Traumland An die Schönheit So sind wir deinen Wundern nachgegangen wie Kinder die vom Sonnenleuchten trunken ein Lächeln um den Mund voll süßem Bangen und ganz im Strudel goldnen Lichts versunken aus dämmergrauen Abendtoren liefen. Fern ist im Rauch die große Stadt ertrunken kühl schauernd steigt die Nacht aus braunen Tiefen. Nun legen zitternd sie die heißen Wangen an feuchte Blätter die von Dunkel triefen und ihre Hände tasten voll Verlangen auf zu dem letzten Sommertagsgefunkel das hinter roten Wäldern hingegangen – – ihr leises Weinen schwimmt und stirbt im Dunkel. Aus der Dämmerung In Kapellen mit schrägen Gewölben zerfallnen Verließen und Scheiben flammrot wie Mohn und wie Perlen grün und Marmoraltären über verwitterten Fliesen sah ich die Nächte wie goldne Gewässer verblühn: der schlaffe Rauch zerstäubt aus geschwungnen Fialen hing noch wie Nebel schwankend in starrender Luft auf Scharlachgewirken die bernsteinschillernden Schalen schwammen wie Meergrundwunder im bläulichen Duft. In dämmrigen Nischen die alten süßen Madonnen lächelten müd und wonnig aus goldrundem Schein. Rieselnde Träume hielten mich rankend umsponnen säuselnde Lieder sangen mich selig ein. Des wirbelnden Frühlings leise girrendes Locken der Sommernächte Duftrausch weckte mich nicht: Blaß aus Fernen läuteten weiße Glocken ... Grün aus Kuppeln sickerte goldiges Licht ... Stille Stunde Schwer glitt der Kahn. Die Silberweiden hingen schauernd zur Flut. Und bebend glitt der Kahn. Und deine Worte fremd und klanglos fielen wie blasse Mandelblüten leicht und leuchtend zum Fluß aus dessen schwankem Grunde spiegelnd die hellen Wiesen lockten und der Himmel und allen Lebens traumhaft Bild indes vom flirrenden Geäst durchsungner Kronen der Abend in Rubinenfeuern sprühend sich golden in die lauen Wolken schwang. Und deine Worte sanken mit dem Rauschen erglühter Wasser und dem süßen Takt tropfender Ruder fremd und schwer zusammen in eine dunkle Weise hingeschleift vom matten Licht der Dämmerung die schon feucht die Wiesen überrann ein Kinderlied aus Spiel und Traum gefügt das weich wie Flaum blaßroter Wölkchen durch den bebenden Glanz der Wasser ging und still im Abend losch. Abendleuchten Wie die Hand einer Geliebten ist dein Licht wenn du über schwanke Brücken schreitest leicht gewölbt aus bebendem Kristall. Sprühend schleift des Kleides goldner Saum über Ackerfurchen über Wälder webt im Gleiten über wirre grüne moosumtropfte stille Weiher zarte Maschen drängt und schäumt über alle dunklen Dolden alle großen weißen Glocken schwanken bis zum Rand gefüllt im roten Duft. Und die zitternden gleitenden Weiden hängen schwer im Glanz und durch die Lindenkronen sickert flirrend dünner güldner Regen. Wie die Hand einer Geliebten ist dein Licht wenn die Gassen seltsam stehn und schauern zwischen Glut und Schatten. In den Fenstern schwebt dein irrer Schein. Aus Kuppeln alter Kirchen strömt er nieder aus dem Singen enggeschmiegter Mädchen die in Reihen dämmrig weite Abendstraßen hingehn in den Augen Märchenleuchten leise singend hingehn wo im fernen Tal der blasse Strom wie mit schwerem Gold beladen rinnt und glüht. Sonnwendabend Die Sträucher ducken fiebernd sich zusammen im Rieseln brauner Schleier und im Schwanken nachtbleicher Falter um erglühte Ranken. Nun schüren wir das falbe Laub zu Flammen und feiern wiegend in verlornen Tänzen und Liedern die im lauen Duft verfluten den flüchtigen Rausch der sommerlichen Gluten und Mädchen weich das Haar genetzt mit Kränzen und strahlend bleich im schwebenden Gefunkel streun brennend dunklen Mohn und blasse Nelken. Und bebend fühlen wir den Abend welken. Und wilder glühn die Feuer in das Dunkel. Herbstgang Und strahlend unter goldnem Baldachin um starre Wipfel funkelnd hingebreitet und Kronen tragend gehn wir hin und flüsternd gleitet dein süßer Tritt gedämpft im bunten Laub. Aus wilden schwanken lachenden Girlanden rieselt's wie goldner Staub und webt sich fließend ein in den Gewanden und heftet wie Juwelen schwer sich dir ins Haar und jagt vom Licht gehetzt in grellen Wirbeln vor uns her und sinkt aufstiebend in das wirre Meer kräuselnder Blätter die vom Abendduft genetzt wie goldgewirkte Teppiche sich spannen ... Nun lischt im fernsten Feld der letzte Laut. Vom Feuer leis umglüht ragen die Tannen. Ein feiner dünner Nebel staut und schlingt sich bäumend um zermürbte Reiser und irgendwo zerfällt ein irres Rufen. Und deiner Schleppe Goldsaum knistert leiser und atmend steigen wir auf steilen Stufen. Weit wächst das Land von Schatten feucht umballt. Drohend aus Nebeln reckt sich Baum an Baum. Und schwarz umfängt uns schon der große Wald. Und dunkel trägt uns schon