Die Frau spricht 3. Die Nachfolgerin Ich hab meinen ersten Mann gesehn – der ging mit einer! Hütchen, Rock und Bluse (Indanthren) und zwei Kopf kleiner! Sie muß ihn wohl ins Büro begleiten . . . Über den Geschmack ist nicht zu streiten. Na, herzlichen Glückwunsch! Sein Gehirn ist bei der Liebeswahl ganz verkleistert; wenn er siegt, dann ist er allemal schwer begeistert. Ob Languettenhemd, ob teure Seiden – seinetwegen kann man sich in Säcke kleiden . . . Na, herzlichen Glückwunsch! Frau ist Frau. Wie glücklich ist der Mann, dem das gleich ist! Und für sowas zieht man sich nun an! Als ob man reich ist! Das heißt: für ihn . . . ? Wir ziehen unsre Augenbrauen für und gegen alle andern Frauen. Immerhin erwart ich, daß ers merken kann; ich will fühlen, daß ich reizvoll bin. Dreifach spiegeln will ich mich: im Glas, im Neid, im Mann. Und der guckt gar nicht hin. Liebe kostet manche Überwindung . . . Männer sind eine komische Erfindung. · Theobald Tiger Die Weltbühne, 10.12.1929, Nr. 50, S. 880, wieder in: Lerne Lachen.