5. Kommt es nicht wie Träumen Aus den grünen Räumen Zu uns wallend nieder, Wie Verstorbner Lieder? Spricht Eckart zu den jungen Herrn, Vernimmt den Zauberklang von fern. Wie sich die Tön' herüberschwungen Erwachet in den frommen Jungen Ein seltsam böser Geist, Der sie nach unbekannter Ferne reißt. Wir wollen in die Berge, in die Felder, Uns rufen die Quellen, es locken die Wälder, Gar heimliche Stimmen entgegen singen, In's irdische Paradies uns zu bringen! Der Spielmann kommt in fremder Tracht Den Söhnen Burgunds ins Gesicht, Und höher schwillt der Töne Macht, Und heller glänzt der Sonne Licht, Die Blumen scheinen trunken, Ein Abendroth nieder gesunken, Und zwischen Korn und Gräsern schweifen Sanft irrend blau und goldne Streifen. Wie ein Schatten ist hinweg gehoben Was sonst den Sinn zur Erden zieht, Gestillt ist alles ird'sche Toben, Die Welt zu einer Blum' erblüht, Die Felsen schwanken lichterloh, Die Triften jauchzen und sind froh, Es wirrt und irrt alles in die Klänge hinein Und will in der Freude heimisch sein, Des Menschen Seele reißen die Funken, Sie ist im holden Wahnsinn ganz versunken. Es wurde Eckart rege Und wundert sich dabei, Er hört der Töne Schläge Und fragt sich, was es sei. Ihm dünkt die Welt erneuet, In andern Farben blühn, Er weiß nicht, was ihn freuet, Fühlt sich in Wonne glühn. Ha! bringen nicht die Töne, So fragt er sich entzückt, Mir Weib und liebe Söhne, Und was mich sonst beglückt? Doch faßt ein heimlich Grauen Den Helden plötzlich an, Er darf nur um sich schauen Und fühlt sich bald ein Mann. Da sieht er schon das Wüthen Der ihm vertrauten Kind, Die sich der Hölle bieten Und unbezwinglich sind. Sie werden fortgezogen Und kennen ihn nicht mehr, Sie toben wie die Wogen Im wildempörten Meer. Was soll er da beginnen? Ihn ruft sein Wort und Pflicht, Ihm wanken selbst die Sinnen, Er kennt sich selber nicht. Da kömmt die Todesstunde Von seinem Freund zurück, Er höret den Burgunde Und sieht den letzten Blick. So schirmt er sein Gemüthe Und steht gewappnet da, Indem kömmt im Gewüthe Der Spielmann selbst ihm nah. Er will den Degen schwingen Und schlagen jenes Haupt: Er hört die Pfeife klingen, Die Kraft ist ihm geraubt. Es stürzen aus den Bergen Gestalten wunderlich, Ein wüstes Heer von Zwergen, Sie nahen grauerlich. Die Söhne sind gefangen Und toben in dem Schwarm, Umsonst ist sein Verlangen, Gelähmt sein tapfrer Arm. Es stürmt der Zug an Besten, An Schlössern wild vorbei, Sie ziehn von Ost nach Westen Mit jauchzendem Geschrei. Eckart ist unter ihnen, Es reißt die Macht ihn hin, Er muß der Hölle dienen, Bezwungen ist sein Sinn. Da nahen sie dem Berge, Aus dem Musik erschallt, Und alsobald die Zwerge Stillstehn und machen Halt. Der Fels springt von einander, Ein bunt Gewimmel drein, Man sieht Gestalten wandern Im wunderlichen Schein. Da faßt er seinen Degen Und spricht: ich bleibe treu! Und haut mit Kraft verwegen In alle Schaaren frei. Die Kinder sind errungen, Sie fliehen durch das Thal, Der Feind noch unbezwungen Mehrt sich zu Eckarts Quaal. Die Zwerge sinken nieder, Sie fassen neuen Muth, Es kommen andre wieder, Und jeder kämpft mit Muth. Da sieht der Held schon ferne Die Kind in Sicherheit, Sprach: nun verlier ich gerne Mein Leben hier im Streit. Sein tapfres Schwerdt thut blinken Im hellen Sonnenstrahl, Die Zwerge niedersinken Zu Haufen dort im Thal. Die Kinder sind entschwunden Im allerfernsten Feld, Da fühlt er seine Wunden, Da stirbt der tapfre Held. So fand er seine Stunde Wild kämpfend wie der Leu, Und blieb noch dem Burgunde Im Tode selber treu. Als nun der Held erschlagen Regiert der älteste Sohn, Dankbar hört man ihn sagen: Eckart hat meinen Thron Erkämpft mit vielen Wunden Und seinem besten Blut, Und alle Lebensstunden Verdank' ich seinem Muth. Bald hört man Wundersagen Im ganzen Land umgehn, Daß, wer es wolle wagen Der Venus Berg zu sehn, Der werde dorten schauen Des treuen Eckart Geist, Der jeden mit Vertrauen Zurück vom Felsen weist. Wo er nach seinem Sterben Noch Schutz und Wache hält. Es preisen alle Erben Eckart den treuen Held.