Das Wasser Romanze. Heilig, reine, milde Fluth, Kind der Liebe, klares Wasser! Als die neue Welt dem Zorne War im ersten Seyn erstarret, Alle Kräfte ihr entflohen Und ihr innres Herz erkaltet, Schwebte sie ein harter Leichnam Durch die leeren Himmelbahnen, In sich keine Lebensgeister, Ueber sich nicht Sternverwandten. Und es regte sich ein Schmerz, Liebe ganz und ganz Erbarmen, In den allerreinsten Himmeln, Legte sich wie weiche Arme Um den stumm gewordnen Busen, Und das Herz drinnen erwarmte: Und es fühlte erst ein Zittern, Dann ein tief erbebend Bangen, Und es riß sich von der Furcht Und dem ungewissen Zagen, Gab sich ganz und voll dem Schmerz hin, Daß umher nur Todten-Halle, Alle Jugend ihm entschwunden Und die Lust erstarb, die alte. Wie die Welt in Schmerz und Wehen, Und Erinnerungen kamen, Und die Himmelsliebe außen Sie noch sanfter, weicher faßte, Wollt' sie sterbend ganz vergehen; Und die starren Riegel sprangen, Und den harten Tod zerriß Nach dem Tode das Verlangen, Heil'ge Lebensthränen, süße, Aus der innern Tiefe rannen Ueber das erblaßte Antlitz, Ueber die entstellten Wangen: Und im Schmerz entzündete Sich die Freude plötzlich, brannte, Und das Licht flog schnell empor, Kehrte wieder und umarmte Sie, die liebe arme Mutter Und das Kind, das heil'ge Wasser: Blumen, grüne Kräuter sproßten, Ströme fluteten und brachen In das Meer, das neu geboren, Und Gestirn' im goldnen Glanze Sahen liebend hoch hernieder, Sonne mit dem klaren Antlitz, Mond mit seinem stillen Troste, Kleine Lichter magisch wandelnd Blumen in der blauen Tiefe; Und die Thiere waren alle Schon in Lebensregung, endlich Kam der fromme Mensch gegangen, Und die Thiere und die Steine, Und die Fische und die Pflanzen, Und die Sterne und die Lichter, Und die Menschen betend dankten Dir Erzeuger, heil'ges, reines, Frucht erregend klares Wasser.