der große Traum. Träume Träume der blassen und umglühten Stunden sinkt wieder ihr in lindem Abendwehn aus goldgenetzter Wolken dunklem Schoß wie Sommerregen duftend auf mein Land? Ihr locktet früh das Kind zu Zaubergärten verwunschnen Schlössern stillen grünen Seen und brauner Wurzel quoll aus trübem Schacht gehöhlter Felsen unermeßnes Gold. Dann gingt ihr hin und euer leichtes Bild zerfloß und zitterte nur traumhaft fern wie leuchtend durch die Nächte warmer Schein in dämmerweichen Sommerlüften hängt. Nun tönt mir eure Stimme süß vertraut wie einem Kind das sich im Wald verlor der Glocken Läuten still vom Abendwind durch welken Glanz der Tale hingeweht. Vor Sonnenaufgang Die frühen Stunden wenn die Purpurnebel der vollen Sternennächte weich verströmen hinsickern in den goldig matten Schein der wie ein Meer aufflutet ... rings die Schatten der Häuser wachsen riesig wie Gespenster ins graue Licht und alles liegt und lauscht und zittert. Und die Brunnen rauschen so. Frühvögel steigen schrill von feuchten Hecken ins flaumige Gewölk. Und in den Ästen raschelt der Wind und traumhaft liegt das Land und wie erstarrt indes der halbe Mond aus mattem Reigen morgenblasser Sterne wie eine Fackel durch die Nebel dampft ... Die großen Stunden wenn die Sehnsucht mir die vollen Schalen bunter Träume leicht ausgießt wie einer Gold- und Perlenschmuck hinschüttet und ich nur die zitternden Hände im großen Hort verwühle und den Glanz den ungeheuren Glanz mit heißen Augen einschlürfe wie in jäher Trunkenheit ... und weiß: Was da vor mir im blassen Licht der Frühe seltsam schillert ist ein Schatz ein ganzes Leben voller dunkler Wunder glühend wie Sonne lösend wie die Nacht und schwer und bebend wie die frühen Stunden so zwischen Nacht und Dämmer Tag und Traum. Wanderung (Nach Henri de Régnier) Der Weg war weit. Hindämmernd sank die Nacht und blasser wurden meine Morgenträume: Da hast du mich zum fernen Schloß gebracht das zaubrisch schläft inmitten dunkler Bäume im wunderlichen Licht des Monds der einsam trauert auf alten müden Gärten wo aus Zweigen von Blütenbüschen glockenglanzumschauert Pagodenprunk und Vogeltempel steigen. Die glänzgen Purpurvögel deckt ein tiefer Traum die goldnen Fische schatten in den Becken kaum die Brunnen sterben rieselnd in den Finsternissen. Der Moosgrund schauert wenn dein Kleid darüber fegt und meine Hände hast in deine süßen Hände du gelegt die um verborgner Schlösser tiefen Zauber wissen. Vom Gral Nun schreiten wir in Abends leisem Leuchten den Wiesenhang von Blumengold umschüttet den Schatten zu die von erloschnen Hügeln hinsinken über das entflammte Tal. Uns ward die Mär von fernen Tempels Zinnen: Gold sind die Türme silbern strahlt das Tor weiß schimmern seine Alabastersäulen aus schwarzem Lorbeer vor und Rosenbüschen. Im Glühen und Verrieseln dunkler Dolden bebt zag der Schritt durch die verwunschnen Beete der Stufen Glanz von rotem Licht umflattert wo tief in klingender Gewölbe Schauern von Purpurnacht der Decken überströmt auf runder Schale schläft der heilige Kelch. Schon tropft das Dunkel über uns wie Tau. Wann rinnt es golden durch umflorte Wipfel? Wann lockt durch schwüle Stille süßer Ton? Einem Mädchen Du über deren Lippen leis in linden Frühsommernächten trunkne Worte schweben: Nun will ich deinen jungen Leib umwinden und deiner Seele süße Last entbinden und aller Träume wundervolles Weben in Märchenaugen rätselhaft gespiegelt wie Lilien sich zu dunklen Wassern neigen – Schon fühl ich schwankend in gelöstem Reigen aus Purpurschächten zauberkühn entriegelt ein Fremdes Ahnungsvolles wirkend steigen – Schon trägt vom jungen Morgenwind gezogen das goldne Schiff uns auf geklärten Wellen zu neuem Meer. Schon sehen wir im hellen Dunstflor der Fernen weiß vom Gischt umflogen die blauen Inselkuppen ladend schwellen gestreift von früher Sonne scheuem Schein in warmem Kranz die sanften grünen Buchten – Schon steigen wir durch Tal und feuchte Schluchten und schauen strahlend über schwarzem Hain die Wundergärten die wir sehnend suchten – und betten uns in goldne Blüten ein. Der gelbe Mond (Nach Henri de Régnier) Der lange Tag erlosch im gelben Leuchten des Monds der weich sich zwischen Pappeln hebt indes der Hauch des Weihers der im feuchten Schilfröhricht schläft duftend im Dämmer schwebt. Ahnten wir wohl als wir im Sonnenbrand auf heißem Feld und scharfen Stoppeln schritten als unsrer Füße Spur im dürren Sand sich purpurn malte wie von blutigen Tritten ahnten wir als der Liebe Flammen rot in unsern gramzerwühlten Herzen glühten ahnten wir als die heiße Glut verloht daß ihre Asche unsern Abend sollt' behüten und daß der herbe Tag sterbend in Duft gehüllt