7,7 Sieben Jahre und sieben Minuten mußten zwei Arbeiterherzen bluten. Sieben Jahre? Zellenenge, Nächte – Luft! – Visionengedränge. Zehnmal in die Todeskammer – zehnmal den allerletzten Jammer – zehnmal: jetzt ist alles aus. Zehnmal: Grüßt uns die zu Haus! Zehnmal: vor der eignen Bahre. Zum Tode verurteilt sieben Jahre. Sieben Minuten: Das Blut gerinnt. Wißt ihr, wie lang sieben Minuten sind –? Sieben Minuten Krampf und Qual, Muskeln zucken noch ein Mal – Blut kocht in Venen – Hebelgekreisch – es riecht nach angesengtem Fleisch – irr drehn sich Pupillen – das Ding sitzt gebunden 420 lange Sekunden . . . Strom weg. Tot? Hallelujah! Bravo! Bravo, U.S.A. –! Sieben Jahre und sieben Minuten mußten zwei Arbeiterherzen bluten. Sieben Minuten und sieben Jahre – Diesen Schwur an ihrer Bahre: Alle für zwei. Ihr starbt nicht allein. Es soll ihnen nichts vergessen sein. · Theobald Tiger Die Weltbühne, 30.08.1927, Nr. 35, S. 342.