sohn deß wahren Erdt- vnd himmel-Zimmermans. O nit wollest mich befahren/ Ich bin ohne schulden gantz. Waß ich thete/ wurd befohlen/ Von gelehrter Obrigkeit; Mir in warheit deine qualen Seind von hertzen selber leid. 19. Nit verdencke mich zuschlechten/ Vngeschickten zimmerman/ Ein so tummen/ in den Rechten Vngelehrten vnderthan. Ohne zweiffel deiner thaten Hat man dich gestelt zur Red/ Eh man dich zum Creutz berathen; Eh man dich verdammen thät. 20. Weil daß vrtheil nun gesprochen/ Klag es meiner Obrigkeit: Sie den Stecken han gebrochen/ Da dan hole dir bescheidt. Jesvs spricht zur Obrigkeit. O du freilich vnbedachtsam/ Vnbescheiden Obrigkeit: Nur zu meinen peinen wachtsam/ Dir waß thet ich je zu leidt? 21. Ich dich alweg hab verehret/ Dir mit nichten widerstrebt/ Deine Satzung nie verkehret/ Friedlich/ vnd in ruh gelebt: Ich bey deinen vnderthanen Bin gereiset auff/ vnd ab: Ich sie trewlich lieff ermahnen/ Ich sie recht gelehret hab. 22. Ich den blinden/ ich den lamen Gab ja wider liecht/ vnd gang/ Ich sie tröstet alle samen Schaw/ was gibstu mir zu danck! Schimpfliche antvvort der Obrigkeit. Da wolan/ du schöner lehrer/ Schöner meister/ vnd Prophet: Da wolan du Land-verkehrer/ Gelt/ es nu zum Nagel geht. 23. Doch nit wollest vns verklagen/ Noch den handel messen zu/ Dan zum Leiden/ wil man sagen/ Warest ja gebohren du. Weil dan je zu deinem Leiden Deine Mutter dich gebahr/ Schon gerechnet ohne kreiden/ Schaw die summ ist offenbahr. 24. Drumb es nur der mutter klage/ Klag es deiner mutter frey/ Nur die sach mit jhr vertrage/ Sie dir lasse springen bey. Jesus spricht freundlich zur Mutter. Mutter/ mutter/ O von hertzen Viel geliebte mutter mein! O was peinen/ O was schmertzen Mir beschleichen marck/ vnd bein! 25. Ach wie köntest mich gebähren In so grosse qual/ vnd pein? Warest du dan (solt man schweren) Lauter stahl/ vnd marmerstein? Ware dir dan je geschnitten Hertz/ vnd muth/ vnd ingeweid Nur von felßen auß der mitten? Oder von metal bereit? 26. Ach wie köntest mich gebähren Nur zu lauter pein/ vnd qual? Ach wie köntest mich ernehren/ Geben mir die brüsten-stral? Ey was rucktest mich zum leben Mir was reichtest fleisch/ vnd blut? Da nur Creutz vnd leiden eben Mir solt werden zugemuth? 27. Ey was brachtest mich zur Erden/ Zu gemeinem lufft vnd liecht/ Da doch endtlich ich solt werden Nur mit marter zugericht? Antvvort der Mutter. O betrangtes Hertz der Hertzen! O du zartes mutter-kind! Warest muster meiner schmertzen! Mir das blut zum hertzen rinnt. 28. O nit wollest mich verdencken/ JESV/ mir zuviel geschicht; So mich soltest weiter kräncken/ Mir das hertz in stück zerbricht. Dan zu süssem liecht vnd leben Ich dich hab geboren zwar/ Doch zu deinem creutz beyneben In mir kein gedancken war. 29. Mir von himmel kam geflogen In gemahltem wolcken kleidt/ Gleich dem schönen regenbogen Ein gesandter mit bescheidt/ Ich in meinem leib empfangen Solte wahren Gottes sohn/ Der in warheit wurd erlangen Dauid seines vatters thron. 30. Wie dan wolte mich erwehren? Wie der bottschafft widerstahn/ Noch so werthen sohn gebähren/ Alß man mir gezeiget an? Ob villeicht nun er gefehlet Der die bottschafft mir gebracht/ Jhm soll werden zugezehlet/ Ich nit kommen in verdacht. Jesus spricht zum bottschaffter dem Engel Gabriel. 31. O du sonsten wol gezogen/ Gabriel du schöner knab! Ach wie dörfftest immer wogen Was doch nie verdienet hab? Ach wie dörfftest mich verkünden Zur geburth/ vnd Mutter-schoß? Weil ich kommen ohne sünden Solt in diese marter groß! 32. Ach wie dörfftest mir bereiten/ Eine solche sawre baan? Die so peinlich solte leiten/ Vnd gerad zur marter gahn? Ach wie könntest ohn erstummen Mich zum leben melden an? So man endlich wird in summen Mich an diesen balken schlan? 33. Wer doch wolt es je vermeinen O du schöner Gabriel/ Du zu meinen qual- vnd peinen Würdest eylen also schnell? O der schönen himmel knaben! O der trewen diener mein! Die so fertig kamen traben/ Vnd mir halffen zu der pein. Antvvort des Engels. 34. O du König hochbetrübet/ Voller schmertzen vberall/ Jesu/ nichts ich hab verübet/ Welches billich dir mißfall. Ich zu diesem liecht/ vnd leben Hab dich angekündet zwar: Doch wer konte widerstreben/ Weil es mir befohlen war? 35. Hoch von Hi iel thäte senden Mich der ewig Vatter dein; Gleich vmbgürtet ich die lenden/ Tratt in lären lufft hinein: Kam zu deiner Mutter eben/ Meldet ihr in aller still/ Mir als war in mund gegeben/ Jesu deines Vaters will. 36. Warlich auff gerechter wage/ Muß ich ohne schulde sein/ Du den Vatter selbest frage/ Frage nur den Vatter dein/ Er zu meiner Ambaßaden Selber dichtet alle wort/ Hieß mich gehn den schnur-geraden Nechsten weg in lüfften fort. Jesus spricht zum Vatter. 37. Heli, lamma Sabactani! Vatter/ liebster Vatter mein: Heli, lamma Sabactani! Schaw die marter/ noth/ vnd pein. Schaw/ die schaaren mich vmbgeben/ Saugen meine füß vnd händ: Schaw/ die körnel ab den Reben Fliessen/ weidlich auffgetrennt. 38. Schaw/ die wilde bären prassen/ Sauffen meine seel vnd blut: Ach wie kontest mich verlassen? Mich berauben deiner hut? Vatter/ Vatter/ ach warumben Liessest in so schweres Creutz Deinen eintzen Erben kummen? Vatter/ Vatter/ was bedeuts? 39. Solte dann je wol gewesen Ein so strenger Vatter sein/ Der mit also scharpffem besen Seine kinder zäumet ein? O wie schöne Vatters liebe! O wie schönes Vatter-stuck! Der so werthen Sohn vertriebe/ Vnd von jhm sich wandt zuruck. 40. Heli, lamma, sabactani! Solte dieses rühmlich sein? Heli, lamma, sabactani! Warlich/ warlich/ Vatter nein. Antvvort des himmlischen Vatters. O geliebter Sohn von ehren Jesu viel geliebtes kindt/ Nur begeb dich deiner zähren/ Spare deiner seufftzer windt. 41. Dich zu gar nit laß verstören/ Deine schmertzen/ deine lieb: Mich gedültig wöllest hören; Sohn ich dir verlohren gib. Waß nur sagest/ was nur klagest/ Auß gar hoch betrangtem geist/ Dich nit schönet/ klingt/ noch thönet/ Wie dan du auch selber weist. 42. Du mit grosser lieb vmbgeben Gegen deine menschen-kindt/ Selber thatest immer schweben/ Woltest auff die welt geschwindt/ Du mit süsser flamm gezündet Selber woltest auff die welt/ Meine tempel wolgeründet Selber hast hindan gestelt. 43. Du mich selber hast getrieben/ Ich dich solte reisen lan; Vnd es einmahl ohn verschieben Lan auff erden künden an. Gleich mit also gutem wissen/ Mit gar wol bedachtem sinn/ Bist in eiffer außgerissen/ Zu den menschen zogen hin. 44. Ich zun offt- vnd offtermahlen Hab es alles vndersagt: Du zun offt- vnd offtermahlen Es doch nahmest nit in acht; Offt ich warnet/ offt ermahnet Sohn es dir wirt vbel gahn; Waß doch warnet/ waß ermahnet Du mit nichten hörtest an. 45. Ich von hertzen/ ohne schertzen Rieffe/ laß die menschen stahn; Du von hertzen ohne schertzen/ Rieffest/ wil zun menschen gahn. Du von liebe gar verblendet/ Woltest bey den menschen sein; Schaw nun eben ist vollendet/ Waß ich offt gewendet ein. 46. Du die menschen hast geliebet Ohne massen viel zu viel/ Schaw die liebe dir nur gibet Solchen lohn/ in solchem spiel. Deinen menschen/ deiner liebe/ Dir es selber schreibe zu; Keine schulden mir nit gibe/ So man dirs bezahlet nu. Jesvs spricht zun menschen. 