vom Hauch des Weihers der im feuchten Schilfröhricht schläft hinlösche in das gelbe Leuchten des Monds der zwischen Pappeln steigt und still sich füllt? Dunkle Fahrt Die alten Brunnen rauschten wie im Traum durch fernen Hall vertrauter Abendglocken und flossen weich ins Dunkel das den Duft nachtschwüler Gärten die ich spät durchwandert still atmend trug. Nun tut sich dämmernd auf vom schwanken Frühlicht hingetürmt umwölbt von Felsenstürzen purpurtiefen Schluchten der letzten Fahrten letzte Ruhestatt: Mit schwarzem Strom die goldig dunkle Trift. Die kalten Eisenstufen schreit ich leicht die leise klirrenden ins Tal daraus nicht Rückkehr ist. Nun bette mich in blauen Schatten blütenloses Land traumstarre Flut! Schon rührt dein schwerer Hauch mich schauernd an. Schon überweht ein Glanz mich Trunknen hell wie einer Gottheit Bild aus blitzendem Gewölk. Schon trübt und wirrt des Lebens Spiegel fern sich wie ein Traum der flatternd zwischen Tag und Dämmer lischt. Incipit vita nova Der funkelnden Säle goldig flimmernden Schächte und Pfeiler und Wände mit rieselnden Steinen behängt ward ich nun müde. Und der fiebernden Nächte in klingenden Grotten von lauen Lichten getränkt. Zu lange lauscht ich in den smaragdenen Grüften schwebenden Schatten sickernder Tropfen Fall – Zu lange lag ich umschwankt von betörenden Düften lüstern gewiegt von schläfernder Geigen Schwall. Vom Söller den die eisernen Zinnen hüten sah ich hinab aus dämmringem Traum erwacht: Glitzernd brannten die Wiesen die Wasser glühten silbern durch die schwellende Sommernacht. Süßer als aus Rubin und Demant die Hallen wiegt mich der funkelnde Himmel das dampfende Ried – Durch die taumelnden Tannen will ich wallen weinend lauschen der kleinen Amseln Lied. Bilder und Gestalten Erwachen Süß quoll von Flöten und von Leiern geheimer Ruf in trübe Nacht: Nun lös' ich still aus dunklen Schleiern den jungen Leib vom Licht umfacht. Die alten Gärten duften wieder im Dämmer schläft der alte Saal leis sehnen die erweckten Glieder nach Birkenlaub und Frühlingstal. Die hellen Blumen mir zu Füßen erschauern warm im zarten Licht und leise schüttet mich zu grüßen der Wind mir Blüten ins Gesicht. Das Mädchen Für Wilhelm von Scholz Der dumpfen Nächte fieberwaches Schauen wob sie dem Teppich ein mit heißen Händen und sang und spann bis spät ins Abendgrauen. Nun hing er hingespannt von steilen Wänden mit breiten Borden silbergrünen Säumen und Sternen weiß und wirr gleich Opferbränden goldadrig funkelnd über schwarzen Räumen. Und Nächte fielen. Und mit heißen Wangen stand sie und sah mit Augen wie aus Träumen wie sich in stummem Tanz die Fäden schlangen seltsam verwirkt zu fließenden Geweben und jäh und rot vom Fackellicht umfangen. Und wie aus Brunnen sprang entzaubert Leben. Und schauernd sah sie aus verrankten Schlingen im Zwielicht geisternd hohe Schatten schweben und Spiegelschein von fremden großen Dingen. Und als im Grund der goldne Flaum verglühte und Schmelz und Farben welk und blaß zergingen sank sie und losch wie eine Märzenblüte. Der Teich Der stille Teich von dunklem Schilf umflüstert und alten überwachsnen Stämmen die seltsam rauschen erglüht im sinkenden Abend. Leise flirrt sein tiefer brauner Kelch im Nachtwind und umspült der schlanken Gondel goldgezierten Bug die schwer mit Tang und trüber Flut gefüllt auf weichen Ufermoosen schaukelt wo der schmale Kiesweg grün umwuchert in fernes Dunkel taucht. Verschlafen gleiten im Wellenrieseln weiße Wasserrosen an dünnen schwanken Stengeln hin und strahlen in blassem Feuer groß aus braunen Schatten die von breiten Buchenkronen sinken und der satte Abendhimmel überströmt von Purpurwolken flimmert durchs Gewirr der Äste schwer und brennend wie ein Schacht mit funkelnden Juwelen übersät. Spiel im Dämmer René Schickele in alter Treue Schon sinkt ein schlaffes Licht durch die Rotunde voll ins Gemach und schwebt um die verblaßten gestickten Bilde und im flimmernden Grunde beben rauschen wie Flut die glimmenden Tasten. Zu weichem Gleiten lächelndem Verschlingen enttauchen Schatten in umflortem Tanz: Gekränzter Kinder schwaches Frühlingssingen in Wellen hingespült vom scheuen Glanz. Und dunkler flutend: Schwüle Sommernächte ... In goldnen Gärten weißer Blüten Fall. Fiebernde Hände wühlen im Geflechte traumdunkler Haare ... fern ... die Nachtigall. Und brennender im dämmerschweren Schweigen wirbeln die Tasten durch den blassen Raum. Und aller Sehnsucht dunkle Wasser steigen und alle süßen Quellen Traum um Traum. Erloschner Bilder tief gebeugte Garben trunkner Gesichte süß vergilbte Pracht ein Hauch von Veilchen die im Frührot starben dämmernd umströmt vom Glanz der lauen Nacht. Beata