Florenz Schon als Heimisch-Bekannter Grüß' ich deine Stein' und Häuser wieder, Du Wiege Italischer Kunst, Du dem Deutschen verwandtes Land. Schaaren an Schaaren wandeln die armen Gequälten Spanier, Und seufzen in der Ferne Nach der verrathenen Heimath. Freundlich scheinen sie nicht gestimmt, Und aus verzerrtem Verdruß Blickt entstellt Castiliens Stolz. Unfern dem Dome such' ich ein Haus, Da schreitet ernst und feierlich Mit dreiecktem Hut und Tresse, Einen langen Degen schleppend, Mit ellenbreitem Stichblatt, Mit zinnernen Schnallen, die rund Den Schuh und Fuß umgittern, Ein ernster Mann gemessen auf und ab. Ist er ein Pförtner? Ein Castellan? Wo find' ich, red' ich ihn freundlich an, Wohl den und den Pallast? – Prüfenden Blicks betrachtet er mich, Wirft das Haupt zurück Und stemmt die beiden Hände auf seine Hüften; Nach langer feierlicher Pause Beginnt er im schlechten Italiänisch: Ist es mir, als Castilianer, Nicht Strafe des Himmels für Sünden genug, Daß ich im verfluchten Lande In der noch verfluchteren Stadt Hier auf dem allerverfluchtesten Platz muß Wache stehn? Ihr verlangt auch noch, ich soll Euren mehr als allerverfluchtesten Pallast kennen? Da sah ich meinen Irrthum, Und bat den Hochergrimmten In spanischer edelster Mundart Er möge mir verzeihn. Und wie ich ihn öfter Usted genannt Und Castilien und das Volk gepriesen, Ward der Alte freundlich Und klagte in Menschentönen Sein Leid und Ungemach. Am Abend sahn wir uns wieder, Und tranken im guten Florentiner Unsrer neuen Freundschaft.