August Stramm Du Liebesgedichte Liebeskampf Das Wollen steht Du fliehst und fliehst Nicht halten Suchen nicht Ich Will Dich Nicht! Das Wollen steht Und reißt die Wände nieder Das Wollen steht Und ebbt die Ströme ab Das Wollen steht Und schrumpft die Meilen in sich Das Wollen steht Und keucht und keucht Und keucht Vor dir! Vor dir Und hassen Vor dir Und wehren Vor dir Und beugen sich Und Sinken Treten Streicheln Fluchen Segnen Um und um Die runde runde hetze Welt! Das Wollen steht! Geschehn geschieht! Im gleichen Krampfe Pressen unsre Hände Und unsre Tränen Wellen Auf Den gleichen Strom! Das Wollen steht! Nicht Du! Nicht Dich! Das Wollen steht! Nicht Ich! Verabredung Der Torweg fängt mit streifen Bändern ein Mein Stock schilt Klirr Den frechgespreizten Prellstein Das Kichern Schrickt Durch Dunkel Trügeneckend In Warmes Beben Stolpern Hastig Die Gedanken. Ein schwarzer Kuß Stiehlt scheu zum Tor hinaus Flirr Der Laternenschein Hellt Nach Ihm In die Gasse. Mondblick An meine Augen spannt der Schein. Das Schläfern glimmt in deine Kammer Gelbt hoch hinauf Und Schwület mich! Matt Bleicht das Bett Und Streift die Hüllen Stülpt frech das Hemd Verfröstelt Auf den Mond. Jetzt Leuchtest du Du Leuchtest leuchtest! Glast Blaut die Hand In glühewehe Leere Reißt nach den Himmel Mond und Sterne Stürzen Schlagen um mich Wirbeln Tasten Halt Halt Halt! Und Zittern aus zu Ruh Am alten Platz! In Deinem Fenster droben Gähnmüd Blinzt Die Nacht! Erfüllung Meine Sporen frechzen deine Spitzen Bläulich kichern die Äderchen fort In Sicherheit höhnisch Im Schimmrigen Weich Bebige Hügel wiegen Verlangen Köpfchen rosen empor und steilen Gewähr. Die Lippe zerfrißt sich! Golden ringeln Würger hinunter Und schnüren den Hals zu Nach meinen Fingern tastet dein Blut Und siedet den Kampf. Die Seelen ringen und kollern abseit! Hoch schlagen die Röcke den Blick auf Goldhellrot Rotweichrot Flamme zischt in das Hirn Und sticht mir das Schaun aus! Sinken Sinken Schweben und Sinken Schwingen im Sturme Im Sturm Im schreikrollen Meer! Ziegelrot Über uns segnet der Tod Säender Tod! Freudenhaus Lichte dirnen aus den Fenstern Die Seuche Spreitet an der Tür Und bietet Weiberstöhnen aus! Frauenseelen schämen grelle Lache! Mutterschöße gähnen Kindestod! Ungeborenes Geistet Dünstelnd Durch die Räume! Scheu Im Winkel Schamzerpört Verkriecht sich Das Geschlecht! Wankelmut Mein Suchen sucht! Viel tausend wandeln Ich! Ich taste Ich Und fasse Du Und halte Dich! Versehne Ich! Und Du und Du und Du Viel tausend Du Und immer Du Allwege Du Wirr Wirren Wirrer Immer wirrer Durch Die Wirrnis Du Dich Ich! Untreu Dein Lächeln weint in meiner Brust Die glutverbissnen Lippen eisen Im Atem wittert Laubwelk! Dein Blick versargt Und Hastet polternd Worte drauf. Vergessen Bröckeln nach die Hände! Frei Buhlt dein Kleidsaum Schlenkrig Drüber rüber! Siede Meine Schwäche hält sich mühsam An den eigenen Händen Mit meinen Kräften Spielen deine Knöchel Fangeball! In deinem Schreiten knistert Hin Mein Denken Und Dir im Auggrund Stirbt Mein letztes Will! Dein Hauch zerweht mich Schreivoll in Verlangen Kühl