Der Siebente November 1812 1812. Ode. Spartacum si qua potuit vagantem. Fallere testa. Hervor aus innerm Schatze, Bewährtester, Du ächter Achtundvierziger! unentweiht Wie Tiburs Nektar, unumleuchtet Du, von des Spartacus Mordbrandsfackel. Längst glomm ihr Zunder, mählig emporgefacht Flammt Gluthenlohe, tanzet auf Trümmerschutt, Im Saturnalgelage, trotzend Heiligen Maalen, die freche Rotte! Hervor! was säumst du? Auf! du Gebanneter, Nun fünfundsechszig Herbste, du Lebenshauch, In schwachen Scherben, doch selbst dieser Saugt aus dem Gaste sich Kraft und Wärme. Wißt, heut' ist Feier! Kränzet das Heiligthum Der frommen Freude, zündet ihr Flämmchen, schließt Der Halle Thore, nur das Pförtchen Oeffne sich leise den Auserkohrnen. Heil, Bruder, Heil Dir! Fülle des Segens – o, Du ruhst an seiner Quelle! – beströme Dich! Empor aus hochgehob'nem Kelchglas' Athmet das Opfer der Herzenswünsche. Klinget an, ihr Söhn' und Töchter und Eidame, Mit Jedem leer' ich's! Enkel und Enkelinn, Und's Hännschen dort im Keller! – Ha! zur Schaar ist erwachsen der Hochgefeirte! Auch meine Baucis bringet ihr Schärflein dar, Im Fingerhütchen, klinget ertönend an, Ein Tröpfchen, traun Gutedel, köstlich Mehr als Kleopatra's stolzer Perltrunk. Hör', Jahrgenosse! brüstest dich, feuriger Und reger stets erglühe dein Traubenblut, Erst Enkels-Enkel schlürf' aus deiner Flasche den duftenden Götterbalsam. So ich! es wallt mir immer und immerdar Für meinen Pollur höher noch, flammender Die Kastorbrust! Der Jahre Neige Ebbet, doch freier und freier schwingt sich Der Liebe Fittig, höhnet die schmählige, Des Raumes Fessel! – Doch, o was netzet mir Die Wange, hemmt des Sanges Flug? ist's, Was mir die Saiten umschleicht, ist's Wehmuth? In deinen Schleier hüll' ich, Sophia, mich, Verzeih den Zähren, die ich an deinem Fest Verbannte – Ach, sie schaut das Sonnen- Auge, sie rinnen der Sterne Reigen! Erstumme heut', o Klage! Des Wiedersehns, Des oft erneuten Bilder, umschwebet mich, Wenn nun der Wonne Stunde hertanzt, Wir in die offenen Arm' uns stürzen. Die Leyer schwieg. Da säuselt' es, gaukelt' es Auf zarten Zehen, nahte mir, flüsterte: »Grüß' Seine« – neigt' ein Köpfchen – »hohe Muse, von deinem Camönen-Mädchen.«