15. An Klopstock 3. April 1773. Tritt hin, mein Lied! Tritt mutig vors Angesicht Des Sioniten! Zittre, wer Frevler ist! Du, keines Knecht, selbst sein nicht! weihtest Frühe dich Gott und dem Vaterlande! In hoher Wolke feiert den Ewigen Der Ruf des Donners; aber ihn feiert auch Des Halmes Grille, die dem Schnitter Fröhlichkeit singt und der jungen Hirtin. Hat nicht Eloa seinen Gesang geehrt? Sprecht, Edens Wonnen, welch' ihm der Seraph schuf! Und er, von seinem Tabor, sollte Stolz auf den Jünglingsgesang herabschaun? Mann Gottes, wahrlich! kannst es nicht! kannst mein Herz Nicht so betrüben! Schmeichler umarmte mich Mein Bruder? rief mir falschen Beifall? Mädchen, du weintest mir Heuchelthränen? Still, meine Seele! Wahrlich! er kann es nicht!... Und wenn sein Antlitz Segen mir lächelte? »Getrost, mein Sohn! du singst der Eiche Würdiger einst, und der Palme Sions!«... O dann, ihr Brüder, schwur ich mit euch dem Herrn! Dann kniet' ich einsamweinend, als Knabe schon, Vor meinem Gott, und fleht' um Weisheit; Und mich umschwoll's, wie Gesang des Himmels! Dann räch' ich, Unschuld, dich mit Jehovahs Kraft An Satans Priestern! an den Verrätern dich Mein Vaterland! des Pöbels Hohnruf Trotzend, und trotzend dem Wink des Wütrichs!