Kränzt dein Tändeln In das Haar Sich Lächelnd Meine Qual! Verhalten Meine Augen schwingen in deinen Brüsten Dein Haupt beugt glutrot weichen Schatten Drauf! Der Atem schämigt hemmend Das Gewoge. Mich krallt die Gier Und herbe Dünste bluten In seinen Ketten Rüttelt Der Verstand. Fein Knifft die Scheu die Lippen lächelnd Kälter! Mein Arm nur Faßt Im Schwung Dich Heißer heiß! Vorübergehn Das Haus flackt in den Sternen Mein Schritt verhält und friert. In deinem Schoße schläft mein Hirn. Mich fressen Zweifel! Voll Schattet deine Büste in dem Fenster Das Spähen hüllt mich lautlos Die Sterne streifeln glühes Eisen Mein Herz Zerkohlt! An deinem Fenster Eist Ein Windhauch Asche. Die Füße tragen weiter leere Last! Erhört Das Hauchen weht Und Wirft die Widerstände Das Wehen bebt Und Schüttelt Halt zu Boden Das Hauchen braust Und Wirrt die wühle Tiefe Das Brausen schwirrt Und Schluchzt das Herzblut auf. Das Hauchen stürmt Und Reißt die Zeit in Ewig Das Stürmen stürzt Und Wirbelt in das Nichtsein! Du Haucht Das Du! Und Hauchen Hauchen Hauchen Stürmet Du! Traum Durch die Büsche winden Sterne Augen tauchen blaken sinken Flüstern plätschert Blüten gehren Düfte spritzen Schauer stürzen Winde schnellen prellen schwellen Tücher reißen Fallen schrickt in tiefe Nacht. Zwist Gallen foltern bäumen lösen Knirschen zürnen meiden Haß Zittern stampfen schäumen grämen Suchen beben forschen bang Wenden zagen schauen langen Stehen rühren seufzen gehn Streicheln klagen Kosen schelten Schämen schmäht Und Fliehen wirbt Schmiegen wehret Armen sträubet Quälen küßt Vergessen Lacht! Verzweifelt Droben schmettert ein greller Stein Nacht grant Glas Die Zeiten stehn Ich Steine. Weit Glast Du! Schwermut Schreiten Streben Leben sehnt Schauern Stehen Blicke suchen Sterben wächst Das Kommen Schreit! Tief Stummen Wir. Heimlichkeit Das Horchen spricht Gluten klammen Schauer schielen Blut seufzt auf Dein Knie lehnt still Die heißen Ströme Brausen Heiß Zu Meere Und Unsere Seelen Rauschen Ein In Sich. Mondschein Bleich und müde Schmieg und weich Kater duften Blüten graunen Wasser schlecken Winde schluchzen Schein entblößt die zitzen Brüste Fühlen stöhnt in meine Hand. Sehnen Die Hände strecken Starre bebt Erde wächst an Erde Dein Nahen fernt Der Schritt ertrinkt Das Stehen jagt vorüber Ein Blick Hat Ist! Wahnnichtig Icht! Wiedersehen Dein Schreiten bebt In Schauen stirbt der Blick Der Wind Spielt Blasse Bänder. Du Wendest Fort! Den Raum umwirbt die Zeit! Blüte Diamanten wandern übers Wasser! Ausgereckte Arme Spannt der falbe Staub zur Sonne! Blüten wiegen im Haar! Geperlt Verästelt Spinnen Schleier! Duften Weiße matte bleiche Schleier! Rosa, scheu gedämpft, verschimmert Zittern Flecken Lippen, Lippen Durstig, krause, heiße Lippen! Blüten! Blüten! Küsse! Wein! Roter Goldner Rauscher Wein! Du und Ich! Ich und Du! Du?! Dämmerung Hell weckt Dunkel Dunkel wehrt Schein Der Raum zersprengt die Räume Fetzen ertrinken in Einsamkeit! Die Seele tanzt Und Schwingt und schwingt Und Bebt im Raum Du! Meine Glieder suchen sich Meine Glieder kosen sich Meine Glieder Schwingen sinken sinken