An Galathee Fleuch, Galathee! den Stolz verlebter Schönen! Schilt auf die Liebe nicht. Du wirst sie nur mit falschen Lippen höhnen: Dein Auge widerspricht. Es müsse dich die süsse Leyer lehren, Die überredend klingt, Und, wie man glaubt, trotz heuchlerischem Wehren, Von manchem spröden Mund oft manchen Kuß erzwingt. Der Liebesgott schlief unter Myrthenbüschen, In Bluhmen hingestreckt; Und ließ im Schlaf durch Nymphen sich erwischen, Die er so oft erschreckt. Nur eingedenk, wie Amor sie geplaget, Nicht, wie er sie entzückt, Verübten sie, was niemand noch gewaget: Sie fesselten den Gott, der Götter selbst bestrickt. Der schlaue Gott sah, als er schnell erwachte, Den ihm gespielten Streich. O loses Volk! sprach dieser Schalk und lachte; Wie listig rächt ihr euch! Ich läugne nicht, was ich an euch begangen: Ich macht' euch tausend Pein. Besänftigt euch! nun habt ihr mich gefangen: Ihr werdet ungequält und ungeküsset seyn. Und ungeküsst? welch grausamer Gedanke! Man dachte reifer nach, Und sah beschämt, wie dem verwegnen Zanke Das Herze widersprach. Sie thaten – was? was alle Mädchen thäten! Sie banden Amorn los, Und Amor flog, da sie um Gnade flehten, Von ihnen lachend weg in seiner Mutter Schoos.