47. Höret/ höret/ so die strassen Wandert alle menschen kind. Höret/ höret/ ohne massen Mich die liebe kräfftig brinnt: Schawet/ zehlet meine wunden/ Meine strämen rosen-roth: Ich von flammen vberwunden/ Lösch mich ab in kaltem todt. 48. Ich mir selber thu den schaden/ Klage selber alle schuld: Selber ich mich hab beladen/ Wil mich geben in gedult. Ich von lauter lieb gezogen/ Ließ den Scepter/ Thron/ vnd Cron; Zu der Erden thät mich wogen/ Wurde meiner Mutter sohn. 49. Mir ich selbest hab zu klagen Meine schmertzen/ meine pein: Mir nur wöllet helffen tragen/ O geliebte menschen mein. Höret/ höret mein gegehren/ Höret meine letzte bitt/ Jhr mich deren wolt bewehren/ Noch versagens nimmer nit. 50. Weil die liebe mich getrieben Also weit in diesen standt/ Jhr hinwider mich zu lieben Wöllet fassen in verstandt: Meine liebe/ meine flammen/ Vnd begierden vngehewr/ Messet ab an diesem stammen/ Diesem creutz/ vnd marter thewr. 51. Jhr an diesem balcken findet Meiner flammen rechte maß/ Da die liebe mich noch bindet/ Auch mit eysen hafften baß. Nur hinwider/ nur mich liebet/ O jhr harte marmerstein! Arme sünder/ nit verschiebet; Wil alsdan zu frieden sein. 52. Meine marter/ meine qualen/ O geliebte menschen kindt! Ich gedenck/ dan allzumahlen Schlagen hin in lufft/ vnd windt. Nur bey diesem creutz/ vnd fahnen Euch zur liebe stellet ein; Liebet/ liebet/ euch ermahnen Meine wunden/ meine pein. 53. Liebet/ liebet/ ich zur letzen Euch zur letz ersuchen thu Lieb mit liebe thut ersetzen Mir die lefftzen fallen zu. Schawet/ schawet/ ich von leyden Werde seel- vnd kräfften-loß/ Vatter/ vatter/ laß verscheiden Meinen geist in deinen schoß. Klag- vnd travvrgesang der Mutter Jesv, vber den todt jhres Sohns, den sie beklagt vnder der person deß Hirten Daphnis 1. Da zu grabe/ Daphnis lage/ Daphnis hoch berühmbtes kind Hört man seiner Mutter klage; Schlaffen waren lufft/ vnd wind/ Erd/ vnd himmel schwartz benachtet/ Stunden in gar braunem kleid/ So vor schmertzē war verschmachtet/ Mon/ vnd Sternen trugen leyd. 2. Ach! jhr schöne Mon/ vnd Sternen/ Gülden flä ilein/ gülden schein. Gülden öpffel/ gülden kernen/ Gülden perll/ vnd Edelstein. Ach! jhr gelbe gülden Liechter/ Die betrübte Mutter sprach/ Ach! jhr gülden angesichter/ Trawret meinem Daphnis nach. 3. Ach! nur weinet/ vnd nit scheinet/ Klaget mein so schönes kindt; Ach! nit scheinet/ ach! nur weinet/ Vnd euch weinet sauber blindt. Daphnis hoch-berühmbter knabe Ward im wilden waldt ermordt/ Da mit seinem hirten stabe Daphnis kam der frembden orth. 4. Daphnis saß auff grüner heyden/ Sah nur eins der schäfflein seyn. Von gemeinem hauffen scheyden/ Vnd zur wüsten lauffen ein. Daphnis da nit lang verweilet/ Auch zur wilden wüsten rann; Nach dem schäfflein weidlich eylet/ Jhn die lieb wol hefftig brann. 5. Kaum nun Daphnis hat gefunden Wolgesuchtes thierlein zart/ Er von bären/ wölff/ vnd hunden Gleich im wald vmbgeben ward: Sie da spannten jhre rachen/ Sprungen auff das schöne kind; Wie die vngehewre drachen Jhn zu morden gantz gesinnt. 6. Rissen seine füß vnd hände Weisser als das helffenbein/ Rissen auch die seit behende/ Schlugen zähn/ vnd tappen ein. Zogen jhn durch dorn/ vnd hecken/ Scharpff/ vnd spitz/ vnd abgelaubt/ Da die zacken blieben stecken/ Vnd verwundten stirn vnd haupt. 7. Ach! jhr wilde wölff/ vnd bären Ach! jhr wilde tigerthier! Er in blut/ vnd ich in zähren/ Sohn/ vnd Mutter watten schier. Ach! was vieler angst/ vnd schmertzen/ Jhr dan brachtet meinem kind! O der stahl- vnd eysen hertzen! Stahl/ vnd eisen weicher sind. 8. Ach nur schonet seiner jahren/ Schonet seiner gelben haar; Nit so grausam thut verfahren/ Ach! nit wütet also gar, Nit jhr Bähren/ wolt vermehren Sein/ vnd meine marter groß/ Mich wolt lassen/ jhn vmbfassen/ Nehmen jhn in Mutter-schoß. 9. Ja mich reisset/ mich zerspleisset/ Mich mit wunden füllet an: Mich zernaget/ mich zerplaget; Nur den jüngling lasset gahn. Mich mit zähnen/ thut zerdänen/ Spahret meinen knaben zart/ Mich mit klawen kombt zerhawen; Nur doch schonet jener part. 10. Ach! wie kondet jhr behalten Ein so schnödes wesen wild? Da so freundlich von gestalten Jhr gesehn so schönes bild? Ach! wie waret jhr geblieben Von naturen eben wild? Noch den knaben gundt zu lieben? Noch auch wurdet zahm vnnd mild. 11. Warlich jhr von sinn entführet/ Warlich waret jhr verblendt; Da mit zähnen jhr berühret Seine seiten/ füß/ vnd händt. Ach nur hettet jhr den knaben Recht geschawt mit augen an/ Würdet seiner schonet haben/ Jhn wol hettet bleiben lan. 12. O du bleicher todt im gleichen/ Warest ohne zweiffel blindt. Da du kamest zu beschleichen/ Ein so wunder liebes kindt. Sonsten er mit süssen strolen/ Vnd mit süssem augenblick/ Dir das hertz hett abgestohlen/ Hett verzehret deine strick. 13. Schöner Daphnis / du mein eigen/ Einigs blut/ vnd ingeweid: Schaw nun erd/ vnd hi iel schweigen/ Hören an mein hertzen-leid. Dich zu nachten/ dich zu tage Lauff ich klagen vberall: Dich zu nachten/ dich zu tage Klaget schall/ vnd widerschall. 14. Schöner Daphnis / meine schmertzen Nit noch wären also groß/ Wan nur küssen/ halsen/ hertzen/ Ich dich möcht in meiner schoß: Wan bey deinen letzten kräfften/ Ich gemöcht an letzter stund Dir die letzte bäcklein hefften An die süsse wangen rund. 15. Ach nur wäre mir erlaubet/ Zu gemelter herben stundt/ Ich doch einen kuß geraubet Hett von deinen lefftzen wundt. Ich zu mir hett angezogen Deinen letzten athem lindt/ Ich in mich hett eingesogen Deinen letzten seelen windt. 16. Ich dan mit hinzugenahtem Gantzen hertz- vnd seelen mein/ Meinen frisch/ vnd newen athem Hette dir geblasen ein. Du den meinen/ ich den deinen/ Hetten wir gewechßlet ab; Wären beyden vngescheiden Blieben bey dem hirtenstab. 17. Ach du runder Mon/ vnd sternen/ Runde flämmlein/ rundes fewr/ Ach nun schawet her von fernen Meine schmertzen vngehewr. Ich in felden/ ich in wälden/ Ruffe meinem zarten kind. Doch in felden/ noch in wälden/ Nirget meinen knaben find. 18. Ich in weinen/ ich in peinen Schleisse nacht- vnd tages-zeit; Doch an weinen/ noch an peinen Sich zerschleisset noth/ noch leidt. Mich der Mone/ mich die sternen Mit betrübnuß hören an: Doch noch Mone/ noch die sternen/ Noch mich jemand trösten kan. Ecloga oder klägliches hirten-gespräch, darin zvveen hirten, Damon, vnd Halton den todt Christi, vnder der person des hirten Daphnis, vveitläuffig betravvren Newlich auff die wiesen kamen Damon/ Halton/ hirten beyd: Reymten süßlich beyd zusamē/ Waren voller trawrigkeit. Damon auff der Leyren leyret/ Vnd gar trawrig spielet vor/ Drauff dan Halton auch nit feyret/ Bließ auff einem holen rohr. Schönes fräwlein/ sti i der wälden/ Wolberedte Nachtigal/ Nit von waffen/ noch von helden/ Singend/ schleisse deinen schall. Nur von Daphnis wollest klingen; Schaw; er ligt schon kalt im grab: Lasset vns den stein vmb-ringen/ Klagen dich/ o schöner knab. Ja fahr hin in lufft geschwinde/ Fahr