Demüthigung vor Gott Darf sich der arme Mensch erheben, Vor dir, Allmächtiger, der Staub? Bor dir, der alles ihm gegeben, Worauf er pocht, als einen Raub? Und kannst du ihm nicht wieder nehmen, Was du ihm gabst, und er vergißt, Damit der stolze Staub sich schämen Und fühlen müsse, was er ist? Du ziehst dem aufgeblasnen Reichen Den Purpur seiner Hoheit aus, Und setzest ihn zu einem Zeichen, Ihn und sein übermüthig Haus. Du hauchest rosenvolle Wangen Am frühen Morgen zürnend an, Und noch vor Abend ist vergangen, Was tausend mit Entzücken sahn. Das Leben steht in deinen Händen: Nach deinem Winke würgt der Tod; Und würgt auch zwischen Marmorwänden Und beym Altar, und eh er droht. Auch mich ruft einst die finstre Höhle! Doch bis die irdne Hütte bricht, Entzeuch, ich flehe, meiner Seele Den Funken deiner Gottheit nicht! Nimm, wenn ich eine Welt gewönne, Nimm nicht mein himmlisch Vorrecht hin, Daß ich dich menschlich preisen könne, So lang ich unter Menschen bin! Erhalte mir, was du gegeben! Denn diese Seele mit Verstand, Und was ich habe, Leib und Leben, Hab ich aus deiner Vaterhand. So sing ich jeden neuen Morgen, So sing ich, wann die schwarze Nacht Den Schauplatz der Natur verborgen, Und nur das Heer des Himmels wacht.