4. Die Ruhe November 1772. Ob siege Machmud, oder ob Nikolas Den Popen höre; ob sich der Bischof Roms Despotisch aufbläh', oder knechtisch Lecke die Ferse den Burboniden; Ob dort in schlauer Caesar Oktavius Ein Volk bejoche, welchem noch Freiheit galt; Ob hier, nach spätgefundnen Rechten, Könige Habe des andern teilen: Soll mich nicht kümmern! Eine der Menschlichkeit Geweinte Thräne floß, da der Korse jüngst Den edlen Nacken bog, als seine Räuber ihm sandte der Vielgeliebte. Seitdem entsagt' ich aller Mitwissenschaft Um ferne Schlachten, und den erzwungenen Vertrag, der oft mit feuchtem Ölzweig Schlummernde Gluten verbarg, nicht löschte. Komm, süße Ruhe! süße Gespielin, komm, Der frohen Unschuld! führe mit deiner Hand Den Jüngling, der sein ganzes Leben Dir, und der lächelnden Weisheit heiligt! Und frühen Weihrauch deinen Altären streut, Den Hafen segnend, weil ihm der Ocean Noch lächelt, eh die schwarze Woge Prediget Rettung zugleich und Weisheit! Dem späten Opfrer öffnet ihr Heiligtum Die Ruhe selten. Ekel und Schlummer täuscht Den müden Weltmann, stets von neuen Wünschen und geißelnder Furcht gestöret. In stille Thäler wird sie mich führen, wann Der Sturmwind raset, mir, wann der Mittag zürnt, Am Schattenufer kühler Quellen, Sitze bereiten im Duft der Rosen. In heitrer Mondnacht wird sie Gesänge mich Voll Einfalt lehren, voller Empfindungen, Bis Philomel', aus schwanken Ästen, Festliches Schweigen umher verbreitet. Des Baches Silber, welches, vom sanften Hang Des Hügels, murmelnd, zwischen Violen rinnt, Gleicht dann mein Leben; eine Welle Folget der andern, ein Tag dem andern! Voll Freuden jeder! Jeder dem düstern Pfuhl Zwar näher; aber, sieh! es entströmt dem Pfuhl Ein hellerer Krystall, als jener, Welcher die Blume der Wiese tränkte.