in lufft O Nachtigal: Vnd in aller welt verkünde Daphnis lige bleich vnd fahl; Ruff zum grabe/ ruff zusa ien/ Groß/ vnd kleines feder-vieh: Waß von vögel wild- vnd zahmen/ Sich der sti i gebrauchet je. Ja schon dorten kombt gefahren/ Dorten ein gemahlte wolck/ Sein in warheit flügel-schaaren: Wilkom schönes feder volck; Eben jhr bey zeiten kummen/ Fliehet her/ zu diesem stein/ Euch zur leich nun setzt herummen/ Trawret/ klaget in gemein. Nur den schönen Daphnis trawret/ Daphnis hie vergraben ligt: Daphnis ligt im stein vermawret/ Daphnis nunmehr spielet nicht. Eia lasset euch bedingen/ Groß/ vnd kleine vögelein; Eia thut von hertzen klingen Lauter trübe liedelein. Schaw/ schon jhre zungen wetzen Groß/ vnd kleine vögelein: Schon zur leich herumb sich setzen/ Legen jhre flügel ein. Sie den schönen Daphnis klagen/ Klagen jhn gar trawriglich: Sie nun leidt von hertzen tragen/ Weinen/ seufftzen inniglich. Schaw die marmer-weisse schwanen Schon auch schmeltzen jhren schnee: Schmeltzen jhn in lauter thranen/ Zeugen großes hertzen-wee. Schon sie fast in zähren schwimmen/ Werdens nicht mehr machen lang/ Heben jhre letzte stimmen; O wie reines trawr-gesang! Daphnis / o du cron der hirten! Daphnis / du so schönes blut! Dich die beste sitten zierten/ Warest voller tugent gut. Ach wer brachte dich zum grabe? Wer so stahl- vnd eisen-hart/ Je doch dorffte brechen abe Solches blümlein/ solche art? Klaget jhn jhr flüß/ vnd Bronnen/ Klaget jhn jhr bächlein klar. Klaget jhn bey Mon/ vnd Sonnen/ Heimlich/ vnd auch offenbar: Klaget jhn/ jhr feld/ vnd wisen/ Stein/ vnd felsen/ berg/ vnd thal/ So von hirten vnderwiesen Fertig seidt zum widerschall. Wer nach jhm wil nunmehr brauchen Seine leyr/ vnd dulcian? Wer nach jhm so lieblich hauchen/ Vnd die pfeifflein blasen an? Pfeifflein/ da noch seine bäcklein/ Ruch/ vnd athem kleben an? Ründer als die purpur-schnecklein; Gnug sie niemand loben kan. Wer wird seine schäfflein weiden? Wer sie führen auß vnd ein? Wer von bintzen/ vnd von weyden Flechten schöne körbelein? Wer vns auch die krancken heylen/ Wer die völcker daub/ vnd blind? So von vielen land- vnd meylen Täglich zugeloffen sind? Ach jhr schäfflein/ ach jhr zahme/ Weiß/ vnd reine wüllen-zunfft! Wan zun felden Daphnis kame/ Wir vns frewten seiner kunfft. Was dan ware kranck/ vnd reudig/ Er dan heylet gleicher handt; Da war alles frisch/ vnd frewdig/ Frisch war auch der sonnen brandt. Wan zum felde Daphnis kame/ Weid/ vnd herd in frewden war. Auch jhr alle schwach/ vnd lame/ Lieffet jhm entgegen dar. Ach wie trawrig jhr nun klaget? Suchet jhn mit hertzen-leidt? Kaum nun jhr die kräuter naget/ Kaum euch schmecket graß/ v weidt. Wan zum felde Daphnis kame Er gar lieblich spielet auff: Er der Sonnen offt benahme Jhren viel zu starcken lauff. Er mit harpffen/ er mit leyren Hielt die Sonn/ vnd himmel an/ Lufft/ vnd wetter thäten feyren/ Wind/ vnd regen blieben stahn. Wan zum Felde Daphnis kame Morgen zeitlich/ abend späth/ Gleich mit seinem blumen-krame Sich das Erdreich zeigen thät: Schöner wurden alle weiden/ Süsser wurden kraut vnd gras/ Vnd auch weicher alß die seyden/ Wo nur Daphnis nider saß. Daphnis auff die beste wiesen Führet seine Lä ierlein: Dan zu jenen/ dan zu diesen Lind berauschten wässerlein. Er dan durch die bächlein wadet/ Wusch die weisse Lämmerlein/ Er sie saubert/ Er sie badet/ Sambt den weissen mütterlein. Daphnis mercket nur ein eintzig Schäfflein dorten irrend gahn/ Gleich verließ er neun- vnd neuntzig/ Nam sich nur deß einen an: Trug es wider zu der herden/ Vnd für lauter frewden sprang: Ladet seine mitgeferden/ Spielte daß es weit erklang. Schaw nun lufft/ vnd wetter trawren/ Daphnis nu nit spielet mehr/ O der vielen regen schawren/ Schaw die wolcken weinen sehr. Ach die sonn sich gar verbirget! Lesch in zähren alles liecht/ Weil den Daphnis sie nun nirget Auff dem feld/ vnd wiesen sicht. Schaw die schöne wiesen trawren/ Suchen jhren schönen hirt; Gras/ vnd kräuter gar versawren/ Sawr/ vnd bitter alles wirdt. Groß/ vnd kleines vieh zusamen Tranck/ noch speise nehmen kan/ Die zur weyden weinend kamen/ Kraut/ noch brunnen rürtens an. Ach nur graset/ ach nur weidet/ Ich sie dick vermahnen thu/ Nit so sauber euch bekleidet/ Graset/ weidet/ greiffet zu: Sie doch je mit nichten weiden/ Ich vergebens mahnen thu: Sie sich dannoch gar beleiden/ Noch kein härlein greiffen zu. Meine schäfflein/ meine geißen Warlich seind betrübnuß voll: Ligend jhre zeit verschleissen/ Lassen darm/ vnd magen holl. Ich zum weiden/ ich zum grasen/ Offtermahlen sie vermahn; Doch die weid/ vnd grüne wasen Bleibet vnberühret stahn. Schaw die große flüß/ vnd wässer/ Schaw die kleinest äderlein/ Nunmehr weinend fliessen besser; Doch zun klüfften lauffens ein. Sie die schöne sonn vermeiden/ Hassen liecht/ vnd hellen tag/ Vnd bedeckt mit dörn/ vnd weyden/ Führen stätes leyd/ vnd klag. Schaw die feist- vnd grüne blätterr Grüne näst/ vnd grüne zweig/ Bey so trübem todten-wetter/ Schō auch werden welck/ v bleich. Grüner safft ist jhnn entgangen/ Seind wie truckner erden-staub/ Kaum an bäumen bebend hangen/ Bebend wie das Espen laub. Sich die blümlein nider-sencken/ Seind so gar/ vnd gar entferbt: Todt zur Erden sie sich lencken/ Sie das wetter hat enterbt: Sie das jhrig haben zahlet/ Da nun ligens vngezehlt/ Ach! wie stundens vor gemahlet? Ach! wie ligens jetz verstelt? Auch schon sterben feld/ vnd wiesen/ Graß/ vnd kräuter ohne zahl; Schon von bäumen kombt gerisen Starcke meng der blätter fahl. Nackent schon in lüfften schiffen Manche linden kahl/ vnd bloß: Blösse zeitlich hat begriffen Eich- vnd büchen lauber-loß. Ach die bäum sich weinend zeigen/ Weinend mancher sta i vnd nast; Weinend sie sich nider neigen/ Nur mit lauter leyd belast. Sie zu thränen gar verkehren Allen jhren grünen safft/ Drumb nur gu i/ vnd gelbe zähren Aussen auff den rinden hafft. Daphnis / wan ich dein gedencke/ Deiner qualen/ deiner noth/ Ich mich matt zur erden lencke/ Thränen werden meine brod: Mir die thränen jmmer lauffen/ Werden meine speiß vnd tranck: Mir in thränen gar ersauffen Manches lied/ vnd trawr-gesang. Was nun wil man weiter klagen/ Halton/ liebster mit-gespan? Ich die geigen wil zerschlagen; Schier ich nit mehr streichen kan. Schaw der abend kombt mit hauffen/ Laß die schäfflein kehren heim: Laß auch deine Ried verschnauffen/ Laß verschnauffen meine reym. Schaw/ nun eben mir zerspleissen Meine pfeifflein/ meine ried: Wil sie nunmehr gar zerschmeissen; Ach! adè betrübtes lied. Heim jhr meine weisse kinder/ Heim jhr meine lä ierlein/ Heim jhr schäfflein/ trett geschwinder/ Schwartze stunden fallen ein. Also damahls trawrig sangen Damon / Halton / hirten beyd! Mon/ vnd sternen kamen gangen/ War auch jhnen eben leid: Weinet/ meine sternen/ weinet/ Weinet/ sprach der falbe Mon/ Wer doch hett es je vermeinet/ Daphnis müst zu grabe gohn? Eine Christliche Seel redet von dem Creutz, vnd vvunden Christi. Seind Trochaische Verß, vvie oben 1. Manche stunden JESV wunden Ich mir setz ob augen mein. Thu mich wenden zu den händen Zu der seit- vnd füssen sein. O du bester/ Creutz baläster! Ich dan ruff in aller eyl. O zur stunde mich verwunde/ Schieß herab die nägel-keyl. 2. Mich gesunden ohne wunden/ Laß mit nichten dannen gahn. Recht nur zörne/ mir die dörne Lantz/ vnd nägel werff hinan. Mich nur quäle/ nit verfehle Meiner hände/ füß/ vnd seit: O mich Cröne/ nit verschöne; Wil mit JESV tragen leydt. 