Fürstenbesuche Im geschmückten Saale prunken Zweier Völker höchste Spitzen, Beide scheinen freudetrunken, Daß sie hier zusammensitzen. Doch unten, das ist ein Gedränge In der tausendköpfigen Menge, Ein Vivat, und hoch sollen leben Der Friede, und die ihn uns geben! Austern, Fische, Braten, Weine Stoßen auf in hohen Mägen, Und im fürstlichen Vereine Schlagen Herzen sich entgegen. Doch unten im dichten Gewühle Erhitzen sich mehr die Gefühle, Man singt jetzt begeisterte Lieder Auf die neugewonnenen Brüder. Das Menü ist nun zu Ende, Und man geht in der Verdauung Zum Balkon, als Gegenstände Einer frohen Volksbeschauung. Doch unten bemerkt man die Liebe, Der Freundschaft aufkeimende Triebe. Das Volk ist gerührt von der Güte; Sie schwenken die schmutzigen Hüte. Wieviel Jahre wohl verfließen, Und die jetzt zusammen essen, Lassen aufeinander schießen? Alle Freundschaft ist vergessen. Doch unten im dichten Gedränge Steht die tausendköpfige Menge Und feiert den Herrscher, der siegte, Die Brüder von gestern bekriegte.