Die geweihte Fahne Im April 1813. Die Fahne weht, sie dringet vor, Entfaltend ihren Glanz, Und Gruß und Lied wallt ihr empor Bei'm frohen Waffentanz. Sie strahlt, des freien Bund's Panier, Im schönsten Morgenroth; Wir schaun auf dich, wir folgen dir, Zu Sieg, zu Heldentod! Ein köstlich Weihgeschenk, gewebt Von edler Frauen Hand, Von ihrer Wünsche Chor umschwebt, Für's Deutsche Vaterland. Gehobnen Busens, Perl' im Blick, So trug die fromme Schaar, Daß kröne Segen ihr Geschick, Sie hin zum Hochaltar. Ein heil'ger Priester sprach ihn aus, Den Weihspruch über sie, Und Amen! scholl das Gotteshaus Und Alles stürzt' auf's Knie. Der Reigen zog vor's Kirchenthor, Wir standen harrend da, Und flehend Aller Aug' empor Zu Fahn' und Himmel sah. Ein holdes Weib, mit edler Schaam An Wang' und Stirn geschmückt, Trat sittsam vor, das Wort sie nahm, In Andachtsgluth entzückt: »Dringt, Brüder, wo sie wallt, in's Herz Dem dichten Feindesschwarm! Wenn ernster Will' ihn hebt – ist Scherz Der Sieg dem deutschen Arm! Seyd Löwen in des Treffens Graun; Doch schweb' ein Bild euch vor Von Braut und Schwester, das euch raun' Erweichten Sinn in's Ohr. Nun Gott mit dir, du hehre Schaar! Für Weib und Kind und Heerd, Für Recht, für Freiheit, für Altar Schwingst du das Rächerschwert!« Sprach's mit verklärtem Aug'. – Es strebt Das Kleinod nun voran, Und felsenfester Glaub' erhebt Den Muth uns himmelan. Die ernste Stunde schlägt; wir gehn In Sieg, in Heldentod, Laut schallt's im Thal und auf den Höh'n: Sieg oder Heldentod!