103. Napoleon Den 15. Januar 1814. Er fällt! ihn stürzet Gott der Allmächtige, Der auf der Wage, welche Tyrannen wägt Und Landesväter, mit umwölkter Rechte den Frevelnden wog und leicht fand. Er fällt! Vielleicht schon stäubet der Schnee vom Huf Der schnellen Boten, welche, »verworfen sei Vom Volke der von Gott Verworfne,« Melden dem Aufgang und Niedergange. O gebt die Ehre Gott dem Allmächtigen! Vor seinem Hauch erstarrten in Nordens Schoß Die Räuberscharen, fluchten sterbend Dem, der allein wie ein Dieb entschlüpfte. Entrinnen ließ ihn Gott der Allweise, weil Sein Maß nicht voll war! ließ ihn den Taumelkelch Bis zu den Hefen leeren! Schwindelnd Schlürfte mit ihm das bethörte Volk noch. Und neue Scharen schwirrten, wie Hornisse In Sommersglut durch nordische Kiefern ziehn, Gereizt und zahllos; noch vermaß sich Stolzer Entscheidung der eitle Korse. Entschieden aber hatte der Alte schon Im Rat der Wächter; hatte der Weisheit Rat Den Landesvätern, und der Eintracht Sinn, und der Demut, ins Herz gehauchet. Die Demut schaut gen Himmel, und geht einher Mit leisem Fuß, doch unter der Wandelnden Erbebt der Abgrund, seine Götter Fahren geschreckt von den ehrnen Thronen! Nicht so der Erde Götze von gestern her: Er log noch Siege, träumte noch Herrschaft, zog Mit Übermacht heran; da stürzten Hin vor den Helden die Räuberscharen Wie Wetter Gottes – siehe, noch rollt im Thal Der Donner, und schon zücket der neue Blitz – So folgten Sieg auf Sieg! Die Deutschen Fühlten sich Helden in Kraft des Höchsten! Manch zartes Weiblein hatte mit Heldenschwert Den Mann gegürtet, Mütter die Söhne: »Geht Mit Gott! Es gilt die Sache Gottes! Vaterland gilt es, Altar und Freiheit!« Ihm sei die Ehre, Dank Ihm und Lobgesang Und frommen Lebens besserer Hymnus Ihm, Dem Allbarmherzigen! Er stürzet Stolze vom Thron, und erhöht die Demut.