Beatrix D.G.R. Dämmerläuten schüttet in den veilchenblauen Abend weiße Blütenflocken. Kleine Flocken blank wie Muschelperlen rieseln tanzen schwärmen weich wie dünne blasse Daunen wirbelnd wölkend. Schwere Blütenbäume streuen goldne Garben. Wilde Gärten tragen mich in blaue Wundernächte große wilde Gärten. Tiefe Beete schwanken brennend auf wie Traumgewässer still und spiegelnd. Silberkähne heben mich von braunen Uferwiesen in das Leuchten. Über Scharlachfluten dunklen Mohns der rot in Flammensäulen züngelt treibt der Nachen. Bleiche Lilien tropfen schillernd drüberhin wie Wellen. Düfte aus kristallnen Nächten tauchend schlingen wirr und hängen sich ins Haar und sie locken ... leise leise ... und die grünen klaren Tiefen flimmern ... Purpurstrahlen schießen ... leise sink ich ... süß umfängt mich müder Laut von Geigen ... schwingt sinkt gleitende Paläste funkeln fern. Licht stürzt über mich. Weit grün schwebt ein Glänzen ... Mittag Der Sommermittag lastet auf den weißen Terrassen und den schlanken Marmortreppen die Gitter und die goldnen Kuppeln gleißen leis knirscht der Kies. Vom müden Garten schleppen sich Rosendüfte her wo längs der Hecken der schlaffe Wind entschlief in roten Matten und geisternd strahlen zwischen Laubverstecken die Götterbilder über laue Schatten. Die Efeulauben flimmern. Schwäne wiegen und spiegeln sich in grundlos grünen Weihern und große fremde Sonnenfalter fliegen traumhaft und schillernd zwischen Düfteschleiern. Schloss im Herbst Herbert z.e. Durch düstre Turmkronen wo vom Gemäuer Sand hinstiebt und große schwarze Vögel gespenstisch rauschend durch morsche Luken flattern läuft der Sturm in Nächten wenn der rote Vollmond funkelnd zwischen grauen Wolken liegt stöhnt und läuft durch weite öde Säle wo aus verwitterten Wänden dunkle Bilder trüb herschimmern in vergilbten goldnen Rahmen über dämmrig schauernde lange Korridore bleiche Gänge steile Stufen in den Park der wie smaragdene Brandung an die Mauern drängt purpurumraschelt vom Prunkgewand des Herbstes und der rote Mond webt seltsam um das glühe Laub der Eschen und der Schlinggewächse die die alten tiefen Brunnen umsponnen halten deren Rauschen lange starb in einer schwülen Sommernacht. Im Treibhaus Gefleckte Moose bunte Flechten schwanken um hoher Palmen fächerstarre Fahnen und zwischen glatten Taxusstauden ranken sich bleich und lüstern zitternde Lianen. Gleich seltnen Faltern schaukeln Orchideen und krause Farren ringeln ihr Gefieder glitzernd von überwachsnen Wänden wehn in Flocken wilde Blütenbüschel nieder. Und kranke Triebe züngeln auf und leuchten aus jäh gespaltner Kelche wirrem Meer und langsam trägt die laue Luft den feuchten traumschlaffen Duft der Palmen drüberher. Und schattenhaft beglänzt im weichen gedämpften Feuer strahlt der Raum und ahnend dämmern Bild und Zeichen für seltne Wollust frevlen Traum. Ausblick Der Abend dampft in den gefüllten Schalen und schwillt aus Glocken blauumkränzter Weiten die Brunnen glühn wie Ketten von Opalen. Aus strahlend offnen Toren lächelnd schreiten in langen Zügen blasse ferne Frauen: die schlanken Krüge lässig wiegend gleiten sie in den warmen Sommerglanz der Auen und schwimmen hin im Duft verlorner Lieder ... Und aus dem süß gewellten Haar der grauen Zypressen rieseln schon die Schatten nieder. Der Harfenspieler Die morsche Harfe blitzt auf seinen Knien die blassen Hände lösen von der Saiten verglühtem Golde welke Melodien die fremd und schwer wie Perlenketten gleiten indes sein Blick traumvoll und halb erhellt durch aufgeworfner Decken Samtgehänge hintaumelt über mondberonnen Feld: Daß er sich mit den zarten Wolken schwänge die lind die Nacht zu goldnen Inseln trägt verzaubert glitte auf beglänzten Flügeln zum Meer das fern an weiße Küsten schlägt und süßem Strom und blassen Rebenhügeln. Das Mädchen spricht Georges Ritleng herzlichst gew. Dann glitt in leisem Schmuck geblümter Wiesen der Frühling übers Land rieselnd von Sonne und schwer vom Sehnen früher Sternennächte. Ein Abend kam gehüllt in weiches Licht beperlter Büsche. Matter Frühlingsregen war sanft verronnen in den braunen Dämmer der hinter den Zypressenstämmen aufglomm. Ich stand an dem Magnolienstrauch und sog den starken Duft und schmiegte meine Lippen tief in den warmen feuchten Flaum der Blüten. Er kam von hinten. Faßte mich am Arm. Ich schrak zusammen. Doch er war so schön wie er so dastand mit den hellen Augen und ganz bestrahlt von Lust und Glanz der Blüten. Wir gingen durch die leise laue Nacht. Und wie der fernen Brunnen Silberton fast nur aufbebte wie ein dunkler Zweig vom liebetrunknen Nachtwind angerührt und hie und da ein schwacher Laut der Lust die Nacht