8. Die Natur Im April 1773. Er sei mein Freund nicht, welcher die göttliche Natur nicht liebet! Engelgefühle sind Ihm nicht bekannt! Er kann mit Inbrunst Freunde nicht! Kinder nicht! Weib nicht lieben! Ihm bebte nie von trunkner Begeisterung Die stumme Lippe! Schauer begegneten, In hoher Wallung, seiner Seele Nie mit der steigenden Morgensonne! In deinen Wonnebecher, Allgütiger, Entfielen niemals Thränen dem Dankenden! Sein Erb' ist Taumel, oder Schlafsucht; Wehmut und Wonne des Weisen Erbe! Er ist kein Sohn der Freiheit! Das Vaterland Ist Spreu dem Feigen! – Sklave! Dich freite nicht Die Römerschlacht! – Zu meinen Füßen Krümme dich, Raupe, daß dein ich spotte! ... Ich seiner spotten? – Weh mir! O, zürne nicht, Du Vater aller! ... Wirbel und Stolz ergriff Den Mann von Staub, daß er des Staubes Spottete, den er beweinen sollte. O, sei gesegnet, Thräne der Neue, mir! Mehr noch, des Mitleids Thräne, gesegnet du! Nun werden, wie nach Frühlingsregen, Traulich die Blumen der Au mir lächeln! Nur reinen Herzen duftet der Abendtau Der bunten Lenzflur! Heilig nur ihnen sind Der Eiche Schatten! Deine Segen, Einsamkeit, können nur sie ertragen! Woll'st oft, o sanfte Mutter der Weisheit, mich Auf ernste Pfade leiten im Mondenschein, Wo nur der Denker tiefe Wahrheit + Schöpfet, und, glühender Stirne, wallet! Dann werden oft sich hohe Betrachtungen In Harmonien wandeln! Begeisterung Wird mich erfüllen, daß die Thale Hallen mein Lied und die Felsengänge! Wenn du mich fürder leitest, Natur, so soll Mein Lied dir jauchzen, weil ich ein Jüngling bin; Es soll dich feiern, wenn mit Silber Kürzere Locken die Scheitel schmücken!