3. Keine beissel/ keine meissel/ Keine stahl- noch eysen-spitz/ Meinen glieder/ hoch/ noch nider/ Werden geben solche schlitz/ Alß die nägel/ stumpffe kägel/ Lantzen/ geissel/ scorpion/ Han zergerbet/ vnd zerkerbet Jhn/ den wahren Gottes sohn. 4. Seine qualen/ ich zumahlen Fleissig hab in stäter hut: O elende/ füß/ vnd hände/ Seit/ vnd Cörper voller blut! Reichlich schweissen/ scheinbar gleissen Alle wunden/ alle streich. Schaw/ nun fliesset/ vnd sich giesset Purpur/ vber marmer bleich. 5. Auß der seiten/ lan sie leiten Rothe stralen wie Corall: Auß der seiten/ lan sie leiten Weisse wässer wie Crystall. O du reines/ hüpsch/ vnd feines Bächlein von Corall/ vnd glaß! Nit noch weiche/ nit entschleiche/ O rubin/ vnd perlen gaß. 6. Ach verweile/ nit noch eyle/ Wil nun hie mich setzen bey; Wil da baden meinen schaden Ob er schon veraltet sey/ Kräfftigs plaster meinem laster/ Wil ich dorten salben drauß/ Wil dan gründen tieff zun sünden/ Sie von jhnen waschen auß. 7. Bey den füssen wil ich büssen/ Vnd auß meinen augen beyd Wol sie netzen/ vnd ersetzen Waß von blut herausser geit. Wil mit zähren widerkehren/ Gleich als vil entfliessen wird/ Vnd mit sattem guß erstatten/ Was von purpur da vergirt. 8. Doch jhr bronnen/ wol beronnen/ Schon beschenckt ist erd/ vnd graß: Ach verschnauffet/ nit so lauffet/ Nit so giret ohne maß. Schon an laugen meiner augen/ Schon an zähren mirs gebrist; Thut euch stillen; wer kan füllen/ Was bereit verflossen ist? 9. Zu den händen/ wil ich senden Hundert tausent seufftzer lind/ Sie durchwülen/ vnd erkühlen Mit so lindem hertzen wind. Mit so linden hertzen winden Wil ich trücknen allen schweiß/ Alle masen wil durchblasen/ Kühlen alle wunden heiß: 10. Doch zur stunden/ auch lig vnden/ Ich zu wenig seufftzer find; Bin von wunden vberwunden/ Mir gebrichts an hertzen wind. Häuffigs windē macht mich schwindē/ Kaum ich mehr den athem hab/ Seufftzen/ weinen/ O der peinen! Mich noch bringen gar ins grab. 11. In der cronen/ dacht zu wohnen Mein so gar betrangtes hertz; Dort in hecken/ sich verstecken/ Sich bezäunen aller werts. In den spitzen dörnen sitzen Schon es auch ein zeitlang blieb/ Thät sich freyen vor den weysen/ Vor dem schnöden seelen dieb. 12. Doch nun wider bald hernider Zu der holen seit begerts/ Wil sich setzen/ vnd ergetzen/ Jesu/ neben deinem hertz. Es nun dorten/ jene pforten/ Jene rothe seiten-thür/ Wil verwahren/ sich nit spahren/ Da die schiltwacht halten für. 13. O du runde seiten wunde! Reich- vnd edler hertzen-kast! Bey dir sterben/ vnd erwerben Hofft es waren fried/ vnd rast. Da laß walten/ vnd laß schalten; Da nun laß es haben platz: Laß es wachen/ vnd auch machen Da sein bettlein/ vnd matratz. 14. Bey der seiten/ seine zeiten Wird es wachen ohne verdruß: Bey der seiten/ seine zeiten/ Auch es wider schlaffen muß. Bey der seiten/ seine zeiten Singen/ vnd es klingen will: Bey der seiten/ seine zeiten Es auch wider schweigen still. 15. Drumb auß liebe/ nun ich gibe/ JESV/ dir es eygen gantz. Jhm wil schaffen/ deine waffen/ Deine nägel/ deine Lantz. Darmit streitten vor der seiten Wird es gen die laster sein. Biß mans leite von der seite Zu den außerwöhlten dein. Ecloga oder hirten gespräch von Christo dem gecreutzigten, vnder der person deß hirten Daphnis, vnd bey gleichnuß eines jungen vvilds 1. Pferdt/ vnd wagen/ new beschlagen Alß die Sonn heut spannet an/ Vnd mit rossen vnuerdrossen Reyset jhr Crystallen baan; Ich spatzieren gieng nach thieren Dort in jenen grünen waldt/ Trug den bogen auffgezogen/ Schoß ein Reechlein wolgestalt. 2. Griff zum degen/ wolts entlegen/ Hiengs an einen eychen-baum/ Gleich zur stunden/ von der wunden/ Rann herab der purpur-schaum. Bald Palæmon , vnd Phidæmon / Meine beyde mit-gespan/ Kamen gangen/ schawtens hangen: Sich bey seiten stelten dran. 3. O Palæmon , o Phidæmon Dieses hinnlein dessen sey/ Wer mit geigen/ sich wird zeigen/ Vnd am besten streichen frey. Drumb die geigen thut besteigen/ Greiffet jhr den gelben ka i/ Vnd mit bogen glatt bezogen Prest herauß den honig-sam. 4. Gleich ohn wancken/ sie zum schranckē Tretten mütig auff die baan/ Sich bewerben/ redlich kerben/ Vnd die seiten schneiden an. Ey laßt hören/ keins verstören; Erstens der Palæmon geigt; Bald im gleichen nach dem zeichen Auch darauff Phidæmon streicht. Schöner possen! wer hat schossen/ Dieses Reeh mit frechem muth? Wer mocht streben nach dem leben Einem also jungen blut? Ach wer bogen dorfft es wogen? Welcher pfeil war also grauß/ Der so kleines/ vnd so reines Thierlein dorffte trincken auß? O was beute? wer hat heute/ Wer hat also frech/ vnd stoltz/ Die beschlossen senn entlossen Vnd entricht so scharpffen boltz? Ach die senne gleich zertrenne/ Gleich den bogen werff zu fewr/ Pfeil/ vnd kocher werff hernocher/ O du wildt-schütz vngehewr! Armes kitzlein! frommes hitzlein! Mir nun Daphnis kombt in sinn/ O wie newlich/ also grewlich Daphnis ist gerichtet hin! Jhn betrawren/ jhn bedawren Mich ermahnet deine wund: Wers betrachtet/ wers erachtet/ Fallen jhm die thränen rund. An dir scheinen Daphnis peinen/ O du schwach- vnd kranckes Reeh. Ich nun dencke seiner kräncke/ Weil ich dich verwundet seh. O wie newlich gar abschewlich Daphnis ist gehencket auff! Sehr michs rühret/ vnd entschnüret/ Schier in zähren ich ersauff. Du nun hangest/ vnd erbangest Frommes thierlein ohn betrug! Zagest/ bebest/ kaum noch lebest/ Ruckest zu dem letzten zug. Kaum dich regest/ näwlich wegest: O der wunden/ pein/ vnd schmertz! Zwar von heissen purpur-schweissen/ Möchten schmeltzen stein/ vnd Ertz. Gleiche nöthen dich auch tödten Daphnis / o getrewer hirt/ Kaum dich hebest/ kaum noch lebest/ O mit wunden wolgeziert! Schaw die schmertzen meines hertzen/ Qual/ vnd marter mich vmb-ringt/ Wird es wehren/ sag mit zähren/ Mir das hertz in stuck zerspringt. Schönes Böcklein/ rothes röcklein/ Roth bist du von lauter schweiß/ Roth geträncket/ wol beschencket Seind auch deine zähnlein weiß. Auch die näste/ rind vnd bäste Deiner eichen seind erröth; Rothe regen thut euch legen/ Sonsten jhr das thierlein tödt. Auch thut bluten Daphnis ruten/ Dran man jhn hat auffgehenckt. Creutz/ vnd nägel/ stumpffe kägel Seind mit tropffen wol besprengt. O waß regen aller wegen! O was rothe wunden güß! Daphnis eben ist vmbgeben Nur mit lauter purpur-flüß. Halbes hirschlein/ rothes kirschlein/ Bist nun inn- vnd außen roth; Doch dich weisset/ vnd jetzt beisset Auch zugleich der falbe todt. Kranckes hinnlein/ dir daß kinnlein/ Mund/ vnd lefftzen werden bleich/ O nun stirbest/ nun verdirbest/ O du schon so fahle leich! Auch thut sterben/ sich entferben Daphnis dort an seinem baum: Thut erbleichen/ todts verweichen/ O