5. Freundlich lockende und treulich warnende Jesusstimme an die Kinder und Jugend Aus Anleitung der Worte Luk. 18, 16: Jesus aber rief sie herzu und sprach: Lasset die Kindlein zu mir kommen! Mel.: Mein Herzens-Jesu, meine Lust ...; oder: Es ist das heil ...; oder: Allein Gott in der Höh ... 1. Zu mir, zu mir, ruft Jesus noch, Die Kindlein lasset kommen! Hab' ich aus Lieb' zu ihnen doch Die Kindheit angenommen, Ja, wie ein arm' elendes Kind, Gebüßet und beweint die Sünd' Der Kinder, die mich hören. 2. Ich hab' am Kreuz für sie mein Blut Mit bittrem Schmerz vergossen, Dadurch gelöscht der Hölle Glut, Den Himmel ausgeschlossen; Nun steh' und ruf' ich mit Begier: »Kommt, Kinder, kommet her zu mir, Ich will euch selig machen!« 3. Zu mir, zu mir, nicht zu der Welt Und ihren Eitelkeiten, Die auch euch Kindern sehr nachstellt Und lockt auf allen Seiten; Drum sieh dich vor, mein Kind, und tu Vor ihr dein Aug' und Herze zu, Sie stürzt dich ins Verderben! 4. Sie beut dir an Lust, Ehre, Pracht, Freud', Schönheit, Ruh und Schätze; Doch, wenn man's alles wohl betracht't, So sind's nur Strick' und Netze, Die Satan braucht, dadurch die Seel' Zu fangen und zu führ'n zur Höll' Auf ebnen, breiten Wegen. 5. Die Welt gibt Wollust, die zerfließt Im Blick, und dann folgt Pressen; Wie bald ist eine Lust gebüßt, Ein Leckerbißchen g'gessen! Und dafür muß die Seele dann Auf ewig mit dem reichen Mann Dort in der Flamme darben. 6. Weltehre, Lieb', Lob, Gunst und Gnad' Ist kaum mit Müh zu kriegen, Und wem sie's heut' gegeben hat, Den läßt sie morgen liegen In Schmach, Verachtung, Spott und Kot; Und hielt man's gleich bis an den Tod, Folgt dann doch ew'ge Schande. 7. Ihr Prangen, Pracht und Herrlichkeit, Ihr Säubern und ihr Zieren Ist Phantasie und Eitelkeit, Zeit-, Müh- und Seelverlieren, Die, wann der Leib im schwarzen Schoß Der Erde liegt, muß nackt und bloß, Mit Kot beschmutzt hinfahren. 8. Ihr Scherzen, Lachen, Tanzen, Freud' Geht nimmer recht von Herzen Und wird gar leicht verkehrt in Leid, Bringt endlich ew'ge Schmerzen. Dein' Schönheit, die sie so hoch acht't, Liegt bald verwelket und veracht't, Dann hast du ausgedienet. 9. Die Welt auch Ruhe dir anbeut, Doch kann sie gar nichts geben Als Unruh, Grämen, Müh und Streit, Ein jammervolles Leben; Und gibt sie Ruh, so ruhet man Am Höllenrand, drein stürzt sie dann Im Tod dich plötzlich nieder. 10. Ihr Reichtum, Schätze, Geld und Gut – Drum muß man von dem Morgen Bis in die Nacht, ja bis in 'n Tod Stets laufen, wühlen, sorgen; Hat man's, gar leicht verliert man's noch, Verliert man's nicht, so muß man's doch Im Tode all's verlassen. 11. Nun sieh, mein Kind, dies ist's, wieviel Die Welt vermag zu geben. Hüt dich vor ihrem Trauerspiel, Es gilt dir Leib und Leben; Merk doch aufs End', du mußt davon! Sonst wirst du einst vorm Richterthron »Geh weg von mir!« anhören. 12. Nun ruf' ich noch mit süßer Stimm': »Kommt her zu mir, ihr Kinder!« Steh still und es zu Herzen nimm, Ich gebe dir nicht minder! Denn des die Welt so rühmet sich, Ist Schatten nur und wesentlich Allein in mir zu finden. 13. Die Lüste, die ich tropfweis' gieß' Schon jetzt in keusche Herzen Zart, kräftig, innig, übersüß, Geist, Seel' und Leib ergötzen. Schmeckt hier so meine Freundlichkeit, Was wird's dann sein, in Ewigkeit Aus Wollustströmen trinken! 14. Bei mir ist Ehre unverrückt, Ich liebe, die mich lieben, Auch ew'ge Gnade man erblickt Nach wenigem Betrüben; Ich steh' in Not und Tod dir bei, Ich bleibe ewig dir getreu: Das hat gar viel zu sagen. 15. Ich will die Seel' mit Heiligkeit Und Tugendschmuck umhangen, Drin sie auf'm Thron in Herrlichkeit Als Königin wird prangen; Der Leib auf der Posaunen Hall Wird aufstehn glänzend wie Kristall, Durch meinen Geist verkläret. 16. Bei mir ist wahre Freud' die Füll', Die Welt noch Feind kann rühren; Die macht im Kreuz und Leiden still, Im Tod wohl jubilieren. Flieh, eitle Schönheit, die nur Wust, So werd' ich ewig meine Lust An deiner Schönheit haben! 17. Ich bin dein's Geistes Ruhestell', Ich kann ihn nur vergnügen; Es kann kein Sturmwind, Furcht noch Höll' Aus meinem Schoß ihn rügen. Komm her zu mir, ich rufe noch, Mein Kind, nimm auf mein sanftes Joch, So wirst du Ruhe finden! 18. Mein Reichtum ist beständig's Gut, Den ich umsonst will schenken, Kein Rost, kein Dieb, kein Feu'r noch Flut Kann solchen ewig kränken; Ich hab' ein ganzes Himmelreich, Viel' Königsschätze drin zugleich, Die wirst du all' ererben. 19. Sieh da, mein Kind, was Jesus sei, Wo du nicht ganz ein Blinder; Folg meiner Stimm', weil ich noch schrei: »Kommt her zu mir, ihr Kinder!« Folgst du nun jetzt dem Rufen nach, So sollst du auch an jenem Tag »Komm her zu mir!« dann hören. 20. Wenn dann die Welt samt Lust und Pracht Im Feuer wird vergehen, Dann wirst du werden zu mir 'bracht Und freudig mit mir gehen; In meinem Reiche, da wirst du Auf meinen Armen finden Ruh, Und ich dich ewig herzen. 21. In meiner Liebe, Furcht und Ehr' Die schönen Jugendjahren Und zarte Blüt' der Kraft verzehr, Laß Schein und Schatten fahren, Kein'n Augenblick verschieb es nicht, Eh dir der Lebensfaden bricht; Gib mir, mein Kind, dein Herze! 22. Der Frommen kleines Häufelein Sei deine Lust auf Erden, So wirst auch du ein Engelein Mit ihnen nachmals werden; Mein' Engel hier bewahren dich, Mit welchen du wirst ewiglich Im Paradies spazieren.