Im Käfig Hinter den dicken Stäben meiner Ideale lauf ich von einer Wand zur andern Wand. Da draußen gehen Kindermädchen, Generale, Frau Lederhändlerswitwe mit dem Herrn Amant . . . Manchmal sieht einer her. Mit leeren Blicken: Ah so! ein Tiger – ja, das arme Tier . . . Dann sprechen sie von »Tantchen auch was schicken in Pergamentpapier«. Ich möcht so gern hinaus. Ich streck und dehn mich – die habens gut, mit ihrer großen Zeit! Sie sind gewiß nicht rein, und doch: ich sehn mich nach der Gemeinsamkeit, Der Tiger gähnt. Er käm so gern geloffen . . . Doch seines Käfigs Stäbe halten dicht. Und ließ der Wärter selbst die Türe offen: Man geht ja nicht. · Theobald Tiger Die Weltbühne, 30.05.1918, Nr. 22, S. 507, wieder in: Fromme Gesänge.