Das Christkind in der Fremde Ich habe bei Becherschimmer Gestern allein gewacht Und habe wohl, wie immer, An Schlachten und Stürme gedacht. Der Wein, der kraftgewürzte, War hell wie Heldenblut, Doch, je mehr ich hinunterstürzte, Je trüber ward mein Mut. Ich mocht' es nicht mehr tragen, Ich ging in die Nacht hinein; Lichtwellen sah ich schlagen Aus Fenster und Fensterlein. Da sah wie ein Bettlerkind ich In jeden erhellten Raum; Wo meine Mutter find' ich, Wo steht mein Weihnachtsbaum! Und als ich kam nach Hause, Was ist das in aller Welt? Da war in meiner Klause Ein jedes Fenster erhellt. Und als ich trat ins Zimmer, Da war's nicht mehr ein Traum, Da stand im vollsten Schimmer Der schönste Weihnachtsbaum. Und an dem Strahl der Kerzen, Da fühlt' ich, wie zerschmolz Im sturmbegierigen Herzen Der wilde, sehnende Stolz. Es war so mild zu schauen, Wie jedes Lichtlein glomm, In die Augen tät' mir tauen Ein Fühlen kindesfromm. Mir war's, als dürft' ich träumen, Ich sei nicht mehr verwaist, Und es webte in den Räumen Meiner Mutter süßer Geist. Doch die den Baum mir stellten In meine öde Nacht, Mag's ihnen Gott vergelten, Wie selig sie mich gemacht!