Morgenlied der Schäfer Die düstre Nacht ist hin; Die Sonne kehret wieder. Ermuntre dich, mein Sinn! Und dichte Freudenlieder. Laßt, was mein Herz begehrt, Auch diesen Tag geschehen, Ihr Götter, die ihr hört, Wann fromme Hirten flehen. Gebt mir ein weises Herz, Das allen Gram verfluche; Und mehr den Jugendscherz, Als Gold und Sorgen suche. Es rufe nie die Nacht Den güldnen Tag zu Grabe, Bis ich mich satt gelacht, Das ist, gelebet habe. Schützt Amors frohes Reich Und auch die frohen Reben; Daß Lieb und Wein zugleich Stets iedes Herz beleben. Wird Bacchum Geiz und List Mit Wasserbädern schwächen; Wird stündlich nicht geküßt: So wollet ihr es rächen. Nie soll ein artig Kind Die wilde Strenge lieben. Nur die nicht artig sind, Laßt Grausamkeit verüben. Auch segnet nun den May, Der manche zärtlich machte; Daß keine Schöne sey, Die nicht nach Küssen schmachte. Wenn mancher, den ihr wißt, Sich doch verleugnen könnte, Daß, was ihm unnütz ist, Er seinem Nächsten gönnte! Was soll der schwache Mann Beym jungen Weibgen keichen? Was er nicht brauchen kann, Das gönn er meines gleichen. So müsse meine Brust Ein ieder Tag entzücken, Und eine frische Lust Mit ieder Nacht beglücken! Bey Mädchen und bey Wein, Mit Blumen um die Haare, Will ich euch dankbar seyn, Im Frühling meiner Jahre.