9. Seufzen eines Gefangenen nach der Erlösung durch Christus Mel.: Freilich bin ich arm und bloß ... oder: Jesus, meine Zuversicht ... oder: Meinen Jesus lass' ich nicht ... 1. Mein Erlöser, schaue doch, Wie mein armer Geist verstricket, Mit geheimen Banden noch Ganz bedränget und bedrücket! Will ich los, so sinkt mein Herz Bald in Ohnmacht niederwärts. 2. Meine Bande mannigfalt Tiefe Seufzer aus mir zwingen; Zions Hilfe, komm doch bald, Laß es mir durch dich gelingen, Mache mich einst völlig frei Von der Lüste Sklaverei! 3. Zwar es hat mich deine Gnad' Groben Sünden längst entrissen, Ich hab' auch nach deinem Rat Schon zu wandeln mich beflissen, Daß vielleicht ein andrer wohl Mich für fromm schon halten soll. 4. Aber dein genaues Licht Zeigt mir tiefer mein Verderben Und wie ich nach meiner Pflicht Muß mir selbst und allem sterben Und in wahrer Heiligkeit Vor dir leben allezeit. 5. Dies ist auch mein Wille wohl, Aber ach, es fehlt Vollbringen; Was ich auch verrichten soll, Tu ich noch mit Last und Zwingen. Seh' ich dann mein Bestes an, So ist's doch nicht rein getan. 6. Schau, wie ich entblößet bin, Wie mein Geist im Kerker stöhnet, Wie so inniglich mein Sinn Sich nach deiner Freiheit sehnet; Ach zerreiß den Himmel doch, Ach zerbrich des Treibers Joch! 7. Ach, wo ist der neue Geist, Den du wolltst den Deinen geben, Der den Sünden uns entreißt Und uns bringt dein reines Leben, Der mit Herzenslust und Kraft Alles in und durch uns schafft? 8. Jesu, ach erbarm dich mein, Laß mich nicht im Elend hangen, Mach mich gründlich frei und rein, Nimm mein Herz dir ganz gefangen, Komm, und werd mir innig nah, Du hast mich erkaufet ja! 9. Ach, wann wird mein Herze frei Über alles sich erheben Und in reiner Liebestreu Nur von dir abhängig leben, Abgeschieden, willenlos, Von mir selbst und allem bloß? 10. Komm, du lang verlangte Stund', Komm, du Lebensgeist von oben! Ach, wie soll mein froher Mund, Jesu, deine Treue loben, Wenn mich deine Liebesmacht, Dir zu dienen, frei gemacht! 11. Laß dein Evangelium Mir Gefangnem Freiheit schenken! Ich will als dein Eigentum Mich in dein Erbarmen senken, Ich will hoffen, warten, ruhn, Du wollst alles in mir tun. 12. Eignes Wirken reicht nicht zu, Du mußt selbst die Hand anlegen; Ich will still sein, wirke du, Dämpfe, was sich sonst will regen, Kehr zu meiner Seele ein, So wird mir geholfen sein!