durchwehte starben unsre Worte und schweigend gingen wir und lauschten nur gedämpftem Knirschen der zerknickten Halme und wie vom buschigen Geäst gescheucht ein großer Vogel rauschend uns umstrich und gingen hin und fanden nicht ein Wort zu sagen was in dieser Nacht erwuchs und heller strahlte als der heiße Glanz der von erglühten Rosenbüschen fließt. Das ist nun alles lang vorbei. Und war so süß doch. Wenn von dunklem Sims ich leicht mich niederschwang und atmend stand und dann so hinlief und die warme Nachtluft mich zitternd umspülte an gefüllten Beeten vorbei und goldnen Brunnen durch den Glanz der hellen Wiese zum Granatbaum der mit Purpurarmen uns umgitterte – Leuchtend wie schwere goldne Ampeln hingen die Äpfel. Und in seiner Krone sangen zwei Nachtigallen. Leise zog ihr Lied durch fernster Gärten atemloses Dunkel und wie verzaubert. Wenn ich so allein unter den Ästen stand dann sickerte wie Blütentau der Wohllaut auf mich nieder und kürzte mir die langen heißen Stunden denn manchmal kam er spät. Und durch die Büsche wehte ein fremder Schauer der mich schreckte. Und einmal als die Sommernacht wie Gold zwischen den Zweigen hing und alle Blumen wie Flammen in den roten Vollmond glühten hob er mich auf und trug mich hin ich schlang den Arm um seinen Nacken wie im Rausch den schmalen Heckenweg der wie aus Silber gesponnen glitzerte die kühlen Stufen hinab zum Brunnenbecken. Seltsam blitzte die blanke Flut und dunkle Zweige hingen wie ein Geriesel weicher wirrer Strähnen zum feuchten Spiegel. Schauernd überrannen die blassen Wellen meine Brüste und das selige Zittern seiner heißen Hände. Und plötzlich riß er mich empor. Wild jauchzend trug er mich fort. Taumelnd vor Schreck und Glück lag ich in seinem Arm. Die kühlen Tropfen funkelten noch wie flimmerndes Geschmeide um meinen Leib. Und zwischen Rosen trug er mich bebend hin und zwischen Rosen ertrank ich und versank im Duft der Nacht. – Semiramis An Hals und Knöcheln klirren güldne Spangen die Spiegel funkeln grell vom Glanz umflossen. Auf Teppichen drin Ambraduft gefangen liegt ihres Leibes weißer Kelch ergossen von dunklem Haar in losem Kranz umschlungen die Augen wie zu schwerem Schlaf geschlossen träumen in leichtem Rausch von eines jungen goldblonden Griechenknaben weichen Brüsten. Fern ist das Lied der Sklavinnen verklungen die Lippen zucken schlaff als ob sie küßten und draußen wo die finstern Wachen kreisen lehnt bleich der Henker an den Marmorbüsten. Rot tanzt die Sonne auf dem nackten Eisen. Der Pavillon (Nach Henri de Régnier) Der Korb die Schäfertasche und das Band das an dem Stab die Hirtenflöte hält das Medaillon das rund mit schmalem Rand ein graues Antlitz trägt auf weißem Feld – Die Stutzuhr flink der Pendel säumig singend drauf Stund um Stunde tändelnd nach sich hinkt des Spiegels Glas das feucht wie Wasser blinkt das Tor halb offen und im Wind der Vorhang schwingend: Ein lässig Gehen und ein lässig Kommen Gedächtnis und Erinnerung verglommen zögernder Schritte Lauf der seltsam klingt – ein Fenster das den Duft ins Zimmer trägt von Buchs und Rosen. Und der Wind bewegt den Leuchter der am blanken Estrich blinkt. Erfüllung Im Dämmer glommen die gemalten Wände. Ich sah dich an vom großen Schweigen trunken: Und bebend fühlt ich deine weichen Hände und stammelnd sind wir uns ans Herz gesunken. Wie Kinder die in weißen Frühlingskleidern hinlaufen durch die knospenhellen Hecken und zwischen Büscheln lichtumschäumter Weiden und braunen Halmen spielend sich verstecken in Baches Silber wundernd sich beschauen und jubelnd folgen bunter Falter Glänzen und Knospen brechen von besternten Auen und singend sich mit Blütenkronen kränzen bis glühend sie in seligem Ermatten zur Quelle steigen leichten Spiels vergessen und zitternd unter schwanker Birken Schatten die zarten Lippen ineinander pressen. Marsyas (Nach Henri de Régniers »Le Sang de Marsyas«) Marsyas sang. Erst war es nur ein flüchtig Lied wie Windeshauch der weich das Laub durchzieht wie Tropfenrieseln wie ein Bach der unter Kräutern rinnt wie Regen dann und Wolkenbruch und Wind dann wie der Sturm dann wie das wilde Meer – dann Schweigen ... heller wieder schwebt daher zu unserm Ohr zitternd der Flöte Klang wie Fichtensäuseln wie ein Immensang ... Und wie er träumend in den Abend bläst sein Lied erlischt die Sonne hinter Moor und Ried. Starr stand Apollo und das Licht zerging um seinen Leib und düstrer Schatten hing sich um ihn tief. Und plötzlich schien er ganz von Nacht umronnen. Doch Marsyas vom letzten Glast umsponnen der Sonne die sein Antlitz purpurn überfloß und heiß sein Vließ mit Flammen übergoß bläst immer noch berauscht vom Glanz der