102. Andere sympathetische Kuren. Der bekannte Wunderdoktor St. im Ksp. Dötlingen gab dem Hilfe suchenden Kranken ein Stückchen Holz, mit welchem der kranke Teil berührt oder geprickelt werden mußte, bis Blut an dem Hölzchen war. Dann steckte der Doktor das Holz zu sich, die Krankheit verschwand, und blieb solange weg, als der Doktor das Hölzchen bei sich trug. Die im Hölzchen steckende Krankheit wurde anscheinend durch die im Doktor steckende Heilkraft bezwungen, so lange die Berührung dauerte. Ein Arbeiter, der den Wunderdoktor gebraucht hatte, erzählte etwas anders: »Beim Holzfällen im Stühe erhielt ich einen starken Axthieb ins Bein, und das Blut wollte sich garnicht stillen lassen. Wider meinen Willen brachte man mich zu St. Dieser schnitt ein Zweigendchen von einer Haselstaude ab, fuhr damit über die Wunde und ging damit in die Stube. Dann kam er wieder und steckte mir das Stückchen Holz eingewickelt in die Tasche: ich solle es nicht eher wieder von mir lassen, als bis die Wunde geheilt sei. Das Bluten hörte sogleich auf. Nach einigen Tagen aber bekam ich fürchterliche Schmerzen, und als ich nun nach dem Stückchen Holz sah, war es verschwunden Ich konnte die Schmerzen zuletzt nicht mehr aushalten und ließ mich zu St. fahren. Erst schalt St. tüchtig und wollte nichts wieder mit mir zu tun haben. Endlich aber nach langen Bitten wiederholte er die Kur, blieb diesmal aber länger allein. Nun hörten die Schmerzen auf, und die Wunde heilte bald.«