1. Nacht-Glükk 1. Lyeus hatte mir den Sinn durch seines Safftes Zug benommen/ ich gieng und wuste nicht/ wohin/ indehm war ich zuweit gekommen. 2. Der bleiche Monden hatte zwar sein silbern Licht hell angestekket/ doch wust' ich recht nicht/ wo ich war/ so hatte mich der Rausch bedekket. 3. Ihr Götter/ habet Dank/ daß ihr mich bracht zu diesem schönen Kinde/ (dacht ich) als in der Kammer-tühr ich sach die himmlische Dorinde. 4. Sie hätt' ihr auffgelöstes Haubt unachtsam auff dem Arme liegen/ das Haar/ das meinen Sinn geraubt sach ich um ihre Wangen fliegen. 5. Sie zog den süssen Zimmet-Geist bald ein/ bald haucht sie ihn zurükke/ was schön und liebwehrt ist und heist sach ich in diesem Augen-blikke. 6. So mein' ich/ war Andromede Als Perseus ihr zu Hülffe kahme So die entblößte Zyprie als sie den göldnen Apfel nahme. 7. Diane hatte selbsten Lust mit dieser Schönheit beyzuschlaffen/ sie küßte die geballte Brust/ die auch das Helffenbein kan straffen. 8. Hie stritte bey mir die Begier/ die Schaam und brünstiges Verlangen: sonst hätt' ich diese Götter-Zier so/ wie sie lag/ entblößt umfangen. 9. Der hohe Geist und Ernstligkeit/ die schlaffend auch nicht von ihr schieden/ die machten/ daß ich lange Zeit allein mit Ansehn war zufrieden. 10. Nicht Argus gab so eben acht auff die ihm anvertrauten Kuhe/ die er mit hundert Augen wacht': als ich auff ihre süsse Ruhe. 11. Wie offt scholt' ich den Traum-Gott auß wenn sie ließ einen Seuffzer hören/ beförchtend daß durch einen Grauß er ihre Ruhe möchte stören. 12. Doch liesse mich die Liebe nicht den guten Vorteil so verseumen/ daß ich ihr Liljen Angesicht nicht rühren solt' in ihren Träumen. 13. Dann öffnet' ich den Busen ihr und weil der Schlaff sie noch umschlossen/ hab' ich ein Küßchen oder vier in solcher stillen Nacht genossen. 14. Diß sach der Eyffer-volle Mohn und ward entrüst ob meinen Freuden. So schöner Liebe reicher Lohn macht auch die Sterne selber neiden. 15. Er schoß' ihr einen Demant-straal in die verschloßnen Augen-lieder/ darob erseuffzte sie einmahl und rühret' ihre Marmor-glieder. 16. Sie schlug die müden Lichter auff/ die auch die Sonne können hönen/ Ich dachte schon auff Flucht und Lauff besorgt des Zornes dieser Schönen. 17. Hab' Amor Dank und Venus/ du daß ihr mir damahls Gunst erworben/ ich were sonst in selbem nu für ihrer Lager-stadt gestorben. 18. Ihr habt es nur allein gemacht/ daß Sie mich freundlich angenommen/ daß sie mich lieblich angelacht/ und hiesse zu dem Bette kommen. 19. Zwar sprach sie: durffstu diese Zeit dich/ mich zusprechen/ unterwinden? hastu nicht satt Gelegenheit bey Tage dich bey mir zu finden. 20. Doch drukkte sie mich sanfft an sich und küßte mich zu vielen mahlen: da dacht' ich/ Elend/ nicht an dich/ noch meiner ersten Liebes-Qwaalen. 21. Halt/ Bette du nur reinen Mund/ und sey/ gleich wie du pflegst/ verschwiegen/ so soll dein Pfiel sein Blumen-bunt und mitten in den Rosen liegen. 22. Ich und Dorinde/ schweigen auch. Wirst aber du ein Wort bekennen/ so sollstu sein ein Schwefel-rauch und ganz zu Staub und Pulver brennen. 23. Wenn einer fragt/ was mehr geschach: so sprich/ wie ich/ ich sey geschieden So bald Dorinde wurde wach weil sie mit mir nicht war zufrieden.