38. Warnung An Stolberg. 8.–9. August 1780. Freies Sinns Aufhellung gespäht und Wahrheit, Sonder Scheu, ob Papst und Tyrann durch Machtspruch Geistesflug einzwäng'; und geübt mit reiner Seele, was recht ist! Das allein schafft heiteren Blick zur Gottheit: Das allein Gleichmut, wenn im Strom des Lebens Sanft der Kahn fortwallt, wenn gebäumt von Sturmwind Toset die Brandung; Das allein auch glättet am trüben Ausfluß Durch den Meerschwall Bahn zu dem stillen Eiland, Wo uns Freund', Urväter und Weis' aus allem Volke begrüßen. Keine Ruh', Einschläferung nur mit Angsttraum, Schafft dir Mönchsablaß um Verdienst des andern, Augendrehn, Räuchwerk und Kastein, und Bannspruch Plärrendes Anflehns. Du zum Licht zwangloser Vernunft von Luther Miterkämpft, du Forscher der Offenbarung, Du im Anhauch griechischer Luft gehobner Adler der Freiheit! Du verkennst Erbtugend und Schwung zum Äther? Und, o Schmach! demütigest dich in grauser Hildebrand' unmenschlichen Fron, dich dumpfem Glauben verpflichtend, Pfaffenknecht? Ab schwörest du Licht und Wahrheit? Am Altarschmaus dann des gebacknen Gottes Schnaubst du dem, was Menschen vom Tier erhebet, Haß und Verfolgung? Hör', o Stolberg; Worte von Gott verkünd' ich Alter Freund. Mißtraue der Priestersatzung, Wenn den Abgott auch der Sirene Zauber- Stimme beschönigt! Schau', wie dort aufstarrender Pfaffen Chortanz Um des Abgotts Opferaltar einherhinkt: »Gott, allein uns Gott! o gesegn' allein uns, Fluche den andern! Unser Schrein, ach! unsre Gelübd' erhör' uns, Unsres Leibs Blutströme! das Blut Verklärter, Die für uns abbüßten!« Umsonst! denn ohrlos Schläft er, und herzlos! Fleuch, o fleuch, Stolberg, wie des Turbanträgers Und des knoblauchduftigen Rabbis Messer, Fleuch gebetabkugelnder Glatzenpfäfflein Tand und Bethörung!