Die Lyrische Muse Wohin, wohin reißt mich die strenge Wut? Seht, auf der Ode kühnen Flügeln Entweich ich, voller Glut, Der blödern Musen Blick und diesen stillen Hügeln. Ich fliehe nun der Sterblichen Revier; Ich eil in unbeflogne Höhen. Sie keichet hinter mir Der Vogel Jupiters und kann mich nicht mehr sehen! Ja, bis dahin, wo mein entzücktes Ohr Der Sphären Harmonie verwirret, O Muse! fleug mir vor, Du, deren freyer Flug oft irrt, nie sich verirret. Dir folg' ich nach, auch wann du trunken glühst, Und in den ungebahnten Haynen Mit Libers Priestern ziehst, Wo keine Muse ging und andre Sterne scheinen. Wann du mich führst und mich Lyäus ruft, Was soll den kühnen Dichter schrecken? In welcher fernen Kluft Wird meiner Leyer Scherz ein schlafend Echo wecken? Denn nur von Lust erklingt mein Saitenspiel, Und nicht von Leichenvollem Sande Und kriegrischem Gewühl Und vom gekrönten Sieg im blutigen Gewande. Die Zeit ist hin, da manchmal noch zum Dank An eines klugen Helden Seiten Die Muse Nektar trank, Durch die er ewig lebt und glänzt durch alle Zeiten. Wie Phosphor glänzt, der um den Morgenthau Aus Thetis Armen sich entziehet Und ans gestirnte Blau Mit vollem Schimmer trit und vom Olympus siehet. Ein Sternenheer, das letzte Chor der Nacht, Traurt um ihn her in mattem Lichte. Die Welt indeß erwacht, Und Nacht und Schatten fliehn vor seinem Angesichte.