was matt- vnd falbe pflaum! Schon verblichen/ schon entwichen/ Schon ist vnser Daphnis hin: O der kalten/ vnd zerspalten/ Augen/ lefftzen/ mundt/ vnd kinn! Kombt nun zogen/ kombt geflogen/ Kombt nun her jhr vögelein: Feder-scharen kombt gefahren/ All so nur im walde sein. Thut euch setzen/ trawrig schwetzen/ Thut nun klagen all zugleich: Trawrig klingen/ vnd besingen Jhr nun sollet vnser leich. Her im gleichen/ her zur leichen/ Menschen seelen allerhandt. Kombt zusammen/ her zum stammen Dran man Daphnis auffgespannt. Da dan klaget/ heulet/ zaget/ Weinet starck ohn vnderlaß/ Bleibet jmmer/ scheidet nimmer/ Allweg schleisset diese straß. Her schon fliegen vnverschwiegen Fromme vöglein auß dem wald: Lan sich dingen zum besingen; Singen/ daß es kläglich schallt. Ich für peinen auch muß weinen/ Zartes hinnlein/ sehr ich wein/ Also säwrlich/ also däurlich Mustest du besungen sein. Auch der frommen etlich kommen/ Man vnd weib zu Daphnis creutz/ Jhn bescheinen/ süßlich weinen/ Niemand frage was bedeuts? Sie den knaben/ wan begraben/ Trucknen ab das wunden blut/ Heben/ legen/ waschen/ pflegen/ Salben jhn bey warmer glut. Mich gemahnen thut mit thranen Dieses wild an Daphnis todt; Wil nun dessen/ nie vergessen; Soll nun sein mein täglichs brodt. Ich nun seinen todt beweinen Wil mit dir Phidæmon gleich/ Schwartz bekleiden laßt vns beyden Vnser viel zu gelbe Geig. Schwartz bekleiden laßt auch beyden Vnser harpffen/ zinck/ vnd ried/ Laßt zu mehren Daphnis ehren Spielen manches trawrig lied. Laßt erholen offtermohlen/ Leider! so betrübten schall/ Vnd mit machten tieff erachten Seine marter/ pein/ vnd qual. Also strichen/ vnd nit wichen Beyde geiger in die wett: Ich mit nichten kont entrichten/ Wer es recht gewunnen hett. Drumb zur gabe nun doch habe/ Sprach ich/ dieser/ dieses Reeh: Vnd zur gabe jener habe Was dort weidet in dem klee. Ist ein lä ilein mütigs hä ilein/ Zart/ vnd reines wüllen-kind: Glaub/ euch beyde recht entscheide; Glaub/ jhr beyd zu frieden sind. Nun biß morgen/ weil verborgen Sich die Sonn zu wasser helt/ Euch zur heide dan bescheide/ Wider euch dan vnderstellt. Ecloga oder hirtengespräch darin die zvveen hirten Damon vnd Halton, je einer vmb den andern, mit vnderschiedlichen gleichnußen, vnd concepten, allvveg den gecreutzigten, vnd aufferstehenden Jesvm, vnder der person deß hirten Daphnis, Poëtisch bereymen Schöner Damon/ zung der hirten/ Der auff deinem holen halm/ Wan wir vnser herden schmierten/ Hast erpfiffen manchen palm: Vns in reymen lasset zwingen Daphnis wunden rosen-roth/ Laßt im holen thal erklingen Seine marter seinen todt. Frommer Halton hoch gepriesen/ Der zum ersten sommerglantz Hast ergeiget auff den wiesen Manchen schmucken lorber-crantz/ Lasset jenes Creutz vmb-ringen/ Ehren/ den die welt verspott; Laßt von gantzem hertzen klingen Daphnis aller hirten Gott. Weil ein schäfflein vnbeschoren/ Außer der gemeinen zucht/ In der wüsten gieng verlohren/ Es der Daphnis wider sucht. Er im felde mir begegnet/ Trug es auff der schulter sein: War in warheit starck beregnet/ Voller frewden/ voller pein. Daphnis war gar müd geloffen/ Auch er mir entgegen kam; Wär im regen schier ersoffen/ Leint an einen eichen-stamm. Er das thierlein je noch truge/ Seufftzet manchen seufftzer tieff; Er gen himmel d' augen schluge/ Ach mir helffet/ helffet/ rieff. Alß ich newlich auff der reysen Ware worden müd vnd matt/ Mich der Daphnis thäte speisen; Vnd von früchten machet satt. Stieg auff einen grünen palmen/ Warff der schönen früchten ab/ Sang zu gleich wol sieben psalmen/ Ich mit lüsten gessen hab. Alß ich newlich auff der reysen Wolt zum weinhauß kehren ein/ Thät man mich zur herberg weisen/ Hieß zum rothen lämmelein/ Auff dem schilde stund gemohlet Daphnis in der kelter sein. Jeder dort zu trincken holet/ O was roth- vnd guter wein! Wan der sommer wider-kehret Vnd klopfft an zur grünen thür/ Er mit blumen sich vermehret/ Rothe rosen gahn herfür: Fünff der besten schon bey zeiten Daphnis hat gebrochen ab/ Thut ein schmücklein drauß bereiten/ Welches vns in schwachheit lab. Daphnis deine rothe rosen Werff von deinem Creutz herab: Wan die welt mir lieb-wil kosen Darff ich solcher blumen gab. Daphnis deine rothe rosen/ Dein so schöner blumen-strauß Allen krafft- vnd leben-losen Hilfft auß aller schwachheit auß. Wie der sommer sich bestecket Mit auch kleinen blümelein; Also Daphnis sich bedecket Mit auch kleinen röselein. Von der schaitel/ zu den füssen Sie dan stehn in voller blut; Rings herumb den lufft versüssen/ Mit geruch/ vnd athem gut. Hin vnd wider auff den wiesen Alles voller dörnen war: Schäfflein/ so nit vnderwiesen Sich verletzten immerdar: Daphnis liesse sichs erbarmen/ Macht ein große bürden drauß/ Jhn die liebe gundt erwarmen Trugs auff seinem haupt herauß. Sich die dörner han gerochen/ Haben jhn verwundet gantz: Doch die rosen er hat brochen/ Drauß gemacht ein ehren-crantz. Schaw nun er gar zierlich pranget Mit gedörnter blumen-cron: Her/ jhr hirten jhn empfanget/ Setzet jhn auff hohen thron. Newlich ab der heissen Sonnen/ Ich den stralen weichen must: Gleich mich Daphnis führt zum bro en War mir sonsten vnbewust. Er auff einem berge spritzet/ Hieß mit nahmen Golgotha: Weil ich ware gar erhitzet/ Ich mich thät erkühlen da. Auch ich gar erschwachet ware/ Lag an starckem fieber kranck: Ichs dem Daphnis offenbare/ Der mir mischet einen tranck: Kaum ich den hett angesetzet/ Kaum gebracht an meinen mund/ Bin in aller eyl ergetzet/ Ja bin worden gantz gesund. Ach nun höret/ laßt euch sagen/ Seht euch für jhr wanders-leuth: Noch für etlich wenig tagen/ Räuber machten starcke beuth. Daphnis reiset auch der orten/ Gleich die lose Räuber-schaar Jhn beraubten/ vnd ermordten/ Schlugen jhn an galgen dar. Wan wir vnser herden scheren/ Vnd entheben jhre woll/ Sie mit nichten klagen/ plären/ Bleiben ohn gemurr/ vnd groll; Also Daphnis wurd beraubet Seiner kleider ohne sprach: Keinem wörtlein Er erlaubet/ Dachte keiner heissen rach. Wan der vnbenandte fresser/ Wan der Metzger vngeschlacht/ Der mit zähnen/ der mit messer Mir die schäfflein wund gemacht. Sie dan gar geduldig ligen; Still vertüschens jhre pein: Also Daphnis auch verschwigen/ Litt den todt vnd marter sein. Wie die breit gestreckte Falcken/ Hoch in weichem wolcken land/ Also stund an seinem balcken Daphnis weidlich außgespa t/ Er mit beiden füß- vnd armen Stund gestreckt in grosser noth/ Ach wen wolte nicht erbarmen/ Daphnis / dein gespanter todt! Da die purpur-morgenstunde/ Morgen-röthe wolbekendt/ Heut auß jhrem beth erstunde/ Drauff sich tag vnd nacht getrennt/ Sie noch brauchet nit bey weiten Ein so rothes Rosen-kleid/ Alß man thäte roth bereiten/ Daphnis deine bleiche seit. Auff jhr hirten/ thut errathen/ Wer im lufft genäglet auff/ (O der viel zu frembden thaten) Doch im tieffen meer ersauff? Daphnis voller purpur farbe/ Voller wunden/ voll geschwehr/ Hoch zu gleich am galgen starbe/ Starb zu gleich im rothen meer. Auff jhr hirten mir auch saget/ Wer ertrinckt im vollen meer? Vnd doch seinen durst beklaget/ Vnd der feuchte mehr begehr? Daphnis in den grösten peinen Doch noch wolte leiden mehr; Rieff mit seufftzen/ vnd mit weinen/ Ach mich dürstet/ dürstet sehr! Lieber Damon/ wil noch fragen Wil dan geben auch bescheidt: Wer thut seine pein beklagen/ Vnd jedoch begierlich leidt? Daphnis muß für vns bezahlen/ Beisset einen sauren kern: Vnd doch alle pein/ vnd qualen Er von hertzen leidet gern. Lieber Halton/ dieser tagen Sich begab ein wunder that: Will hinfürter nie verzagen/ Hör dan waß es geben hat: Mir von einem falben Drachen Wurd getödt ein Lämlein zart; Bald es wider gund zu lachen/ Weil es wider lebend ward. Lieber Damon wer wil glauben/ Waß der tagen auch geschehn? Einen schönen rothen trauben Ich mit augen hab gesehn; Ware nunmehr außgepresset/ Von bedingtem kelter-man: Er doch wider vnder desset Lieblich fieng zu blühen an. Lieber Halton ich von einem Thewren vogel hab gehört/ Er an farben weichet keinem/ So man mich nit hat bethört; Wan schon er in liechter flammen Sich zu lauter pulver brennt/ Er jedoch auß liechter flammen Wider zu dem leben wendt. Schöner Damon/ deine reymen Mir erfrischen muth/ vnd blut: Wil die geigen süßlich keymen/ Vnd noch spielen eben gut. Wil nit weichen deiner pfeiffen/ Deinem wolgesti iten ried; Wil noch manche seiten greiffen/ Ehe man dir daß Cräntzlein biet. Fro ier Halton / deine geigen Meinem röhrlein weichet nicht; Wollest keinen eyffer zeigen/ Wir vnß gleichen im gedicht. Keiner keinen soll beneyden/ Beyden gleiches lob gebührt; Gleiches cräntzlein allen beyden Auch soll werden eingeschnürt. Ecloga oder hirtengespräch vber daß Creutz, vnd aufferstehung Christi, darin/ vvaß der eine hirt Damon genant von seinem vorhaben vorspielet, der ander Halton genant, allvveg nachspielend auff daß Geistlich deutet vnd ziehet 1. Heut ein bächlein wol beschwetzet Nahm die flucht auß grünem wald; An den steinlein sich verletzet/ Hett mit jhnen starcken spalt: Dan weils jhm nit wolten weichen Auß so lützel feuchter straß/ Zornig thät es neben streichen/ Murret starck ohn vnderlaß. 2. Alß nun dorten mich ergetzet/ Tratt hinan ein junger hirt; Sich zum bächlein nidersetzet/ Damon er genennet wird/ Bald sich auch hinzu gesellet/ Lycas, Halton, Marsilas: Da ward geig/ vnd Leyr gestellet/ Lächlen gunden laub/ vnd graß. 3. Damon / Halton / jüngling beyde Sangen/ klungen in die wett. Weit mans höret auff der heyde/ Ach wers recht beschrieben hett! Stu i die schöne vöglein sassen/ Saß auch stu i die Nachtigal: Sie schier aller kunst vergassen/ Da gab Damon solchen schall. Wan von heisser Sonn verwüstet Kält/ vnd winter ligen todt/ Man den sommer wider grüsset/ Wider bricht man rosen roth. Thal/ vnd felder schön verblümet/ Grün sich wider legen an: Weil ichs meinen schäfflein rühmet/ Woltens wider weiden gahn. Wan die sünder zeitig büssen/ Vnd mit jhrem hertzen-eyß Sie sich neben Jesu füssen Legen zu den wunden heiß: Werdens wider bald entzündet/ Wider leuchtet sommer-schein/ Heyl vnß wider wird verkündet/ Straff sich wider zäumet ein. Wan die vöglein vmb/ vnd v ien Hoch in weitem wolcken-feldt/ Hin vnd her sich müd geschwu ien/ Suchens wider grüne wäldt. Rasten auff den äst- vnd zweigen/ Schöpffen wider athem gut/ Trutz auch allen pfeiff- vnd geigen Machens einen frischen muth. Wan die seel sich müd geflogen/ Auff/ vnd ab in eitler welt/ Endlich kombt sie widerzogen/ Vnd sich zu dem Creutz gesellt. Jesu/ Jesu rufft vnd weinet/ Nider zu der Erden fält/ Vnd an wunden Jesu leinet/ Biß daß hertz in ruh gestelt. Weil dan jene vöglein singen/ Will die schäfflein führen dar/ Auff: laßt euch zur weiden bringen: Auff/ du marmer-weisse schaar. O wie frewdigs feld/ vnd wiesen! O wie zartes laub/ vnd gras! Wer wil schöners leben kiesen? Weißlich ich der stät vergaß. Weil am Creutz ich frieden finde/ Zwar mit nichten mich versaum: Mich mit beyden armen binde Manche stund an diesen baum. Sieben liedlein hör ich klingen/ Klingen süßlich vberall/ Niemands wird mich dannen bringen/ Mir ist wol bey solchem schall. Schon ich längst in grossen stätten War der stein/ vnd gassen müd. Lieff zum grünen/ thät mich retten/ Da man liebe schäfflein hüt. O du reines hirten-leben! Wer wil gnugsamb loben dich! Wil dich allweg hoch erheben/ Wirst ja nie verlassen mich. Lang ich lieff auff deinen gassen/ O du schnöde Babylon! Hab doch endlich dich verlassen/ Nahm die flucht vnd sprang daruō. Gleich zum Creutz mich thät begeben Dorten ich die wunden küß/ Wil nu nirget lieber leben! Trinck nur lauter frewden flüß. Wan die weisse schäfflein weyden/ Ich mich leg an jener Eych: Wan die schöne Sonn will scheiden/ Süß ich jhr die geigen streich: O du schöne/ laß dir sagen/ Schöne bildtnuß bleibe noch. Schöner fuhrmann halt den wagen/ Laß die Roß verschnauffen doch. Wan auch ich die sünd will meiden/ Zu dem Creutz mich setzen thu: Ruff/ o Jesu/ wolst nit scheiden/ O/ nit thu dein äuglein zu: O nit weiche/ nit verfahre/ O nit wöllest vndergahn; Vnß noch deine stralen spahre/ Bleib zu dieser frist doch stahn. Wan die Sonn hinunder schwebet/ Vnd verachtet meine reym. Jhr der wiesen euch begebet/ Jhr dan/ schäfflein/ dencket heim. Schöne Sonn/ adé du schöne; Ich die schäfflein führ nach hauß/ Nur vnß morgen wider fröhne; Wil dan wider treiben auß. Jesu wares Liecht/ vnd fackel/ Als verlohrest deinen schein/ Wer mocht dulden solch spectackel! Wer nach hauß nit kehret ein? Wan du nun auch ab wilt scheiden/ Sehr ist vnsern hertzen weh; Doch verkürtz vnß vnser leiden/ Daß man dich bald wider seh. Wan die feuchte felsen weinen Neben meiner weissen schaar/ Vnd von etwan holen steinen Stürtzen jhre wässer klar; Gleich sich meine schäfflein kühlen/ So mit warmer hitz behafft: Sie den durst vom hertzen spülen/ Mit so frischem felsen safft. Als mit einem speer durchschossen Jesu deine seiten rund/ Vnß ein bächlein kam geflossen/ Dri man milch/ vnd purpur fund: Ich mit gleichem eiffer lauffe/ Zu dem brunnen wolbewust; Da mich spüle/ wäsch/ vnd tauffe/ Trinck nach viel-gewünschtem lust. Wan die sonn sich gar geneiget/ Vnd gesencket jhre Cron/ Gleich die nacht in himmel steiget/ Arbeit heischet jhren lohn: Thier/ vnd menschen gehn sich legen/ Gantz erstummet alle welt: Auch sich kaum die blättlein wegen/ Trawrig feyret alles feldt. Da du Jesu todts verblichen/ Vns die todten han erschröckt: Felsen von den felsen wichen/ Gräber wurden auffgedeckt. Thier vnd menschen that es dauren/ Auch verwelcket laub/ vnd graß: Alle wässer nur von trawren/ Han geweint ohn vnderlaß. Mon/ vnd sternen abends wachen/ Legen jhre Sonn zu beth: Sie sie sanffter schlaffen machen/ Mit gelind- vnd süsser red: Schlaffet/ Eia/ matte strolen/ Schlaff du matt- vnd müdes liecht/ Thu mit schlaffen dich erholen/ Biß den schlaff der morgen bricht. Jesu/ dich auch fro ie seelen (Wie dan mehrmals höret hab:) Thäten/ waschen/ salben/ streelen/ Heben/ trugen zu dem grab: Auch die mutter trawrig klagte/ Schlaff nur mein geliebtes kind/ Vnd bey nebens müthig sagte/ Doch den todt bald vberwind. Wan die Sonn dan außgeschlaffen/ Richtet sie sich