2. Schönheit gebiert Hochmuht 1. Filidor lag in dem Schatten/ wo der gelbe Pregel-fluß durch Prutenens braune Matten ziehet seinen leisen Guß/ da befielen ihn die Grillen von der falschen Erotillen. 2. Ihr/ ihr unbewohnten örter/ (sprach er) und du stiller Hain wo die außgebrachten Wörter meiner Brunst verschwiegen sein/ und die sachte Lufft der Westen höret meiner Quaal gebrösten. 3. Hier dürff ich mein Leid beweinen/ hier verräht mich niemand nicht/ wo den stummen Ufer-steinen nur die Treue nicht gebricht: soll/ was ich bißher verschlossen/ werden bey euch außgegossen. 4. Erotill' hat mich verführet/ Erotille/ derer Zier fast biß an die Wolken rühret. War' ach! diß verborgen Ihr! ô wie wollt' ich meinem Feuer kommen so gewünscht zu Steuer! 5. Nu ist sie es worden innen/ als sie in die Fluhten sach so durch unsre Wiesen rinnen da ward ihre Hoffart wach. Seit der Zeit sie sich gesehen darff ich nimmer zu ihr gehen. 6. Daher hab' ich erst geweinet daher fing mein Elend an weil nechstdehm mir nimmer scheinet was mir einig leuchten kan/ ihrer Blikke göldne Sternen wehrt die Venus nachzulernen. 7. Erst ist sie mir nachgerennet/ erst hieß sie mich stille stehn/ und da war ich nicht entbrennet/ hatt' auff Liebe nie gesehn/ Flegel/ Pflug/ Karst/ Rohr und Nezze waren meine Lust und Schäzze. 8. Eine Zytter geel gefärbet bunte Seiten oben drauff hat mir Daffnis angeerbet/ dar spielt' ich zuweilen auff/ wenn ich von der Arbeit müde nachdacht einem Schäffer-Liede. 9. O wie offt kahm sie geschlichen auch wol mitten in der Nacht/ ist auch eher nicht gewichen biß ich mich ins Stroh gemacht. Da hat sie sich offt beklaget/ daß es so geschwinde taget. 10. Ihre Lämmer gingen weiden offtermals in meiner Trifft/ sie befräzten meine Heyden. Diß war darauff angestifft/ so ichs ia nicht leiden wolte/ daß ich mit ihr reden solte. 11. Denn so fragte sie bißweilen: hastu nicht das böse Tiehr heute morgen hören heulen? bleibe diesen Tag bey mir solt' es in die Heerde brechen/ wie könt' ich mich/ Schwache/ rächen. 12. Noch geschahen tausend Renke Doch/ ich ließ mich nirgend ein biß ich einmahl bey der Tränke macht ein weinig mich gemein. ô ihr scharffen Nessel-küsse ô daß ihr mir wart so süsse! 13. Ja ihr milden Honigküsse! Nu habt ihr nur Bitterkeit statt der vorbeliebten Süsse meinem Herzen eingestreut/ Nu ich euch nicht länger schmekke seid ihr mir zur Dornen-hekke. 14. Da entglommen meine Flammen damit wars umb mich getahn: Zwar/ dieweil wir noch beysammen kehret' ich mich nirgends an/ aber da sie von mir flohe und auff fremde Wiesen zohe: 15. Götter weh! Indehme schwunden Zunge/ Mund/ Bluht/ Farb' und Geist. Eh er sich zu recht gefunden/ war der Sonnen Wagen meist in der braunen See gekühlet und die Räder abgespühlet.