Abend Wie ist es denn, daß trüb und schwer So alles kömmt, vorüberzieht, Und wechselnd, quälend, immer leer, Das arme Herz in sich verglüht? Kaum gekommen Soll ich scheiden, Kaum entglommen Löschen wieder Alle Freuden, Und der Leiden Dunkle Wolke senkt sich nieder. Aus den Lichtern in die Nacht, Aus den Augen, die mir tagen, Die mein ganzes Herz durchlacht, Bin ich wieder allen Plagen, Dem dürren Leben Zurück gegeben. Wie flücht'ge Augenblicke Mein Glücke! Wie lange, lange Dauer Der Trennung düstre schwere Trauer! – Zurück zu kehren Und dich entbehren! O als ich dich noch nicht gesehn, Da durfte Sehnsucht bei mir seyn, Ein Hoffnungswind in meinen Wünschen wehn, Die Zukunft war ein heller Schein: Jetzt muß ich vom Erinnern kaufen, Was ich kaum zerstreut empfand; Wieder durch die wüsten Haufen, Durch ein unbewohntes Land, Soll ich irre, klagend, schweifen, Und des Glückes goldne Streifen, Auch die letzten, abgewandt. Noch fühl' ich deine Hand, Noch wie im Traume deine Küsse, Noch folgen mir die holden Blicke, Und die Empfindung, daß ich alles misse, Bleibt bei mir zurücke. O Hoffen, Schmachten, Liebesleid und Sehnen, Wie dürst' ich nach den süßen Thränen! O tröste mich doch, eitles Wähnen, So leer du bist, so todt, so nichtig! Verlaßt ihr alle mich so flüchtig? O Gegenwart, wie bist du schnell! Vergangenheit, wie bist du klein! O Zukunft, wie wirst du unendlich seyn! Unendlich wie am Himmelsbogen Die Sterne in die ew'gen Räume steigen, So fühl' ich Stunden, Tage, Monden hergezogen, Und durch mein tiefstes Seyn das trübe Schweigen, Um mich ein unvergänglich Meer von schwarzen Wogen, Und ach! kein grünes Ufer will sich zeigen!