Vorrede der Verfasserin In diesen Blättern wird der große Unterscheid Der falschen Weltlieb' von der reinen Lieb' gezeiget; Wie selig ist ein Mensch, der in Abhängigkeit Von Gottes Liebe lebt – nichts ihn beschwert noch beuget! Die größten Schmerzen selbst uns süß und lieblich sein, Wenn man sie williglich und Gott zuliebe träget; Wie so ergötzlich ist die größte Qual und Pein, Wo diese schöne Glut im Herzen wird geheget! Die Lüste dieser Welt sind voller Bitterkeit, Man ist gestört, verwirrt und immer wie im Treiben, Man schicke sich aufs best', man suche nah und weit, Das Herze wird beschwert und in der Klemme bleiben. Nur du, o Gotteslieb', gibst uns der Freuden Füll', Du machst einfältig, sanft und friedsam unsre Herzen; Doch wer der falschen Lieb' zum Raub sich lassen will, Fühlt mitten in der Freud' im Grunde nichts als Schmerzen. Den großen Unterschied laßt uns denn hier besehn, Ob man Gott angehört, ob man ein Knecht der Sünden, Da jene ihren Weg in heil'ger Unschuld gehn, Ist ihr Herz abgespänt von dem, was hier zu finden! Ein Sklav' der Sünden wird von dem Tyrann geplagt, Er hat wohl nimmer Ruh, die beste Freud' ist Quälen; Mit Ekel und Verdruß die böse Lust ihn nagt, Er lieget wie im Schlamm der Laster, nicht zu zählen. Nur meines Gottes Sklav' sich stets höchst frei befind't, Nichts macht sein Herz bedrängt und 's wie in 'n Kerker bringet; Die reine Liebe ihn befreiet von der Sünd', Von böser Sucht und Lust, die aus der Höll' entspringet. Drum folgen wir getrost der reinen Liebe Spur, Verschmähn die falsche Lieb' und ihr vermeint' Vergnügen, Wir hassen ihren Weg, verleugnen die Natur; Die reine Liebe wird sie dermaleinst besiegen. Ja, liebste Liebe, dir, nur dir der Sieg gebührt, Wir können nichts aus uns, als dir nur widerstreben; Weil man denn nur durch dich, o Liebe, triumphiert, So muß man dir auch ganz und alle Ehre geben. Die heilige Liebe Gottes und die unheilige Naturliebe