zeitlich auff/ Schärpffet jhre pfeil/ vnd waffen/ Geht zum wagen/ sitzet drauff/ Ich dan wider treib zur heiden Meine weisse wüllen herd; Sie dan wider grasen/ weiden/ Scheren waß daß aug begehrt. Als/ o Jesu/ du gelegen Kurtze zeit in kalter Erd/ Sich dein seel thät wider wegen Denckend seiner weissen herd. Sie der höllen pforten rühret/ Hielt weit offen scheur vnd stall/ Seine schäfflein dannen führet/ Triumphirend vberall. Ich dan ohne leyd/ vnd klagen/ Blaß die pfeifflein honig süß! Vnd gewend zum Sonnen-wagen/ Sie mit krausem lüfftlein grüß: Ey zu vielmahl tausent mahlen/ Sey mir wilkom/ liebe Sonn: Heut ergreiff die längste stralen/ Nit zu schnell dich mach daruon. Ich/ mit einer holen rinde Mich zu Jesu wende schnell/ Füll mit eben süssem winde/ Dieses pfeifflein eben hell/ O wie wilkom bist erstanden/ Jesu/ zu gewünschter zeit! Du die schnöde todtes banden/ Hast verwendt in herrligkeit. O du meine gülden geigen/ Mehr vnd mehr heb auff den klang: Mir nun waldt/ vnd vögel schweigen/ Bächlein zucken jhren gang. Sage lob der schönen Sonnen/ Sage danck dem runden-schein. Braune stunden seind entronnen/ Eia lasset frölich sein. O du meine Leyr im gleichen/ Auch du deinen thon erheb: Thut man dan die seyten streichen/ Du nach selben Ehren streb. Preise den/ der heut erstanden/ Warlich wahren Gottes sohn: Preiset jhn in allen landen/ Jhm gebühret Ehr vnd Cron. Also thäten lieblich singen Hoch benante jüngling beyd: Auch noch immer weiter giengen/ Da zerrann die schnelle zeit. Ich dan heimwarts muste kehren; Sang es wider mit vernunfft. Schrieb/ vnd hielt es auff zun ehren Der geliebten hirten-zunfft. 2. Nun wol auff jhr andre hirten/ Brecht vnd schnüret kräuter ein/ Lorbern/ Balsam/ Palm/ vnd Myrten/ Maioran/ vnd Rosmarein: Vnd weil beyde gleich gerungen/ Flechtet beyden gleiche Cräntz: Vnd weil beyde gleich gesungen Führet beyd an gleiche täntz. Andere Ecloga darin der hirt Damon, die schöne Osterliche Sommerzeit, vnd die vrstend Christi, gar Poétisch bereymet Eingang. Nach den schönen Oster tagen/ Hirten zween in aller früh Kamen auff die weyden schlagen Jhre schäfflein/ jhre küh: Damon / Halton / war jhr name/ Frisch/ vnd grün von jahren beyd; Damon seine fidel nahme/ Striech mit wunder-liebligkeit. Der Hirt Damon spielet allein. Schaw die schöne Sonn sich strolet/ Krauset jhre gülden haar; Sie die kräfften gantz erholet/ Schmidet gar ein schönes jahr: Sie die zeiten thut bereiten/ Nur von Perlen/ vnd Crystall; Sie da lauffet/ nie verschnauffet Webet/ schwebet/ vberall. 2. Sich die schöne vöglein rüsten/ Schärpffen jhre schnäbelein/ Sie sich lan der sti i gelüsten/ Blasen jhre pfeiffelein/ Sie sich hoch in wolcken heben/ Spreiten jhre flügel franck/ Sie den reinen lufft durch-weben/ Sagen jhrem schöpffer danck. 3. Wider wir die felder weissen Mit gebleichten herden zart/ Wir mit schaffen/ wir mit geissen/ Gehn zur grünen sommer-fahrt. Ich/ vnd Halton gleich von jahren/ Auch zu morgens gleichen früh/ Treiben keine gleichen schaaren; Ich die schäfflein/ er die küh. 4. Sich die felder wider zieren/ Thun die grüne läden auff; Tausend blümlein da stoltziren; O wie wol gemahlter hauff! Schaff/ v rinder nun verschnauffen/ Auff den wiesen wolgerüst/ Da der schöne säugend-hauffen/ Ründet seine flache brüst. 5. Ich nun wider schaw vor augen Tausent weisser Lämmerlein: Halton wider lasset saugen Tausent bunte kälberlein. O wie wunder schöne zeiten! O wie wunder feistes jahr. Sieben troppen laß ich leiten/ Also groß ist meine schaar. 6. Wider schöne wasser-stralen/ Wider kühle wasser-pfeil; Sich versamblen in den thalen/ Bieten jhre bäder feil/ Brünnlein von den bergen spielen/ Starck mit rothem Ertz vergüldt/ So die Carwoch trawrig fielen/ Starck mit zähren angefült. 7. Lieblich alle bäch/ vnd bächlen/ (Krum geführtes wasser-glaß.) Auff den grünen wiesen lächlen/ Vnd befeuchten laub/ vnd graß. Zierlich wider kombt gekrochen Manches rauschend wässerlein/ So mit steinlein vnderbrochen Sausend lobt den schöpffer sein. 8. Schaw nun wider tann- vnd linden/ Eich/ vnd stoltzer Cederbaum/ Jhre weg in lüfften finden/ Wachsen ohne schnur/ vnd zaum; Strecken jhre grüne sprossen/ Breiten jhren grünen safft/ Zu den wolcken frewdig stossen/ Suchen hohe nachbarschafft. 9. Wir die leyr auch wider schnüren/ Vnd in holem hirten Thal Hochgereckte seiten rühren/ Spielen/ reymen ohne zahl. Wir auff harpff- vnd lauten tasten/ Spielen jenem lieben Christ. Der im grab nit wolte rasten/ Der dem todt entfahren ist. 10. Schawet/ lieben hirten/ schawet/ Er der höllen pforten bricht. Waß der bleiche todt gebawet/ Er in eiffer macht zu nicht. Schawet/ lieben hirten/ schawet/ Zeitlich für der morgen-röth/ Er von waffen vnbenawet/ Schröcket seine wächter blöd. 11. Er auß tieffem schlaff erwecket Lasset seine Ligerstatt/ Vnd mit armen außgestrecket/ Richt in lüfften seinen pfad. Fla i/ noch fackel thut erklecken/ Gegen seinen hellen schein; Sich die sternen gleich bedecken/ Zucken jhre stralen ein. 12. Er hinauff zur Sonnen schwebet/ Machet selber seinen tag: Sie der arbeit vberhebet/ Folget seinem wagen nach. Er die beste baanen reyset/ Zeiget jhr den besten lauff/ Auch die längste strassen weiset/ Sie dan lasset wider auff. 13. Er erleuchtet auch die nachten/ Heißt die sternen da en gahn/ Lösets ab von jhren wachten/ Setzet andre liechter an. Seine groß- vnd kleine wunden/ Er in himmel setzet ein; Sie da werffen glantz hinunden/ Leuchten mit gantz rothem schein. 14. Vnder dessen er die seinen Auch besuchet offtermahl/ Laßt in jhren hertzen scheinen Manchen süssen frewden stral. Sie mit jubel vberladen/ Wegen seiner widerkehr/ Nur in lauter lüsten baden/ Jhm der vrstend dancken sehr. 15. Jesu/ dir nun deine kinder/ Dir die wachtsamb hirten-zunfft/ Dir die schäfflein/ dir die Rinder/ Dancken deiner widerkunfft. Dir die böcklein/ dir die geissen/ Dir die zarte Lämmerlein/ Hinn vnd wider vngeheissen Hupffen/ springen in gemein. 16. Schaw die schäfflein jhre wollen Dir zum wilkom bieten dar/ Vnd mit brüsten auffgequollen/ Dancken dir der weissen waar. Sie nun deiner mit verlangen Warten auff gemahlter weid/ Vnd mit lüsten sehr befangen/ Wären gern von dir geleit. 17. Sie zu deiner sti i gewöhnet/ Kennen deinen hirten-steck: Keine wölff so starck bezähnet/ Dir sie werden reissen wegk. Schöner Jesu/ kom zur weiden/ Führ die zarte Lämmerlein; Hirt der hirten/ komb zur heiden/ Führ auch jhre mütterlein. Am heiligen Fronleichnās Fest, von dem Hochvvürdigen Sacra-Ment deß Altars 1. Richt auff du purpur morgen-stund Die stirn/ bestecks mit rosen: Vnß laßt von edler speisen rund/ Zum früh-stück zeitlich kosen. Die tauben-reine Tochter schön/ Von Sion wol entsprossen/ Zugleich wird heben jhr gethön Mit vnß/ gantz vnuerdrossen. 2. Fast hoch wil heut gepriesen sein Ein tracht von gelben ähren/ Ein kern/ vnd marck von weitzen rein/ Ja wils noch bas erklären: Ein brodt/ nit brodt/ gantz leben-reich/ Da drinn ward lebend gessen/ Der vngleich bey den zwölffen gleich/ Zum abendmahl gesessen. 