Begeisterung Romanze. Wie beglückt, wer auf den Flügeln Seiner Phantasieen wandelt, Erde, Wasser, Luft und Himmel Sieht er in dem hohen Gange. Aufgeschlossen sind die Reiche Wo das Gold, die Erze wachsen, Wo Demant, Rubinen keimen, Ruhig sprießen in den Schaalen. Also sieht er auch der Herzen Geister, welche Rathschlag halten, In der Morgen-Abendröthe Lieblich blühende Gestalten. Phantasie im goldnen Meere Wirft, wo sie nur kann, den Anker, Und aus grünen Wogen steigen Blumenvolle Wunder-Lande. Nirgend ruht sie, wer ihr folget An dem schönen Zauberbande, Steigt in 's Innre, schaut die Kräfte Der regierenden Gewalten: Wie aus Wasser alle Welten Hat der ew'ge Trieb erschaffen, Wie das Feuer ihre Wurzel, Die in ihren Kindern pranget; Und das Licht die höchste Blühte, In dem Menschen Lieb' ihr Nahme, Wie sich alles dahin stürzet, Eilt im brünstigen Verlangen. Immer will die Erde aufwärts Liebend an der Sonne hangen, Und das Feuer hält sie innen In sich selber eingefangen; So erbiert sie aus den Sehnen Liebelechzend reine Wasser, Diese sind die Mutter-Thränen, Die ihr fließen von den Wangen: Und sie läßt die Blumen grünen, Keimen läßt sie schöne Pflanzen, Berge, Wälder, Flur sind trunken In der Wonn', im Liebes-Glanze. Dürstend lechzt der Menschenbusen, Seele will hinauf gelangen, Und in tiefster Inbrunst leise Wird des Schaffens Trieb empfangen: Denn das Feuer fängt die Liebe, Und nun kann sie nicht von dannen, Worauf manche tiefe Meister Wissenschaft und Kunst ersannen: Und am herrlichsten, am freisten Die kristallnen Brunnen sprangen, Die in Reimen, die in Tönen Dichtender Begeistrung klangen. Wieder sind es Mutter-Thränen, Daß die Kinder ihr entschwanden, Daß der lieben süßes Leben Um sie in den Steinen starret: Aber drinn steht man das Herze, Das die ganze Welt erlebet, Und der Liebesgeist die Flügel Lauter schwinget im Gesange, Und der Schäfer hört es rauschen Fern an seinem Blumenhange, Und sein Herz in Freude zitternd Will erwiedern, kann nur stammeln.