Berolina . . . Claire Waldoff Bei mir – bei mir – da sind sie durchgezogen: die Lektrischen, der Omnibus, der Willy mits Paket. Und eh – se hier schnell um de Ecke bogen, da ham se 'n kleenen Blick riskiert, ob SIE noch oben steht. Nu stelln die Hottentotten mir in ein Lagerhaus; ick seh mank die Klamotten noch wie Brünhilde aus . . . Ick stehe da und streck die Hand aus – der Alexanderplatz, der is perdü! Ick seh noch imma 'n Happen elejant aus, Ick hab nur vorne hab ick zu viel Schüh . . . ! Ick laß se alle untern Arm durchziehn –: ick bindet Wappen von die Stadt Berlin –! Bei mir – bei mir – da denk ick: Nu verzieht ich! Mit meine Würde paß ick nich – in den modernen Schwof. Denn fier – Berlin da war ick jrade richtich: pompös, verdreckt un anjestoobt und hinten 'n bisken doof. Nu blasen die Musieker, geschieden, das muß sein . . . sogar die Akademieker, die setzen sich für mir ein . . . Ich stehe da und streck die Hand aus; der Alexanderplatz, der is perdü! Ick seh noch alle Tage elejant aus – ick hab nur vorne hab ick zu viel Schüh! Nu muß ick jehn. Nu wert a balde lesen: Mir hamse injeschmolzn. Laßt ma ziehn! Ick hab euch jern. Es wah doch schön jewesen: als Wappen von die olle Stadt Berlin –! · Theobald Tiger Die Weltbühne, 27.08.1929, Nr. 35, S. 319.