5. Der Harz 3. Januar 1773. Herzlich sei mir gegrüßt, wertes Cheruskaland, Land des nervichten Arms, und der gefürchteten Kühnheit, freieres Geistes, Dann das blache Gefild' umher! Dir gab Mutter Natur, aus der vergeudenden Urne, männlichen Schmuck! Einfalt und Würde dir! Wolkenhöhnende Klippen, Donnerhallende Ströme dir! Im antwortenden Thal wallet die goldene Flut des Segens, und strömt in den genügsamen Schoß des lächelnden Fleißes, Der nicht kärglich die Garben zählt. Schafe weiden die Trift; auf der gewässerten Aue brüllet der Stier, stampft das gesättigte Roß; die bärtige Ziege Klimmt den zackigen Fels hinan. Wie der schirmende Forst deinen erhabenen Nacken schattet! Er nährt stolzes Geweihe dir! Dir den schnaubenden Keuler, Der entgegen der Wunde rennt! Dein wohlthätiger Schoß, selten mit goldenem Fluche schwanger, verleiht nützendes Eisen uns, Das den Acker durchschneidet, Und das Erbe der Väter schützt! Dir giebt reinere Luft, und die teutonische Keuschheit, Jugend von Stahl; moosigen Eichen gleich, Achten silberne Greise Nicht der eilenden Jahre Flucht! Dort im wehenden Hain wohnt die Begeisterung! Felsen jauchzten zurück, wann des Bardiets Orkan Edelthaten der Vorzeit Und die himmlische Freiheit pries. Und dein Hermann vernahm's: Sturm war sein Arm, sein Schwert Wetterflamme! Betäubt stürzten die trotzigen Römeradler; und Freiheit Strahlte wieder im Lande Teuts! Doch des Biedergeschlechts sklavische Brut verbarg Hermanns Namen in Nacht; bis ihn (auch er dein Sohn!) Klopstocks mächtige Harfe Sang der horchenden Ewigkeit! Heil, Cheruskia, dir! Furchtbar und ewig steht, Gleich dem Brocken, dein Ruhm! Donnernd verkünden dich Freiheitsschlachten, und donnernd Dich unsterblicher Lieder Klang!