Gräßliches Unglück, welches eine deutsche Familie betroffen hat Im Wirtshaus sitzt der Vater, Die Mutter im Theater, Sie schwelgt im Kunstgenuß. Die Tochter, unschuldsreine, Liest still beim Lampenscheine Den Simplicissimus. Wie alle höh'ren Töchter Hat sie nicht der Geschlechter Verschiedenheit gekennt. Doch als sie dies gelesen, Ist alles futsch gewesen, Was man moralisch nennt. Sie ließ den Storchenglauben Wohl über Nacht sich rauben, Und sonst noch mancherlei. Sie las vergnügt die Witze, Verstand die frechste Spitze, Und wußte, was es sei. Als dies die Mutter ahnte Und ihr das Schlimmste schwante, Sprach sie nicht einen Ton. Sie schloß in ihrer Kammer Sich ein, mit ihrem Jammer Und einem Bariton. Noch tiefer ist gesunken Der Vater. Schwer betrunken Holt er sich bald die Gicht. Wie war er gut katholisch! Jetzt ist er alkoholisch, Bis daß sein Bierherz bricht. Er geht nicht mehr von hinnen, Poussiert die Kellnerinnen Vor Gram und Überdruß. Und wer hat das verschuldet? Der, den man leider duldet, Der Simplicissimus!