Wilhelm Busch Erst dreimal Hoch und dann ein Tusch Dem hochverehrten Meister Busch! Da sitzt du nun seit manchem Tage Beim Bienenkorb am Rosenhage, Die laute Welt ist fremd für dich; Du flötest nur mehr innerlich Und hältst dich fern von dem Bestreben, Uns andern auch was abzugeben. Wie ist verschieden doch die Dichtung In dieser und in jeder Richtung! Der eine wird erst spät Genie, Der andre wird es viel zu früh, Und man bemerkt nur äußerst selten, Daß hier Naturgesetze gelten. Oft kommt die Frucht schon vor der Blüte Und ist dann von besondrer Güte. Wir sehen auch Verschiedenheit In Anbelang der Fruchtbarkeit. Bei diesem geht es äußerst spärlich, Der andere entbindet jährlich Und macht dem guten Publiko In jedem Herbst das Leben froh. Jetzt aber taucht die Frage auf: Wann endet wohl des Dichters Lauf? Gewöhnlich mit des Lebens Tagen; Dies läßt sich hier authentisch sagen, Weil keiner gern die Quelle stopft, Auch wenn sie noch so ärmlich tropft; Und mancher Greis saugt noch am Busen Der armen, vielgeplagten Musen Und glaubt, auch wenn er lange soff, Es fehle nie an Nahrungsstoff. Fast jeder nimmt ins kühle Grab Ein angefangnes Werk hinab. Dann schreibt der Kritiker: »Wie schade! Dies war sein bestes ja gerade! Es ist wahrhaftig ungeschickt, Daß hier die Parze abgezwickt.« Was aber hat man denn posthum Auch von dem schönsten Dichterruhm? Du, Meister Busch, hast dies begriffen, Du hast vergnügt so lang gepfiffen, Als es dich selber noch erfreute. Dann sagtest du: »Ihr lieben Leute, Ich dächte nun, es sei genug, Wer früher aufhört, handelt klug. Man wird so mit vergnügtem Sinne Der Epiloge Schönheit inne Und liest noch selbst den ganzen Mist, Indessen man am Leben ist.«