Bürgerliches Zeitalter Ach, Muse, pack die rote Fahne ein! Und roll sie säuberlich zusammen. Die alten Ideale tu darein – die können keinen mehr entflammen. Die Barrikade und der Aufruhrschrei: das ist vorbei. Die Internationalen prügeln sich. Ums Marx-Bild flicht die Immortellen. Revolutionen werden bürgerlich, der Geist fuhr in die Lohntabellen. Es kloppen viele fürs Proletariat den Danton-Skat. Und während mild sich kabbeln die Partein und Weltreformer teutsch und indisch quarren: schluckt ein Kartell den ganzen Laden ein und lächelt über hunderttausend Narren. Dem Staate bleibt ein Pleitemonopol und das Symbol. Pust, großer Heros, deine Fackel aus! Die Zeit braucht keine Helden – nur Beamte. Verkriech dich in dein Mietskasernenhaus, zu dem dich Gott (und ein Konzern) verdammte. In Überlebensgröße schreiten hoch über uns die Mittelmäßigkeiten . . . Chronos, zurück! Mit deinen Horenschwestern! Der Stil von morgen ist der Stil von gestern. Adieu, adieu – Geist, Weimar und Idol! Lebt wohl! Lebt wohl. · Theobald Tiger Die Weltbühne, 30.03.1922, Nr. 13, S. 332.