3. Der Herr zur letzten taffel saß/ Er sechster selb/ vnd sieben. Manhu? Manhu? waß da? waß daß? Nim war/ waß Er getrieben. Er nahm daß brodt/ nahm auch dē wein Vnd gabs den tisch-genossen/ Verwandlets in den Leichnam sein/ Ins blut/ für vns vergossen. 4. Das brodt/ ich sprich/ dē weitzen-schnee Nahm erstlich Er zun händen/ Ers jhnen reicht/ vnd thät es geh Zum waren fleisch verwenden: Hernach den wein/ den rothen safft/ Reicht jhnen gleicher massen/ Durch nur im wort verfasste krafft/ In wares blut zerlassen. 5. O lieb/ du viel zu starck/ vnd groß! Hast frey mit Gott gerungen/ Hast jhm durch süssen hertzen-stoß Groß wunder abgetrungen. Das Ewig wort/ mit kurtzem wort/ Brodt/ wein in sich verwandlet/ Vnd tranck- vnd eßbar beyder sort/ Sich selbsten hebt/ vnd handlet. 6. Dan weiters auch/ waß Er volbracht/ Nach jhm wolts hinderlassen: Er gab den zwölffen selbe macht/ So mit zur taffel sassen. Vor jhm hernach han wirs ererbt/ So durch den Priester segen/ Mit gleichen worten vngeferbt/ Vnß gleicher that verwegen. 7. In Christi Leib/ wir wein/ vnd brodt/ Gantz wesentlich verkehren: Betrachten seine pein/ vnd todt/ Wol offt mit warmen zähren. Zum opffer groß wirs tragen auff/ Biß wo sich kehrt/ vnd wendet Die gülden post in stätem lauff So liecht/ vnd stralen spendet. 8. Wo früh die Sonn gleich rühret an/ Die morgen-roß mit sporen/ Vnd wo zu nacht von weisser baan/ Sie reit zum schwartzen Mohren/ Dem höchsten man/ zu lob/ vnd preiß/ Daß opffer groß erweiset/ Vnd wird der Leichnā schwanen-weiß/ In gantzer welt gespeiset. 9. Substantz/ vnd wesen brod- vnd weins Zum Leib sich vberleiben: Doch brod v wein/ von aussen scheints Die zufäll je noch bleiben. Geruch/ geschmack/ farb/ vnd gestalt/ Sich frisch noch lassen finden/ Alß wie vom wesen abgespalt/ Nur blosse schal- vnd rinden. 10. Gestalten beyde nackt/ vnd bloß Wie wein/ vnd brodt geründet/ Seind wein- vnd brodt- vnd boden-loß/ Vnd stehn ohn grund gegründet. Ja drunder noch versteckt/ vermu it/ Gott selb sich helt verschoben: Für wunder Erd/ vnd meer erstu it/ Vnd lufft/ vnd himmel droben! 11. Was vor es war/ ist nun nit hie/ Die ding seind vnderscheiden/ Wie vor dochs war/ so bleibets je/ Der schein ist gleich an beyden. So schmeckt man da/ waß nit mehr da/ Waß lang verzehrt vom segen: Nit schmeckt man da/ waß warlich da/ Von fleisch/ vnd blut zugegen. 12. Den Leib man leiblich niessen thut/ Nur nichts in Leibs gestalten: Vnd blütig nimbt man wahres blut/ Kein sinn für blut kans halten. Es alles ist verduncklet gar; Vnd wie die kirch vnß rühmet/ Mit frembder form/ vnd schein fürwar Gantz obenhin verblümet. 13. Wer nun in bluts-gestalt verdeckt/ Gott-mensch/ wer da verborgen/ Er auch in weins gestalten steckt; Leg ab die wanckel sorgen: Du mehr nit auch in beyden gleich/ Alß nur in eim kanst niessen; Die stücklein seind auch eben reich/ Vnd eben weit erspriessen. 14. Wan schon in zarte brosamlein Der brodt-schein wird zergrümmlet; Von Christi Leib doch sag ich nein: Er drumb nit wird gestü ilet. Im gantz- vnd halben eben gantz/ Ist gantz/ in groß- vnd kleinem: Vnd leuchtet dieser Sonnen-glantz/ Nit vielen mehr alß einem. 15. Der lebend Leichnam vnzertre t/ Zugleich im himmel droben/ Zugleich ist aller ort vnd end/ Wo jenes brodt erhoben. In vielmahl tausent kirchen dan/ Auff mehr/ vnd mehr altären/ An so viel ort/ vnd stellen man Von Cristi Leib mag zehren. 16. Zu gleicher zeit/ zu gleicher frist/ In tausent viel oblaten/ Auff einmahl einer vielmahl ißt; O wol der wunder thaten! Der Glaub allein es freilich sicht/ Der sinn gibt gar verlohren; Noch händ/ noch auge greiffens nicht/ Verstand mags nie durchbohren. 17. Vnd zwar/ wers niesset vnbereit/ Ich sags mit wahren worten/ Vom frech- vnd hochmuth wird verleit Zum Todt vnd schwartzen pforten. Hingegen wer sich prüffet vor/ Vnd dan der speiß geniesset/ Man jhm die schöne thür vnd thor Zum leben weit erschliesset. 18. Ey da dan laßt vns dieß gericht In demut hoch verehren/ Vnd nider halß/ vnd angesicht Zur erden tieff beschweren: Vns laßt das Heilthumb vnd Monstrantz (Weil Ketzer es verhönen) Mit manchem schönen blumen-crantz Nach alter andacht crönen. 19. Vns laßt mit zartem rosmarein Die rosen roth vermählen/ Die Lilgen auch mit schnüren ein/ Der Näglein auch nit fehlen. Vns laßt die straß- vnd gassen all Erfrischen allerwegen/ Mit lind-gestrewtem bletter-fall/ Mit trucknem blumen-segen. 20. Laßt Harpff- vnd Lauten hochgestimbt Mit süssem schlag durchstreiffen: Mans ni ier doch/ was Gott gezimbt/ Mit noten wird ergreiffen. Gèlobet sey das Manna zart/ Von oben abgeriesen/ Sey Gott/ von dem es geben ward/ In ewigkeit gepriesen. Die Gesponß Jesv ervveckt die vögelein zum Lob Gottes 1. Wacht auff jhr schöne vögelein/ Jhr Nachtigalen kleine/ Die jhr auff grünen zweigelein/ Noch eh die Sonn recht scheine/ Stimmt an die lautbar schnäbelein/ Gedräht von helffenbeine. 2. Her/ her/ gefedert Schwesterlein/ Euch samblet zur gemeine/ Blaßt an die beinen psälterlein/ Jhr sämbtlich keusch vnd reine. Lobt Gott/ lobt Gott/ jhr vögelein/ Jhr/ Jhr/ vnd all die seine. 3. Lobt Gott/ jhr süsse schwetzerlein/ Jhr Nachtigalen kleine/ Jhr lufft- vnd wolcken-Sängerlein/ Für jhn bestelt alleine/ Mit euch zun besten liedelein Ich harpff vnd Laut vereine. 4. Ich euch zu lieb/ jhr pfeifferlein/ An holer Eichen leine/ Vnd euch die wilde färbelein Mit worten klar bescheine; Laßt gahn die klinglend stimmelein/ Zum tieffen wald hineine. 5. Da seind viel klarer brünnelein/ Gefaßt in marmersteine/ Dort netzet vor die züngelein/ Nach ordnung ein/ vnd eine; Da spület hälß- vnd gürgelein/ Drauff besser singt jhr kleine. 6. Den Tact gebt mit den flügelein/ So schickt sichs recht/ jhr feine; Auch frewdig schwingt die federlein/ Wegt ärmelein vnd beine/ Erstreckt zum klang das hälselein/ Ein jedes thu das seine. 7. Habt jhr kein sonders Liedelein/ So lernet nur das meine/ Ist gnug mit einem seufftzerlein/ Man darff der ander keine. Singt nur allein: Gelobt sey GOTT/ GOTT Sabaoth alleine. 8. Zu tausentmal gelobt sey GOTT/ GOTT Sabaoth alleine: Zu tausent-tausent-tausent-mal/ GOTT Sabaoth alleine/ Vnd dan noch tausent-tausent-mal GOTT Sabaoth alleine. 9. Singt nur diß eintzig liedelein/ Das stücklein das ich meine: Singt/ singt/ vnd klingt/ jhr vögelein; Dan ich für frewden weine: Bin wund von süssem Liedelein/ Was hilfft daß ichs verneine? 10. Fliegt hinn durch alle wäldelein/ Bleibt tag vnd nacht beyn eine/ Singt jmmer nur diß liedelein/ Bey Sonn- vnd Mone-scheine/ Gelobt sey Gott/ Gott Sabaoth/ Gott Sabaoth alleine. 11. Sonn/ Mon/ vnd lützel Sternelein/ Wie gäntzlich ich vermeine/ Mit sampt der Erden pfläntzelein Laub/ graß/ busch/ heck/ vnd zäune/ Thun werden ein schöns täntzelein/ Daß höll vnd Teuffel greine. 12. Frewd bringen wirds den Engelein/ Den bösen bringt es peine; Drumb singt jhr schöne vögelein/ Jhr Nachtigalen kleine/ Also will Gott gelobet sein/ Gott Sabaoth alleine. 13. Gelobt sey Gott/ Gott Sabaoth Singt tausentmal alleine/ Gelobt sey Gott/ Gott Sabaoth/ Noch tausentmal alleine; Vnd dan noch tausent/ tausentmal/ Gott Sabaoth alleine.