2. Nun soll ich sagen und singen Von Trommeten- und Schwerterklang, Und hör doch Schalmeien klingen, Und höre der Lerchen Gesang. Nun soll ich singen und sagen Von Leichen und von Tod, Und seh doch die Bäum ausschlagen Und sprießen die Blümlein rot. Nur von Goldmar will ich melden, Ihr hättet es nicht gedacht: Er war der erste der Helden, Wie bei Frauen, so in der Schlacht. Er gewann die Burg im Sturme, Steckt' auf sein Siegspanier; Da stieg aus tiefem Turme Der alte König herfür. »O Sonn! o ihr Berge drüben! O Feld und o grüner Wald! Wie seid ihr so jung geblieben, Und ich bin worden so alt!« Mit reichem Glanz und Schalle Das Siegesfest begann; Doch wer nicht saß in der Halle, Das nicht beschreiben kann. Und wär ich auch gesessen Dort in der Gäste Reihn, Doch hätt ich das andre vergessen Ob all dem edeln Wein. Da tät zu Goldmar sprechen Der königliche Greis: »Ich geb ein Lanzenbrechen, Was setz ich euch zum Preis?« »Herr König hochgeboren, So setzet uns zum Preis Statt goldner Helm und Sporen Einen Stab und ein Lämmlein weiß!« Um was sonst Schäfer laufen In die Wett im Blumengefild, Drum sah man die Ritterhaufen Sich tummeln mit Lanz und Schild. Da warf die Ritter alle Herr Goldmar in den Kreis; Er empfing bei Trommetenschalle Einen Stab und ein Lämmlein weiß. Und wieder begann zu sprechen Der königliche Greis: »Ich geb ein neues Stechen Und setz einen höhern Preis. Wohl setz ich euch zum Lohne Nicht eitel Spiel und Tand, Ich setz euch meine Krone Aus der schönsten Königin Hand.« Wie glühten da die Gäste Beim hohen Trommetenschall! Wollt jeder tun das Beste, Herr Goldmar warf sie all. Der König stand im Gaden Mit Frauen und mit Herrn, Er ließ Herrn Goldmar laden, Der Ritter Blum und Stern. Da kam der Held im Streite, Den Schäferstab in der Hand, Das Lämmlein weiß zur Seite An rosenfarbem Band. Der König sprach: »Ich lohne Dir nicht mit Spiel und Tand, Ich gebe dir meine Krone Aus der schönsten Königin Hand.« Er sprach's und schlug zurücke Den Schleier der Königin. Herr Goldmar mit keinem Blicke Wollt sehen nach ihr hin. »Keine Königin soll mich gewinnen Und keiner Krone Strahl, Ich trachte mit allen Sinnen Nach der Schäferin im Tal. Ich will zum Gruß ihr bieten Das Lämmlein und den Stab. So mög euch Gott behüten! Ich zieh ins Tal hinab.« Da rief eine Stimm so helle, Und ihm ward mit einemmal, Als sängen die Vögel am Quelle, Als glänzten die Blumen im Tal. Die Augen tät er heben, Die Schäferin vor ihm stand, Mit reichem Geschmeid umgeben, Die blanke Kron in der Hand. »Willkommen, du viel Schlimmer, In meines Vaters Haus! Sprich! willst du ziehn noch immer Ins grüne Tal hinaus? So nimm doch zuvor die Krone, Die du mir ließest zum Pfand! Mit Wucher ich dir lohne, Sie herrscht nun über zwei Land.« Nicht länger blieben sie stehen Das eine vom andern fern. Was weiter nun geschehen, Das wüßtet ihr wohl gern? Und wollt es ein Mädchen wissen, Dem tät ich's plötzlich kund, Dürft ich sie umfahn und küssen Auf den rosenroten Mund.