9. Abschieds-Worte 1. Telesill' hör' auff zu weinen! worzu soll der Trähnen See? weinstu doch als Niobe eh bevor sie ward zusteinen/ wie die arme Briseis tahte/ da sie auß der Freyheit trate. 2. Zwar mein Stern rufft mich von hinnen/ iezt zieht man die Segel auff/ iezt geh ich den Schmerzen-Lauff denn die Parzen kläglich spinnen: weil sie Leiden und Verdriessen dieser Reise drehen müssen. 3. Dennoch sind wir nicht getrennet. Filidor ist allzeit dein/ solt' er auch in Zimmern sein wo man keine Sonne kennet/ deine Fakkel macht ihn lichte bey dem schwarzen Nacht-gesichte. 4. Bey dem günstigem Süd-westen schweer' ichs/ Telesille/ dir: dein verbleib' ich für und für. Gib mein Schiff den Felsen-ästen/ Zefyrs Bruder/ wo ich liege und mein liebstes Kind betriege! 5. Was mich zwinget abzuscheiden/ weistu Seelchen/ mehr als wol. Der gestrenge Norden-Pol wil mich dieser Zeit nicht leiden: Ist sein Wüten denn verbrennet: haben wir auch außgetrennet. 6. Ich wil durch geheuffte Zähren machen einen neuen Fluß/ der soll diesen Balter-Guß/ meiner Qwaal zum Zeugnüß/ mehren. Nacht und Tag wil ich beweinen/ biß ich wieder werd' erscheinen. 7. Hab' indeß auff meine Treue/ Trautstes/ keinen bösen Wahn/ weil mich sieht der Himmel an/ weil ich mich der Sternen freue/ weil mich wärmt mein schwaches Leben: werd' ich dir nur sein ergeben. 8. Hiemit steig' ich in den Nachen. Schöne/ halt bey alter Gunst/ laß dich keines Neides Dunst von der Lieb abspenstig machen. Nu es nehmen mich die Winde/ bleib geneiget deinem Kinde!