41. Die Dorfjugend 1. April 1790. Horch, der Küster beiert, Mädchen, weiß und zart: Morgen wird gefeiert, Denk' ich, Himmelfahrt. Dann ist keine Schule, Dann wird Rad und Spule Samt dem Zeichentuch verwahrt. Glatt im Sonntagsjäckchen Mußt du morgen sein, Buntgewirkt das Röckchen, Tuch und Schürze fein; Und die blanke Mütze Samt den Schnallen blitze, Wie du gehst, im Sonnenschein. Längs dem Kirchengange Gafft dich alles an: Seht die schmucke Lange! Seht, sie wächst heran! Selbst der Pfarrer bücket Fromm das Haupt, und blicket, Was sein Auge blicken kann. Aber ich, dein Lieber, Ist das Wetter schön, Werde gegenüber Auch im Schmucke stehn, Und bei Saitenklange, Predigt und Gesange, Dich nur hören, dich nur sehn. Nachmittags dann holen, Liebchen, du und ich, Sträußer von Violen, Kränz' aus Möserich; Und wo grün von Zweigen Junge Mai'n sich neigen, Lagert man am Hügel sich. Schön in Strauß und Kranze, Schön wie eine Braut, Folgst du mir zum Tanze Sittsam und vertraut: Da wird frisch gesungen Und herumgesprungen, Nach des blinden Fiedlers Laut. Mit Gekreisch und Juchen Schwärmt des Dorfs Gewühl Dann um Nüß' und Kuchen Und ein Pfänderspiel. Aber, kleine Dirne, Gieb mir acht, ich zürne, Küssest du mir allzu viel!