18. Die Seele in inwendigen Leiden und Läuterungen Mel.: Wo soll ich fliehen hin ... 1. Ich bin ein schwaches Kind; Ein leichter Leidenswind Mich öfters niederschläget, Das Mind'ste mich beweget, Daß wohl den Kleinglaub' dünket, Mein armes Schifflein sinket. 2. Ich seh die Fluten an Und mir nicht helfen kann, Der Zweifel mich beweget, Mich hin und wider schläget, Ich kann auch nicht entfliehen Noch mich dem Kreuz entziehen. 3. Mich dünkt, ich sei allein In Furcht, Gefahr und Pein Und denk' in jeden Tritten, Ich habe schon gelitten; Ja, Gott scheint mir zuwider, Drum liegt mein Mut darnieder. 4. Herr, wie bin ich so schwach, Wie elend bin ich, ach, Wenn ich mich selbst ansehe, Wenn ich in dir nicht stehe! Nichts, nichts ist meine Stärke Samt Frömmigkeit und Werke. 5. Wie muß ich nicht so klein In meinen Augen sein! Mir selbst was zuzuschreiben, Muß ewig ferne bleiben: Wenn du entziehst das Deine, Bleibt Sünd' und Schwachheit meine. 6. Du, Herr, du bist gerecht, Ich ein unnützer Knecht. Wollt'st du mich von dir weisen, So müßt' ich doch dich preisen; Ich will in Demut schweigen Und unter dich mich beugen. 7. Nur, Herr, nicht zornig sei, Denn dies bekenn' ich frei, Dein'n Zorn kann ich nicht tragen. In Gnaden magst du schlagen; Ich acht' nicht mein Betrüben, Wenn ich nur dich kann lieben. 8. Herr, geh nicht ins Gericht, Ach, laß mich fallen nicht, Sei kräftig in mir Schwachen! Du kannst mich heilig machen; Mein Glaub' soll dich umfassen, Ich will dich machen lassen. 9. Zieh, zieh mich vollends nur Aus mir und Kreatur, Schmelz ab die Eigenheiten, Nur steh mir bei im Leiden, Auf daß ich endlich reine, Mein Herr, dich lieb' und meine! 10. Sei meines Geistes Kraft, Die alles in mir schafft, Sei meines Lebens Leben, Du mußt mir alles geben! Gerechtigkeit und Stärke Sind deines Geistes Werke. 11. Ich geb' mich völlig dir Und meine Seel' verlier', Mein Gott, in deinen Willen; Dein Anblick kann mich stillen. Verlasse nicht mich Armen! Ich ford're nur Erbarmen. 12. Doch eines liegt mir an, Das ich nicht bergen kann: Im Leiden und Betrüben Möcht' ich doch gern dich lieben; Laß Leib und Seel' verzehren, Wenn ich nur dich mag ehren!