Die Strafgerichte Gottes Gott ist die Liebe selbst, und seine Menschenhuld Ist reich an schonender Geduld. Doch wann die Erde sich empöret, Und allen Lastern dienstbar fröhnt, Entbrennt sein Eifer, und verzehret Den Sünder, der ihn höhnt. Die furchtbarn Plagen stehn auf seinen Wink bereit, Zum Dienste der Gerechtigkeit: Der Krieg im blutigen Gewande Geht würgend aus auf sein Geboth: Die Pest fliegt über ganze Lande, Begleitet von dem Tod. Es zittert die Natur, wann sich der Höchste regt: Die Erde bebt und wird bewegt, Wenn auf den Fittigen der Winde Gott unter schwarzen Wolken geht, Und eines ganzen Volkes Sünde Vor seinem Antlitz steht. Ein Ungewitter braust, mit ungestümem Lauf, Auch über uns vom Herrn herauf! Gott Zebaoth will uns vernichten! Doch laßt uns ihm entgegen gehn, Und seinen drohenden Gerichten Durch Buße widerstehn! O schone, schone noch! Vertilg uns nicht, als Feind, Gott, unser Schöpfer, unser Freund! Du dürstest nicht nach unserm Blute: Nimmt aber Bosheit überhand, So besserst du mit schärfrer Ruthe Ein ungehorsam Land. So ruchlos ist die Welt, als herrschte Gott nicht hier! Ihr Sünder, soll er seyn, wie ihr, Und schweigen, da die Unschuld schreyet, Und ihr den Armen unterdrückt, Der Unzucht euch zu Sklaven weihet, Und euch mit Schande schmückt? Der Allerheiligste, den ganze Rotten schmähn, Soll eure Gräuel schweigend sehn, Wann ihr das Recht um Geld verhandelt, Euch mit der Wittwen Erndte speist; Wann jeder Frevel nackend wandelt, Und nicht mehr Frevel heißt? Erwartet ihr von Gott, in ganz verderbter Zeit, Nur Güte, nicht Gerechtigkeit? Die Erde soll sein Lob verkünden; Er offenbart sich durch die Welt: Ihr aber habt, mit schwarzen Sünden, Der Schöpfung Reiz entstellt! Entwaffnet seinen Grimm! Der Bogen liegt gespannt, In seiner aufgehobnen Hand. Bald holt er, mit entflammten Pfeilen, Euch auf dem Wege Sodoms ein: Dann werdet ihr um Hülfe heulen, Und wird kein Helfer seyn.