Stunde das Flötenrohr erglüht wie gleißend Gold an seinem Munde. Und alles lauschte auf des Satyrs trunknes Lied und alle offnen Mundes harrten auf den Spott Apolls hingen an seinen Zügen. Doch der Gott stand starr wie Erz schweigend regte kein Glied. Da bog die Augen tief in seine senkend jäh das Flötenspiel Marsyas übers Knie und klirrend brach's und fiel. Ein Schreien Hohngelächter Füßestampfen taumelnd toll – dann jähes Schweigen: denn Apoll glühend vor Zorn und Scham aus Lärm und Hohn wandte sich schweigend ab und schritt davon ... Der Zug ins Leben Johannes Leonardus mit herzl. Dank für die Widmung der »Heißen Nacht« Und einmal dann: In einer Sommersternennacht wenn alles Leben wie gelöst in sammetweiche Schwermut liegt und überm Forst noch der sprühende Goldschein hängt zitternd wie blaß aufglimmernde Gewebe und zart wie Flaum: Dann wird ein langer Ruf aus Traum und Schlummer ladend uns erlösen. Dann ziehen wir indes der Feuerschein sich dichter um uns schließt in dunklen Haufen die Stirn mit Laub gegürtet über Schollen sprossender Äcker in das sinkende Licht. Uns reißt des wilden Lebens jähe süße betörend lockende Zigeunerweise in Nacht und Duft. Schon glänzt aus letzter Glut die über der erloschnen Haide funkelt das große Ziel. Schon schlingen sich die Reihn vom Takt gefügt. Schon stürmen jauchzend die Vordersten in losgelassnem Tanz und eine Kette wirrer heißer Stimmen wälzt der Jubel schwer sich durch die Massen. Fackeln spritzen flackernde Flecken auf die schwarze Wand der Äste. Auftaumelnd stürzen Schatten. Mädchen schwenken flitternde Birkenbüschel Frauen lösen die raschelnden Gewande tanzen nackt vom Diadem der Haare überströmt ins Licht und ihre heißen Augen schillern unstät wie Feuerglanz auf Abendlachen. Und wilder gleißt das tolle süße Lied. Und wilder rast und stürmt der heiße Tanz. Und Wunder steigen auf wie Herbstnachtnebel. Schon rollt das große Leben wie ein Meer das gischtend gegen nackte Felsen bäumt von bräunlich goldner Dämmerung umloht. Schon reißt's uns über schaumgezackte Kämme zu Inseln weiß mit Goldglanz übersprengt Altäre wachsen blendend aus Girlanden Festglocken dröhnen Farben schießen auf und trunken betend sinken wir ins Licht. Freundinnen. Ein Spiel (1903) Für Hugo von Hofmannsthal Toutes deux regardaient s'enfuir les hirondelles: L'une pâle aux cheveux de jais, et l'autre blonde Et rose, et leur peignoirs légers de vieille blonde Vaguement serpentaient, nuages, autour d'elles. Et toutes deux, avec des langueurs d'asphodèles, Tandis qu'au ciel montait la lune molle et ronde Savouraient à longs traits l'émotion profonde Du soir et le bonheur triste des cœurs fidèles. Telles, leur bras pressant, moites, leurs tailles souples Couple étrange qui prend pitié des autres couples, Telles, sur le balcon, rêvaient les jeunes femmes. Derrière elles, au fond du retrait riche et sombre, Emphatique comme un trône de mélodrame Et plein d'odeurs, le Lit, défait, s'ouvrait dans l'ombre. Paul Verlaine (Ein großes Zimmer reich ausgestattet. Von den Wänden sehen alte dunkle Gemälde von Männern und Frauen in altmodischer italienischer Tracht. Im dämmrigen Hintergrunde ein großes strahlend weißes Bett. Etwa in der Mitte von der Decke herab eine achteckige rote Ampel aus geschliffenem Glas. Rechts führen große Glasfenster die weit geöffnet sind auf eine efeuumwachsene Veranda von der Stufen hinab in den Park zu denken sind. Vom Park her flutet ununterbrochen ein breiter milchweißer Strahl glitzernden Mondlichts ins Gemach. Auf einem mit weißen Fellen überworfenen Ruhebett im Vordergrunde gegen die Veranda zu liegt lässig hingegossen Silvia . Sie ist im losen Nachtgewand das sie in licht rosenfarbnen Tönen umflutet. Ihr langes goldblondes Haar rieselt in dichten Strähnen über ihr Gewand. Sie liegt regungslos und scheint mit weitgeöffneten Augen ins Leere zu schauen. Es ist kurz vor Mitternacht. Vom Park her klingen zuweilen gedämpft die süßen Stimmen der Nacht. Kurz nach Beginn der Szene gleitet Bianca leise von der Tür links auf Silvia zu. Sie ist gehüllt in ein langes schneeweißes Nachtgewand über das ihr dunkelbraunes Haar fällt.) Silvia (mit der fast ausdruckslosen Sprache einer Nachtwandlerin) Und da die Nacht aus goldnen Wolken sank und grün der Mond sich hob von dunklen Bäumen fuhr jäh sie auf aus dumpfer Rast und Träumen – und ging indes ihr Auge gierig trank den süßen Duft des Mondes in das Dunkel und ließ der Kindheit Spiel und Glück und Lieder und ging ... bis fern des Schlosses Lichtgefunkel erlosch: da warf sie tief ins Gras sich nieder und lauschte zitternd wie mit seliger Macht die Blätter rauschten und die Quellen sangen und brünstig