8. Das kranke Buschgen 1. Buschgen henkt' ihr Häuptchen nieder und ließ herbe Seuffzer gehn/ die sonst muntern Augen-lieder hatte sie halb offen stehn/ wie sie die verzukkten mahlen in Dionen Saalen. 2. Der gehemmte Pulß der Hände schlug ganz sacht und langsam an/ wie/ wenn einer nah' am Ende kaum das Herze rühren kan. Ihrer Wangen Rosen blichen Geist und wärme wichen. 3. Seban hatte sich geleget auff der liebsten Doris Mund und/ wie ein Verliebter pfleget/ als/ dehm alles war vergunnt/ durfft' er sich mit tausend Schmäzzen öffentlich ergezzen. 4. Ich vermerkte bald die Kreide/ daß diß treu-verliebte Paar/ zu des Buschgen stillem Leide einig nur der Anlaß war/ drum wolt' ich sie gleicher massen küssend auch umfassen. 5. Bald ward ihr Gesichte helle/ rötlich ihrer Wangen Saal/ Muht und Leben kam zur Stelle: doch erseuffzt sie noch einmahl/ dieses machte/ daß ich fragte was sie heimlich plagte. 6. Nichts nicht (sprach sie) mich betrübet/ daß ich nicht zu Hause bin. Meine Mutter/ die mich liebet/ kränket sich in ihrem Sinn/ wenn allein ich ohn begleiten geh bey späten Zeiten. 7. Töhricht müst' ich sein gewesen/ wenn ich nicht errahten solt' ihre Krankheit und genesen/ und was sie von mir gewolt/ Doch verbarg ich diß mein wissen mit gehäufften Küssen. 8. Unter diesen Liebes-Freuden fing ich sachtlich zu ihr an: Schönes Kind/ ach! daß uns beyden gleiche Lust nicht werden kan die den zwey Verliebten heute Venus schenkt zur Beute. 9. Wenn es Gottes Wille wäre/ würde bald gemacht der Kauff/ ich entsage keiner Ehre gab sie mir zur Antwort drauff. Und so ward diß scheinsam Lieben küssend unterschrieben. 10. Doch/ was kunnte das verschlagen/ Küssen leschet nicht genug. Ihre Schwermuht abzutragen war auch hier nicht Zeit noch Fug/ weil man bey der Lichten brandte uns zu sehr erkandte. 11. Magd/ wo bleibstu doch so lange Komm/ und zünd die Fakkel an/ denn man in dem dunkeln Gange leichtlich sich vertreten kan. (rieff sie) und verließ die beyden in vergunten Freuden. 12. Fragstu/ ob ich mit ihr gangen? freylich. Sollte das nicht sein? Ihr bedrükken und umfangen machten mir den Weg zu klein/ daß/ eh wir es kaum vernahmen wir zur Haußtühr kahmen. 13. Dehm/ was weiter sich begeben/ hastu nicht zu forschen nach/ sie lescht selbst das Licht/ mein Leben/ boht mir an ihr Schlaaff-gemach. Wär die Mutter nicht gewesen hätte sie genesen.