3. Liebe/ Sinnen-raub 1. Mein Lieb baht mich in einen Garten wo der verliebte Westenwind der Floren pfleget auffzuwarten die Lufft war fahl/ Apollens Kind/ der Tag begunnte gleich zu sterben und seine Schönheit zu verfärben. 2. Kaum war ich dar hinein gegangen/ so neigte sich der Sternen Heer/ Diktinna bläßte Licht und Wangen und Hesperus wich in das Meer. Der schwarze Schatten wurd' erhellet und in den göldnen Tag verstellet. 3. Warum? Rosille/ meine Wonne/ kahm durch den grünen Busch herein/ Ihr hätte selbst die klare Sonne gewichen und den Demant-schein/ durch ihre Straalen überwogen auß Schaam mit Wolken-tuch umzogen. 4. Die Venus ging in ihren Schritten/ Aglajen war ihr Außsehn gleich/ Es straalt' auß ihren holden Sitten des Amors ganzes Königreich: Lust/ Liebe/ Freundligkeit und Leben den treu-verliebten nur gegeben. 5. Sie rührte mit den Seiden-Händen mich/ ihren Lieben/ sachtlich an. Ich glaube nicht/ daß in den Bänden des Himmels mehre Lust sein kan. Mich dünkt/ ich fühle noch verzükket/ wie sie an ihre Brust mich drükket. 6. Ach Schau-plaz aller Liebligkeiten/ erhabne Brust/ der Götter Saal/ wo Freud' und Schönheit sich begleiten und du/ du süsses Liljen-Tahl/ wie gern wolt' ich in deinen Gründen Adonis gleich mein Ende finden. 7. Sonst weiß ich weiter nicht zusagen was mir ihr süsser Zukkermund/ damahl auß Liebe fürgetragen. Euch Bäumen nur/ euch ist es kund/ euch ist es kund ihr Blumen-Matten die ihr es hörtet durch den Schatten. 8. Die Lust/ so überhäufft sich findet/ benimmt uns des Gedenkens Krafft. Ie mehr sich Amors Gluht entzündet ie mehr Verstand wird hingerafft. Mein Sinn war dunkel/ gleich den Blinden und kunte sich in sich nicht finden. 9. O süsser wahnwiz! ach! wie gerne/ wolt' ich noch iezt so rasend sein. Diß ist die Seeligkeit der Sterne und aller Götter insgemein: daß sie in Wollust so verführet nicht merken/ wenn sie Schmerzen rühret. 10. Nu ich bin meiner Sinnen Meister/ und weiß es was mich labt und kränkt: betrüben sich die Lebens-Geister/ die Seel' ist wie in Turn versenkt/ den Turn/ wo Einsamkeit/ wo grausen und nichtiges Verlangen hausen. 11. Nur trösten mich die Freuden immer die ich bey Rosilen gehabt. Du Lust-Ort des Priapus Zimmer/ dein Blumwerk müsse sein gelabt dafür/ mit ewig warmen Lenzen und angenehmen Sonnen-glänzen.