88. Wie Gottes Mutterherz in Christus uns suche und selig mache Mel.: Erheb, o Seele, deinen Sinn ... oder: Ich dank' dir schon durch deinen Sohn ... 1. Ach Gott, du Gott der Seligkeit, In Jesus mir gewogen, Du bist so nah, und ich so weit, Ich komm', ich werd' gezogen. 2. Ich suchte mich und dies und das, Drum fand ich nicht den Nahen; Wenn ich dich mein' und mich verlass', Kann ich dich leicht umfahen. 3. O süßer Gott, du selig's Gut, Wie liebest du die Leute! Du öffnest uns durch 's Lammes Blut Dein liebend Herz so weite. 4. Dein Herze liebet, sucht und zeucht Mit innigstem Begehren; Du bleibest unermüd't geneigt, Könnt'st mein doch wohl entbehren. 5. Ich soll nur kommen ohne Scheu Und an mich selbst nicht denken, Ja, Tag und Nacht und stets aufs neu Mich in dein Herze senken. 6. Ich komm', mein Herzensgott, ich komm' Zu deinen offnen Armen; Ein andrer warte, bis er fromm, Ich komme auf Erbarmen. 7. Du nimmst mich Würmlein an und ein Und willst dich selbst mir geben, Du willst meins Herzens Herze sein Und meines Lebens Leben. 8. In dich gesenkt, wirst du mein Leid Und Elend ganz verschlingen, Mit deiner Gottheit Herrlichkeit Durch meine Menschheit dringen. 9. Drum laß dein'n Liebsmagnet mich ganz Und tief in dich einziehen, Dein's Herzens Glut, dein'n Tugendglanz Mein schlechtes Herz durchglühen! 10. Dein rein Vergnügen innerlich Kein falsch Genügen leide, Dein tiefer Gottesfriede mich Von dem, was störet, scheide! 11. Die süße Freundlichkeit in dir Mein Wesen ganz durchfließe, Was steif und hart und herb in mir, Dein sanftes Herz durchsüße! 12. Dein flammend Herze mich entzünd' Mit reiner Gottesliebe, Mich läutre, treib' und dir verbind'; Ach, daß von mir nichts bliebe! 13. Nun denn, formier mich, wie du willt! Nach dir ich gern mich schmiege, Bis ich, gestaltet in dein Bild, Dich hier und dort vergnüge. 14. So sei du selbst der Seele Zier Und führ es aus auf Erden, Daß du in mir und ich in dir Nur mag gefunden werden!