An Chloen So weiß nun Chloe mein Verlangen? Mein Auge sagt es ihr vielleicht, Das nach den Rosen ihrer Wangen Durch manchen Umweg lüstern schleicht. Sie übersieht nicht meine Blicke: Ihr Auge sieht mich schalkhaft an, Zwar nur im Flug und schnell zurücke; Doch daß ichs wohl bemerken kann. Oft blitzen, von Gefahr begleitet, Die blauen Augen frey auf mich, Aus welchen Amor mich bestreitet, Der stets aus ihnen siegreich wich. Ich kann die Grazien darinnen Ein schmeichlend Lächeln bilden sehn. Das überrascht mir Herz und Sinnen: Wer mag demselben widerstehn? Ihr Arm (kein Schnee gleicht seiner Weisse,) Fliegt aus dem Fenster in die Luft, Aus einem ungewohnten Fleisse, Der meine Sehnsucht sinnreich ruft. Nun schaut sie rückwärts, schlau gestrecket, Bis sich die volle Brust empört, Und halb entwischt und, unverdecket, Auch eines Cato Ruhe stört. Ich aber steh' und strampf und glühe Und flieh im Geiste hin zu ihr, Und bin, indem ich immer fliehe, Zwar unstät und doch immer hier: Weil, bis mich Glück und Freundschaft retten, Die oft ein langer Schlaf befällt; Mich hier, mit Diamantnen Ketten, Das Schicksal angefesselt hält.