91. Das Sein 1790. Ich bin! – es schalle laut in die Höh! ich bin! Ich bin! – es schalle laut in die Tief'! – O Sein, Du Born, aus welchem, Zwillingsquellen, Ewiges Leben und Wonne strömen; Zwar Staub, und Sturm, und himmelverbergender Gewölke Schemen trüben ihn oft, doch oft Trübt unsern Blick der Feigheit Thräne, Trübet im Borne das Bild des Himmels! Gescholten sei im Namen des Herrn, du Dunst Des Abgrunds, Kleinmut! Hebe dich! – Nahet euch, Des Himmels Kinder, Lieb' und Glaube, Stimmet die Seele des Erdensohnes. Du Glaube, dessen Lampe wie Mondenschein Die Nacht erhellet! Liebe, Gespielin du Der hohen Weisheit, welche Sonnen Säte, und Odem den Geistern einblies! O kommt und bleibet! daß sich mit Schwanensang Mein Geist erhebe, wenn ihm die Hüll' entsinkt! Wenn – o der Wonne, die des Menschen Harret! der immer vergeßnen Wonne! Uneingedenk der Zukunft frohlockt der Mensch Als Thor, und jammert wieder uneingedenk! Es staunen Engel! unsre Toten Schauen herab mit der Liebe Wehmut; Vermögen nicht den nimmergestorbenen Das Rätsel Mensch zu lösen! wiewohl auch sie So neulich Rätsel, hofften, zagten, Sterblich und ewig, und Staub und Geister!