schluchzend fern in dunklen Hainen auf Marmorbecken stille Brunnen sprangen und ihren Leib durchschauerte ein Weinen ... und eine Sehnsucht war in ihr erwacht ... Und tiefer glitt von Zweig zu Zweig die Nacht. Des Laubes Flüstern klang im Nachtwind kaum. Vom Beet her stieg das Atmen der Violen: Das war wie Liebesstammeln – heiß verstohlen und hüllte alles tief in schwere Pracht und müder Sehnsucht dämmrig süßen Traum ... Bianca (die während der letzten Worte ganz nahe an Silvia herangetreten ist und ihr leise mit der Hand übers Haar streicht) Ich hörte dunkler Geigen wehen Klang in späten Nächten wenn auf allen Wegen die Blätter starben in versprühtem Regen – wie leises Weinen bebte tief ihr Sang ... Bianca du? Was ist's? Kam schon der Tag? Du träumst Geliebte! Purpurrauschend weht der schwüle Hauch der Nacht von Beet zu Beet. Wie schwer und süß der leise Sommerwind den Duft des Gartens in das Zimmer spült: Ein dunkles Sehnen hat mich wachgewühlt – als ob ein groß Geschick die Nacht mir brächte ein ziellos fremdes heißes dunkles Sehnen – Du kennst noch nicht den Zauber unsrer Nächte: Sie sind wie Lieder lockender Sirenen duftend wie Wein aus schweren Südlandsreben der purpurn schäumt in blassen Goldpokalen wie jähe Flammen in kristallnen Schalen die an Altären rot im Nachtwind beben. Ich lag betäubt die Lider halb geschlossen. Des Mondes weiße warme Wellen flossen voll ins Gemach das düftetrunken schlief vom roten Ampellicht seltsam umgossen und aus des Parkes Schattengründen tief stieg ein Gewirr von heißen scheuen Stimmen das weich in schweren Rhythmen mich umspann. Huschende Lichter sah ich schwebend glimmen und klingend löschen. Jäh durchrann ein seltsam Feuer mich als ob im Wiegen der dunklen Stimmen die im Nachtwind glitten aus morschen Grüften weiße Leiber stiegen und tönend leuchtend füllte das Gemach sich rings mit leisen unsichtbaren Tritten daraus es wie ein Locken zu mir sprach – Da riß mich's auf: Und bebend trat ich nah und sah im Wind des roten Laubes Spiel und atmete den Duft der Nacht. Und sah die Beete rings von silberglänzgem Schaum betaut. Und schauerte und schluchzte auf und fiel. Und meine Seele sank in tiefen Traum. Bianca (hat Silvia leise, mit den Händen stützend, gegen die Veranda geführt) Sieh wie aus flaumig-feuchtem Glanz die schlanken Zypressenreihn gleich blauen Schemen tauchen mit blassen Stämmen licht wie Frühlingsranken durchsichtig zart als wollten sie im matten nebligen Duft sich lösen und verrauchen – Dämmernde Stimmen steigen aus den Schatten. Ist es die Nacht die tief im Traum erbebt ist es ein Tanz der fern auf Wiesen schwebt von weißen Nymphen und behaarten Faunen? Das ist der alten Marmorbrunnen Raunen das seltsam hinter dunklen Büschen webt. Es rinnt ein Hauch von wilden grenzenlosen Sehnsüchten durch den Einklang dieser Lieder und ringsum strömt und glüht der weiße Flieder und mischt betäubend sich dem Duft der Rosen. Wenn weit die grauen Stämme dampfend gluten wie rotgeschweißtes Erz scharlachumronnen und alle Brunnen funkenübersponnen in heißen Güssen schluchzend sich verbluten – in schwülen Nächten wenn der Mond den feuchten flaumweichen Leib schauernd im Wasser kühlt und bunt vom Wellenflirren aufgespült Millionen Tropfen perlenschillernd leuchten – dann tönt so wund und weh ihr dunkles Rauschen wie Regen der auf welke Blätter rinnt wie eine Seele die im Finstern sinnt ... dann könnt ich Stunden ihrem Singen lauschen. Wie seltsam! Will des Mondes Dampf mich trügen? Durch schwarzer Büsche laubverrankte Ritzen züngelt ein Glanz glimmert ein fahles Blitzen aus Nacht und Duft schält leuchtend sich ein Leib – ein weißes nacktes wundervolles Weib – grün liegt das Mondlicht auf den starren Zügen ... Ein stiller Gruß aus uralt goldnen Tagen: Ein Venusbild im Chor dunkler Zypressen efeuumwuchert morsch vom Tau zerfressen zerwühlt von Rissen die der Blitz geschlagen. Wie weiß die Mondesstreifen sie umsäumen! Und in der Nelkendüfte nacktem Schweben durchfröstelt ihren Leib ein brünstig Beben: Die Sommernacht küßt sie aus langen Träumen. Sieh wie im blassen Licht ihr Auge blinkt wie ihre Arme weich und warm sich biegen und wie die Lippen leis ein Lächeln wiegen und wie sie grüßend nickt und winkt und wie der Mund sich zitternd öffnet – spricht – wie Glockenläuten – siehst du's hörst du's nicht? Dich trügt die Ferne und des Mondes Flirren. Und braust dir nicht durchs Blut dies heiße Schwirren und fühlst du tausend Flammen nicht sich schaukeln und Rosenduft bacchantisch dich umgaukeln und liebeskranker Flöten tolles Girren? Ein Wunder! Sieh: durch steinern starre Glieder stürmt eine Röte. Sie erglühen schwellen wie Firnen