ertrinken In Unermeßlichkeit Du! Hell wehrt Dunkel Dunkel frißt Schein! Der Raum ertrinkt in Einsamkeit Die Seele Strudelt Sträubet Halt! Meine Glieder Wirbeln In Unermeßlichkeit Du! Hell ist Schein! Einsamkeit schlürft! Unermeßlichkeit strömt Zerreißt Mich In Du! Du! Wunder Du steht! Du steht! Und ich Und ich Ich winge Raumlos zeitlos wäglos Du steht! Du steht! Und Rasen bäret mich Ich Bär mich selber! Du! Du! Du bannt die Zeit Du bogt der Kreis Du seelt der Geist Du blickt der Blick Du Kreist die Welt Die Welt Die Welt! Ich Kreis das All! Und du Und du Du Stehst Das Wunder! Schön Wissen Tören Wahr und Trügen Mord Gebären Sterben Sein Weinen Jubeln Haß Vergehen Stark und Schwach Unmöglich Kann! Dein Körper flammt! Die Welt Erlischt! Trieb Schrecken Sträuben Wehren Ringen Ächzen Schluchzen Stürzen Du! Grellen Gehren Winden Klammern Hitzen Schwächen Ich und Du! Lösen Gleiten Stöhnen Wellen Schwinden Finden Ich Dich Du! Begegnung Dein Gehen lächelt in mich über Und Reißt das Herz. Das Nicken hakt und spannt. Im Schatten deines Rocks Verhaspelt Schlingern Schleudert Klatscht! Du wiegst und wiegst. Mein Greifen haschet blind. Die Sonne lacht! Und Blödes Zagen lahmet fort Beraubt beraubt! Fluch Du sträubst und wehrst! Die Brände heulen Flammen Sengen! Nicht Ich Nicht Du Nicht Dich! Mich! Mich! Spiel Deine Finger perlen Und Kollern Stoßen Necken Schmeicheln Quälen Sinnen Schläfern Beben Wogen um mich. Die Kette reißt! Dein Körper wächst empor! Durch Lampenschimmer sinken deine Augen Und schlürfen mich Und Schlürfen schlürfen Dämmern Brausen! Die Wände tauchen! Raum! Nur Du! Allmacht Forschen Fragen Du trägst Antwort Fliehen Fürchten Du stehst Mut! Stank und Unrat Du breitst Reine Falsch und Tücke Du lachst Recht! Wahn Verzweiflung Du schmiegst Selig Tod und Elend Du wärmst Reich! Hoch und Abgrund Du bogst Wege Hölle Teufel Du siegst Gott! Werben Geheimnis bogt das Tor Erde Himmel Harren! Harren! Auf schließt dein Blick! Blend Wirrt und greift Und tastet Krampf in leeren Händen. Dein Lächeln wehrt. Verschlossen blickt das Tor. Mein Harren harrt Und Gott und Himmel pochen! Abendgang Durch schmiege Nacht Schweigt unser Schritt dahin Die Hände bangen blaß um krampfes Grauen Der Schein sticht scharf in Schatten unser Haupt In Schatten Uns! Hoch flimmt der Stern Die Pappel hängt herauf Und Hebt die Erde nach Die schlafe Erde armt den nackten Himmel Du schaust und schauerst Deine Lippen dünsten Der Himmel küßt Und Uns gebärt der Kuß! Erinnerung Welten schweigen aus mir raus Welten Welten Schwarz und fahl und licht! Licht im Licht! Glühen Flackern Lodern Weben Schweben Leben Nahen Schreiten Schreiten All die weh verklungenen Wünsche All die harb zerrungenen Tränen All die barsch verlachten Ängste All die kalt erstickten Gluten Durch den Siedstrom meines Blutes Durch das Brennen meiner Sehnen Durch die Lohe der Gedanken Stürmen stürmen Bogen bahnen Regen wegen Dir Den Weg Den Weg Den Weg Zu mir! Dir Den Weg Den ichumbrausten Dir Den Weg Den duumträumten Dir Den Weg Den flammzerrissenen Dir Den Weg Den unbegangenen Nie Gefundenen Weg Zu Mir!