16. Der Abend An Miller. März 1774. Wenn der Abend den See rötet, sich hangende Buchen spiegeln im See, und das bewegte Schilf, Und der einsame Nachen Und das trinkende Wollenvieh: Ruhe senket sich dann nieder auf tauenden Lüften, kühlet den Wald, tränket die Blumenau, Stimmt den singenden Landmann, Und der flötenden Nachtigall Liebeweindes Lied; Wonne, der thräneden Wehmut Schwester, und du, süße Vergessenheit Jedes rauschenden Taumels, Überfließen die Seele mir. Wankend irr' ich umher unter den duftenden Erlen; jeglichen Busch, jeden Bewohner des Busches grüßet des frohen Auges schwimmende Zärtlichkeit. Auch das Blümchen, der Wurm, welcher das Blümchen beugt, Ist mir inniglich wert; gab ihm mein Vater doch Seinen goldenen Schimmer, Düfte jener und Farbenglanz. Lieblich lächelt der Mond! lieblich der Abendstern! Freund, sie lächelten uns weiland am Ufer der Leine, uns in der Laube, Uns im Thale des Silberquells! Miller, trübt sich dein Blick? Miller, mein weinendes Auge trübt sich in Nacht, welche kein freundlicher Mond mit Silber durchschimmert, Kein sanftlächelnder Abendstern!