überströmt von Morgenwellen. Blau blitzt die Luft. Der alte Marmor zittert in leisem Läuten unter seidnen Tritten die Fernen funkeln sommerglanzumwittert. Sie ist's. Sie fährt zum Glühen trunkner Geigen durch nackter Paare laubumstrickten Reigen. Von purpurüberblühten Rosenhängen perlt es wie Duft von brausenden Gesängen. Sie ist's! Du bist's! Du selber selber bist's! Um deine weiße Stirne funkelnd flicht sich wirr ein Kranz tauiger Rosenblüten als Diadem. Heiß aus den Augen bricht dir ein Geleucht. Und deine Lippen hüten ein Königinnenlächeln. Unter deinen Füßen scheint rings der Estrich von Musik zu schwellen im feuchten Duft des Mondes der mit hellen Glanzlichtern dich umgießt. Und deine süßen flaumweichen Glieder beben noch von Traum und Dämmer. Heilige! Königin! Frau Venus! Selige Göttin! Nimm mich hin! (Sie wirft sich wie ohnmächtig in Biancas Arme) Du Süße! wie du flammst und bebst und glühst und taumelst wie von duftendem Weine trunken. Der Stunde Rausch ist über dich gesunken: Das hat dies Glänzen in dein Aug gelegt dies durstige Glänzen roter Sommerwiesen vor Regenschauern. Wie dein Mund sich regt als wollt im Liebesstammeln er zerfließen. Geliebte! In den Haaren glimmt ein Leuchten dir weich wie Irrlichtnebel über feuchten mondfahlen Teichen. Deine dunklen Lider haben den Schein von wilden Rosenranken die rot um weiße Marmorbilder schwanken, und durch die schlanken heißen jungen Glieder flutet ein Beben wie in goldnen Strängen von Wetterharfen die vom Glanz gestreichelt der Sommernacht in dämmernden Gesängen aufschauernd weinen silberlichtumschmeichelt ... Sprich weiter weiter! Deine Worte fließen von Glanz und Duft wie köstlich starke Salben. Wie rote Rosen sind sie die im falben Lichtschein des Tages dämmerselig schliefen und wachend ihres Blutes Glanz versprühen wie Falter sind sie die die Nacht umglühen im weichen Schmelz der Flügel und im Wiegen des Nachtwinds bunt wie Blütenflocken fliegen ... O lauschen will ich der Musik die rings aus dir herniederströmt aus Haar und Mund und Augen und will ihr perlend Gold tief in mich saugen wie ein Verdurstender. Denn sieh: Ich war allein – so einsam daß mich meiner Stimme Klang erschauern machte wenn's aus schwerem Schlaf mich riß. Und all mein Wandel war nur Finsternis und Traum der Nächte heiß von wildem Drang nach Leben. Und nun bin ich jäh erwacht: Nun strahlt die Sonne und das Leben lacht! O still – laß tief mich durch die weichen Linnen die deine jungen Brüste überrinnen wie laue Flut dampfend von warmem Leben den Duft des Fleisches atmen und sein zuckend Beben glühend betasten. Und das heiße dunkle Blut das in Akkorden stürmisch junger Kraft durch diese Adern wittert gleich dem Saft der schäumend klar in Frühlingsbirken ruht – und diesen Leib so voll und stark und schlank und weich der sich nach Liebestaumeln sehnt in wilden Nächten und sich schauernd dehnt im Rausch von Wonnen die ein Träumen trank – Genug – Der blonden Haare wild Gerank fließt von den Schultern dir wie ein Geschmeide mit dem du deinen nackten Leib geschmückt zur Brautnacht. Durch den feuchten Glanz der Seide die wie ein Kranz von Rosen leuchtet zückt die blanke kühle Haut in mattem Glanz – Genug – du tötest mich – O laß mich ganz den Leib mit meiner Arme Glut umspinnen und diese Lippen tief wie scharfen Stahl in deine Glieder tauchen. Und das blutige Mal mit meinem Leibe kühlen. Bis der Quell versiegt und Morgenrot auf matten Gliedern liegt. Genug! Ich sterbe! Ich vergehe! Sieh – wie sich ein Blütenkelch fröstelnd zur Sonne streckt die ihn in heißer Küsse Rausch glühend erweckt und glühend tötet wie ein Falter der das süße Gift der Blütendolden trinkt bis taumelnd er im schweren Duft versinkt wie die Bacchantin die zu roter Fackeln Licht aufglühend tanzt und tanzt bis zuckend sie zusammenbricht – stürzt meine Jugend jauchzend dir entgegen mein glühend Blut in funkelnd heißen Güssen: Töte mich Wilde! Töte mich mit deinen Küssen! Bianca (heiß und heimlich) O komm! Das Leben bräutlich glühend winkt uns zu und lockt. Die Fesseln sind zerrissen und aus dem rötlich matten Dämmer blinkt wie Gold das Bett mit glutzerwühlten Kissen. Hörst du des Windes Wiegen in den Zweigen und brünstig dunkle Stimmen schwüler Nacht und Geigenklang? Das ist der Hochzeitsreigen der uns mit Spiel und Singen heimgebracht. Fühlst du das Leuchten das am Estrich schaukelt von spätem Ampelglühen und den Glanz des weißen Monds? Das ist der Fackeltanz der unsre Liebesnacht flatternd umgaukelt. Komm Liebste! Komm! Auf meinen Armen will ich zitternd dich in süßes Dunkel tragen und um die Schauer junger Glut soll still und weich die Nacht die schweren Schleier schlagen.