Rundgesang am Geburtstage der Frau Gräfinn Julia von Reventlow Den 16ten Februar 1805. Mit strahlbekränztem Haupt' entsteigt Die Nachtbesiegerinn Dem Meer', Orions Flamm' erbleicht Und schwindet vor ihr hin; Des Adlers Gruß, der Lerche Sang, Des Menschen Dank Schallt, Sonne, dir zum Lobgesang. Heil ist ihr Gang, Ihr singt, was lebt, den Preisgesang. Sie steigt, schaut Jammer, schauet Noth In Hütt' und Prunkpallast, Der Wittwe bittres Thränenbrod, Zahlloser Leiden Last, Des Dünkels Ohr für Weisheit taub, Ein fallend Laub Freiheit und Recht, der Buben Raub. Sie schaut in Staub, Ach, Gottes Heiligthum in Staub! Hoch über Sternenbahn entspringt Ein Quellchen, perlenrein, Empor, wer sich zum Brünnlein schwingt, Den labt der Tröstung Wein. Drei Jungfraun stehn am Quellenrand, An Hoffnungs Hand Glaub' und o Liebe knüpft das Band! Ein Himmelspfand Dem Pilger in dem Erdensand! Heut wenden Sonn' und wir uns ab Von aller Gräuel Pest, Der Jungfraun Chor schwebt selbst herab Und segnet unser Fest; Sie weihen, was der Wünsche Schaar Bringt opfernd dar, Stehn Priesterinnen am Altar. Ein Flämmchen klar Wallt, Liebe zündet's, vom Altar! Ach aber blind ist unser Blick Für ächter Wage Loth, Des Wahns Begierde lechzt nach Glück, Was Gold ihm dünkt, ist Koth! Er droben, frommt's Ihr, laß geschehn Das, was wir flehn, Doch frommt's Ihr nicht, in Dunst verwehn! Frommt's Ihr, geschehn, Was unser Wunsch nicht wagt zu flehn! Er, der des Geistes Schwung Ihr stimmt Zu Sphären-Melodie, Des Herzens Saitenspiel Ihr stimmt Zu Himmels-Harmonie – – – Sie schmachtet! – – Er, der nimmt und giebt, Er, segnend, trübt Den Erdentag Ihr, die Er liebt. Ach, Kleinmuth trübt Den Trost, den Lieb' und Glaub' uns giebt! Stolz schied das Jahr, es flocht' um Euch Des Silberfestes Kranz, Der, wonneduftend, segensreich Erschien in Hespers Glanz; Hell, wie Aurora's Lenzgewand, Als Hesper schwand, Strahlt nun erneut des Bundes Band. Von Engelhand Gewebt für's bessre Vaterland. Schließt, Freunde, eng und enger schließt Den Ring in Herzverein, Des Lebens Bächlein uns verfließt Und unsre Zahl ist klein. Je mehr der Phalanx schmilzt, je mehr Zu Schild und Speer Verbündet sei das kleine Heer! Wir schaun umher, Ach manche Stelle sehn wir leer! So sammelt sich der Vögel Zug, Gesondert Art und Sinn, Eh' auf sich schwingt ihr Wanderflug Zum schönern Ufer hin. – Horcht! Unsers Festes Leyermann Vertraut uns an, Schon hauch' ihn Herbstes Odem an. Das heut' begann, Das Blümlein, heut' auch welken kann! Verschmäh', den Wonn' und Wehmuth giebt, Der Zähre Dank Du nicht, Wenn oft uns Sturm und Nacht umgiebt, Strahlt Hellung uns Dein Licht. – »Meins?« – Wer's Dir zündet, wissen wir, Nur nach Gebühr Dankt unsre Wonn' und Wehmuth Dir. Dir opfern wir Dank, nimm ihn auf, und Liebe Dir!